Berlin (scp) – Was Prof. Dr. med. Petra Thürmann von der Universität Witten/Herdecke bei der Pressekonferenz des Aktionsbündnisses Patientensicherheit im Rahmen des 2. Internationalen Tages der Patientensicherheit vorgestellt hat, war beeindruckend. Es ging um das Projekt Arzneimitteltherapiesicherheit, in der Abkürzung „AMTS" genannt. Dessen Ziel ist es, die medikamentöse Behandlung von Bewohnern in Alten- und Pflegeheimen zu verbessern.
Nebenwirkungen: Die Hälfte ist vermeidbar
Thürmann geht davon aus, dass bei rund 10 bis 12 Prozent der Bewohner von stationären Pflegeeinrichtungen deutliche bis schwerwiegende Nebenwirkungen aufgrund der Medikamentengabe auftreten. „Mehr als die Hälfte davon ist vermeidbar", sagt die Wissenschaftlerin und hat dies in einer Studie mit 15 Pflegeeinrichtungen und 1.000 Heimbewohnern in Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen erfasst.
„Es sind kleine Maßnahmen, die eine große Wirkung für die Arzneimitteltherapiesicherheit haben", sagt Thürmann. Zum einen müsse das Pflegepersonal viel stärker als bisher über die Nebenwirkungen von Medikamenten geschult werden. „Wir müssen das Personal ermächtigen, die wichtigsten Symptome der Nebenwirkungen von Medikamenten zu erkennen."
Schulung, gute Zusammenarbeit und Information
Zum anderen komme es vor allem auch auf eine gute Zusammenarbeit des Pflegepersonals mit den Apotheken und Hausärzten an, „die als Team strukturiert zusammenarbeiten müssen". Alle Beteiligten, so die Expertin weiter, „müssen endlich lernen, besser miteinander zu kommunizieren und zu informieren. Es geht um die gegenseitige Akzeptanz".
Vor allem komme es dabei darauf an, vermeidbare Nebenwirkungen der Medikamente überhaupt erst als solche zu erkennen. Hierbei handele es sich u. a. um Symptome oder allgemeine Veränderungen beim Patienten, die zum Beispiel einen Einfluss auf das Wohlbefinden oder die Selbstständigkeit dieser Person haben können.
Arzneimittelsicherheitsteams als Modell
„Manche dieser Ereignisse könnten vermieden oder in ihrer Auswirkung zumindest vermindert werden", betont Thürmann. Die Wissenschaftlerin plädiert für eine Therapiebeobachtung und für die Einführung von sogenannten Arzneimittelsicherheitsteams als Modell für eine verbesserte Arzneimittelsicherheit in Deutschland.
„Die Arzneimittelsicherheit muss Bestandteil der Qualitätsprüfungen in der Pflege werden", forderte Thürmann abschließend.
Artikel lesen: http://pharmazeutische-zeitung.de/index ... t[1]=Ampel
„Medikationssicherheit" im Mittelpunkt
Berlin (scp) – „Etwa 5 Prozent aller Einweisungen in Krankenhäuser sind die Folge einer inkorrekten Medikamenteneinnahme", mahnt Hedwig Francois-Kettner, Erste Vorsitzende des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS). Bei etwa 2 Prozent dieser Patienten verlaufen die sogenannten unerwünschten Arzneimittelwirkungen tödlich, so Kettner weiter. Hierbei treten gerade bei älteren Menschen, die oft krankheitsbedingt mehrere Medikamente parallel einnehmen, Fehler häufiger auf.
„Erhebungen in deutschen Pflegeeinrichtungen weisen darauf hin, dass jeder Heimbewohner eine unerwünschte Arzneimittelwirkung pro Jahr erleidet. Davon sind 60 Prozent vermeidbar."
Aktionsbündnis Patientensicherheit, Pressemappe
Ziel des 2. Internationalen Tags der Patientensicherheit war es deswegen, darauf aufmerksam zu machen, wie man „gemeinsam Medikationsfehler vermeidet". Seien etwa Ärzte oder Pfleger nicht ausreichend für Arzneimittelrisiken sensibilisiert oder hätten zu wenig Zeit für eine adäquate Patientenversorgung, könne dies zu Fehlern bei der Medikamentenversorgung führen.
„Von 13 Gesundheitsfachberufen haben lediglich zwei in ausreichendem Maße das Thema Patientensicherheit im Lehrplan aufgenommen."
Aktionsbündnis Patientensicherheit, Pressemappe
Risiken sieht Francois-Kettner auch im Informationsverlust zwischen verschiedenen Berufsgruppen oder Institutionen sowie bei Fehlern in der Dokumentation.
Das Aktionsbündnis Patientensicherheit hat eine Reihe von Handlungsempfehlungen erarbeitet, so u. a. zur Arzneimitteltherapiesicherheit im Krankenhaus und zum häuslichen Umgang mit Arzneimitteln.
Artikel lesen:
Pressemappe APS zum 2. Internationalen Tag der Patientensicherheit > http://www.aps-ev.de/fileadmin/fuerReda ... 9.2016.pdf
Download „Handlungsempfehlung Arzneimitteltherapiesicherheit im Krankenhaus" > http://www.aps-ev.de/fileadmin/fuerReda ... inweis.pdf
Download „Tipps des APS zum häuslichen Umgang mit Arzneimitteln" > http://www.tag-der-patientensicherheit. ... (2016).pdf |
Presse Bundesgesundheitsministerium „Sicheren Umgang mit Arzneimitteln fördern" > http://bmg.bund.de/presse/pressemitteil ... rheit.html
Presse Deutscher Pflegerat „Gutes und ausreichend vorhandenes Personal gewährleistet die Medikationssicherheit" > http://deutscher-pflegerat.de/presse/Pr ... n/1658.php
Presse DBfK „Zeitdruck gefährdet Medikationssicherheit" > https://www.dbfk.de/de/presse/meldungen ... erheit.php
Presse Bundesregierung "Vor Risiken und Nebenwirkungen schützen" > https://www.bundesregierung.de/Content/ ... rheit.html
Quelle: Newsletter vom 09.11.2016 - Social Company für soziales Handeln UG (haftungsbeschränkt), Auf der Breite 1A, D - 14532 Kleinmachnow,
Internet: http://www.social-company.de, E-Mail info[at]social-company.de , vertreten durch die Geschäftsführer Michael Schulz, Nicole Schulz
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Ein Statement von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk, vorgestellt beim Pflegetreff am 27.04.2016, informiert zur Arzneimittelversorgung, v.a. der älteren Menschen: Die Ärzte sind vorrangig gefordert! >>> http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... tement.pdf
Eine Filmdokumentation vom Pflegetreff am 27.04.2016 informiert ergänzend:
>>> https://youtu.be/BtVjGv00e6U