Versorgung für Demenzkranke verbessern
Verfasst: 18.09.2008, 17:10
Pressemitteilung zum Welt-Alzheimertag 2008
Versorgung für Demenzkranke verbessern
Aus Anlass des Welt-Alzheimertages am 21. September 2008 fordern Deutschlands Alzheimer-Forscher zusammen mit den deutschen Alterspsychiatern und den Vertretern der pflegenden Angehörigen dazu auf, im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit alle vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen.
"Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Wann und ob überhaupt eine solche Arznei zur Verfügung stehen wird, lässt sich nicht vorhersagen", so Frau Prof. Isabella Heuser vom Vorstand der Hirnliga e.V. Deutschlands Bevölkerung verändert sich, die Menschen werden immer älter. Das Alter ist aber der Hauptrisikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Der hohe und lange Pflegeaufwand macht sie zu einer der teuersten Krankheiten. Die Krankheit bedroht dabei nicht nur jeden Einzelnen, sondern auch unsere sozialen Sicherungssysteme.
"Die Forschung geht intensiv voran und es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auch Ernüchte-rungen. So ist etwa die Euphorie über eine baldig verfügbare "Alzheimer-Impfung" verflogen. Enorme Fortschritte sind dagegen bei den Biomarkern gemacht worden. Diese ermöglichen, das Risiko, an einer Alzheimer Demenz zu erkranken, sehr früh zu erkennen. Als Forscher können wir nur dringend empfehlen, alle heute schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behand-lung zu nutzen. Bei einer frühzeitigen Diagnose und rechtzeitigem Beginn der Therapie ist es möglich, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit positiv zu beeinflussen", so Frau Prof. Heuser weiter.
Dabei werden Medikamente, nichtmedikamentöse Therapien und pflegerische Maßnahmen in einem therapeutischen Gesamtkonzept eingesetzt. Die Therapien bewirken eine Verlangsamung der Krankheitsentwicklung und ermöglichen den Betroffenen und ihren Angehörigen, über einen längeren Zeitraum in Selbstbestimmung und Würde zu leben. Durch eine spätere Aufnahme in Pflegeheime werden zusätzlich noch Kosten gespart.
"Wir hören immer wieder von der angeblichen Überversorgung im Gesundheitswesen. Bei psychisch kranken Älteren, insbesondere den Alzheimer-Kranken, herrscht seit Jahren eine klare medizinische Unter- und Fehlversorgung", so der Vorsitzende der deutschen Alterspsychiater Prof. Hans Gutz-mann. "Viele Alzheimer-Patienten sind unerkannt und werden nicht behandelt. Aber auch bei jenen die erkannt wurden, kommt trotz des sehr komplexen Krankheitsbildes nur etwa jeder zehnte Alzheimer-Kranke im Laufe seiner Krankheit mit einem Facharzt in Kontakt. Diese Tendenz setzt sich in den Abteilungen für Alterspsychiatrie fort, waren diese in den vergangenen Jahrzehnten Motor für eine Vernetzung und Verbesserung der ambulanten Versorgung, so können heute viele wegen fehlendem und überlastetem Personal schon länger nicht mehr mit der notwendigen Intensi-
tät und Qualität arbeiten. In immer mehr Regionen stellen die Krankenkassen durch massive Sparprogramme die angemessene und kontinuierliche Versorgung von Demenzpatienten durch gerontopsychiatrische Ambulanzen in Frage. Dies betrifft in besonderer Weise demenzkranke Heimbewohner."
Als Ursache dieser Misere sehen die Alterspsychiater die Trennung zwischen Kranken- und Pflege-kasse: "Solange die Politik die Alzheimer-Krankheit eher als pflegerisches Problem betrachtet und die Chancen, die eine medizinische Behandlung bietet, nicht erkennt, bleibt die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse erhalten. Betriebwirtschaftlich ist es für eine Krankenkasse nicht sinnvoll eine Behandlung zu bezahlen, deren Nutzen - durch die verspätetet Pflegebedürftigkeit - die Pflegekasse hat.", so Prof. Gutzmann weiter.
Die Reform der Pflegeversicherung hat einige Verbesserungen für Demenzkranke gebracht. "Wir begrüßen, dass jetzt auch Menschen mit Demenz, die nur die so genannte Pflegestufe 0 haben, Entlastungsangebote in Anspruch nehmen können. Auch durch die zusätzlichen Betreuungskräfte in Heimen versprechen wir uns eine Verbesserung", so Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. "Allerdings muss dafür auch das Angebot flächendeckend vorhanden sein. Bei den Betreuungskräften wird es sehr darauf ankommen, wie diese ausgesucht, geschult und begleitet werden." Sie fordert außerdem: "Es darf nicht dazu führen, dass durch den Einsatz der neuen Betreuungskräfte Pflegekräfte, Ergotherapeuten usw. in den Heimen ersetzt werden. Diese Kräfte sollen zusätzlich kommen."
Aus Sicht der Deutschen Alzheimer Gesellschaft muss die Pflegeversicherung auch künftig auf der Tagesordnung bleiben. Die Weiterentwicklung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes steht noch aus.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft setzt sich in vielerlei Hinsicht für die Verbesserung der Situation der Demenzkranken und ihrer Angehörigen ein. Rechtzeitig zum Welt-Alzheimertag ist die Internetseite http://www.alzheimerblog.de online gegangen. Hier teilen insbesondere Angehörige ihre Erlebnisse mit, es können Tipps gegeben und Erfahrungen ausgetauscht werden. "Information und die gegenseitige Unterstützung ist für pflegende Angehörige, die oft isoliert sind, extrem wichtig", weiß Heike von Lützau-Hohlbein aus eigener Erfahrung.
Quelle: Pressemitteilung vom 18.9.2008
Kontaktadressen:
Hirnliga e.V.
Geschäftsstelle
Tel.: 02262 / 999 99 17
http://www.hirnliga.de
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Tel.: 030 / 25 93 79 5-0
http://www.deutsche-alzheimer.de
http://www.alzheimerblog.de
Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V.
Tel.: 02262 / 79 76 83
http://www.dggpp.de
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde
Tel.: 030 / 28 09 66 01/ -02
http://www.dgppn.de
Versorgung für Demenzkranke verbessern
Aus Anlass des Welt-Alzheimertages am 21. September 2008 fordern Deutschlands Alzheimer-Forscher zusammen mit den deutschen Alterspsychiatern und den Vertretern der pflegenden Angehörigen dazu auf, im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit alle vorhandenen Möglichkeiten zu nutzen.
"Bislang gibt es kein Medikament, das die Alzheimer-Krankheit heilen kann. Wann und ob überhaupt eine solche Arznei zur Verfügung stehen wird, lässt sich nicht vorhersagen", so Frau Prof. Isabella Heuser vom Vorstand der Hirnliga e.V. Deutschlands Bevölkerung verändert sich, die Menschen werden immer älter. Das Alter ist aber der Hauptrisikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Der hohe und lange Pflegeaufwand macht sie zu einer der teuersten Krankheiten. Die Krankheit bedroht dabei nicht nur jeden Einzelnen, sondern auch unsere sozialen Sicherungssysteme.
"Die Forschung geht intensiv voran und es gibt vielversprechende Ergebnisse, aber auch Ernüchte-rungen. So ist etwa die Euphorie über eine baldig verfügbare "Alzheimer-Impfung" verflogen. Enorme Fortschritte sind dagegen bei den Biomarkern gemacht worden. Diese ermöglichen, das Risiko, an einer Alzheimer Demenz zu erkranken, sehr früh zu erkennen. Als Forscher können wir nur dringend empfehlen, alle heute schon vorhandenen Möglichkeiten zur Vorbeugung und Behand-lung zu nutzen. Bei einer frühzeitigen Diagnose und rechtzeitigem Beginn der Therapie ist es möglich, den Verlauf der Alzheimer-Krankheit positiv zu beeinflussen", so Frau Prof. Heuser weiter.
Dabei werden Medikamente, nichtmedikamentöse Therapien und pflegerische Maßnahmen in einem therapeutischen Gesamtkonzept eingesetzt. Die Therapien bewirken eine Verlangsamung der Krankheitsentwicklung und ermöglichen den Betroffenen und ihren Angehörigen, über einen längeren Zeitraum in Selbstbestimmung und Würde zu leben. Durch eine spätere Aufnahme in Pflegeheime werden zusätzlich noch Kosten gespart.
"Wir hören immer wieder von der angeblichen Überversorgung im Gesundheitswesen. Bei psychisch kranken Älteren, insbesondere den Alzheimer-Kranken, herrscht seit Jahren eine klare medizinische Unter- und Fehlversorgung", so der Vorsitzende der deutschen Alterspsychiater Prof. Hans Gutz-mann. "Viele Alzheimer-Patienten sind unerkannt und werden nicht behandelt. Aber auch bei jenen die erkannt wurden, kommt trotz des sehr komplexen Krankheitsbildes nur etwa jeder zehnte Alzheimer-Kranke im Laufe seiner Krankheit mit einem Facharzt in Kontakt. Diese Tendenz setzt sich in den Abteilungen für Alterspsychiatrie fort, waren diese in den vergangenen Jahrzehnten Motor für eine Vernetzung und Verbesserung der ambulanten Versorgung, so können heute viele wegen fehlendem und überlastetem Personal schon länger nicht mehr mit der notwendigen Intensi-
tät und Qualität arbeiten. In immer mehr Regionen stellen die Krankenkassen durch massive Sparprogramme die angemessene und kontinuierliche Versorgung von Demenzpatienten durch gerontopsychiatrische Ambulanzen in Frage. Dies betrifft in besonderer Weise demenzkranke Heimbewohner."
Als Ursache dieser Misere sehen die Alterspsychiater die Trennung zwischen Kranken- und Pflege-kasse: "Solange die Politik die Alzheimer-Krankheit eher als pflegerisches Problem betrachtet und die Chancen, die eine medizinische Behandlung bietet, nicht erkennt, bleibt die Trennung zwischen Kranken- und Pflegekasse erhalten. Betriebwirtschaftlich ist es für eine Krankenkasse nicht sinnvoll eine Behandlung zu bezahlen, deren Nutzen - durch die verspätetet Pflegebedürftigkeit - die Pflegekasse hat.", so Prof. Gutzmann weiter.
Die Reform der Pflegeversicherung hat einige Verbesserungen für Demenzkranke gebracht. "Wir begrüßen, dass jetzt auch Menschen mit Demenz, die nur die so genannte Pflegestufe 0 haben, Entlastungsangebote in Anspruch nehmen können. Auch durch die zusätzlichen Betreuungskräfte in Heimen versprechen wir uns eine Verbesserung", so Heike von Lützau-Hohlbein, Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft. "Allerdings muss dafür auch das Angebot flächendeckend vorhanden sein. Bei den Betreuungskräften wird es sehr darauf ankommen, wie diese ausgesucht, geschult und begleitet werden." Sie fordert außerdem: "Es darf nicht dazu führen, dass durch den Einsatz der neuen Betreuungskräfte Pflegekräfte, Ergotherapeuten usw. in den Heimen ersetzt werden. Diese Kräfte sollen zusätzlich kommen."
Aus Sicht der Deutschen Alzheimer Gesellschaft muss die Pflegeversicherung auch künftig auf der Tagesordnung bleiben. Die Weiterentwicklung des Pflegebedürftigkeitsbegriffes steht noch aus.
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft setzt sich in vielerlei Hinsicht für die Verbesserung der Situation der Demenzkranken und ihrer Angehörigen ein. Rechtzeitig zum Welt-Alzheimertag ist die Internetseite http://www.alzheimerblog.de online gegangen. Hier teilen insbesondere Angehörige ihre Erlebnisse mit, es können Tipps gegeben und Erfahrungen ausgetauscht werden. "Information und die gegenseitige Unterstützung ist für pflegende Angehörige, die oft isoliert sind, extrem wichtig", weiß Heike von Lützau-Hohlbein aus eigener Erfahrung.
Quelle: Pressemitteilung vom 18.9.2008
Kontaktadressen:
Hirnliga e.V.
Geschäftsstelle
Tel.: 02262 / 999 99 17
http://www.hirnliga.de
Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V.
Tel.: 030 / 25 93 79 5-0
http://www.deutsche-alzheimer.de
http://www.alzheimerblog.de
Deutsche Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie e.V.
Tel.: 02262 / 79 76 83
http://www.dggpp.de
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde
Tel.: 030 / 28 09 66 01/ -02
http://www.dgppn.de