Psychiater sind auch Hausärzte
Verfasst: 14.06.2010, 18:57
Psychiater sind auch Hausärzte
DGPPN: Sorge um die Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkranken an einer bedarfsgerechten Versorgung
Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) hat jüngst die Politik aufgefordert, den Begriff der hausärztliche Versorgung nicht auf Allgemeinärzte einzuengen. Auch hausärztliche Internisten, Kinder- und Jugendärzte, Gynäkologen, Augenärzte, Dermatologen, Orthopäden oder Chirurgen seien Bestandteil der hausärztlichen Versorgung in Deutschland. Das ist zwar richtig, gilt aber noch viel mehr für Ärzte und Ärztinnen des Gebietes Psychiatrie und Psychotherapie. Psychische Krankheiten sind häufig – die Lebenszeitprävalenz liegt gemäß deutschem Gesundheitssurvey (1998) bei 40 Prozent – und bedürfen in besonderem Maß der – auch personellen – Kontinuität der Behandlung. Folglich muss der Direktzugang der GKV-Versicherten zu Ärzten und Ärztinnen des Gebietes Psychiatrie und Psychotherapie wiederhergestellt werden. Dies erst recht, indem trotz des gesetzlichen Programms zur Förderung (Finanzierung) der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin das Weiterbildungskurrikulum keine obligaten Weiterbildungszeiten in Einrichtungen der Psychiatrie und Psychotherapie vorschreibt, obwohl etwa 20 Prozent der Klientel des Hausarztes diesen wegen psychischer Beschwerden (insbesondere Depressionen, Angstkrankheiten und Demenzen) konsultieren.
In diesem Zusammenhang verweist die DGPPN auf die zunehmend steigende gesellschaftliche Bedeutung von psychischen Erkrankungen: Bereits im Weltgesundheitsbericht von 2001 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) finden sich unter den 20 führenden Ursachen für in Behinderung verbrachte Lebensjahre allein fünf psychische Krankheiten: unipolare Depression, Alkoholkrankheit, Schizophrenie, bipolare Störungen (manisch-depressive Krankheiten) sowie Demenz vom Alzheimer-Typ. Die Unipolare Depression nimmt inzwischen den ersten Rang unter allen Krankheiten ein. Daneben beanspruchen psychische Erkrankungen auch den ersten Rang bei den Gründen für vorzeitige Berentung sowie eine führende Position bei den Arbeitsunfähigkeitstagen. Allein durch Suizid sterben in Deutschland mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Aids, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen. Gerade die Selbsttötung ist bei Männern im Alter zwischen 20 und 25 Jahren die zweithäufigste Todesursache. Vor diesem Hintergrund hatte zuletzt die europäische ministerielle WHO-Konferenz „Psychische Gesundheit“ den Aktionsplan „Herausforderung annehmen, Lösung schaffen“ verabschiedet und den psychischen Erkrankungen eine besondere Priorität in der Gesundheitspolitik der EU zugesprochen.
Die DGPPN hat in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass in Deutschland die Versorgungsrealität von Menschen mit psychischen Erkrankungen von Unterversorgung, aber auch von Über- und Fehlversorgung geprägt ist. Bereits in den Jahren 2000/2001 hatte der Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen in seinem Gutachten zur Frage der der Über-, Unter- und Fehlversorgung (2000/2001) unter anderem auf Basis von Analysen der DGPPN darauf hingewiesen.
Die DGPPN fordert daher erneut, den Begriff der „hausärztlichen Versorgung“ für Menschen mit psychischen Erkrankungen auf die Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie zu erweitern und dadurch den Direktzugang zu ermöglichen. Denn dort ist die Kompetenz vorhanden, um psychisch Kranken eine adäquate Diagnostik und Therapie zukommen zu lassen. Darüber hinaus können mit einer frühzeitigen sowie gezielten Diagnostik und Therapie der Verbrauch von Ressourcen im Gesundheitssystem reduziert und Menschen die Möglichkeit zu einer schnelleren Verbesserung ihrer individuellen Krankheitssituation gegeben werden.
Quelle: Pressemitteilung vom 14.06.2010
Kontakt:
Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider
Präsident DGPPN
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
RWTH Aachen
Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen
Tel.: 0241 80 89633
fschneider@ukaachen.de
Prof. Dr. Jürgen Fritze
Gesundheitspolitischer Sprecher DGPPN
Professor für Psychiatrie / Universität Frankfurt a. M.
Asternweg 65, 50259 Pulheim
Tel.: 0173-5123250
juergen.fritze@dgn.de
DGPPN: Sorge um die Teilhabe von Menschen mit psychischen Erkranken an einer bedarfsgerechten Versorgung
Der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) hat jüngst die Politik aufgefordert, den Begriff der hausärztliche Versorgung nicht auf Allgemeinärzte einzuengen. Auch hausärztliche Internisten, Kinder- und Jugendärzte, Gynäkologen, Augenärzte, Dermatologen, Orthopäden oder Chirurgen seien Bestandteil der hausärztlichen Versorgung in Deutschland. Das ist zwar richtig, gilt aber noch viel mehr für Ärzte und Ärztinnen des Gebietes Psychiatrie und Psychotherapie. Psychische Krankheiten sind häufig – die Lebenszeitprävalenz liegt gemäß deutschem Gesundheitssurvey (1998) bei 40 Prozent – und bedürfen in besonderem Maß der – auch personellen – Kontinuität der Behandlung. Folglich muss der Direktzugang der GKV-Versicherten zu Ärzten und Ärztinnen des Gebietes Psychiatrie und Psychotherapie wiederhergestellt werden. Dies erst recht, indem trotz des gesetzlichen Programms zur Förderung (Finanzierung) der Weiterbildung in der Allgemeinmedizin das Weiterbildungskurrikulum keine obligaten Weiterbildungszeiten in Einrichtungen der Psychiatrie und Psychotherapie vorschreibt, obwohl etwa 20 Prozent der Klientel des Hausarztes diesen wegen psychischer Beschwerden (insbesondere Depressionen, Angstkrankheiten und Demenzen) konsultieren.
In diesem Zusammenhang verweist die DGPPN auf die zunehmend steigende gesellschaftliche Bedeutung von psychischen Erkrankungen: Bereits im Weltgesundheitsbericht von 2001 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) finden sich unter den 20 führenden Ursachen für in Behinderung verbrachte Lebensjahre allein fünf psychische Krankheiten: unipolare Depression, Alkoholkrankheit, Schizophrenie, bipolare Störungen (manisch-depressive Krankheiten) sowie Demenz vom Alzheimer-Typ. Die Unipolare Depression nimmt inzwischen den ersten Rang unter allen Krankheiten ein. Daneben beanspruchen psychische Erkrankungen auch den ersten Rang bei den Gründen für vorzeitige Berentung sowie eine führende Position bei den Arbeitsunfähigkeitstagen. Allein durch Suizid sterben in Deutschland mehr Menschen als durch Verkehrsunfälle, Aids, illegale Drogen und Gewalttaten zusammen. Gerade die Selbsttötung ist bei Männern im Alter zwischen 20 und 25 Jahren die zweithäufigste Todesursache. Vor diesem Hintergrund hatte zuletzt die europäische ministerielle WHO-Konferenz „Psychische Gesundheit“ den Aktionsplan „Herausforderung annehmen, Lösung schaffen“ verabschiedet und den psychischen Erkrankungen eine besondere Priorität in der Gesundheitspolitik der EU zugesprochen.
Die DGPPN hat in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass in Deutschland die Versorgungsrealität von Menschen mit psychischen Erkrankungen von Unterversorgung, aber auch von Über- und Fehlversorgung geprägt ist. Bereits in den Jahren 2000/2001 hatte der Sachverständigenrat für die konzertierte Aktion im Gesundheitswesen in seinem Gutachten zur Frage der der Über-, Unter- und Fehlversorgung (2000/2001) unter anderem auf Basis von Analysen der DGPPN darauf hingewiesen.
Die DGPPN fordert daher erneut, den Begriff der „hausärztlichen Versorgung“ für Menschen mit psychischen Erkrankungen auf die Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie zu erweitern und dadurch den Direktzugang zu ermöglichen. Denn dort ist die Kompetenz vorhanden, um psychisch Kranken eine adäquate Diagnostik und Therapie zukommen zu lassen. Darüber hinaus können mit einer frühzeitigen sowie gezielten Diagnostik und Therapie der Verbrauch von Ressourcen im Gesundheitssystem reduziert und Menschen die Möglichkeit zu einer schnelleren Verbesserung ihrer individuellen Krankheitssituation gegeben werden.
Quelle: Pressemitteilung vom 14.06.2010
Kontakt:
Prof. Dr. med. Dr. rer. soc. Frank Schneider
Präsident DGPPN
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Aachen
RWTH Aachen
Pauwelsstraße 30, 52074 Aachen
Tel.: 0241 80 89633
fschneider@ukaachen.de
Prof. Dr. Jürgen Fritze
Gesundheitspolitischer Sprecher DGPPN
Professor für Psychiatrie / Universität Frankfurt a. M.
Asternweg 65, 50259 Pulheim
Tel.: 0173-5123250
juergen.fritze@dgn.de