Memorandum
„Pflege braucht bessere Rahmenbedingungen“
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Einrichtungen und Diensten der Altenpflege leisten einen für unsere Gesellschaft unverzichtbaren und wertvollen Beitrag, der Anerkennung und Wertschätzung verdient.
Gute Pflege braucht aber gute Rahmen- und Arbeitsbedingungen. Diese haben sich seit einiger Zeit verschlechtert. Pflegekräfte sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit angekommen und die Pflegedienstleitungen fordern die Politik auf zu handeln.
Mehr Pflegebedürftige – weniger Pflegekräfte
Unsere Gesellschaft befindet sich inmitten umfassender sozialer und gesundheitspolitischer Veränderungsprozesse. Der Anteil der über 60-Jährigen wird von derzeit etwa 25 Prozent auf über 33 Prozent steigen; damit wird auch der Anteil der pflegebedürftigen Menschen deutlich höher sein. Der Bedarf an professioneller ambulanter und stationärer Versorgung und die damit verbundene Nachfrage nach Pflegekräften nehmen zu. In Baden-Württemberg werden, ausgehend von Vorausberechnungen, im Jahr 2030 rund 60.000 zusätzliche Pflegekräfte gebraucht. Demgegenüber steht jedoch eine demografisch bedingte Abnahme der Anzahl junger Menschen. So stellt sich die dringliche Frage, wer zukünftig für die unverzichtbare Aufgabe der professionellen Pflege zur Verfügung steht, Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zu beraten, anzuleiten und zu unterstützen, mit dem Ziel deren Lebensqualität zu sichern und zu fördern.
Alle müssen Verantwortung übernehmen
Eine gute Pflege und Versorgung älterer Menschen muss das Ziel und Interesse eines funktionierenden Gemeinwesens sein. Die Pflege braucht mehr gesellschaftliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung, bessere Rahmenbedingungen und sie muss angemessen honoriert werden, um den Beruf attraktiver zu gestalten. Auch eine stärkere Anerkennung von freiwilligem, sozialem Engagement wird dazu beitragen, dass junge Menschen zum Beispiel nach einem Freiwilligen Sozialen Jahr, sich für einen Pflegeberuf entscheiden.
Pflegekräfte zwischen Motivation und Herausforderungen
Die Pflegeeinrichtungen haben den Anspruch, Pflege und Versorgung in hoher Qualität
zu bieten - dafür setzen sich qualifizierte, engagierte und motivierte Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter ein. Pflegekräfte übernehmen eine Schlüsselrolle, sorgen für ein gutes
Miteinander mit Angehörigen und anderen Berufsgruppen, stehen für Innovation
und Teamgeist in den Einrichtungen. Die Aufgabe, pflegebedürftige Menschen nach
ihren Bedürfnissen, ihrer individuellen Lebenssituation und nach ihrem speziellen
Pflegebedarf zu versorgen, erfüllen Pflegekräfte aus Überzeugung und sie erleben
diese Arbeit auch als sinnstiftend.
In Pflegeeinrichtungen nimmt die Anzahl der Menschen mit Demenz und
herausforderndem Verhalten, mit chronischen Schmerzzuständen und mit chronisch
psychischen Erkrankungen zu. Auch die frühe Entlassung aus dem Krankenhaus
führt zu größeren Anforderungen an die Pflegekräfte. Das bedeutet zum Teil intensive
palliative Pflege und Begleitung der Pflegebedürftigen und damit verbunden
komplexe ethische Fragestellungen. Diese Anforderungen sind bei gleichbleibender
Personalausstattung, die sich in den letzten 20 Jahren nicht verändert hat, kaum noch
zu leisten.
Diese veränderten Rahmenbedingungen in der Pflege haben zur Folge, dass viele
Pflegekräfte dauerhaft psychischen und körperlichen Belastungen ausgesetzt
sind und aus dem Beruf ausscheiden. Der Anspruch der Pflegekräfte, trotz der
steigenden Belastungen ihre Arbeit mit hoher Professionalität ihrem Berufsverständnis
entsprechend zu erfüllen, führt dauerhaft zu Überforderung.
So gehen der Pflege mit ihrem wichtigen gesellschaftlichen Auftrag, kompetente und
engagierte Pflegekräfte verloren.
Mangelnde finanzielle und personelle Ausstattung
Die Pflegekassen machen die Zusage, eine hochwertige Pflege zu gewährleisten, die
sich am aktuellen wissenschaftlichen Stand orientiert. Diesem Ziel sehen sich auch die
Pflegekräfte verpflichtet.
Damit sind jedoch zusätzliche Aufgaben verbunden; neue und gesicherte Erkenntnisse
aus der Pflegeforschung sind in den Pflegealltag zu integrieren und machen
eingehende Information, Beratung und Anleitung der Pflegebedürftigen und ihrer
Angehörigen erforderlich. Neben einer hohen Fachlichkeit der Pflegekräfte bedeutet
dies den Einsatz zusätzlicher zeitlicher und finanzieller Ressourcen.
Doch die gegenwärtige finanzielle, aber auch die personelle Ausstattung in den
Einrichtungen wird den derzeitigen Entwicklungen und Erfordernissen nicht mehr
gerecht.
Bürokratischer Aufwand bindet Zeit
Immer umfangreichere Dokumentations- und Kontrollanforderungen bei
gleichbleibendem Personalschlüssel entziehen der direkten pflegerischen Versorgung
die Ressourcen. Die Anforderungen aus den externen Kontrollen engen zudem die
Handlungsspielräume der Einrichtungen und ihren Pflegeteams ein und beeinträchtigen
die einrichtungsspezifische Qualitätsentwicklung. Die Diskrepanz zwischen den
von außen gestellten Anforderungen und den tatsächlichen Ressourcen in den
Pflegeeinrichtungen verschärft sich offenkundig.
Forderungen an die Qualitätssicherung und deren Transparenz sind berechtigt, wenn
sie tatsächlich zur Verbesserung oder Weiterentwicklung der Ergebnisqualität führen
und den pflegebedürftigen Menschen zugute kommen.
Um auch in Zukunft eine qualitativ gute Versorgung und Pflege sicherzustellen,
ist es notwendig, dass alle Akteure im Gesundheits- und im Gemeinwesen je ihre
eigene Verantwortung übernehmen und ihren Beitrag zur Lösung der Probleme
leisten. Pflegekräfte sind dazu bereit und sie fordern die anderen Sozialpartner auf, in
Diskussion zu kommen, aktiv zu werden und die folgenden notwendigen Forderungen
zu unterstützen:
Wir fordern:
• einen sachlichen, offenen Dialog zum Thema Pflege zwischen Politik, Verbänden,
Trägern, Einrichtungen und Pflegepersonen, mit dem Ziel zu definieren, was die
Gesellschaft bereit ist, für gute Pflege zu bezahlen
• die Stärkung der Pflegeversicherung durch höhere Beiträge und mehr finanzielle
Entlastung der Pflegebedürftigen
• die Umsetzung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffes , damit
pflegebedürftige Menschen Leistungen erhalten, die sie entsprechend ihrer
Lebenssituation benötigen
• eine realistische Personalausstattung, die mit fundierten
Personalbemessungsverfahren erfasst wird
• angemessene Honorierung und Refinanzierung von Aufgaben wie fachliche
Weiterentwicklung, Implementierung von Expertenstandards, Praxisanleitung,
Aufgaben der Ausbildung, z.B. Entwicklung sozialer Kompetenzen, ethische
Fallbesprechungen usw.
• die zügige Umsetzung der im Rahmen der Pflegereform angekündigten
Maßnahmen zur Entbürokratisierung in der Pflege
• weniger externe Kontrollen und Vorgaben, mehr Handlungsspielräume für die
Einrichtungen und die Pflegeteams mit dem Ziel die interne Qualitätsentwicklung zu
stärken
• die Abschaffung von Doppel- und Mehrfachprüfungen
• die verstärkte Anerkennung und Honorierung von freiwilligem Engagement in
unserer Gesellschaft mit dem Ziel mehr junge Menschen für die Pflege zu gewinnen
• die Stärkung der Interessenvertretung in der Pflege (z.B. durch Einführung einer
Pflegekammer)
Forum Pflege
Württembergischer Evangelischer Fachverband für Altenhilfe
V.i.S.d.P.
Judith Klett-Schmidt
Diakonisches Werk Württemberg
Heilbronner Straße 180
Telefon: 0711 / 16 56 - 312
E-Mail: klett-schmidt.j@diakonie-wue.de
www.diakonie-wuerttemberg.de
An der Formulierung und Übergabe des Memorandums an Sozialministerin
Katrin Altpeter, MdL am 25. Juni 2013 waren beteiligt: Hans-Peter Besteck, Hausund
Pflegedienstleitung Samariterstift Ammerbuch; Dagmar Hennings, Regionalleitung
Zieglersche, Altenhilfe; Heiko Lorenz, Pflegedienstleitung Seniorenstift Marbach;
Angela Roller, Pflegedienstleitung Evangelischer Diakonieverein Sindelfingen; Katja
Thiele, Pflegedienstleitung Wilhelmshilfe, Pflegeheim Bartenbach; Steffen Till,
Evangelische Heimstiftung, Referat Pflege.
Pflege braucht bessere Rahmenbedingungen - Memorandum
Moderator: WernerSchell
Pflegerische Leitlinien und Standards im Überblick
» » Recherchieren leicht gemacht: Pflegerische Leitlinien und Standards im Überblick
In den vergangenen zehn Jahren wurde für die Pflege in Deutschland eine Vielzahl von Leitlinien und leitlinienähnlichen Dokumenten, wie Expertenstandards oder HTA-Berichte, entwickelt. Bisher fehlte es aber in der Pflege an einem systematischen, webbasierten Überblick über diese fachlichen Qualitätsmaßstäbe. Vor diesem Hintergrund hat das ZQP jüngst ein zentrales Online-Verzeichnis zu pflegerischen Leitlinien und Standards aufgebaut.
Es bietet Pflegepraktikern, Pflegewissenschaftlern aber auch interessierten Verbrauchern umfängliche Recherchefunktionen und umfasst derzeit 90 deutsch- und englischsprachige Qualitätssicherungsdokumente. Auf der Jahrestagung des „Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin“ im März wurde der neue ZQP-Online-Dienst den anwesenden Expertinnen und Experten erstmals vorgestellt. Die Resonanz übertraf hierbei alle Erwartungen: Bereits wenige Tage nach der Präsentation wurde über 3000 Mal auf die neue Datenbank der Stiftung zugegriffen.
Testen Sie die neue Datenbank des ZQP
http://lls.zqp.de/
Quelle: Mitteilung vom 10.04.2014
Zentrum für Qualität in der Pflege
Reinhardtstraße 45 | 10117 Berlin
+49 30 27 59 39 50
In den vergangenen zehn Jahren wurde für die Pflege in Deutschland eine Vielzahl von Leitlinien und leitlinienähnlichen Dokumenten, wie Expertenstandards oder HTA-Berichte, entwickelt. Bisher fehlte es aber in der Pflege an einem systematischen, webbasierten Überblick über diese fachlichen Qualitätsmaßstäbe. Vor diesem Hintergrund hat das ZQP jüngst ein zentrales Online-Verzeichnis zu pflegerischen Leitlinien und Standards aufgebaut.
Es bietet Pflegepraktikern, Pflegewissenschaftlern aber auch interessierten Verbrauchern umfängliche Recherchefunktionen und umfasst derzeit 90 deutsch- und englischsprachige Qualitätssicherungsdokumente. Auf der Jahrestagung des „Deutschen Netzwerks für evidenzbasierte Medizin“ im März wurde der neue ZQP-Online-Dienst den anwesenden Expertinnen und Experten erstmals vorgestellt. Die Resonanz übertraf hierbei alle Erwartungen: Bereits wenige Tage nach der Präsentation wurde über 3000 Mal auf die neue Datenbank der Stiftung zugegriffen.
Testen Sie die neue Datenbank des ZQP
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Quelle: Mitteilung vom 10.04.2014
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Pflegeexperte Werner Schell im Interview ...
Pflegeexperte Werner Schell im Interview mit Prof Dr. Volker Großkopf beim JuraHealth Congress 15.05.2014 - "Mein (Das) Recht auf Mobilität": Werner Schell beantwortet Prof. Dr. Volker Großkopf Fragen nach den drängenden Problemen in der Pflegeversorgung. Ist der neue Expertenstandard zur "Erhaltung und Förderung der Mobilität in der Pflege" ein Segen oder eine Bürde? - Interview veröffentlich bei Youtube am 19.05.2014 (Dauer: 3,27 Minuten): 
- > https://www.youtube.com/watch?v=KXX7VYo ... e=youtu.be

- > https://www.youtube.com/watch?v=KXX7VYo ... e=youtu.be
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Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege
Wertschätzung und Anerkennung für die Pflege
Zitat der Woche (in CAREkonkret, Ausgabe vom 06.06.2014):
"Wenn Zeitungskommentatoren schreiben, ´lieber im Knast als im Pflegeheim`,
dann sind das Unverschämtheiten gegenüber den Pflegekräften, die tagtäglich
eine eindrucksvolle Arbeit leisten."
Quelle: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor rund 1.500 Gästen der 50-Jahr-Feier des
Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) im Theater am Potsdamer Platz in Berlin.

Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, und Hermann Gröhe, Bundesgesundheitsminister,
beim Pflegetreff am 13.05.2015 in Neuss-Erfttal
Zitat der Woche (in CAREkonkret, Ausgabe vom 06.06.2014):
"Wenn Zeitungskommentatoren schreiben, ´lieber im Knast als im Pflegeheim`,
dann sind das Unverschämtheiten gegenüber den Pflegekräften, die tagtäglich
eine eindrucksvolle Arbeit leisten."
Quelle: Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) vor rund 1.500 Gästen der 50-Jahr-Feier des
Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) im Theater am Potsdamer Platz in Berlin.

Werner Schell, Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, und Hermann Gröhe, Bundesgesundheitsminister,
beim Pflegetreff am 13.05.2015 in Neuss-Erfttal