Aktiv gegen Osteoporose!
Die Gesellschaft für Ernährungsmedizin: Eine weit verbreitete und gefürchtete Erkrankung ist durch einen gesunden Lebensstil weitestgehend vermeidbar
diaita - Aachen, den 04.05.04:
Die Zahl der an Osteoporose Erkrankten ist insbesondere bei älteren Frauen besonders hoch, berichtet heute Diplom Oecotrophologin Heike Knöpfel von der Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik in Bad Aachen. Gesellschaftssprecher Sven-David Müller empfiehlt eine ausreichende Zufuhr der knochen-wichtigen Mikronährstoffe Calcium, Vitamin D3, Vitamin K1, Kupfer sowie Fluor zur Vorbeugung der Osteoporose ebenso wie ausreichende Bewegung. In Deutschland sind circa acht Millionen Menschen an der Osteoporose erkrankt. Den Großteil der Betroffenen bilden Frauen, insbesondere nach den Wechseljahren. Bei der Osteoporose handelt es sich um eine systemische Erkrankung, bei der sich die Knochenmasse über das im Alterungsprozess normale Maß hinaus verringert. Während es im Kindes- und Jugendalter zu einer stetigen Zunahme an Größe, Stabilität und Mineralgehalt des Knochens kommt, ist im dritten Lebensjahrzehnt die maximale Knochenmasse erreicht. Im Anschluss hieran kommt es physiologisch zu einem allmählichen Verlust der Knochenmasse. Insbesondere Frauen weisen einen erhöhten Knochenabbau auf, was mit dem veränderten Hormonhaushalt nach den Wechseljahren zusammenhängt. Hier fallen die für den Calciumhaushalt bedeutsamen Hormone ab und ebenfalls sinkt die Aufnahme von Calcium in den Körper. Durch die bei der Osteoporose krankhaft verringerte Knochenmasse kommt es zu einem erhöhten Frakturrisiko. Besonders folgenschwer sind Brüche der Wirbelkörper sowie der Hüftgelenksknochen. Diese kommen gehäuft bei Senioren vor, die hierdurch gravierenden Folgen wie Bettlägerigkeit ausgeliefert sind. Die Bedeutung dieser häufigen Erkrankung wird in unserer Gesellschaft häufig leider verkannt, da es sich um einen langwierigen Prozess handelt, der schleichend verläuft. Gerade in jungen Jahren kann viel für den Aufbau eines stabilen Knochens getan werden. Da der Erkrankungsgipfel sich jedoch erst im höheren Alter ansiedelt, ist die Problematik bei vielen jungen Menschen nicht präsent. Die Entstehung einer Osteoporose ist jedoch auch für Frauen nach den Wechseljahren kein unausweichliches Schicksal. Eine wichtige Komponente zur Vorbeugung ist ausreichende Bewegung, beispielsweise in Form von Schwimmen, Radfahren oder Walking. Die zweite wichtige Komponente umfasst eine ausgewogene Ernährung und hiermit eine ausreichende Zufuhr der für den Knochenstoffwechsel wichtigen Mikronährstoffe Calcium, Vitamin D3, Vitamin K1, Kupfer sowie Fluor, erklärt Knöpfel abschließend.
Tipp des Tages zum Jahr der gesunden Ernährung 2004: Quark ist reich an Kalzium. Es gibt ihn in verschiedenen Fettstufen. Besonders zu bevorzugen ist die Magerstufe mit 10 Prozent Fett in der Trockenmasse.
Quelle: Pressemitteilung vom 4.5.2004
Gesellschaft für Ernährungsmedizin und Diätetik e.V.
Kurbrunnenstraße 5, 52066 Bad Aachen
Sven-David Müller, Sprecher
Telefon : 0241 - 96 10 320 / Handy : 0177 - 235 35 25
eMail : sdmueller@ernaehrungsmed.de
Internet : http://www.ernaehrungsmed.de
Stürze und Hüftverletzungen alter Menschen
Moderator: WernerSchell
Sturzprävention in stationären Pflegeeinrichtungen
BKK Bundesverband fördert Projekt der Ärztekammer Nordrhein „Sturzprävention in stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen“
Stürze und Hüftverletzungen alter Menschen vermeiden
Düsseldorf / Berlin, 21.4.2004. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 100.000 ältere Menschen bei Stürzen einen Hüftbruch. Dies bedeutet neben Schmerzen auch einen großen Verlust an Lebensqualität sowie eine teilweise dauerhaft eingeschränkte Mobilität.
Durch Aufklärung und Training lässt sich ein erheblicher Anteil dieser Stürze bei alten Menschen verhindern oder zumindest die Folgen lindern. Darauf haben die Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) und der BKK Bundesverband heute in Düsseldorf und Berlin hingewiesen.
Ärztekammer und Betriebskrankenkassen fördern in einem Modellprojekt zur „Sturzprävention in stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen“ die Selbständigkeit und Mobilität alter Menschen durch das Training von Kraft und Balance sowie das Tragen eines Hüftschutzes. Studien in Altenheimen haben ergeben, dass damit die Häufigkeit von Hüftbrüchen unter den Bewohnern um 30 bis 50 Prozent gesenkt werden kann.
Nach Angaben der Ärztekammer Nordrhein und des BKK Bundesverbandes führen Stürze von über 65 Jahre alten Menschen in Deutschland rund 100.000-mal pro Jahr zu einem Hüftbruch. Etwa die Hälfte dieser Menschen erlangt ihre ursprüngliche Beweglichkeit nicht mehr zurück. 20 Prozent der Betroffenen werden auf Dauer pflegebedürftig. Besonders stark gefährdet sind Menschen mit Balance- und Gangstörungen.
Allein durch die unmittelbare medizinische Behandlung von Hüftverletzungen entstehen bundesweit Kosten von über einer Milliarde Euro pro Jahr - Langzeitkosten und indirekte Kosten nicht eingerechnet.
Das Projekt der Ärztekammer Nordrhein zur Sturzvermeidung in Heimen startet zunächst in einer Modellregion in NRW. Die Ärzte in der Region werden gezielt informiert, um als wichtige Ansprechpartner das Vorhaben in den Heimen aktiv zu fördern. Heimmitarbeiter und Trainer werden speziell fortgebildet. Das Kraft- und Balancetraining für die Senioren wird vom BKK Bundesverband finanziert.
Weitere Informationen zum Projekt in der Rubrik "ArztInfo/Gesundheitsförderung".
Quelle: http://www.aekno.de/htmljava/frameset.a ... e=navi.asp
Stürze und Hüftverletzungen alter Menschen vermeiden
Düsseldorf / Berlin, 21.4.2004. Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 100.000 ältere Menschen bei Stürzen einen Hüftbruch. Dies bedeutet neben Schmerzen auch einen großen Verlust an Lebensqualität sowie eine teilweise dauerhaft eingeschränkte Mobilität.
Durch Aufklärung und Training lässt sich ein erheblicher Anteil dieser Stürze bei alten Menschen verhindern oder zumindest die Folgen lindern. Darauf haben die Ärztekammer Nordrhein (ÄkNo) und der BKK Bundesverband heute in Düsseldorf und Berlin hingewiesen.
Ärztekammer und Betriebskrankenkassen fördern in einem Modellprojekt zur „Sturzprävention in stationären Alten- und Pflegeeinrichtungen“ die Selbständigkeit und Mobilität alter Menschen durch das Training von Kraft und Balance sowie das Tragen eines Hüftschutzes. Studien in Altenheimen haben ergeben, dass damit die Häufigkeit von Hüftbrüchen unter den Bewohnern um 30 bis 50 Prozent gesenkt werden kann.
Nach Angaben der Ärztekammer Nordrhein und des BKK Bundesverbandes führen Stürze von über 65 Jahre alten Menschen in Deutschland rund 100.000-mal pro Jahr zu einem Hüftbruch. Etwa die Hälfte dieser Menschen erlangt ihre ursprüngliche Beweglichkeit nicht mehr zurück. 20 Prozent der Betroffenen werden auf Dauer pflegebedürftig. Besonders stark gefährdet sind Menschen mit Balance- und Gangstörungen.
Allein durch die unmittelbare medizinische Behandlung von Hüftverletzungen entstehen bundesweit Kosten von über einer Milliarde Euro pro Jahr - Langzeitkosten und indirekte Kosten nicht eingerechnet.
Das Projekt der Ärztekammer Nordrhein zur Sturzvermeidung in Heimen startet zunächst in einer Modellregion in NRW. Die Ärzte in der Region werden gezielt informiert, um als wichtige Ansprechpartner das Vorhaben in den Heimen aktiv zu fördern. Heimmitarbeiter und Trainer werden speziell fortgebildet. Das Kraft- und Balancetraining für die Senioren wird vom BKK Bundesverband finanziert.
Weitere Informationen zum Projekt in der Rubrik "ArztInfo/Gesundheitsförderung".
Quelle: http://www.aekno.de/htmljava/frameset.a ... e=navi.asp
Sturzprävention im Alter
Expertenstandards in der Pflege
Sturzprävention im Alter: Der bei einer Konsensus-Konferenz vorgestellte Entwurf bezieht ärztliches Handeln vielfach mit ein
von Andrea Icks
Nachdem in den letzten Jahren Expertenstandards in der Pflege zu den Themen Dekubitusprophylaxe, Entlassungsmanagement und Schmerzmanagement veröffentlicht wurden, wurde im Oktober der Entwurf des 4. Expertenstandards zum Thema Sturzprophylaxe vorgestellt (1). Zur Konsensuskonferenz luden das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) und der Deutsche Pflegerat nach Osnabrück ein. In der nun folgenden Diskussion zur Erstellung der Endversion der Standards ist auch die Ärzteschaft angesprochen.
Die Expertenstandards haben die Qualitätsentwicklung in der ambulanten und stationären Pflege zum Ziel. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziales werden die Standards in einem definierten Verfahren entwickelt und implementiert: Nach Erarbeitung eines Entwurfs auf der Basis einer systematischen Sichtung und Bewertung vorliegender Publikationen wird dieser auf einer Konsensuskonferenz der Fachöffentlichkeit vorgestellt und diskutiert.
Weiterhin werden eine Reihe von Fachvertretern anderer Berufsgruppen und Verbände und Organisationen des Gesundheitswesens um Stellungnahme gebeten. Auf Grundlage der Rückmeldungen wird der endgültige Standard veröffentlicht. In einer begleitbeobachteten Einführung der Standards in 15 bis 20 Modelleinrichtungen werden Akzeptanz und Praxistauglichkeit geprüft und Bedingungen für die Umsetzung in die Routineversorgung formuliert.
Die Expertenstandards haben – wie ärztliche Leitlinien – keinen formal bindenden Charakter. Sie werden jedoch in Qualitätssicherungsprogrammen pflegender Dienste und Einrichtungen in hohem Maße berücksichtigt. Auch dienten sie in der Vergangenheit als Basis bei der Erstellung von Qualitätsindikatoren in der gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätssicherung bis hin zur Verwendung als Expertise bei der Arbeit der Sozialgerichte (2).
Sturzprävention im Alter
Sturz ist ein häufiges Ereignis im Alter. Schätzungsweise 30 Prozent der über 65-Jährigen und 80 Prozent der über 80-Jährigen zu Hause lebenden Senioren stürzen mindestens einmal pro Jahr. Ambulant oder stationär Pflegebedürftige haben ein besonders hohes Sturz- und Frakturrisiko. Insbesondere die hüftnahe Fraktur als Folge eines Sturzes ist ein großes gesundheitliches Problem älterer Menschen. In Deutschland erleiden pro Jahr schätzungsweise 100.000 ältere Menschen eine Hüftfraktur. Die Sturzfolgen für die Betroffenen sind Immobilität, Pflegebedürftigkeit und damit eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität (3, 4).
Der Expertenstandard benennt Struktur-, Prozess- und Ergebnisziele für die Sturzprävention in der Pflege. So sollen Pflegefachkräfte das Sturzrisiko von älteren Pflegebedürftigen erheben und dokumentieren sowie bei sturzgefährdeten Personen geeignete Präventionsmaßnahmen selbst vornehmen oder initiieren. Weiterhin sollen Sturzereignisse ausführlich dokumentiert werden, damit eine Grundlage für die interne Qualitätsdiskussion zur Verfügung steht. Zudem hat die Dokumentation Absicherungsfunktion in haftungsrechtlicher Sicht, beispielsweise im Fall von zunehmend häufigeren Regressansprüchen.
Relevanz für die Ärzteschaft
Die im Pflege-Expertenstandard formulierten Ziele beziehen ärztliches Handeln vielfach mit ein. Zu nennen sind hier zum Beispiel die Erhebung des Sturzrisikos älterer Patienten, möglicherweise im Rahmen eines geriatrischen Assessments, die Verordnung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Hüftprotektoren oder von gezieltem Kraft- und Balancetraining, die Beurteilung des Sehvermögens oder die Überprüfung und möglicherweise Umstellung der Medikation. Diese Maßnahmen werden auch in Empfehlungen und medizinischen Leitlinien verschiedener ärztlicher Verbände und Fachgesellschaften und der Weltgesundheitsorganisation formuliert (5, 6, 7, 8 ). Die Erhebung des Sturzrisikos ist im Rahmen des „hausärztlichen geriatrischen Basisassessments“ im neuen EBM abgebildet. Problematisch ist, dass nachweislich effektive sturz- und frakturpräventive Interventionen wie Kraft- und Balancetraining und Hüftprotektoren nicht Bestandteil der Regelversorgung sind.
Interdisziplinäre Aufgabe
Sturzprävention bei Senioren ist nur interdisziplinär zu leisten, also durch Zusammenarbeit aller in die Versorgung von älteren Menschen einbezogenen Berufsgruppen und Institutionen sowie mit den Senioren selbst und ihren Angehörigen. Fachgruppen sollten daher Maßnahmen zur Sturzprävention gemeinsam diskutieren, Modelle umsetzen und evaluieren, wobei möglicherweise auch Seniorenverbände mit einzubeziehen sind. Politische Entscheidungsträger und Kostenträger sind gefordert, nachgewiesenermaßen effektive Maßnahmen in die Routineversorgung einzubinden.
Literaturliste
1. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hrsg). Arbeitstexte zur 4. Konsensuskonferenz in der Pflege. Thema: Sturzprophylaxe. Schrift der Fachhochschule Osnabrück, September 2004
2. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (Hrsg). Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege. 2002
3. Kruse A: Gesund altern. Stand der Prävention und Entwicklung ergänzender Präventionsstrategien. Schriftenreihe des BMG, Band 146, Nomos Baden-Baden 2002
4. Ärztekammer Nordrhein. Gesund und mobil im Alter – Vermeidung von Sturz und sturzbedingter Verletzung. Broschüre der ÄkNo, 2002
5. Bundesärztekammer (Hrsg): Unfallprophylaxe. Texte und Materialien zur Fort- und Weiterbildung, 2001
6. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM): Leitlinie Nr. 5: Ältere Sturzpatienten. 2003
7. WHO (Hrsg). What are the main risk factors for falls amongst older people and what are the most effective interventions to prevent these falls? Health Evidence Network (HEN), March 2004
8. ProFaNE: www.profane.org
9. Wagener W. Beispielhafter Dekubitus: Handeln von Pflegenden und Ärzten besser verknüpfen. Deutsches Ärzteblatt 99, Ausgabe 31-32 vom 05.08.2002, Seite A-2090 / B-1770 / C-1666
Quelle: Bericht der Ärztekammer Nordrhein / Rheinisches Ärzteblatt 12/04
http://www.aekno.de/htmljava/frameset.a ... e=navi.asp
Sturzprävention im Alter: Der bei einer Konsensus-Konferenz vorgestellte Entwurf bezieht ärztliches Handeln vielfach mit ein
von Andrea Icks
Nachdem in den letzten Jahren Expertenstandards in der Pflege zu den Themen Dekubitusprophylaxe, Entlassungsmanagement und Schmerzmanagement veröffentlicht wurden, wurde im Oktober der Entwurf des 4. Expertenstandards zum Thema Sturzprophylaxe vorgestellt (1). Zur Konsensuskonferenz luden das Deutsche Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) und der Deutsche Pflegerat nach Osnabrück ein. In der nun folgenden Diskussion zur Erstellung der Endversion der Standards ist auch die Ärzteschaft angesprochen.
Die Expertenstandards haben die Qualitätsentwicklung in der ambulanten und stationären Pflege zum Ziel. Mit Unterstützung des Bundesministeriums für Gesundheit und Soziales werden die Standards in einem definierten Verfahren entwickelt und implementiert: Nach Erarbeitung eines Entwurfs auf der Basis einer systematischen Sichtung und Bewertung vorliegender Publikationen wird dieser auf einer Konsensuskonferenz der Fachöffentlichkeit vorgestellt und diskutiert.
Weiterhin werden eine Reihe von Fachvertretern anderer Berufsgruppen und Verbände und Organisationen des Gesundheitswesens um Stellungnahme gebeten. Auf Grundlage der Rückmeldungen wird der endgültige Standard veröffentlicht. In einer begleitbeobachteten Einführung der Standards in 15 bis 20 Modelleinrichtungen werden Akzeptanz und Praxistauglichkeit geprüft und Bedingungen für die Umsetzung in die Routineversorgung formuliert.
Die Expertenstandards haben – wie ärztliche Leitlinien – keinen formal bindenden Charakter. Sie werden jedoch in Qualitätssicherungsprogrammen pflegender Dienste und Einrichtungen in hohem Maße berücksichtigt. Auch dienten sie in der Vergangenheit als Basis bei der Erstellung von Qualitätsindikatoren in der gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätssicherung bis hin zur Verwendung als Expertise bei der Arbeit der Sozialgerichte (2).
Sturzprävention im Alter
Sturz ist ein häufiges Ereignis im Alter. Schätzungsweise 30 Prozent der über 65-Jährigen und 80 Prozent der über 80-Jährigen zu Hause lebenden Senioren stürzen mindestens einmal pro Jahr. Ambulant oder stationär Pflegebedürftige haben ein besonders hohes Sturz- und Frakturrisiko. Insbesondere die hüftnahe Fraktur als Folge eines Sturzes ist ein großes gesundheitliches Problem älterer Menschen. In Deutschland erleiden pro Jahr schätzungsweise 100.000 ältere Menschen eine Hüftfraktur. Die Sturzfolgen für die Betroffenen sind Immobilität, Pflegebedürftigkeit und damit eine erhebliche Einschränkung der Lebensqualität (3, 4).
Der Expertenstandard benennt Struktur-, Prozess- und Ergebnisziele für die Sturzprävention in der Pflege. So sollen Pflegefachkräfte das Sturzrisiko von älteren Pflegebedürftigen erheben und dokumentieren sowie bei sturzgefährdeten Personen geeignete Präventionsmaßnahmen selbst vornehmen oder initiieren. Weiterhin sollen Sturzereignisse ausführlich dokumentiert werden, damit eine Grundlage für die interne Qualitätsdiskussion zur Verfügung steht. Zudem hat die Dokumentation Absicherungsfunktion in haftungsrechtlicher Sicht, beispielsweise im Fall von zunehmend häufigeren Regressansprüchen.
Relevanz für die Ärzteschaft
Die im Pflege-Expertenstandard formulierten Ziele beziehen ärztliches Handeln vielfach mit ein. Zu nennen sind hier zum Beispiel die Erhebung des Sturzrisikos älterer Patienten, möglicherweise im Rahmen eines geriatrischen Assessments, die Verordnung von Hilfsmitteln wie Gehhilfen oder Hüftprotektoren oder von gezieltem Kraft- und Balancetraining, die Beurteilung des Sehvermögens oder die Überprüfung und möglicherweise Umstellung der Medikation. Diese Maßnahmen werden auch in Empfehlungen und medizinischen Leitlinien verschiedener ärztlicher Verbände und Fachgesellschaften und der Weltgesundheitsorganisation formuliert (5, 6, 7, 8 ). Die Erhebung des Sturzrisikos ist im Rahmen des „hausärztlichen geriatrischen Basisassessments“ im neuen EBM abgebildet. Problematisch ist, dass nachweislich effektive sturz- und frakturpräventive Interventionen wie Kraft- und Balancetraining und Hüftprotektoren nicht Bestandteil der Regelversorgung sind.
Interdisziplinäre Aufgabe
Sturzprävention bei Senioren ist nur interdisziplinär zu leisten, also durch Zusammenarbeit aller in die Versorgung von älteren Menschen einbezogenen Berufsgruppen und Institutionen sowie mit den Senioren selbst und ihren Angehörigen. Fachgruppen sollten daher Maßnahmen zur Sturzprävention gemeinsam diskutieren, Modelle umsetzen und evaluieren, wobei möglicherweise auch Seniorenverbände mit einzubeziehen sind. Politische Entscheidungsträger und Kostenträger sind gefordert, nachgewiesenermaßen effektive Maßnahmen in die Routineversorgung einzubinden.
Literaturliste
1. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (DNQP) (Hrsg). Arbeitstexte zur 4. Konsensuskonferenz in der Pflege. Thema: Sturzprophylaxe. Schrift der Fachhochschule Osnabrück, September 2004
2. Deutsches Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege (Hrsg). Expertenstandard Dekubitusprophylaxe in der Pflege. 2002
3. Kruse A: Gesund altern. Stand der Prävention und Entwicklung ergänzender Präventionsstrategien. Schriftenreihe des BMG, Band 146, Nomos Baden-Baden 2002
4. Ärztekammer Nordrhein. Gesund und mobil im Alter – Vermeidung von Sturz und sturzbedingter Verletzung. Broschüre der ÄkNo, 2002
5. Bundesärztekammer (Hrsg): Unfallprophylaxe. Texte und Materialien zur Fort- und Weiterbildung, 2001
6. Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM): Leitlinie Nr. 5: Ältere Sturzpatienten. 2003
7. WHO (Hrsg). What are the main risk factors for falls amongst older people and what are the most effective interventions to prevent these falls? Health Evidence Network (HEN), March 2004
8. ProFaNE: www.profane.org
9. Wagener W. Beispielhafter Dekubitus: Handeln von Pflegenden und Ärzten besser verknüpfen. Deutsches Ärzteblatt 99, Ausgabe 31-32 vom 05.08.2002, Seite A-2090 / B-1770 / C-1666
Quelle: Bericht der Ärztekammer Nordrhein / Rheinisches Ärzteblatt 12/04
http://www.aekno.de/htmljava/frameset.a ... e=navi.asp