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Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
Pro Pflege - Selbsthilfetzwerk ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
Neuss, den 30.08.2012
An den
Landtag des Saarlandes
Franz-Josef-Röder-Straße 7
66119 Saarbrücken
p.kostyra@landtag-saar.de;
postmaster@landtag-saar.de;
Betr.: Anhörung zum Thema „Pflege“ am 05. September 2012
Bezug: Ihr Schreiben vom 27.08.2012 – Tgb.-Nr. 1066/12 – Eingang am 30.08.2012
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit Ihrem Bezugsschreiben bieten Sie Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk die Möglichkeit an, vor dem Ausschuss für Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie des Saarländischen Landtages vorzutragen. Es wird eine Kurz-Darstellung der Ist-Situation in der Pflege und ein Ausblick auf mögliche Gefahren und Chancen hinsichtlich der weiteren Entwicklungen erwartet.
Da Ihre Bitte erst heute hier einging und für den 05.09.2012 bereits mehrere zwingende Terminverpflichtungen vorliegen, ist eine Anreise zu Ihnen nicht möglich.
Ich übersende Ihnen daher die am 21.08.2011 zusammen gefassten Stellungnahmen von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk zur Pflegereform bzw. zum Patientenrechtegesetz (rd. 122 Seiten) – abrufbar im Internet unter folgender Adresse:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... tz2011.pdf
Darin wurden von hier alle notwendigen Reformmaßnahmen, die auf eine gute Pflege abzielen, angesprochen. All diese Ausführungen erscheinen für die Ausschusserörterungen weiterhin von Bedeutung.
Bedauerlicherweise hat der Bundesgesundheitsminister bzw. der Deutsche Bundestag diese von uns (und von anderen) dargestellten Veränderungsnotwendigkeiten nicht aufgegriffen und mit dem am 29.06.2012 beschlossenen „Neuausrichtungsgesetz“ Regelungen verabschiedet, die mehr als kümmerlich sind und nicht geeignet sind, die Pflegepro¬bleme zu lösen oder gar mit Rücksicht auf die demografische Entwicklung eine zukunftsorientierte Lösung zu präsentieren.
Einige kritische Texte finden Sie im Forum Werner Schell unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=17141
viewtopic.php?t=17274
viewtopic.php?t=17439
viewtopic.php?t=17124
viewtopic.php?t=17411
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat daher das vorliegende Gesetzeswerk als Flop bezeichnet und würde es sehr begrüßen, wenn der Bundesrat, der in allernächster Zeit seine Mitberatungsrechte zur Geltung zu bringen hat, auf grundlegende Veränderungen hinwirken würde. Der Saarländische Landtag könnte Gelegenheit nehmen, um im Bundesrat eine entsprechende Initiative anzustoßen.
Ohne Personal wird es keine Verbesserungen in der Pflege geben!
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk sieht das Hauptanliegen von Reformen darin, die Stellenschlüssel für die Pflegeeinrichtungen deutlich zu verbessern. Um insoweit seriös rechnen zu können, wird ein bundesweit geltendes Personalbemessungssystem gefordert.
Alle Bestrebungen, noch mehr Prüfungen durch Heimaufsicht und MDK vorzusehen, werden als Irrweg angesehen. Der Pflege-TÜV ist in der jetzigen Forum unbrauchbar!
Mit all dem wird zwar mehr Druck aufgebaut, aber nichts wirklich verbessert. Wir brauchen nicht mehr Menschen in den Prüf- und Überwachungsinstitutionen, sondern vornehmlich an den Pflegebetten. Die Flucht der Pflegekräfte aus dem System wird durch mehr Druck nur beschleunigt.
Wenn an mehr Druck gedacht sein sollte, dann muss sich dieser auf die Führungsetagen der Pflegeeinrichtungen richten. Denn dort, wo es gute Führungskräfte gibt, sind Pflegemängelberichte deutlich seltener und die Arbeitszufriedenheit der MitarbeiterInnen größer.
Dass Pflegemängelberichte im Wesentlichen mit Fehlentwicklungen auf der Leitungsebene zu tun haben, wurde zurückliegend anhand der sog. Mönchengladbacher Pflegeskandale, in die ich als Kritiker umfänglich eingebunden war, deutlich. Siehe dazu die Forumstexte unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=14612&highlight=m%F6nchengladbach
viewtopic.php?t=14377&highlight=m%F6nchengladbach
Es wurden in Mönchengladbach – auch auf mein Drängen – mehrere Führungskräfte ausgetauscht. Über 40 gegen Pflegekräfte eingeleitete strafrechtliche Ermittlungsverfahren wurden – aus meiner Sicht erwartungsgemäß – eingestellt. Unzureichende Pflege ist fast ausnahmslos nicht einzelnen Pflegekräften schuldhaft anzulasten, sondern entweder vom System oder den Leitungskräften (mit) verursacht.
Die Mönchengladbacher Pflegemängelsituation hat auch zu einer Buchveröffentlichung geführt, in der die aktuelle Problematik dargestellt wird:
Dazu der entsprechende Buchtipp!
Schell, Werner: „100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen“
viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall
viewtopic.php?t=15828
Die Botschaft der Veröffentlichung: Die vielfach beklagten Pflegemängel werden sich ohne mehr Pflegepersonal nicht wirklich auflösen lassen!
Den Personalmangel hat auch die Neuss-Grevenbroicher Zeitung (Lokalausgabe der Rheinischen Post) am 11.08.2010 in einem Interview mit mir aufgegriffen „Mehr Personal, bessere Pflege“ – siehe
http://www.ngz-online.de/neuss/nachrich ... e-1.316561
Bei WISO, ZDF-Fernsehen, habe ich am 26.03.2012 live deutlich gemacht, dass es keine guten Pflegeheime geben kann. Es gebe angesichts des Pflegenotstandes nur solche Heime, die sich bestmöglich bemühen. Mehr nicht. Beitrag anschaubar unter
http://www.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF ... pe=Artikel
Text dazu u.a.:
„Schell: Die vom Gesetzgeber zu verantwortenden Pflege-Rahmenbedingungen sind eine wesentliche Ursache für die immer wieder zu beklagenden Mängelberichte in der Heimversorgung. Der Gesetzgeber muss den in den Pflegesystemen beschäftigten Arbeitnehmern uneingeschränkt die Erbringung von angemessenen Pflege- und Betreuungsleistungen ermöglichen. Vor allem müssen die Personalstellen in der Pflege deutlich angehoben werden. Nur so kann der vielfach beklagten Minutenpflege entgegengetreten werden. Dies wird die Aufgabe der Neuausrichtung der Pflegeversicherung sein.“
Quelle: viewtopic.php?t=17102&highlight=wiso
Da bei Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk täglich die unterschiedlichsten Mitteilungen bezüglich unguter Pflegesituationen eingehen, hat die Volkshochschule Neuss einen Vortrag zum Thema für sinnvoll erachtet:
Vortrag mit Diskussion in der Volkshochschule Neuss am 01.10.2012, 18.00 – 19.30 Uhr. Thema: Pflegemängel in den Pflegeeinrichtungen. Veranstaltungsort: Romaneum, Brückstraße 1, Raum E.127. Referent: Dozent Werner Schell
viewtopic.php?t=17420
Aktuell wird heftig über die Verbesserung der Palliativversorgung in den Pflegeheimen diskutiert. Dazu gibt es von hier eine Pressemitteilung vom 29.08.2012, die unten angefügt wird. Auch in diesem Zusammenhang ergibt sich, dass die gewünschten Unterstützungen der schwerstkranken bzw. sterbenden Menschen nur mit mehr Personal gewährleistet werden kann.
Ich hoffe, dass Ihnen diese kurzgefassten Informationen für die weiteren Beratungen bzw. Beschlussfassungen reichen. Wenn Sie weitere Informationen wünschen, bitte ich um Nachricht.
Ich würde es sehr begrüßen, wenn ich über die weitere Entwicklung Ihrer Erörterungen informiert werden könnte.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - Diplom-Verwaltungswirt - Oberamtsrat a.D. - Buchautor/Journalist - Dozent für Pflegerecht (u.a. an der St. Elisabeth-Akademie Düsseldorf/Neuss und der Volkshochschule Neuss)
Mitglied im Verband der Medizin- und Wissenschaftsjournalisten e. V.- http://www.medizinjournalisten.de/
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen - Infos auch bei http://www.facebook.com/
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Sterben: Begleitet, betreut, ohne Schmerzen und möglichst zu Hause
Was die meisten schon geahnt haben, ist Gewissheit: Die Deutschen wollen lieber daheim sterben als im Krankenhaus. Und zwar so: begleitet, betreut und schmerzfrei - am besten organisiert vom Hausarzt. Das bestätigt u.a. eine aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des Deutschen Hospiz- und Palliativverbandes (DHPV).
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat in jüngster Zeit wiederholt den Ausbau der Palliativversorgung und Hospizarbeit gefordert und dabei darauf aufmerksam gemacht, dass auch die stationären Pflegeeinrichtungen umfassend in die Planungen einbezogen werden müssen. Denn dort gibt es zum Teil noch gravierende Defizite, u.a. auch im Zusammenhang mit unzureichenden Stellenschlüsseln (= Pflegenotstand) mit dem Ergebnis, dass zu oft am Lebensende Verlegungen vom Pflegeheim (dort ist das zu Hause der BewohnerInnen!) in andere Institutionen erfolgen.
Daher müssen die Pflegeeinrichtungen personell "aufgerüstet" werden, damit HeimbewohnerInnen und Pflegende den letzten Weg gemeinsam gehen können, ohne dass schwerstkranke bzw. sterbende Bewohner einen Ortswechsel vornehmen müssen. Die ambulante Palliativ- und Hospizversorgung sollte insoweit auf den Prüfstand gestellt und ausgebaut werden.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hat dazu wiederholt nähere Ausführungen gemacht. Weiterführende Informationen sind u.a. wie folgt im Internet (Forum Werner Schell) abrufbar:
Deutsche wollen zuhause sterben
viewtopic.php?t=17725&highlight=palliativversorgung
Palliativversorgung & Hospizarbeit ausweiten
viewtopic.php?t=17534&highlight=palliativversorgung
Palliativversorgung und -betreuung - Konzeption gefordert
viewtopic.php?t=17310&highlight=palliativversorgung
Palliativstationen - Erhalt und weiterer Ausbau gefordert
viewtopic.php?t=17281&highlight=palliativversorgung
Nach einem Bericht der „Ärztezeitung“ vom 28.08.2012 haben inzwischen die Verbände der Palliativmedizin Alarm geschlagen. Das Fazit: „Obwohl immer mehr Menschen in stationären Einrichtungen sterben, ist es mit der palliativmedizinischen Versorgung nicht weit her.“
Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
Quelle Forum: viewtopic.php?p=68347#68347
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Die Medien berichten zum Thema; z.B.:
http://www.ak-gewerkschafter.de/2012/08 ... -auflosen/