14. März 2016 | Auszubildende in Pflegeberufen leiden unter Überstunden, kurzfristigen und ungeplanten Versetzungen, Zeitmangel ihrer Praxisanleiterinnen und Zeitdruck bei der Arbeit. Das sind die zentralen Befunde des „Ausbildungsreports Pflegeberufe 2015“, den die Gewerkschaft ver.di auf Grundlage einer Umfrage unter bundesweit knapp 3.500 Auszubildenden in den Pflegeberufen erstellt hat.

Auszubildende in Pflegeberufen leiden unter Zeitdruck - dpa Bildfunk
Demnach leistet rund ein Drittel der befragten Auszubildenden in der Krankenpflege regelmäßig Überstunden. Rund 17 Prozent erhalten zum Ausgleich weder Geld noch Freizeit. Bei den Minderjährigen gibt jede Achte an, mehr als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten – obwohl das nach Jugendarbeitsschutzgesetz verboten ist. Zwei Drittel der Befragten in Krankenhäusern und rund 42 Prozent in der Altenpflege leiden unter kurzfristigen und ungeplanten Versetzungen zur Kompensation von Personalmangel.
„Schon die Auszubildenden leiden unter der allgemeinen Personalnot. Bei hohem Zeitdruck und extremer Arbeitsverdichtung bleibt eine gute Ausbildung auf der Strecke.“
Sylvia Bühler, ver.di-Bundesvorstandsmitglied
Als völlig ungenügend wird zudem der Umfang der Praxisanleitung empfunden, die eine maßgebliche Rolle spielt und nach der Ausbildung zur eigenständigen Pflegearbeit befähigen soll. 60 Prozent der Auszubildenden beklagen, dass ihre Praxisanleiterinnen nicht genug Zeit erhalten; mehr als vier Fünftel der Auszubildenden sind der Meinung, dass mehr Praxisanleiterinnen nötig sind. Als belastend empfindet der Großteil der Auszubildenden (knapp 64 Prozent) zudem das Arbeiten unter Zeitdruck sowie fehlende Pausen (37 Prozent), auch wenn diese gesetzlich vorgeschrieben sind.
Auszubildende starteten mit hohem Engagement und Erwartungen, um Menschen in schweren Situationen professionell beistehen zu können. „In der Ausbildung erfolgt die harte Landung. Schon die Auszubildenden leiden unter der allgemeinen Personalnot. Bei hohem Zeitdruck und extremer Arbeitsverdichtung bleibt eine gute Ausbildung auf der Strecke“, stellt Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, fest. „Wer will, dass die jungen Menschen mit Freude in ihrem Beruf bleiben, muss unverzüglich handeln. Um den künftigen Fachkräftebedarf zu decken, müssen die berechtigten Ansprüche der Auszubildenden erfüllt werden. Für gute Ausbildungsbedingungen und um die Pflegeberufe wieder attraktiv zu machen, muss der Gesetzgeber die erforderliche Mindestpersonalausstattung verbindlich regeln “, betont Bühler. Bei der anstehenden Reform der Pflegeausbildung müsse zudem vor allem die Qualität der praktischen Ausbildung in den Blick genommen werden. Neben verbindlichen Qualitätsstandards ist entscheidend, die betriebliche Mitbestimmung zu erhalten und auszubauen.
Die Zusammenfassung sowie den kompletten „Ausbildungsreport Pflegeberufe 2015“ gibt es unter: http://tinyurl.com/gpbs4wp
Quelle: Pressemitteilung von Verdi vom 16.03.2016
http://www.verdi.de/themen/nachrichten/ ... 540059119e
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Ärzte Zeitung vom 17.03.2016:
Pflege-Azubis
Harte Landung in der Realität
Die Befragung von Verdi wirft kein gutes Licht auf die Ausbildungsbedingungen von Pflege-Nachwuchskräften: Zeit- und Personalnot regieren vom ersten Tag an.
Kaum Zeit zum richtigen Anlernen
Auf die Frage "Erfahrende Pflegekräfte haben genügend Zeit, mich anzuleiten" antworteten die Pflege-Azubis:
... (weiter lesen unter) ... http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... 7-_-Pflege
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Am 19.03.2016 bei Facebook gepostet:
Die Pflege hat klar verloren! Seit 2004 gibt es erheblich mehr Krankenhausfinanzierung für die Ärzte und weniger für die Pflege. Das alles nach dem Grundsatz: "Ärzte bringen Geld, Pflegekräfte kosten Geld". - Verlierer dieser Strategie sind nicht nur die Pflegekräfte, sondern auch die Patienten, denen zum Teil mit fatalen Folgen die gebotene Zuwendung vorenthalten wird. Erhebliche Patientengefährdungen sind die Folge! Wann endlich kapieren die politischen Entscheidungsträger, welche Fehlentwicklungen sich im Gesundheits- und Pflegesystem aufgetürmt haben. Das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung e.V. hat am 16.03.2016 Konsequenzen angemahnt. > viewtopic.php?f=3&t=20178 Prof. Weidner u.a.: „Hier ist zum einen die Politik gefordert, dem Exodus der Pflege aus dem Krankenhaus einen Riegel vorzuschieben. Aber noch wichtiger ist es, dass sich die im Krankenhaus beschäftigten Pflegenden endlich besser organisieren und massenhaft in Berufsverbänden und Gewerkschaften eintreten.“ Übrigens sind auch die Auszubildenden in der Pflege unzufrieden (ver.di-Umfange): > viewtopic.php?f=3&t=21567 === Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat zuletzt am 16.11.2015 die Stärkung der Interessenvertretungen der Pflegenden angemahnt: > viewtopic.php?f=3&t=21365