Die verordnete Sucht: der Skandal um Beruhigungsmittel Unveröffentlichte Studie: 800.000 Deutsche nehmen Benzodiazepine, weitere 130.000 sind schwer abhängig
Hamburg (ots) - 1. Juli 2009. Ängste, Schlafstörungen oder depressive Verstimmungen - damit haben viele Frauen zu kämpfen, gerade jetzt, in der Wirtschaftskrise. Neue Studien zeigen: Beim Arzt wird ihnen oft nicht geholfen, im Gegenteil. Viel zu oft verlassen sie die Praxis mit einem Rezept in der Hand. Doch die Schlaf- und Beruhigungsmittel, die leichtfertig verschrieben werden, machen süchtig. Eine noch unveröffentlichte Studie des Instituts für interdisziplinäre Sucht- und Drogenforschung, aus der das Magazin BRIGITTE in seiner neuen Ausgabe (ab heute im Handel) zitiert, belegt das dramatische Ausmaß: 800.000 Menschen in Deutschland nehmen dauerhaft so genannte Benzodiazepine - rezeptpflichtige Medikamente mit hohem Suchtrisiko. Weitere 130.000 sind davon so schwer abhängig, dass sie ohne gezielte Hilfe kaum noch davon loskommen werden. Frauen sind anfälliger, weil sie offensiver mit Problemen wie Schlafstörungen, Nervosität oder depressiven Verstimmungen umgehen. Jede vierte Frau, so eine bundesweite Umfrage der DAK, hat schon Medikamente zur Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und psychischen Befindlichkeit genommen, bei den Männern war es nur etwa jeder Achte.
Dr. Johannes Lindenmeyer, Psychologe und Direktor der Salus-Klinik, klagt in BRIGITTE vor allem die Ärzte an: "So lange die Hausärzte unkontrolliert immer neue Rezepte ausstellen, kann man das fast mit Dealen vergleichen."
Quelle: Pressemitteilung vom 1.7.2009
Pressekontakt: Eva Kersting
Kommunikation / PR
G+J Frauen/ Familie/ People
Gruner + Jahr AG & Co KG
Tel: 040/3703-2990; Fax: -5703
E-Mail: kersting.eva@guj.de
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Verordnete Sucht: der Skandal um Beruhigungsmittel
Moderator: WernerSchell
Kinder und Ältere erhalten zu viele Medikamente
Gutachten
Kinder und Ältere erhalten zu viele Medikamente
ZEIT ONLINE, dpa, sp 30.6.2009
Zu wenig Hausärzte, zu viele Pillen: Gesundheitsministerin Schmidt fordert gemeinsam mit Experten eine weitreichende Neuordnung des Gesundheitswesens
Ärzte verschrieben oft unnötige und in der Summe zu viele Medikamente. Das stellt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in seinem Gutachten 2009 fest. So erhielten Kinder häufig ohne Notwendigkeit Psycho-Stimulanzien und Antibiotika bei Infektionen mit Viren. Antibiotika helfen aber nur bei bakteriellen Infektionen und die zu häufige Einnahme macht sie auf Dauer wirkungslos.
.... (mehr)
http://www.zeit.de/online/2009/27/sachv ... tsvorsorge
Kinder und Ältere erhalten zu viele Medikamente
ZEIT ONLINE, dpa, sp 30.6.2009
Zu wenig Hausärzte, zu viele Pillen: Gesundheitsministerin Schmidt fordert gemeinsam mit Experten eine weitreichende Neuordnung des Gesundheitswesens
Ärzte verschrieben oft unnötige und in der Summe zu viele Medikamente. Das stellt der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen in seinem Gutachten 2009 fest. So erhielten Kinder häufig ohne Notwendigkeit Psycho-Stimulanzien und Antibiotika bei Infektionen mit Viren. Antibiotika helfen aber nur bei bakteriellen Infektionen und die zu häufige Einnahme macht sie auf Dauer wirkungslos.
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http://www.zeit.de/online/2009/27/sachv ... tsvorsorge
Weniger Medikamente und mehr Zuwendung
Guten Morgen allerseits!
Die Medikamentenflut, die seit Jahren, mit kräftiger Pharmawerbung inszeniert, über die Patienten gekommen ist, gehört schnellstmöglich eingedämmt.
Ich finde die Darstellung
Weniger Medikamente und mehr Zuwendung
„Pillen – ab in die Tonne?“, ein Bericht des Neusser Stadt-Kuriers vom 04.07.2009, löste vielfältige Irritationen aus. Ist es wirklich rechtlich zulässig und hinnehmbar, dass Medikamente einfach mit dem Hausmüll entsorgt werden? Diese und weitere Fragen gab es zuhauf.
Statement von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk vom 08.07.2009 hier
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... menten.php
überzeugend und fordere ein Umdenken. Vor allem die Ärzte sind gefordert. Sie sind es doch, die die Medikamente verordnen. Die Gesundheitsbehörden müssen ergänzend für einen kritischen Umgang mit Medikamenten werben.
Eine solche "Gemeinschaftsaktion" kann die Medikamentenflut zurückdrängen. Arzneimittel sind nicht nur ein Segen. Sie sind nicht selten völlig unnötig eingesetzt und haben Nebenwirkungen, die allzu oft unbeachtet bleiben. Es gibt nicht nur Abhängigkeiten und auch vielfältige Berichte über Arzneimitteltote (auch hier im Forum).
MfG Rob
Die Medikamentenflut, die seit Jahren, mit kräftiger Pharmawerbung inszeniert, über die Patienten gekommen ist, gehört schnellstmöglich eingedämmt.
Ich finde die Darstellung
Weniger Medikamente und mehr Zuwendung
„Pillen – ab in die Tonne?“, ein Bericht des Neusser Stadt-Kuriers vom 04.07.2009, löste vielfältige Irritationen aus. Ist es wirklich rechtlich zulässig und hinnehmbar, dass Medikamente einfach mit dem Hausmüll entsorgt werden? Diese und weitere Fragen gab es zuhauf.
Statement von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk vom 08.07.2009 hier
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... menten.php
überzeugend und fordere ein Umdenken. Vor allem die Ärzte sind gefordert. Sie sind es doch, die die Medikamente verordnen. Die Gesundheitsbehörden müssen ergänzend für einen kritischen Umgang mit Medikamenten werben.
Eine solche "Gemeinschaftsaktion" kann die Medikamentenflut zurückdrängen. Arzneimittel sind nicht nur ein Segen. Sie sind nicht selten völlig unnötig eingesetzt und haben Nebenwirkungen, die allzu oft unbeachtet bleiben. Es gibt nicht nur Abhängigkeiten und auch vielfältige Berichte über Arzneimitteltote (auch hier im Forum).
MfG Rob
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!
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- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Polypharmazie - unerwünschten Wirkungen ein Kernproblem
Polypharmazie - unerwünschten Wirkungen ein Kernproblem
Auch hier gilt: "Weniger ist oft mehr"!
Multimorbidität führt zu vermehrten Arztkontakten, häufigeren und längeren Krankenhausaufenthalten sowie einer steigenden Zahl von Arzneimittelverordnungen (Polypharmazie). So erhalten etwa 35% der Männer und 40% der Frauen über 65 Jahre neun und mehr Wirkstoffe in Dauertherapie. In diesem Kontext bilden unerwünschte Arzneimittelwirkungen ein Kernproblem der Versorgung alter Menschen. Nach einer Studie der nationalen Pharmakovigilanzzentren entfielen 10,2% der stationären Aufnahmen wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen auf Digitalisglykosid-assoziierter Störwirkungen. Betroffen waren besonders ältere Frauen. Bei älteren Männern mit Demenz erlangen unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen eine besondere Bedeutung. Dabei ist insbesondere die Verordnung von Neuroleptika bei Patieten mit Demenz äußerst kritisch zu beurteilen, da die Anwendung mit einer höheren Sterblichkeit einhergeht.
Quelle: Sondergutachten 2009 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen mit dem Titel "Koordination und Integration - Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens"
Auch hier gilt: "Weniger ist oft mehr"!
Multimorbidität führt zu vermehrten Arztkontakten, häufigeren und längeren Krankenhausaufenthalten sowie einer steigenden Zahl von Arzneimittelverordnungen (Polypharmazie). So erhalten etwa 35% der Männer und 40% der Frauen über 65 Jahre neun und mehr Wirkstoffe in Dauertherapie. In diesem Kontext bilden unerwünschte Arzneimittelwirkungen ein Kernproblem der Versorgung alter Menschen. Nach einer Studie der nationalen Pharmakovigilanzzentren entfielen 10,2% der stationären Aufnahmen wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen auf Digitalisglykosid-assoziierter Störwirkungen. Betroffen waren besonders ältere Frauen. Bei älteren Männern mit Demenz erlangen unerwünschte Wirkungen und Wechselwirkungen eine besondere Bedeutung. Dabei ist insbesondere die Verordnung von Neuroleptika bei Patieten mit Demenz äußerst kritisch zu beurteilen, da die Anwendung mit einer höheren Sterblichkeit einhergeht.
Quelle: Sondergutachten 2009 des Sachverständigenrates zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen mit dem Titel "Koordination und Integration - Gesundheitsversorgung in einer Gesellschaft des längeren Lebens"