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Vereinbarkeit von Beruf und Pflege - Sorge um die Alten

Verfasst: 07.12.2011, 07:50
von Presse
In Sorge um die Alten!? - 62 Prozent der deutschen Arbeitgeber ignorieren bislang das Thema Vereinbarkeit von Beruf und Pflege

Frankfurt/Main (ots) - 62 Prozent der deutschen Arbeitgeber haben sich bislang noch nicht mit dem Thema "Vereinbarkeit von Beruf und Pflege" beschäftigt. 71 Prozent können nicht einmal betriebliche Maßnahmen zum Thema benennen. Das sind zwei Ergebnisse der GfK-Befragung zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, die die berufundfamilie gGmbH - eine Initiative der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung - unter 500 Arbeitgebern durchführen ließ und heute in Frankfurt vorstellt. Diese erste repräsentative Umfrage ihrer Art macht den hohen Aufklärungsbedarf bei den Arbeitgebern deutlich: Weder die Vielzahl möglicher Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege noch deren oft einfache und kostengünstige Umsetzung ist bekannt. berufundfamilie präsentiert neben den Studienergebnissen konkrete Lösungen zur optimalen Vereinbarkeit von Beruf und Pflege.

Die Mehrheit der Arbeitgeber ruft vor allem nach Unterstützung: 83 Prozent geben an, dass sie in Fragen der Vereinbarkeit von Beruf und Pflege bis jetzt nicht aktiv waren, weil es an Umsetzungshilfen und Tipps mangelt. 80 Prozent halten betriebliche Angebote zur Vereinbarkeit für zu kosten- und 85 Prozent sogar für zu organisationsintensiv. Rund 30 Prozent der Arbeitgeber sehen sich selbst nicht in der Verantwortung, stattdessen sehen sie diese bei den betroffenen Familien oder dem Staat.

Diese Zahlen verdeutlichen die dramatische Unterschätzung eines demographischen Phänomens: Modellrechnungen des Statistischen Bundesamtes zeigen, dass der absehbare demographische Wandel in Deutschland zu 20 Prozent mehr Pflegebedürftigen im Jahr 2020 führt. Damit steigt auch die Zahl der Arbeitnehmer, die ihre berufliche Tätigkeit mit der Pflege eines Angehörigen vereinbaren müssen.

"Steigender Krankenstand, sinkende Motivation und verminderte Produktivität. Dies sind nur einige der möglichen negativen Auswirkungen auf die betrieblichen Abläufe", erläutert Stefan Becker, Geschäftsführer der berufundfamilie gGmbH. "Proaktiv zukunftsweisende Antworten auf das Thema Beruf und Pflege zu geben, sollte viel weiter oben auf der Prioritätenliste der deutschen Wirtschaft stehen - nicht zuletzt, um die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern."

Wie die Umfrage weiter verdeutlicht, kennen die Arbeitgeber kaum eine konkrete Maßnahme. Von den lediglich 29 Prozent der Arbeitgeber, die überhaupt Maßnahmen benennen können, zählen jeweils knapp ein Drittel flexible Arbeitszeitmodelle und Teilzeitarbeit auf, noch weniger nennen die Pflegezeit. Praxishilfen gibt es aber bereits. Viele konkrete Umsetzungstipps hat berufundfamilie z.B. in einem Stufenplan zum systematischen Einstieg in das Thema zusammengefasst.

Mehr als flexible Arbeitszeitmodelle und Teilzeit... Dr. Antje Becker, Geschäftsführerin der Gemeinnützigen Hertie-Stiftung, erläutert: "Mit der Gründung der berufundfamilie gGmbH vor 13 Jahren wollte die Hertie-Stiftung Fragestellungen einer familienbewussten Personalpolitik bündeln und zukunftsweisende Antworten liefern. Mit Angeboten wie einem Schnelltest zur Standortbestimmung, einem Stufenplan, einer 130-Maßnahmen-Checkliste zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege sowie Best-Practice-Beispielen ist berufundfamilie Vorreiter auf dem Feld. Die Unternehmen erhalten damit genau die Unterstützung, nach der sie in der Umfrage verlangen."

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung hat 1998 die berufundfamilie gGmbH gegründet, die seitdem alle Aktivitäten der Stiftung im gleichnamigen Themenfeld bündelt. Das Bundesfamilienministerium fördert ihr audit berufundfamilie aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds. Die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft - BDA, BDI, DIHK und ZDH - empfehlen das audit. Sie entscheidet über die Vergabe der audit-Zertifikate. Zertifikate zum audit berufundfamilie wurden erstmals 1999 vergeben. Einsetzbar in allen Branchen und Betriebsgrößen, erfasst das audit den Status quo der bereits angebotenen Maßnahmen zur besseren Balance von Beruf und Familie, entwickelt systematisch das betriebsindividuelle Potenzial und sorgt mit verbindlichen Zielvereinbarungen dafür, dass Familienbewusstsein in der Unternehmenskultur verankert wird. Nach erfolgreichem Abschluss dieses Prozesses erhalten die Unternehmen und Institutionen das "Zertifikat zum audit berufundfamilie". Die praktische Umsetzung wird jährlich von der berufundfamilie gGmbH überprüft. Nach drei Jahren können im Rahmen einer Re-Auditierung weiterführende Ziele vereinbart werden. Nur bei erfolgreicher Re-Auditierung darf das Unternehmen das "Zertifikat zum audit berufundfamilie" unverändert weiterführen.

Unsere Pressemappe "In Sorge um die Alten!?" enthält neben der vorliegenden Pressemitteilung:

- GfK-Befragung zur Vereinbarkeit von Beruf und Pflege, November
2011
- Schnelltest Beruf und Pflege
- Stufenplan Beruf und Pflege
- Statistiken zur Auswirkung des demographischen Wandels Sie finden diese Dokumente digital unter http://www.beruf-und-familie.de

Quelle: Pressemitteilung vom 06.12.2011
Pressekontakt: Gemeinnützige Hertie-Stiftung
Marion Bassfeld
Leitung Kommunikation
Tel.: 069/660 756-167
BassfeldM@ghst.de

Mehr Pflegestellen für Vollzeitbeschäftigung nötig

Verfasst: 21.12.2011, 07:44
von PflegeCologne
Wir haben in Deutschland soviele Teilzeitbeschäftigung, 400 Euro-Jobs ... wie nie zuvor. Der Ruf nach weiteren Teilzeitmodellen geht in die falsche Richtung. Die Menschen, die im Rahmen solcher Modelle beschäftigt werden, können von den entsprechenden Einkünften weder leben noch eine Altersversorgung aufbauen. Wir müssen uns daher mehr konzentrieren auf Vollzeitbeschäftigung und ordentliche Vergütungen.
Die auskömmliche Pflege muss anderweitig organisiert werden: Mehr Pflegekräftestellen, mehr Aus-, Fort- und Weiterbildung. Dazu muss die Pflegeversicherung mehr Geld bereit stellen. Mit 0,1% Beitragserhöhung, so, wie von Herrn Bahr angedacht, geht es nicht.

Pflege Cologne

Mehr Pflegestellen für Vollzeitbeschäftigung nötig

Verfasst: 21.12.2011, 16:57
von Sabrina Merck
PflegeCologne hat geschrieben:Wir haben in Deutschland soviele Teilzeitbeschäftigung, 400 Euro-Jobs ... wie nie zuvor. Der Ruf nach weiteren Teilzeitmodellen geht in die falsche Richtung. Die Menschen, die im Rahmen solcher Modelle beschäftigt werden, können von den entsprechenden Einkünften weder leben noch eine Altersversorgung aufbauen. Wir müssen uns daher mehr konzentrieren auf Vollzeitbeschäftigung und ordentliche Vergütungen.
Die auskömmliche Pflege muss anderweitig organisiert werden: Mehr Pflegekräftestellen, mehr Aus-, Fort- und Weiterbildung. Dazu muss die Pflegeversicherung mehr Geld bereit stellen. Mit 0,1% Beitragserhöhung, so, wie von Herrn Bahr angedacht, geht es nicht. ....
Hallo, diesem Beitrag kann ich uneingeschränkt zustimmen.
Beste Grüße Sabrina Merck

Pflegestudie: Jeder Dritte kürzt die Arbeitszeit

Verfasst: 11.11.2014, 08:01
von WernerSchell
Pflegestudie: Jeder Dritte kürzt die Arbeitszeit, Kollegen und Chefs sind wichtigste Stützen

Hamburg (ots) - Karrierekiller Familie? Damit Mütter wegen der Kinderbetreuung im Job nicht zurückstehen müssen, setzen Politik und Arbeitgeber auf Elternzeit und Betriebskindergärten. Doch wie sieht es bei Berufstätigen aus, die Angehörige pflegen? Auch hier verbessern sich die politischen Rahmenbedingungen. Doch für Mitarbeiter, die Pflegeaufgaben übernehmen, zählen vor allem Führungs- und Unternehmenskultur. Neue Studien und Daten der Techniker Krankenkasse (TK) beziffern, wie groß der Spagat zwischen Job und Pflege ist, und zeigen Lösungsansätze auf.

"Pflegeaufgaben zu übernehmen, wirkt sich auf das Berufsleben aus", erklärt Wolfgang Flemming, Fachbereichsleiter und Pflegeexperte bei der TK. Vor allem Frauen treten im Job zurück, wenn jemand in der Familie oder im engeren Umfeld pflegebedürftig wird. Das zeigt die TK-Pflegestudie, für die das Meinungsforschungsinstitut Forsa mehr als 1.000 pflegende Angehörige befragt hat. Unter den erwerbstätigen Frauen hat jede Dritte (32 Prozent) aufgrund der Pflegetätigkeit ihre Arbeitszeit reduziert. Bei den Männern hat das jeder Vierte (25 Prozent) getan. "Hier spielt vermutlich mit hinein, dass Männer sicher nach wie vor meist Haupternährer in der Familie sind", so Flemming.

Der Akutfall kollidiert besonders mit dem Job

Auffällig ist auch: Angehörige, die ganz plötzlich mit einer Pflegeaufgabe konfrontiert wurden, drosseln die Arbeitszeit öfter als Angehörige, die langsam in die neue Situation hineinwachsen konnten (38 Prozent versus 26 Prozent). "Im Akutfall sind die Angehörigen besonders gefordert. Um die Betroffenen hier zu unterstützen, hat der Gesetzgeber erste Schritte in die richtige Richtung unternommen", erläutert Flemming.

Angehörige haben schon jetzt die Möglichkeit, eine Auszeit von bis zu zehn Tagen zu nehmen, wenn sie kurzfristig eine neue Pflegesituation organisieren oder eine pflegerische Versorgung in dieser Zeit sicherstellen müssen. Zukünftig haben sie in dieser Zeit auch Anspruch auf Pflegeunterstützungsgeld als Lohnersatzleistung, vergleichbar mit dem Kinderkrankengeld. "So können sich pflegende Angehörige auf das Organisatorische konzentrieren und müssen sich keine Sorgen um den Lohnausfall machen", so Flemming.

Rückendeckung im Unternehmen zählt

Darüber hinaus sollen Beschäftigte künftig einen Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit von bis zu 24 Monaten haben. "Von den Neuregelungen profitieren auch die Unternehmen, weil ihre Mitarbeiter im Pflegefall nicht voll aus dem Beruf aussteigen müssen. So können die Betriebe ihre Fachkräfte weiterhin halten", erklärt Heiko Schulz, Psychologe und Demografieberater im innerbetrieblichen Gesundheitsmanagement bei der TK. Er verweist jedoch auf eine aktuelle Gesundheitsstudie, die nachweisen konnte, dass gesetzliche Rahmenbedingungen allein nicht ausreichen, sondern Unterstützungsangebote auch vom Unternehmen und deren Führungskräften initiiert, kommuniziert und gelebt werden müssen.

Schulz: "Pflegende Mitarbeiter sind deutlich weniger unter Druck, wenn sie im Unternehmen und von den Kollegen Rückendeckung erhalten.
Sie fühlen sich im Vergleich zu Pflegenden, die kein Verständnis für ihre Situation erfahren, um 30 Prozent weniger belastet." Die Betriebe könnten hier ganz konkret mit flexiblen Arbeitszeiten und Mitarbeiterberatung unterstützen.

Pflegestudie: Jeder Neunte hat den Beruf komplett aufgegeben

Insgesamt geben in der TK-Pflegestudie drei von zehn berufstätigen Befragten an, aufgrund der Pflegetätigkeit die Arbeitszeit reduziert zu haben. Je höher die Pflegestufe des zu Betreuenden, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass Angehörige die Arbeitszeit drosseln: in den Stufen null und eins knapp jeder Vierte (22 bzw. 25 Prozent), in Stufe zwei 41 Prozent, in Stufe drei sogar mehr als die Hälfte der Pflegenden (56 Prozent).

Unter den nicht erwerbstätigen Befragten hat jeder Neunte aufgrund der Pflegetätigkeit den Beruf sogar komplett aufgegeben, acht Prozent sind vorzeitig in Rente gegangen. Kein Wunder, Pflege ist ein Vollzeitjob. Knapp zwei Drittel der pflegenden Angehörigen (65 Prozent) sind täglich im Einsatz. Ein Viertel der Befragten (26 Prozent) kümmert sich vier bis sechs Tage die Woche um den Pflegebedürftigen.

Hintergrund: Gesetzentwurf als Baustein der Pflegereform

Mit dem Gesetzentwurf zur besseren Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf hat das Bundeskabinett einen weiteren Baustein der Pflegereform auf den Weg gebracht. Die neuen Regelungen sollen am 1. Januar 2015 in Kraft treten. Eine Säule ist die zehntägige Auszeit im Akutfall mit Lohnersatzleistung (Pflegeunterstützungsgeld). Die Kosten trägt die Pflegeversicherung. Das Bundesfamilienministerium schätzt die Mehrausgaben der Pflegeversicherung für das Pflegeunterstützungsgeld auf 94 Millionen Euro pro Jahr.

Mehr als 2,5 Millionen Menschen sind pflegebedürftig. Sieben von zehn Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt, zwei Drittel von ihnen ausschließlich durch Angehörige. (Quelle: Statistisches Bundesamt)

Quelle: Pressemitteilung vom 10.11.2014 TK Techniker Krankenkasse
Pressekontakt: TK-Pressestelle - Teresa Urban Tel. 040 - 69 09 21 21, E-Mail: teresa.urban@tk.de