Neuss - Pflege ist gut - geprüfte Pflege ist besser

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Neuss - Pflege ist gut - geprüfte Pflege ist besser

Beitrag von Presse » 07.07.2008, 09:26

Bericht der Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 7.7.2008:

Neuss - Pflege ist gut - geprüfte Pflege ist besser

VON FRANK KIRSCHSTEIN

Rhein-Kreis Neuss Jeder zehnte Pflegefall in Deutschland nicht ausreichend versorgt, rund 70 000 Menschen in deutschen Heimen unzureichend gepflegt - mit diesen Zahlen schockte Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt Mitte der Woche die Öffentlichkeit. Neue Kriterien, strengere Richtlinien und härtere Konsequenzen sollen die gröbsten Missstände beseitigen.

So weit die Bestandsaufnahme und die Ankündigungen der Bundesministerin. Doch wie steht es um die Pflegesituation im Rhein-Kreis Neuss? „Bei uns entspricht die pflegerische Versorgung einem hohen Standard“, sagt Marcus Mertens von der Heimaufsicht des Rhein-Kreises Neuss.
....
http://www.ngz-online.de/public/article ... esser.html

WernerSchell
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Pflegekritische Aspekte blieben ausgeklammert!

Beitrag von WernerSchell » 07.07.2008, 10:21

Aktuelle Informationen zur Pflege ------> http://www.wernerschell.de/ProPflege/index.htm

Brief an die Redaktion der Neuss-Grevenbroicher Zeitung:

Pflegekritische Aspekte blieben ausgeklammert!

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten in der heutigen Augabe der NGZ über die Heimpflege - Grundlage sind offensichtlich Angaben der Heimaufsicht und der kommunalen Pflegeberatung. ....

Dazu einige Anmerkungen:

Ich beklage seit Jahren, dass die örtlichen Vertreter der amtlichen Instanzen die Pflege "schön reden" und keinlerlei Kritik üben - vielleicht um ihr eigenes Verhalten als wohl gelungen darzustellen. So wurde z.B. im vergangenen Jahr der Bericht der Heimaufsicht für die zurückliegenden zwei Jahre vorgestellt. Angeblich gab es in zwei Jahren nur 14 Beschwerden, eher unbedeutende Fälle. Hier bei mir kommen allein in wenigen Wochen mindestens 14 Rückmeldungen zu problematischen Pflegesituationen / Beschwerden an. Gibt das nicht allein schon genug Anlass, einmal gezielt nachzuhaken? Im vergangenen Jahr kam der 2. MDS-Bericht über Pflegemängel heraus - bundeweit ausgerichtet. Was passierte daraufhin z.B. in Grevenbroich? Der Bürgermeister kontaktierte die örtlichen Heimleitungen und lies sich schnell berichten; alles sei in Ordung. Die NGZ druckte prompt entsprechende Botschaften ohne jegliche weitere Recherche.

Mitterlweile ist es bundesweit anerkannt, dass in der Pflege Personal fehlt (dies kann im Neusser Raum nicht anders sein!). ... Bedarf ...rd. 20%. Der 111. Deutsche Ärztetag forderte vor wenigen Wochen sogar eine Anhebung der Pflegebudgets von 30%. Darauf habe ich Sie in jüngster Zeit mehrfach aufmerksam gemacht. In Ihrem o.a. Bericht findet das null Erwähnung.
Zum Personalmangel siehe z.B. unter:
viewforum.php?f=3

Die sog. Pflegereform hat insoweit keine Entlastung gebracht. Daher bleibt die "Pflege ein Pflegefall". Die Kanzlerin dazu: "Nach der Reform ist vor der Reform". Es können übrigens noch soviele Prüfungen stattfinden und Berichte veröffentlicht werden. Ohne ausreichende strukturelle Veränderungen gibt es keine nennenswerten Verbesserungen in der Heimpflege. Wo sind Ihre diesbezüglichen Fragen und Hinweise?

Kann eine kommunale Heimaufsicht überhaupt wirkungsvoll tätig sein? Rücksichtnahmen sind doch zwangsläufig vorgegeben, es gibt ja auch einige kommunale Heimeinrichtungen. Die Personaldecke ist knapp (Herr Mertens ist nahezu "Einleinunterhalter"), daher gibt es auch keine rotierenden Prüfungen. Folgerichtig müssten die Heimaufsichten, wie z.B. in Hessen, bei den Regierungspräsidien angesiedelt werden. Insoweit müsste das neue Heimgesetz Veränderungen bringen. Hätte man dies nicht einmal angesprechen können?

...

Auf das Thema Demenz und die demografischen Entwicklungen sind Sie überhaupt nicht eingegangen. Gerade insoweit stehen wir vor großen Herausforderungen. Der 111. Deutsche Ärztetag hat auch insoweit selbstkritische und mahnende Worte gefunden (ärztliche Versorgung der Demenzkranken = mangelhaft!). Solche Probleme fallen nicht in das Tätigkeitsgebiet der Heimaufsicht und werden gerne "außen vor" gelassen. Bei einer journalistischen Aufarbeitung der Heimpflege hätte das alles hinterfragt werden müssen.

Leider haben Sie mit Ihrem auf "amtlichen" Angaben beruhenden Bericht keine wirklichen hilfreichen Hinweise gegeben. Nachdem Sie bereits über "unseren" letzten Neusser Pflegetreff am 29.1.2008 (absichtlich?) nicht berichtet haben, wurde es erneut versäumt, die LeserInnen über einige pflegekritische Aspekte des Themas zu informieren. - Dies ist mehr als bedauerlich!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
http://www.wernerschell.de
Zuletzt geändert von WernerSchell am 02.08.2008, 18:18, insgesamt 1-mal geändert.
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Pflegekritische Aspekte blieben ausgeklammert!

Beitrag von WernerSchell » 07.07.2008, 10:26

Brief an die Redaktion der Neuss-Grevenbroicher Zeitung:

Pflegekritische Aspekte blieben ausgeklammert!

Sehr geehrte Damen und Herren,

Sie berichten in der heutigen Augabe der NGZ über die Heimpflege - Grundlage sind offensichtlich Angaben der Heimaufsicht und der kommunalen Pflegeberatung. Bedauerlicherweise haben Sie ein Statement des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V. - http://www.pflege-shv.de - nicht für nötig erachtet.

Dazu einige Anmerkungen:

Ich beklage seit Jahren, dass die örtlichen Vertreter der amtlichen Instanzen die Pflege "schön reden" und keinlerlei Kritik üben - vielleicht um ihr eigenes Verhalten als wohl gelungen darzustellen. So wurde z.B. im vergangenen Jahr der Bericht der Heimaufsicht für die zurückliegenden zwei Jahre vorgestellt. Angeblich gab es in zwei Jahren nur 14 Beschwerden, eher unbedeutende Fälle. Hier bei mir kommen allein in wenigen Wochen mindestens 14 Rückmeldungen zu problematischen Pflegesituationen / Beschwerden an. Gibt das nicht allein schon genug Anlass, einmal gezielt nachzuhaken? Im vergangenen Jahr kam der 2. MDS-Bericht über Pflegemängel heraus - bundeweit ausgerichtet. Was passierte daraufhin z.B. in Grevenbroich? Der Bürgermeister kontaktierte die örtlichen Heimleitungen und lies sich schnell berichten; alles sei in Ordung. Die NGZ druckte prompt entsprechende Botschaften ohne jegliche weitere Recherche.

Mitterlweile ist es bundesweit anerkannt, dass in der Pflege Personal fehlt (dies kann im Neusser Raum nicht anders sein!). Der Pflege-Selbsthilfeverband e.V. schätzt den Bedarf mit rd. 20% ein. Der 111. Deutsche Ärztetag forderte vor wenigen Wochen sogar eine Anhebung der Pflegebudgets von 30%. Darauf habe ich Sie in jüngster Zeit mehrfach aufmerksam gemacht. In Ihrem o.a. Bericht findet das null Erwähnung.
Zum Personalmangel siehe z.B. unter:
viewforum.php?f=3

Die sog. Pflegereform hat insoweit keine Entlastung gebracht. Daher bleibt die "Pflege ein Pflegefall". Die Kanzlerin dazu: "Nach der Reform ist vor der Reform". Es können übrigens noch soviele Prüfungen stattfinden und Berichte veröffentlicht werden. Ohne ausreichende strukturelle Veränderungen gibt es keine nennenswerten Verbesserungen in der Heimpflege. Wo sind Ihre diesbezüglichen Fragen und Hinweise?

Kann eine kommunale Heimaufsicht überhaupt wirkungsvoll tätig sein? Rücksichtnahmen sind doch zwangsläufig vorgegeben, es gibt ja auch einige kommunale Heimeinrichtungen. Die Personaldecke ist knapp (Herr Mertens ist nahezu "Einleinunterhalter"), daher gibt es auch keine rotierenden Prüfungen. Folgerichtig müssten die Heimaufsichten, wie z.B. in Hessen, bei den Regierungspräsidien angesiedelt werden. Insoweit müsste das neue Heimgesetz Veränderungen bringen. Hätte man dies nicht einmal angesprechen können?

Der Pflege-Selbsthilfeverband e.V. war übrigens die erste bundeweit tätige Initiative, die vor rd. drei Jahren das Thema "Gütesiegel für Heime" ("Sterne") ansprach und ein entsprechendes Konzept entwickelte. Mittlerweile hat der Verband diese Heimauszeichnung, die eine einfache Unterscheidbarkeit der Heime herstellt, bereits an einige Heime vergeben (davon zwei in NRW). Inzwischen redet auch das BMG von einem Pflege-TÜV, auch andere sprechen von besseren Unterscheidungsnotwendigkeiten. In Ihrem Bericht greifen Sie zwar das Thema auf, erwähnen aber mit keinem Wort die Initiativen des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V., obwohl ich auch hierauf wiederholt aufmerksam gemacht habe. Siehe z.B. aktuelle in meinem Forum unter
viewtopic.php?t=8942
viewtopic.php?t=8933
viewtopic.php?t=6785

Auf das Thema Demenz und die demografischen Entwicklungen sind Sie überhaupt nicht eingegangen. Gerade insoweit stehen wir vor großen Herausforderungen. Der 111. Deutsche Ärztetag hat auch insoweit selbstkritische und mahnende Worte gefunden (ärztliche Versorgung der Demenzkranken = mangelhaft!). Solche Probleme fallen nicht in das Tätigkeitsgebiet der Heimaufsicht und werden gerne "außen vor" gelassen. Bei einer journalistischen Aufarbeitung der Heimpflege hätte das alles hinterfragt werden müssen.

Leider haben Sie mit Ihrem auf "amtlichen" Angaben beruhenden Bericht keine wirklichen hilfreichen Hinweise gegeben. Nachdem Sie bereits über "unseren" letzten Neusser Pflegetreff am 29.1.2008 (absichtlich?) nicht berichtet haben, wurde es erneut versäumt, die LeserInnen über einige pflegekritische Aspekte des Themas zu informieren. - Dies ist mehr als bedauerlich!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
http://www.wernerschell.de - http://www.pflege-shv.de - http://www.heimauszeichnung.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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KPHNeuss
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Gewaltige Arbeitsverdichtungen von NGZ verschwiegen

Beitrag von KPHNeuss » 07.07.2008, 14:20

Gewaltige Arbeitsverdichtungen von NGZ verschwiegen

Ich habe den Beitrag in der NGZ gelesen und kann der geäußerten Kritik nur zustimmen:
Die Darstellung ist unvollkommen und beschreibt die Pflege zu positiv. Die Situationen vor Ort, und das bekommt auch die Heimaufsicht nicht mit, ist eine andere. Die Pflegekräfte müssen mit erheblichem Druck ihren Dienst verrichten und stehen immer wieder vor dem Dilemma, bestimmte Verrichtungen nicht oder nur ungenügend erledigen zu können. Die Arbeitsverdichtungen sind gewaltig. Jeder weiß es, und kaum einer will darüber reden. Selbst die Angehörigen schweigen, sie fürchten Repressalien!
Ich finde es mehr als bedauerlich, wenn nicht einmal angeblich unabhängige Redakteure es fertig bringen, den wirklichen Verhältnissen auf den Grund zu gehen.

LB KPHNeuss
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!

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