
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Neuss, den 11.03.2013
An das
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
z.Hd. Frau Ministerin Barbara Steffens
40190 Düsseldorf
E-Mail:
info@mgepa.nrw.de; barbara.steffens@mgepa.nrw.de;
presse@mgepa.nrw.de;
christoph.meinerz@mgepa.nrw.de; petra.reisdorf@mgepa.nrw.de;
„Pflege zuhause und im vertrauten Wohnquartier stärken - Bau zusätzlicher Pflegeheime überflüssig machen“
Sehr geehrte Frau Ministerin,
sehr geehrte Damen und Herren,
zu Ihrer Pressemitteilung vom 07.03.2013 -
http://www.mgepa.nrw.de/ministerium/pre ... /index.php -
nehme ich wie folgt Stellung:
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat sich am 07.01.2013 mit einem Brief an den Rhein-Kreis Neuss und die Städte und Gemeinden im Rhein-Kreis Neuss gewandt und zum Thema „Quartierskonzepte im Rhein-Kreis Neuss – demografische Entwicklung und die Handlungserfordernisse“ Ausführungen gemacht. Es wurde u.a. angeregt, dass sich die Kommunen im Rhein-Kreis Neuss dieser Thematik möglichst bald und intensiv zuwenden und die notwendigen Strukturen mit gestalten helfen. Es wurden konkrete Vorschläge unterbreitet. Der Text dieser Zuschrift ist als pdf-Datei abrufbar unter folgender Adresse: ->
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... ef2013.pdf
Dazu gibt es passend einen ca. 11-minütigen TV-Bericht vom 05.01.2013 (mit Live-Interviews Werner Schell), Lokalzeit Düsseldorf, WDR-Fernsehen – anschaubar unter >
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... iathek.mp4
Das Thema „Pflege - Daheim oder ins Heim?“ wurde auch am 01.03.2013 beim „Nachtcafé“, SWR-Talk-Klassiker, erörtert. Der Beitrag, rd. 88 Minuten, ist (voraussichtlich für ein Jahr) in der Mediathek des SWR verfügbar und damit anschaubar sein. Adresse:
http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198 ... index.html
Statement lt. SWR-Text u.a.:
„Wohngemeinschaften für Senioren sieht Werner Schell sehr problematisch. „So eine Wohnform funktioniert bei Studenten, aber alte Leute mit ihren Schrullen und Krankheiten zusammen auf engem Raum – das kann nicht gut gehen “, sagt der Dozent für Pflegerecht. Er sieht die Politik in der Verantwortung und fordert deutlich mehr Personal in Altenheimen, damit die Bewohner künftig auch mit Zuwendung und nicht nur im Minutentakt versorgt werden können.“
Die aktuellen Vorstellungen des Ministeriums in der Pressemitteilung vom 07.03.2013 betreffend „Pflege zuhause und im vertrauten Wohnquartier stärken …“ sind unter folgender Adresse nachlesbar -> viewtopic.php?t=18653 .
Den ministeriellen Vorstellungen kann grundsätzlich zugestimmt werden. Allerdings gibt es bezüglich der Förderung von Wohngemeinschaften, soweit sie auf Gemeinschaften von (schwerst) pflegebedürftigen Menschen abzielen, erhebliche Bedenken.
In dem Buch von Sven Kuntze „Altern wie ein Gentlemen – Zwischen Müßiggang und Engagement“, C. Bertelmann, 2011, sind zum Thema Wohngemeinschaften einige Ausführungen nachlesbar, die die hiesigen Einschätzungen stützen und bekräftigen. Dort hießt es auszugsweise (Seiten 176/177):
„… Wohngemeinschaften sind überaus komplizierte und störanfällige soziale Einheiten. Geschmack, Klatsch, Sauberkeit, Sympathien, Sozialverhalten, tägliche Gewohnheiten und vieles andere mehr müssen auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden. Das klappte schon in der Ausbildungszeit selten auf längere Sicht – was damals wenig Schaden anrichtete. Wer in seiner Wohngemeinschaft nicht zurechtkam, packte seine Habseligkeiten zusammen und zog zwei Straßen weiter. Wer im Alter Geld und Hoffnungen investiert und das Wagnis einer Wohngemeinschaft eingehen möchte, muss wissen, dass die Suche nach einem gemeinsamen Nenner als Grundlage dauerhafter Stabilität sehr viel schwieriger geworden ist. … Diese Eigenheiten, die jeder für sich in das Projekt einbringt, entwickeln mit der Zeit häufig eine unkontrollierbare Sprengkraft. Eine Wohngemeinschaft alter Menschen birgt mithin beträchtliches Risiko, denn keine Anfangseuphorie ersetzt die Dauer. … Die vorherrschende Gesellungsform meiner Generation wird deshalb in Zukunft betreutes Wohnen in geräumiger Umgebung mit einem reichhaltigen Angebot an sportlichen Aktivitäten sein. ….“
Quelle: „Pflege - Wohngemeinschaften in der Kritik – Betreutes Wohnen eher empfehlenswert“ – Beiträge unter -> viewtopic.php?t=17041&highlight=wohngemeinschaft
Der vdek hat bereits früh vor Wildwuchs bei den Wohngemeinschaften (WG) gewarnt! - Die Qualität der Versorgung und die Qualifikation der MitarbeiterInnen müssten, so der vdek, den Standards in traditionellen Pflegeformen entsprechen. Zu fordern sei daher, die Transparenzkriterien für die Qualitätsprüfungen so weiter zu entwickeln, dass auch in den WGs gute von schlechter Pflege unterschieden werden könne. Siehe dazu den Bericht in der Ärzte-Zeitung vom 07.11.2012 unter ->
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... ege%2fReha
Wohngemeinschaftsprojekte für hilfe- und pflegebedürftige Menschen werden aus vielerlei Gründen flächendeckend eher nicht funktionieren. Daher erscheinen auch die insoweit im Pflege-Neuausrichtungsgesetz (PNG) vorgesehenen finanziellen Zuwendungen als Fehlinvestitionen. Dieses Geld fehlt letztlich an anderer Stelle.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht bezüglich der Stärkung der häuslichen Pflege und Stärkung der Wohnquartiere eher andere geeignetere Schwerpunkte! Dabei dürfen die stationären Pflegeeinrichtungen nicht als Denkfehler eingestuft werden. Solche Einrichtungen müssen dem Grundsatz „ambulant vor stationär“ folgend in die Quartierskonzepte einbezogen werden.
Siehe dazu unter ->
viewtopic.php?t=17515&highlight=denkfehler
Das Thema Quartierskonzepte wird im Übrigen beim Neusser Pflegetreffam 28.05.2013 aufgegriffen. Alle interessierten BürgerInnen und Politiker, die die Gesundheits- und Pflegepolitik aktiv mitgestalten wollen, sind bereits jetzt herzlich eingeladen! - >
viewtopic.php?t=18156
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk …
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
+++ Siehe auch die Texteinstellung unter
http://www.wernerschell.de/aktuelles.php +++