Häusliche Krankenpflege ist die preisgünstigere Alternative

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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AVG

Häusliche Krankenpflege ist die preisgünstigere Alternative

Beitrag von AVG » 12.04.2006, 07:16

Häusliche Krankenpflege ist die preisgünstigere Alternative

ArbeitgeberVerband im Gesundheitswesen e.V. begrüßt die Ankündigung der Bundesgesundheitsministerin, ambulante Pflege stärken zu wollen


BERLIN (12. April 2006) – Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) hat angekündigt, im Zuge der geplanten Gesundheitsreform in der Pflegeversicherung „vor allen Dingen die ambulante Pflege unterstützen und stärken“ zu wollen. Diejenigen, die Angehörige oder Bekannte zu Hause pflegen, sollten mehr finanzielle Hilfe erhalten. Durch häusliche Pflege würden die Krankenkassen entlastet, weil keine zusätzlichen Pflegeeinrichtungen gebaut werden müssten. Zu den Äußerungen der Gesundheitsministerin erklärt Thomas Meißner, Vorstandsmitglied des ArbeitgeberVerbandes im Gesundheitswesen (AVG) e.V.:

„Der AVG begrüßt die Klarstellung und die Eindeutigkeit der Aussage der Bundesgesundheitsministerin, die ambulante Pflege deutlich stärken zu wollen. Es ist zu hoffen, dass es sich hierbei nicht nur um die Reform der Pflegeversicherung, sondern auch um eine klare und deutliche Aufwertung der Häuslichen Krankenpflege nach § 37 SGB V handelt – also um Teile einer Gesundheitsreform. Die Erkenntnis der Ministerin, dass Häusliche Krankenpflege deutlich preisgünstiger ist und damit zu einer Kosteneinsparung bei den Krankenkassen führt, ist richtig. Wir hoffen, dass die Ministerin persönlich alle Kassenfunktionäre von dieser Erkenntnis überzeugt. Denn nach wie vor mangelt es hier an entsprechender Einsicht. Die Krankenkassen sollten Partner von ambulanten Diensten und Verbänden sein. Die Realität sieht jedoch anders aus. Inhalte werden in Rahmenverträge diktiert und Preise in der Regel nach unten korrigiert oder nach der Methode ´Friss oder stirb´vorgegeben. Die Folge: Die ambulante Krankenpflege leidet seit Jahren an chronischer Unterfinanzierung. Hier müssen klare Anreize geschaffen werden, um die gute und konstruktive Arbeit der ca. 10.600 ambulanten Pflegeeinrichtungen weiter zu stärken. Freilich: Geld allein hilft nicht. Es müssen außerdem System- und Strukturveränderungen eingeleitet werden, unnötige bürokratische Auflagen (gerade im Beantragungs,- Genehmigungs- und Abrechnungsverfahren) überdacht und neu justiert werden. Dabei steht auch der Leistungskatalog der Häuslichen Krankenpflege, gerade im Bereich der Prophylaxen und der Palliativversorgung, zur Diskussion.“

Ansprechpartner für die Presse:
Thomas Meißner, Tel. (030) 49 90 53 80, E-Mail: info@avg-ev.com,
Internet: http://www.avg-ev.com

*Der AVG - ArbeitgeberVerband im Gesundheitswesen e.V. – die Berufstandsvertretung in Berlin für ambulante und teilstationäre Pflege – wurde im Sommer 2001 gegründet. Seine über 65 Mitglieder sind Anbieter der häuslichen Krankenpflege.

Quelle: Pressemitteilung vom 12.4.2006

johannes

Häusliche Pflege die preisgünstigere Alternative?

Beitrag von johannes » 16.04.2006, 19:11

Diese Behauptung sollte zuerst mit harten Zahlen untermauert werden, bevor sie so plakativ in den Raum gestellt wird. Dabei sollten keine geschönten Zahlen verwendet werden, sondern eine 1:1 Gegenüberstellung. Ich bin sicher, dann gehen manchen die Augen auf!

Johannes

Dirk

Häusliche Krankenpflege ist die preisgünstigere Alternative

Beitrag von Dirk » 17.04.2006, 06:54

AVG hat geschrieben:... Die ambulante Krankenpflege leidet seit Jahren an chronischer Unterfinanzierung. Hier müssen klare Anreize geschaffen werden, ... System- und Strukturveränderungen eingeleitet werden, unnötige bürokratische Auflagen ... überdacht und neu justiert werden. Dabei steht auch der Leistungskatalog der Häuslichen Krankenpflege, gerade im Bereich der Prophylaxen und der Palliativversorgung, zur Diskussion.“ ...
Hallo!

Häusliche Krankenpflege ist grundsätzlich die preisgünstigere Alternative - dies Feststellung ist in Fachkreisen nahezu unbestritten. Daher ist der jetzt schon geltende Grundsatz "ambulant vor stationär" zu stärken. Allerdings gebe ich Johannes Recht, wenn er meint, dass das nicht ganz unproblematisch sein wird. Wir brauchen eine gute stationäre Versorgung dürfen einfach nicht von einem Extrem ins andere verfallen.
Sorgfältig analysieren und dann mit Bedacht korrigieren!

MfG
Dirk

johannes

Beitrag von johannes » 17.04.2006, 07:18

Ein Vergleich von häuslicher Pflege und stationärer Pflege zeigt, daß in der Gesellschaft einiges übersehen wird:

Für Wohnung (ca. 50 qm), Strom, Wasser, Heizung, Kabelfernsehen, Warmwasser und Müll, tägliche Wäschereinigung, tägliche Reinigung der Wohnung sowie täglich drei Mahlzeiten, zahlen Sie im Pflegeheim im Monat € 972,00.

Für die Pflege über 24 Stunden zu jedem von Ihnen benötigten Zeitpunkt kommen € 2.145,00 hinzu. Das macht im Pflegeheim zusammen € 3.117,00.

Bei einer Kaltmiete für die eigene Wohnung von € 250,00, allgemeine Nebenkosten von € 30,00, Heizkosten von € 30,00 und Strom für € 25,00, täglich 3 vollwertigen Mahlzeiten € 375,00, Putzen der Wohnung 3 x 2 Std. wöchentlich € 240,00, Wäschepflege - waschen, bügeln und zusammenlegen einschließlich Waschmittel monatlich weitere € 80,00 wenden Sie zu Hause im Monat € 1.030,00 auf.

Wünschen Sie zu Hause wie im Heim 24 Stunden Sicherheit und pflegerische Versorgung, zahlen dafür einer Pflegekraft bei nur € 8,00 in der Stunde € 2.400,00 monatlich. Damit liegen die Kosten in der häuslichen Pflege bei € 3.430,00. Diese Pflegekraft verfügt dann - wenn sie selbständig arbeitet - über ein vergleichbares Bruttoeinkommen von ca. € 1.890,00! Ein jeder weiß, daß Putzfrauen bereits häufig € 10,00 pro Stunde netto erhalten, und Babysitter nicht mehr unter € 5,00 zu bekommen sind,um nur zwei Vergleichswerte anzuführen.

Sie sehen, bei ehrlicher Betrachtungsweise heben sich die Unterschiede zumeist auf. Professionelle, stationäre Pflege ist also bei ehrlicher Betrachtung nicht teurer als häusliche Pflege.

Als weiteres gilt zu bedenken:

1. pflegende Angehörige müssen nicht selten ihren Arbeitsplatz aufgeben ohne die Gewissheit, ihn nach der Pflege wieder zu erhalten. Den wirtschaftlichen Verlust mag ich nicht beziffern!
2. pflegende Angehörige verzichten auf sehr viel persönliche Entfaltung, Freizeit, Freizügigkeit
3. pflegende Angehörige sind oft 24 Stunden gefordert
4. pflegende Angehörige sind oft moralisch in der Schraubzwinge mit allen psychischen Belastungen.
5. pflegende Angehörige bekommen oft genug die Unzufriedenheit des Pflegebedürftigen ab, müssen sich beschimpfen lassen.

Es ist eben nicht alles Gold, was glänzt.

bad e.v.

Versorgung mit häuslicher Krankenpflege

Beitrag von bad e.v. » 21.10.2006, 06:58

Abschaffung der Bundesrahmenempfehlung über die einheitliche Versorgung mit häuslicher Krankenpflege - Ausschluss der Leistungserbringer auf Bundesebene

Der Referentenentwurf zur Gesundheitsreform sieht überraschend vor, § 132a Abs. 1 SGB V ersatzlos zu streichen. Dieser regelte bislang die Verpflichtung, dass die Spitzenverbände der Krankenkassen mit den für die Wahrnehmung der Interessen von Pflegediensten maßgeblichen Spitzenorganisatoren auf Bundesebene eine Rahmenempfehlung über die einheitliche Versorgung mit häuslicher Krankenpflege abgeben sollen. Mit diesem partnerschaftlichen Zusammenwirken der Verbände sollte sichergestellt werden, dass die Patienten bundesweit gleichartige und qualitativ gleichwertige Leistungen erhalten.

"Die Abschaffung der Bundesrahmenempfehlung bedeutet faktisch, dass die Sichtweise der Pflegeeinrichtungen bei ganz maßgeblichen Entscheidungsprozessen keine Berücksichtigung mehr finden soll.", resümierte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Ambulante Dienste und Stationäre Einrichtungen, Ulrich Kochanek. "Ohne die Bundesrahmenempfehlung erfolgen Vorgaben auf Bundesebene vor allem in den Richtlinien zur Häuslichen Krankenpflege, also ausschließlich durch die Ärzte und Krankenkassen, ohne dass die Leistungserbringer hierauf Einfluss haben. Dies muss sich ändern."

Michael Jakubiak, Bundesvorstandsvorsitzender des bad e.V., warnt vor dieser Entwicklung: "Der Gesetzgeber zielt mit der Abschaffung der Bundesrahmenempfehlung nach eigenem Bekunden darauf ab, eine "Vergrößerung der Gestaltungsmöglichkeiten der Krankenkassen" zu erreichen. Wir befürchten, dass diese größeren Gestaltungsmöglichkeiten zu Lasten der in der Praxis Betroffenen gehen werden. Nach den Ankündigungen der Krankenkassen zweifeln wir nicht daran, dass sie jede Gelegenheit nutzen werden, Kosten einzusparen. Vor diesem Hintergrund werden sie die Interessen der Patienten und Pflegeeinrichtungen aus unserer Sicht nicht ausreichend berücksichtigen. Durch den Ausschluss der Leistungserbringerverbände fehlt ein wichtiges Korrektiv."

Für Rückfragen steht Ihnen die Bundesgeschäftsstelle des bad e.V. gerne zur Verfügung.

Veröffentlichung frei, Beleg erbeten!
Mit freundlichen Grüßen

Quelle: Pressemitteilung vom 20.10.2006
RAin Andrea Kapp - Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin
RA Sebastian A. Froese - Justitiar
Bundesverband Ambulante Dienste
und Stationäre Einrichtungen (bad) e.V.
Krablerstr. 136
45326 Essen
Tel.:
Fax:
Email:
Internet: 0201 - 35 40 01
0201 - 35 79 80
info@bad-ev.de
http://www.bad-ev.de

Ärztezeitung

Häusliche Pflege - Hausärzte könnten Koordinatoren sein

Beitrag von Ärztezeitung » 26.10.2006, 16:54

Häusliche Pflege - Hausärzte könnten Koordinatoren sein
Häufig streiten sich zu viele Träger um Zuständigkeiten


DÜSSELDORF (frk). Damit Pflegebedürftige ihren Wunsch nach Betreuung im häuslichen Umfeld künftig besser realisieren können, fordern Rehabilitationsexperten und Selbsthilfegruppen eine stärkere lokale Kooperation der Beteiligten. Der Hausarzt soll dabei als Koordinator wirken.
Das ist eines der Ergebnisse des Kongresses "Häusliche Pflege", der Teil der diesjährigen Rehacare-Messe in Düsseldorf war.

Weiter unter
http://www.aerztezeitung.de/docs/2006/1 ... tik/pflege

H.P.

Häusliche Pflege - Hausärzte könnten Koordinatoren sein

Beitrag von H.P. » 28.10.2006, 07:18

Ärztezeitung hat geschrieben: ... Häusliche Pflege - Hausärzte könnten Koordinatoren sein....
Die Häusliche Krankenpflege muss klar gestärkt werden, und zwar bald. Allerdings muss hier die Pflege dominieren. Wenn sich jetzt die Ärzte in diesen Bereich hinein drängen wollen, geht es offensichtlich wieder um Geld. Hier müssen die Politiker aufpassen. Häusliche Pflege ist Sache derjenigen, die das gelernt haben. Ärzte haben insoweit weitgehend keine Ahnung. Also, bitte Zurückhaltung!!!

H.P.

mebo
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Beitrag von mebo » 28.10.2006, 17:51

Bei der hier stattfindenden Diskussion möchte ich auf etwas aus meiner Sicht wesentliches aufmerksam machen. Im ersten Artikel wird auf die häusliche Krankenpflege nach den Leistungen des SGB V abgestellt. Diese Leistungen sind nicht gleichzusetzen mit denen nach SGB XI!!

So differenziert betrachtet wird sehr bald deutlich, das die amb. Pflege (häusliche Krankenpflege SGB V) unbestreitbar günstiger ist als die Versorgung im Krankenhaus.

Hinsichtlich des Vergleiches zwischen häuslicher Krankenpflege (SGB XI Leistungen) stimme ich Johannes zu. Ausserdem bin ich der Überzeugung, dass das Prinzip amb. vor stationär fallen wird. Nicht zu gunsten der Heime, sonder zu Gunsten von "Wohngemeinschaften" die durch amb. Dienste betrieben werden und den Namen nicht verdienen.
Diese Wohngemeinschaften werden betrieben wie vollstationäre Eirichtungen und hebeln, da durch amb. Dienste betrieben, alle Aufsichtsbehörden, Heimpersonalanforderungen und die baulichen (auch die sinnvollen) Vorschriften aus. Hier durch können sie im Vergleichen zu anerkannten Heimen deutlich preisgünstiger arbeiten.
Leider habe ich Wohngemeinschaften kennengelernt, denen ich jedes Heim vorziehen würde.

Mein Fazit: Nur ein umfassendses Netzwerk aller Einrichtungen der Pflege wird eine angemessene und kostengünstige pflegerische Versorgung gewährleisten.

Gruß
mebo

enno
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antwort zu johannes rechnung

Beitrag von enno » 05.11.2006, 00:26

heimkosten im monat 972,00,mit 24h pflege 3117,00.
wer hat soviel geld in der häuslichen pflege zur verfügung? eine häusliche pflege(24h)von angehörigen(665,00bei pfl.-stufe 3,rente des zu pflegenden,harz 4 des pflegenden)macht nicht mal die hälfte der kosten eines heimplatzes.
ein verlassener arbeitsplatz kann von einem arbeitslosen besetzt werden.

angehörige übernehmen therapien(weil nicht immer verordnet werden dürfen).
werden nicht auch heimplätze von sozialhilfe bezahlt(weil angehörige die hohen kosten nicht übernehmen können)?

wenn in der häuslichen pflege 3117,00 zur verfügung wären,könnte privat eine zeitweilige hilfe bezahlt werden.

also ist die häusliche pflege doch die billigste(pflegeperson verrichtet alle arbeiten auf sozialniveau).

warum wird in der stationären pflege die hälfte des pflegegeldes verbraucht(rd 35%zu pflegende)?

warum pflegen angehörige zu hause?
sind nicht auch prof.-pflegende (nach 8h oft überlastet )?

mfg enno

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