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Mehr Geld für Ärzte - und wo bleibt die Pflege?

Verfasst: 22.12.2009, 07:57
von Presse
Marburger Bund fordert mehr Geld für Ärzte an kommunalen Kliniken

Berlin – Der Marburger Bund (MB) hat eine fünfprozentige Erhöhung der Gehälter für die rund 55.000 Ärztinnen und Ärzte in kommunalen Krankenhäusern gefordert. Zudem müssten die Stundenentgelte für den Bereitschaftsdienst deutlich angehoben werden, [mehr]
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=33810

Lohnforderung verurteilt

Verfasst: 22.12.2009, 15:31
von Presse
Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble hat die Forderungen von Gewerkschaften nach einer fünfprozentigen Tariferhöhung für den öffentlichen Dienst verurteilt.

Der „Bild“-Zeitung vom Montag sagte Schäuble, er sei „erschrocken“ über die Lohnforderungen angesichts der aktuellen Haushaltslage, die dem Staat keinen Spielraum lasse. Der öffentliche Dienst biete jedoch sichere Jobs. „Das sollten die Gewerkschaften gerade in dieser Krise nicht unterschätzen“, so Schäuble.
Neben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und den Tarifunionen des Beamtenbundes dbb hat auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund (MB) Lohnerhöhungen von fünf Prozent gefordert. Die sollen die rund 55.000 Mediziner an kommunalen Krankenhäusern zusätzlich zu der erhöhten Honorierung für nächtliche Bereitschaftsdienste erhalten. Während MB-Chef Rudolf Henke die Forderungen gestern als „maßvoll“ bezeichnete, nannte der Verhandlungsführer auf Arbeitgeberseite sie „nicht finanzierbar“ (bibliomed.de berichtete).

Quelle: Pressemitteilung vom 22.12.2009
Bibliomed - Medizinische Verlagsgesellschaft mbH
Stadtwaldpark 10
D-34212 Melsungen
Website: http://www.bibliomed.de
E-Mail: info@bibliomed.de

Ärzteforderungen maßlos

Verfasst: 23.12.2009, 08:10
von Sabrina Merck
Hallo Forum,
für die neuerlichen Vergütungsforderungen der Ärzte fehlt mir nun wirklich jedes Verständnis. Haben nicht die Ärzte in den letzten Jahren bereits kräftig "abgeräumt", ausreichend Vergütungs- und Honorarforderungen erfüllt bekommen? Das Traurige daran ist, dass die Gehaltserhöhungen in Krankenhäusern letztlich weitgehend zu Lasten der Pflege gingen. Wir wissen ja mittlerweile genau, wieviele Pflegekräfte in den Krankenhäusern fehlen. Angesichts solcher Erkenntnisse ist die aktuelle Ärzteforderungen nicht nur maßlos, sondern unverschämt, ist auch mit den wirtschaftlichen Verhältnissen nicht in Einklang zu bringen.
MfG
Sabrina

Mehr Geld für Ärzte ...

Verfasst: 07.01.2010, 10:25
von Presse
Dtsch Arztebl 2010; 107(1-2)

fos
Marburger Bund: Mehr Geld für Ärzte kommunaler Krankenhäuser gefordert
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=67261

Statement von Rudolf Henke
http://www.marburger-bund.de/marburgerb ... -Henke.pdf
Forderungen und Ziele des MB in der Tarifrunde 2010
http://www.marburger-bund.de/marburgerb ... de2010.pdf

Mehr Geld für Ärzte ... und die Pflege ???

Verfasst: 07.01.2010, 10:38
von Gaby Modig
Presse hat geschrieben: .... Mehr Geld für Ärzte kommunaler Krankenhäuser gefordert ....
Ärzte verdienen nicht schlecht. Dass es mehr sein könnte, kann man nachvollziehen. Das gilt letztlich für alle Berufe.
Was mich hier erheblich stört: Die neuerlichen ärztlichen Gehaltsforderungen können letztlich wieder nur zu Lasten der Pflege. Es werden Stellen abgebaut. Wo bleibt der Protest der Berufsverbände?

G.M.

Engagement der Berufsverbände

Verfasst: 07.01.2010, 16:55
von Lutz Barth
Wo bleibt der Protest der Berufsverbände?

Nun, in der Tat eine berechtigte Frage. Aber vielleicht liegt es daran, dass derzeit einige Verbände daran arbeiten, den Berufsstand mit höheren Weihen zu bedenken; denn immerhin gilt es, das Projekt Pflegekammern voranzutreiben und natürlich auch dafür zu werben, dass eben die unterbezahlten Pflegekräfte tunlichst auch noch ärztliche Aufgaben übernehmen sollen :wink:

Mehr Geld für Ärzte ... und die Pflege ???

Verfasst: 08.01.2010, 08:23
von PflegeCologne
Gaby Modig hat geschrieben: .... Mehr Geld für Ärzte kommunaler Krankenhäuser gefordert .... wieder nur zu Lasten der Pflege. Es werden Stellen abgebaut. Wo bleibt der Protest der Berufsverbände? ... .
Hallo GM,
der Frage kann man sich nur anschließen. Wichtige Aufgaben müssen im Vordergrund stehen. Dazu gehört vor allem, für mehr Stellen und Personalbemessungssysteme zu sorgen. Der Pflegenotstand muss immer wieder herausgestellt und auch durch Berechnungen belegt werden. Insoweit sind die Berufsverbände gefordert. Verwissenschaftlichung der Pflege, noch mehr ärztliche Aufgaben, Pflegekammern .... sind keine Themen, die die Masse der Pflegenden interessieren, schon gar nicht die betroffenen Patienten!
Lb. Grüße
Pflege Cologne

Unerwartet...

Verfasst: 08.01.2010, 09:40
von Lutz Barth
Ich bin ein wenig überrascht über das Statement v. PflegeCologne, wenngleich jedoch hiermit nicht zum Ausdruck gebracht werden soll, dass dieses unsympathisch ist.

Kann hieraus vielleicht der Schluss gezogen werden, dass sich die Berufsverbände "vorbei am Bedarf" der beruflich Pflegenden allzu sehr mit Themen beschäftigen, die nur im Interesse einiger weniger Funktionäre zu liegen scheinen?

Nun - wir werden sehen, wie sich insbesondere auch das Pflegerecht nach erfolgter "Neuordnung" weiterentwickeln wird. Ich hege hier allerdings die Vision, dass gerade die beruflich Pflegenden von den Folgen mehr als nur überrascht werden, auch wenn derzeit sich namhafte Pflegerechtler immer noch in Stillschweigen über die Rechtsfolgen hüllen. Dies ist eigentlich rational nicht nachvollziehbar, denn es besteht für mich kein Zweifel daran, dass künftig auch die "Haftung" substitutiert wird. Eine Geheimniskrämerei ist hier also nicht anbefohlen und ich finde es nur fair, wenn dies den beruflich Pflegenden auch so mitgeteilt wird.

Dies insbesondere auch deshalb, weil mit der Neuordnung der Gesundheitsfachberufe auch keine grundlegenden akademischen Studien erforderlich sind, um die brennenden Rechtsfragen lösen zu können.

Pflegeberuf ist überwiegend praktische Arbeit am Menschen

Verfasst: 08.01.2010, 09:54
von PflegeCologne
Hallo,
wer in der Pflege arbeit, weiß, worauf es ankommt. Wir brauchen keine weitere Verwissenschaftlichung der Pflege, auch nicht mehr Kompetenzen von Ärzten. Pflegekräfte arbeiten grund- und behandlungspflegerisch am Menschen und das wird so bleiben (müssen). Diese Arbeit ist hart und erfordert eine Qualifizierung in Theorie und Praxis. Die praktischen Fähigkeiten müssen aber im Mittelpunkt aller Erwägungen bleiben.
Der Pflegeberuf muss sicherlich auch "gepflegt" werden. Dazu gehört aber nach Ansicht vieler Pflegekräfte die Werbung für deutlich mehr Pflegestellen, Zuwendung an immer mehr pflegebedürftigen Menschen ist angesagt und nichts anderes. Damit das Berufsbild attraktiv bleibt, braucht die Pflege auch angemessene Vergütungen. Dazu höre ich von den Verbänden zu wenig (bis nichts).
Weil die Verbände offensichtlich von der praktisch arbeitenden Pflege zu weit entfernt sind, ist auch die Mitgliederzahl beklagenswert niedrig (meine Meinung).
Lb. Grüße
Pflege Cologne

Praktische Pflege!!!

Verfasst: 08.01.2010, 15:42
von Lutz Barth
Nun - ich möchte hier nicht oberlehrerhaft erscheinen, aber so wie von PflegeCologne "diagnostiziert" ist dem eigentlich nichts hinzuzufügen; vielleicht noch ein Aspekt, der mich seit der Akademisierungswelle umtreibt: waren die bisher nicht in einem Bachelor- oder sonstigen Studiengang ausgebildeten Fachkräfte nur "unvollkommen ausgebildete" Kräfte? Wohl kaum, zumal derzeit in der Debatte der wissenschaftliche Aspekt den bisher erreichten Status quo einer ganz ordentlichen und bodenständigen Ausbildung überlagert und ich mich gelegentlich nicht des Eindrucks erwehren kann, als werden so die "Pflegefachkräfte" der ersten oder zweiten Generation als zwar "ordentliche", aber halt nicht wissenschaftlich ausgebildete Fachkräfte in der künftigen Praxis angesehen.
Akademisch ausgebildete Kräfte - egal aus welcher Profession stammend - sind letztlich noch kein Garant für eine hochwertig qualifizierte praktische Tätigkeit.

Akademisierung um der "Akademisierung willen" erscheint mir jedenfalls der falsche Weg, zumal im Ergebnis mehr "Führungskräfte" ausgebildet werden, die sich wohl in der Tat sukzessive von den praktischen Problemen des Pflegealltags verabschieden.

Hinzu kommt sicherlich auch der Umstand, dass gerade der Bologna-Prozess mehr und mehr in die Kritik gerät und zwar berechtigt; mir persönlich erscheint eine ordentliche Pflegeausbildung jedenfalls für die zu Pflegenden erstrebenswerter als eine "verschulte Fachkraft", die in der Kürze der Zeit ihrer akademischen Ausbildung erhebliche Mühen hat, dass nach dem Lehrplan zu vermittelnde Wissen auch tatsächlich verinnerlichen und anwenden zu können.

"Altgediente Fachkräfte" verfügen über ein fachpraktisches Wissen, dass nur im Modell theoretisch illustriert werden kann und da wäre es mir persönlich auch sympathischer, gerade diesen Fachkräften die Möglichkeit zur Weiterbildung einzuräumen und für Rahmenbedingungen Sorge zu tragen, die ein stückweit die ehemalige Begeisterung für einen bewusst gewählten Beruf wieder "reanimiert"! Dazu zählen ohne Frage eine angemessene Entlohnung, attraktive Arbeitsbedingungen, Fort- und Weiterbildungsangebote und auch ein angemessener Erholungsurlaub.

Ich befürchte hier allerdings eine "Zweiklassengesellschaft" ausgebildeter Pflegefachkräfte und ein jeder kann sich ausmalen, dass sicherlich eine Gruppe auf der "Strecke bleiben wird", die dann vielleicht von den mit dem Gestus der Wissenden prämierten und mit viel Vorschusslorbeeren bedachten akademisch ausgebildeten Fachkräfte an die Hand genommen werden und künftig "nur noch" mit einfachen pflegerischen Ausgaben betraut werden.
Akademisch ausgebildete Pflegefachkräfte dürfen dann Aufgaben delegieren! :wink:

Mehr Pflegekräfte - zu Gunsten aller Beteiligten

Verfasst: 10.01.2010, 08:43
von Cicero
Gaby Modig hat geschrieben:....Zeitdruck in der Pflege .... Mitarbeiter in Pflegeberufen sind einer Vielzahl von physischen und psycho-mentalen Belastungen ausgesetzt. Neben Leistungsdruck und fehlenden Pausen ist das Arbeiten unter Zeitdruck einer der dominierenden Belastungsfaktoren. ....
Damit sind vielfältige Belastungen in der Pflege nur angedeutet. Die Pflegesituationen sind entscheidend deshalb unzulänglich, weil die Personalausstattungen nirgendwo wirklich auskömmlich sind. Die Anstellung von Pflegekräften, die mit halbherzigen Berechnungsmethoden erfolgt, ignoriert vielfältige Bedürfnisse der pflegebedürftigen Menschen bzw. Patienten. Hier muss sich etwas ändern, und zwar zu Gunsten aller Beteiligten.

Cicero