Jacobs / Kuhlmey / Greß / Klauber / Schwinger:
Pflege-Report 2017
Schwerpunkt: Die Versorgung der Pflegebedürftigen

Schattauer Verlag, April 2017
348 Seiten, 60 Abb., 24 Tab., kart.
ISBN:
978-3-7945-3244-5 (Print)
978-3-7945-9076-6 (eBook PDF)
D: € 54,99 incl. MwST excl. Versand
Hochaktuelle Thematik als gesellschaftliche Herausforderung
Der Pflege-Report 2017 stellt Pflegebedürftige und ihre Versorgung in den Mittelpunkt. Leitfragen dieses Reports sind:
Wer sind die Pflegebedürftigen und was ist ihr zentraler Versorgungsbedarf?
Wie ist die pflegerische und gesundheitliche Versorgung von Pflegebedürftigen heute ausgestaltet?
Werden die heutigen Versorgungsstrukturen den Bedürfnissen Pflegebedürftiger gerecht?
Wie kann die Versorgung der Pflegebedürftigen gezielt verbessert werden?
Der jährlich erscheinende Pflege-Report ist eine fundierte Wissens- und Diskussionsgrundlage, um zu tragfähigen Entscheidungen
zu gelangen und so eine qualitativ hochwertige Pflegeversorgung zu sichern – eine der gesellschaftspolitisch wichtigsten Aufgaben
in den nächsten Jahrzehnten
Quelle und weitere Informationen:
http://www.schattauer.de/book/detail/pr ... -2017.html
Die Webredaktion AOK-Bundesverband hat zur Veröffentlichung mitgeteilt:
Wie oft und in welcher Dosierung kommen in Pflegeheimen Psychopharmaka zur Behandlung von auffälligem Verhalten bei Demenz
zum Einsatz? Gibt es Alternativen und was meinen Pflegekräfte dazu? Diesen beiden Schlüsselfragen sind die Autoren des Pflege-Reports 2017
nachgegangen.

Der Pflege-Report ist eine neue jährlich erscheinende Publikationsreihe des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Er will dazu beitragen, die wesentlichen Herausforderungen im Bereich der Pflege zu analysieren und Lösungswege aufzeigen.
Die Versorgung von Pflegebedürftigen zählt zu den großen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit. Schon heute sind
große Teile der Bevölkerung unmittelbar betroffen – sei es als Pflegebedürftige oder weil sie informell oder professionell mit Pflege
befasst sind. Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den kommenden Jahren weiter deutlich wachsen. Damit wird die gesellschaftspolitische
Bedeutung der Pflege weiter zunehmen und vielfältige Fragen aufwerfen. Der Pflege-Report will Impulse geben und Brücken bauen zwischen
Wissenschaft, Praxis und Politik.
Neben der Behandlung eines Schwerpunktthemas durch Experten aus Forschung und Praxis wird in einem umfangreichen Statistikteil die
Entwicklung der Pflegebedürftigkeit in Deutschland und die gesundheitliche Versorgung von Pflegebedürftigen analysiert: die Inanspruchnahme
von ärztlichen, stationären und Heilmittelleistungen sowie die Arzneimittelversorgung. Die Analysen basieren auf der Pflegestatistik des
Statistischen Bundesamtes sowie auf AOK-Daten.
Quelle: http://www.wido.de/pflege-report.html
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Pressemitteilung vom 5. April 2017
Pflege-Report 2017: Pflegeheimbewohner erhalten zu viele Psychopharmaka
Berlin. Ein Teil der rund 800.000 Pflegeheimbewohner in Deutschland erhält zu viele Psychopharmaka. Besonders betroffen sind die rund 500.000 Demenzkranken. Das zeigt eine vom Bundesgesundheitsministerium geförderte Untersuchung der Klinischen Pharmakologin Professor Petra Thürmann, deren Ergebnisse im Pflege-Report 2017 enthalten sind. Demnach erhielten gut 30 Prozent der Bewohner ein Antidepressivum, wobei es kaum Unterschiede zwischen Pflegebedürftigen mit oder ohne Demenz gibt. Dagegen bekommen 40 Prozent der Bewohner mit Demenz dauerhaft mindestens ein Neuroleptikum, aber nur knapp 20 Prozent der Heimbewohner ohne Demenz.
Mit Blick auf unerwünschte Nebenwirkungen wie Stürze, Schlaganfälle oder Thrombosen warnt Professor Thürmann: „Neuroleptika werden als Medikamente zur Behandlung von krankhaften Wahnvorstellungen, sogenannten Psychosen, entwickelt. Nur ganz wenige Wirkstoffe sind zur Behandlung von Wahnvorstellungen bei Demenz zugelassen, und dann auch nur für eine kurze Therapiedauer von sechs Wochen. Der breite und dauerhafte Neuroleptika-Einsatz bei Pflegeheimbewohnern mit Demenz verstößt gegen die Leitlinien.“ Dabei verweist die Expertin aufs Ausland. Während 54 Prozent der spanischen und 47 Prozent der deutschen demenzkranken Heimbewohner Neuroleptika erhalten, sind es nur zwölf Prozent in Schweden und 30 Prozent in Finnland. „Es scheint also Spielraum und Alternativen zu geben“, so das Mitglied des Sachverständigenrates des Bundesgesundheitsministeriums.
Die Pflegekräfte bestätigen das hohe Ausmaß an Psychopharmaka-Verordnungen in Pflegeheimen. Das belegt die im neuen Pflege-Report veröffentlichte schriftliche Befragung von 2.500 Pflegekräften durch das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO): Die Befragten geben an, dass im Durchschnitt bei mehr als der Hälfte der Bewohner ihres Pflegeheims Psychopharmaka eingesetzt werden. Zwei Drittel der Betroffenen (64 Prozent) erhielten demnach die Verordnungen auch länger als ein Jahr. Interessanterweise halten 82 Prozent der Pflegekräfte diesen Verordnungsumfang für angemessen. Dr. Antje Schwinger vom WIdO: „Das Problembewusstsein der Pflegekräfte muss hier offensichtlich geschärft werden. Um den Psychopharmaka-Einsatz in Pflegeheimen zu reduzieren, sollte sichergestellt werden, dass nicht-medikamentöse Ansätze im Arbeitsalltag stärker etabliert werden.“
Laut Umfrage werden diese alternativen Ansätze auch häufig umgesetzt. So geben 67 Prozent der Pflegekräfte an, dass in ihrem Heim spezielle Pflegekonzepte zum Einsatz kommen, rund die Hälfte der Befragten (52 Prozent) verwendet Assessment-Instrumente. Auch Fallbesprechungen, kognitive und sensorische Verfahren kommen zum Einsatz. Doch geben gleichzeitig 56 Prozent der Befragten an, dass Zeitdruck die Umsetzung nicht-medikamentöser Verfahren teilweise beeinträchtige oder verhindere.
Die Pflegekräfte können für die Tendenz zur Übermedikation von Pflegeheimbewohnern mit Demenz am wenigsten. Das stellt der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch, klar. Der bewusste und kritische Umgang mit Psychopharmaka sei eine Teamaufgabe von Ärzten, Pflegeheimbetreibern, Pflegekräften und Apothekern, die Pflegeheime betreuen. Vor allem die behandelnden Ärzte, aber auch Pflegeheimbetreiber seien hier in der Verantwortung für eine leitliniengerechte Medizin. „Ärzte stehen in der Pflicht, diese Medikamente nur dann einzusetzen, wenn es nicht anders geht und auch nur so kurz wie möglich. Und Pflegeheimbetreiber müssen ergänzend den Einsatz nicht-medikamentöser Versorgungsansätze fördern.“ Um die Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Pflegeheimen zu verbessern, fordert Litsch ein Nachschärfen der Kooperationsvereinbarungen zwischen Pflegeheimen und Vertragsärzten auf Bundesebene. Außerdem müsse die Geriatrie in der ärztlichen Ausbildung ein stärkeres Gewicht erhalten. Schließlich sei ein Expertenstandard für die pflegerische Betreuung und Versorgung von demenziell Erkrankten nötig. Gute Pflege brauche zwar angemessene Ressourcen. Doch zeigten der internationale Vergleich und einige deutsche Leuchtturmprojekte auch, dass Versorgungsdefizite in der pflegerischen Versorgung von Demenzkranken nicht zwangsläufig immer nur mit mehr Geld oder Personal abgestellt werden. „Das ist auch eine Frage der pflegerischen Konzeption und Kultur“, so Litsch.
Alle Informationen zur Pressekonferenz und weitere Materialien finden Sie online auf http://www.aok-presse.de
Ihr Ansprechpartner in der Pressestelle
Dr. Kai Behrens
Tel. 030- 34646-2309
presse@bv.aok.de
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0277 / 5. April 2017
Pressemitteilung von Pia Zimmermann
Mehr Personal statt mehr Medikamente
„Mehr als 50 Prozent der an Demenz erkrankten Bewohner in Pflegeheimen erhalten dauerhaft Neuroleptika, ein Drittel Antidepressiva. Hier hat sich eine 'Versorgungsnormalität' entwickelt, die gesundheitsgefährdend ist und gegen anerkannte Richtlinien verstößt. Eine ehrliche öffentliche Debatte über die Ursachen dieser Entwicklung ist überfällig“, erklärt die pflegepolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Pia Zimmermann, mit Blick auf den aktuellen Pflegebericht 2017 des Wissenschaftlichen Institutes der AOK. Zimmermann weiter:
„Die Gerontopsychiatrische Gesellschaft beurteilt viele Psychopharmaka und Neuroleptika für alte Menschen als ungeeignet. Nichtmedikamentöse Alternativen werden jedoch viel zu wenig eingesetzt. Besonders alarmierend ist die Tatsache, dass 56 Prozent der zum Thema befragten Pflegekräfte einschätzen, dass die hohe Arbeitsverdichtung nichtmedikamentöse Alternativen verhindere. Damit unterstreicht der Bericht, wie dringlich Sofortmaßnahmen zur Verbesserung der Personalsituation in den Pflegeheimen sind. Auch die ärztliche Versorgung in den Pflegeeinrichtungen muss dringend auf den Prüfstand.“
F.d.R. Susanne Müller
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Ärzte Zeitung vom 05.04.2017:
Pflegereport 2017
Erhalten Heimbewohner zu viele Psychopharmaka?
Eine Untersuchung im Auftrag des BMG zeigt: Fast jeder Dritte Heimbewohner in Deutschland wird mit Antidepressiva behandelt.
Pflegekräfte halten die Verordnungen überwiegend für angemessen.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=933 ... fpuryyqrde
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Die Süddeutsche Zeitung berichtete am 5. April 2017:
Pflegebericht - In Münchner Heimen wird jeder Zweite ruhiggestellt
Quelle: viewtopic.php?f=4&t=22072
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Der Neusser Pflegetreff hat sich am 27.04.2016 mit der Arzneimittelversorgung, v.a. der älteren Menschen befasst.
Die Handlungserfordernisse ergeben sich aus einem von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk vorgelegten Statement:
>>> http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... tement.pdf