Immer mehr Kinder nehmen Psychopharmaka

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Immer mehr Kinder nehmen Psychopharmaka

Beitrag von Presse » 19.10.2011, 11:48

Immer mehr Kinder nehmen Psychopharmaka - Anzahl teilweise mehr als verdoppelt

Hamburg (ots) - Offenbar werden immer mehr Kindern und Jugendlichen Psychopharmaka verordnet. Der mit Abstand größte Anteil betrifft Medikamente gegen das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Daten der Techniker Krankenkasse (TK) zeigen: Im Jahr 2006 erhielten noch fast 20.000 TK-versicherte Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren Pillen gegen die Aufmerksamkeitsstörung. Im Jahr 2010 waren es bereits rund 29.000. Bereinigt um den Zuwachs der Versicherten in der Altersklasse ist die Anzahl der betroffenen Kinder damit um 32 Prozent gestiegen.

Auch die Zahl der Kinder, die mit Risperidon, einem Wirkstoff gegen Aggressionen im Zusammenhang von Verhaltensstörungen, behandelt wurden, ist alarmierend: 2006 verordneten die niedergelassenen Ärzte noch 682 TK-versicherten Kindern und Jugendlichen zwischen sechs und 17 Jahren entsprechende Medikamente. 2010 waren es schon 1.532. Versichertenbereinigt hat sich die Anzahl der betroffenen Kinder damit mehr als verdoppelt.

Professor Dr. Hannsjörg Seyberth, Vorsitzender der Kommission für Arzneimittelsicherheit im Kindesalter der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin und ehemaliger Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Philipps-Universität Marburg: "Die Kinder stehen heute unter einem enormen familiären und schulischen Druck zu funktionieren. Verhaltensauffälligkeiten sofort mit Medikamenten zu bekämpfen, ist dabei der falsche Weg. Gerade vor dem Einsatz von Psychopharmaka sollten die Ursachen der psychischen Störung genau untersucht und wenn möglich mit anderen Therapiemöglichkeiten wie zum Beispiel Psycho- oder Verhaltenstherapie behandelt werden. Denn die Spätfolgen und Langzeitwirkungen von Psychopharmaka bei Kindern sind bisher nur wenig erforscht."

Vor diesem Hintergrund geben auch die Antidepressiva-Daten Anlass zur Sorge. Zwar hat sich der Anstieg der betroffenen Kinder und Jugendlichen seit 2006 etwas verlangsamt. Allerdings fällt auf, dass ein Fünftel der Verordnungen Medikamente betrifft, die bei Kindern und Jugendlichen nicht eingesetzt werden sollen. Die Auswertung zeigt auch, dass viele fachfremde Mediziner wie zum Beispiel Hausärzte Antidepressiva verschreiben.

Dr. Martina Köthemann, Apothekerin bei der TK: "Die Behandlung mit Psychopharmaka gehört in die Hände von Fachärzten. Denn die Wirksamkeit und Risiken der verschiedenen Arzneimittel müssen genau abgewogen werden. Gerade bei Kindern und Jugendlichen können bestimmte Antidepressiva schwere Nebenwirkungen wie Vergiftungen, Herz-Rhythmus-Störungen oder Suizidrisiko auslösen."

Etwas Entspannung gibt es dagegen im Bereich der Schlafmittel (Hypnotika). Bereinigt um den Zuwachs der Versicherten ist die Anzahl der Kinder und Jugendlichen bis 17 Jahre, die zwischen 2006 und 2010 Schlafmittel verordnet bekommen haben, um 14 Prozent zurückgegangen. "Allerdings sollten auch Schlafmittel bei Kindern nur im Extremfall verordnet werden", so Seyberth.

Weitere Informationen zum Thema Kinder und Arzneimittel gibt es in der gleichnamigen TK-Broschüre auf http://www.tk.de zum Download.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.10.2011
Pressekontakt:
Nicole Ramcke, TK-Pressestelle
Tel.: 040-6909-3431
E-Mail: nicole.ramcke@tk.de

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Immer mehr Kinder erhalten Psychopharmaka

Beitrag von Presse » 20.10.2011, 06:33

Immer mehr Kinder erhalten Psychopharmaka

Hamburg – Den Anstieg der Psychopharmaka-Verordnungen für Kinder und Jugendliche hat die Techniker Krankenkasse (TK) kritisiert. Sie bezieht sich dabei auf Verordnungsdaten ihrer Versicherten. Danach erhielten 2006 fast 20.000 TK-versicherte Kinder und Jugendliche zwischen sechs und 17 Jahren Medikamente gegen das sogenannte Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndrom (ADHS). Im Jahr 2010 waren es bereits rund 29.000. Bereinigt um den Zuwachs der Versicherten in der Altersklasse sei die Anzahl der betroffenen Kinder damit um 32 Prozent gestiegen. ..... (m,ehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... armaka.htm

Rauel Kombüchen
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Pillen statt Zuwendung ?

Beitrag von Rauel Kombüchen » 23.10.2011, 07:19

Es ist offensichtlich so, dass die Pharmaindustrie nicht nur versucht, älteren (pflegebedürftigen) Menschen die Notwendigkeit der vermehrten Einnahme von Medikamenten nahe zu legen, sondern auch Kinder sind wohl zunehmend mit Blickfeld von Marketingmaßnahmen. Absatz und Umsatz mit Pillen ist anscheinend die Maxime. Die Folge ist u.a., dass die Bundesdeutschen nicht etwa gesünder als die Menschen in Nachbarstaaten sind. Es werden sogar zunehmend Berichte über bedrohliche Wechsel- und Nebenwirkungen veröffentlicht. Gegenmaßnahmen erscheinen dringlich. Mittlerweile übersteigen die Aufwendungen für Medikamente deutlich die Arztkosten. Man darf fragen: Pillen statt Zuwendung?

Rauel
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WernerSchell
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Medikation bei älteren bzw. pflegebedürftigen Menschen

Beitrag von WernerSchell » 23.10.2011, 07:22

Medikation bei älteren bzw. pflegebedürftigen Menschen

Das Thema Medikation bei älteren bzw. pflegebedürftigen Menschen wurde von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk bereits wiederholt aufgegriffen und problematisiert.
In mehreren Pressemitteilungen hat Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk auf die Versorgungsmängel bei der Medikation aufmerksam gemacht und Folgerungen angemahnt.
Es ist sehr zu begrüßen, dass die Sozial-Holding in Mönchengladbach eine eigene Überprüfung der Versorgungssituation durchgeführt hat und sich veranlasst sieht,
die Behebung der vielfach beklagten Fehlversorgung mit Medikamenten einzufordern.


Näheres ergibt aus der Pressemitteilung der Sozial-Holding in Mönchengladbach vom 06.10.2011. Sie ist nachlesbar unter
viewtopic.php?t=16457

Siehe im Übrigen u.a. die Beiträge unter
Gefährliche Medikamente für Ältere - Liste informiert
viewtopic.php?t=14576&highlight=priscus
Demenzkranke - Medikation verbessern !
viewtopic.php?t=15951&highlight=priscus
Problem Multimedikation bei Älteren
viewtopic.php?t=13375&highlight=priscus
Psychopharmaka - Zurückhaltung bei der Verordnung
viewtopic.php?t=15675&highlight=priscus
Gesünder ohne Medikamente! Mehr Zuwendung für Ältere!
viewtopic.php?t=6880&highlight=priscus
Bewegung - Leistungsknick im Alter vermeiden
viewtopic.php?t=15286&highlight=priscus
Notfälle im Alter sind komplizierter
viewtopic.php?t=16380&highlight=medikation
Nur noch halb so viele Tabletten im Alter
viewtopic.php?t=16411&highlight=medikation
Psychopharmaka im Altenheim
viewtopic.php?t=3595&highlight=medikation
Verblistern - Medikamentengabe einschränken - mehr Zuwendung
viewtopic.php?t=8211&highlight=medikation
BARMER GEK Arzneimittelreport - Fragwürdige Verordnungen
viewtopic.php?t=15935&highlight=medikation
Neuroleptika - Ruhe auf Rezept
viewtopic.php?t=10988&highlight=medikation
Hohe Fehlerquote bei der Zuteilung von Medikamenten
viewtopic.php?t=15503&highlight=medikation
Medikation - Schäden bei älteren Menschen
viewtopic.php?t=16026&highlight=medikation

Erhöhte Leberwerte durch Medikamenten-Einnahme
viewtopic.php?t=16458
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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