Was tun gegen den Personalmangel in Pflegeberufen?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Was tun gegen den Personalmangel in Pflegeberufen?

Beitrag von Presse » 17.02.2012, 16:46

Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung Universität Bremen, Eberhard Scholz, 17.02.2012

Was tun gegen den Personalmangel in Pflegeberufen?

Im Forschungsprojekt ZUKUNFT: PFLEGE erarbeiten Bremer Wissenschaftler Lösungsstrategien für die ambulante Pflege.

Der Pflegesektor in Deutschland steht vor dem schwerwiegenden Problem des Personalmangels. Auf der einen Seite steigt die Zahl der Pflegebedürftigen und wird auch in Zukunft weiter steigen. Auf der anderen Seite werden die Beschäftigten in den Pflegeberufen älter. Und die Zahl der Aussteiger aus dem Pflegeberuf ist hoch. Doch bislang fehlen vor allem für die ambulante Pflege Konzepte, um auf die sich verschärfende Personallage in der Pflege zu reagieren. Nach Antworten suchen jetzt Sozial- und Gesundheitswissenschaftler der Universität Bremen. Im Projekt „ZUKUNFT:PFLEGE“ sollen Lösungen erarbeitet werden. Das Forschungsvorhaben mit dem vollständigen Titel „Zukunft der Pflege im demografischen Wandel – Innovationsfähigkeit durch Organisationslernen und regionale Netzwerkbildung“ wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) über drei Jahre mit einer Summe von 925.000 Euro gefördert.

Die Hauptidee des Projektes ist es, zwei Aktionsfelder miteinander zu verbinden: Einmal die Arbeitsorganisation in der ambulanten Pflege so zu gestalten, dass Gesundheit und Arbeitsmotivation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nachhaltig auch mit zunehmendem Alter gesichert werden. Gleichzeit sollen die meist kleinen und mittleren Pflegeunternehmen sich regional vernetzen, um über das Netzwerk zum Beispiel von Best-Practice- Beispielen und -Instrumenten zu profitieren.

Im artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit der Universität Bremen, das das Gesamtprojekt koordiniert, untersucht das Team um Dr. Peter Bleses die Arbeitsorganisation und -bedingungen in ambulanten Pflegeunternehmen. Ziel ist es, einen Leitfaden „Nachhaltige Beschäftigungsfähigkeit in der ambulanten Pflege“ zu entwickeln, der konkrete Hilfestellungen für die Arbeitsorganisation in der ambulanten Pflege gibt. Der Grundgedanke: Eine Arbeitsgestaltung, die die Ressourcen und Probleme der Pflegenden berücksichtigt, sichert Arbeitszufriedenheit, vermindert die Gesundheitsrisiken für das Pflegepersonal und bietet Beschäftigten langfristige Perspektiven im demografischen Wandel dieser Wachstumsbranche. Mittelfristig kann dadurch die Attraktivität des Pflegeberufs erhöht werden.

Parallel dazu wird das Zentrum für Sozialpolitik (ZeS) der Universität Bremen unter Federführung von Professor Heinz Rothgang und Dr. Wolfgang Ritter ein sich langfristig selbst tragendes regionales Unterstützungsnetzwerk „Pflege im demografischen Wandel“ aufbauen.
Ambulante Pflegeunternehmen sind meist kleine und mittlere Unternehmen, deren finanzielle und personelle Ressourcen knapp sind, so dass sie Gestaltungskonzepte nicht allein umsetzen können. Gerade Zukunftsaufgaben, bei denen über ihr eigenes Unternehmen hinausgehende Anforderungen bestehen, können nicht alleine bewältigt werden. Das Netzwerk soll die ambulanten Pflegeunternehmen vor allem auf den Feldern Qualifikations- und Kompetenzentwicklung sowie Gesundheitsförderung unterstützen. So soll das regionale Netzwerk regelmäßige Veranstaltungen organisieren, auf denen sich die ambulanten Pflegeunternehmen unter anderem über Beispiele guter Praxis und weitergehende Kooperationsmöglichkeiten untereinander und über die Bremer Region hinaus austauschen können.

Weitere Informationen:
Universität Bremen
artec | Forschungszentrum Nachhaltigkeit Dr. Peter Bleses (Verbundkoordination) Tel. +49 (0)421 218 61843
E-Mail: pbleses@uni-bremen.de
Universität Bremen
Zentrum für Sozialpolitik (ZeS)
Prof. Dr. Heinz Rothgang
Dr. Wolfgang Ritter
Tel.: +49 (0)421 218 58609
E-Mail: writter@zes.uni-bremen.de

Sabrina Merck
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Personalmangel in Pflegeberufen?

Beitrag von Sabrina Merck » 18.02.2012, 09:40

Presse hat geschrieben: Was tun gegen den Personalmangel in Pflegeberufen? ....
Wie so oft schon ausgeführt, gibt es in den Pflegeystemen Rahmenvorschriften, die eine auskömmliche Personalausstattung, weder ambulant noch stationär, zulassen. Hier liegt der wirkliche Pflegenotstand begründet und das, was man so als Minutenpflege bezeichnet. Statt umfänglicher Untersuchungen bedarf es insoweit nur der Veränderung der Rahmenvorschriften. Im Übrigen muss die Politik endlich kapieren, dass Ausbildung- und Einstellungsoffensiven nötig sind. Dazu müssen ebenfalls die entsprechenden Bedingungen geschaffen werden. Der Markt reguliert nämlich den Personalbedarf nicht selbst. Denn es muss ja auch alles irgendwie refinaziert werden. Und genau das müssen die Rahmenregelungen vorgeben und zulassen.

Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk!
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Gerhard Schenker
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Pflegenotstand - Personalbedarf exakt berechnen

Beitrag von Gerhard Schenker » 19.02.2012, 15:22

Der Pflegenotstand "regiert" in Deutschland seit vielen Jahren. Daher gibt es auch über die Jahre hinweg vielfältige Klagen über Unzulänglichkeiten in der Pflege (= Pflegemängeldiskussion). Diesen Notstand muss man nicht eigentlich erst erforschen, er ist den Insidern bestens bekannt. Eine Lösung dieses Problems kann nur der Gesetzgeber bringen. Für die Krankenhäusern und Heime brauchen wir exakte Vorschriften, nach denen der Personalbedarf errechnet wird und dann wissen wir, was Sache ist. Wenn so der Notstand amtlich bestätigt ist, können wir die erforderlichen Maßnahmen zur Stellensituation, Ausbildung und Einstellung treffen. Alle Sonntagsreden ohne solche Folgerungen sind überflüssig.

G. Schenker
Das Pflegesystem bedarf einer umfassenden Reform - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung zukunftsfest machen!

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