Heute spricht man kaum noch von Beruf oder Arbeitsplatz. Heute ist alles Job. Deswegen sind diese Jobs aber nicht minder wichtig. Vielleicht aber zeitlich begrenzt und an unterschiedlichen Orten ausgeführt.
Die Idee eines Mindestlohns bedeutet, den Nachfrager einer Dienstleistung zwingen zu wollen. Das Nachfragen einer Dienstleistung oder Produktes kann aber immer nur ein freiwilliger Akt sein. Sonst gehen wir gesellschaftlich schnurstracks in eine totalitäre Staatsordnung. Am Markt kann sich der Preis für irgendetwas regulieren, nicht aber per Plan. Die Geschichte lehrt uns dies zur Genüge. Es sind immer die radikalen politischen Ränder, die so etwas versuchten. Die bereit, waren den Mitmenschen mit Gewalt zu seinem Glück zwingen zu wollen. Deswegen ist dies der falsche Weg.
Wir sind seit Jahren am herumdoktern, wie diese kranke Gesellschaft, in der der Lebensstandard der Bürger sinkt, die Realeinkommen seit Jahren nicht mehr steigen, die soziale, pflegerische und bildungsmäßige Versorgung sich seit Jahren eher verschlechtert, wieder auf einen Weg kommt, der den Menschen Hoffnung macht, dass es wieder aufwärtsgehen könnte. Am Parteien-wählen kann es nicht liegen. Dran waren doch alle etablierten schon mal gewesen, die letzten Jahre. Und es hat nichts gebracht.
Die Menschen, wir Bürger, müssen erkennen, dass wir selber das Heft in die Hand nehmen müssen. Wir selber müssen entscheiden und denken, was richtig ist, und nicht durch Stellvertreter entscheiden und denken lassen: Mehr Direkte Demokratie.
Wir sollten Arbeit von Einkommen trennen. Nicht der, der eine ganz bestimmte Arbeit macht, sollte seine Mitmenschen zwingen, einen bestimmten Preis dafür zahlen zu müssen. Begriffe wie Lohndumping, Hungerlöhne, Bettellöhne, sind doch nur möglich, weil heute die Menschen auf Arbeitsplätze angewiesen sind, um existenzsichernde Einkommen zu erzielen. Genau diese Koppelung ist aber absurd. Ein existenzsicherndes Einkommen sollte vom Staat an jeden Bürger und jede Bürgerin ausgezahlt werden. Dieses Einkommen sollte als Grundrecht im Grundgesetz garantiert sein. Eine Finanzierung ist möglich. Es gibt heute eine Vielzahl von Modellrechnungen. Ist erstmal die Grundversorgung der Bürger gesichert, kann der Arbeitsinteressierte sich am Arbeitsmarkt umschauen, welche Arbeit er/sie ausüben möchte, und welchen Preis man aushandeln kann. Existenziell ist man jedenfalls dann nicht mehr angewiesen darauf, diese Arbeit zu machen. Man macht sie dann eher, weil man sie gerne macht. Weil sie einen interessiert.
Haben die Menschen ein Grundeinkommen, für das sie gegenüber dem Staat keine Gegenleistung erbringen müssen, dann können sie freier und selbstbewusster am Arbeitsmarkt agieren. Nicht jede Arbeit muß man mehr annehmen, nur weil sie etwas Geld bringt. Der Bürger würde als starker Verhandlungspartner den Arbeitgebern gegenübertreten.
Auf der Arbeitgeberseite gilt natürlich, der Gesellschaft muss bewusst sein, welche Aufgaben gemeinschaftlich geleistet werden sollten, welche Arbeiten ermöglicht werden sollten, durch gemeinsame Finanzierung. Im Zusammenhang mit der PISA-Studie wurde darauf hingewiesen, dass z.B. in Finnland dem Bildungs- und Betreuungssystem schon ab dem Kleinkindalter viel größere Aufmerksamkeit und Bedeutung beigemessen wird. Die Gesellschaft dort weiß wie wichtig dieser Bereich ist, und stattet ihn finanziell entsprechend gut aus. Die Erfolge sieht man. Hier muß unsere deutsche Gesellschaft diesbezüglich mehr sensibilisiert werden. Alle sozialen, pflegerischen und kulturellen Arbeiten sind für die Menschen von hohem Wert, können aber immer nur ermöglicht werden, da diese Arbeiten nicht nach Industrienorm, Input-Output-Rechnungen, bewertet und eingeordnet werden können. Es sind Arbeiten mit und am Menschen und bedürfen einer gesonderten Wertung und Betrachtung.
Industriearbeitsplätze und solche im produzierenden Gewerbe werden ständig wegrationalisiert, um Kosten zu sparen und die Produkte am Markt billiger zu machen. Menschliche Arbeit wird in diesen Bereichen immer wieder durch Roboter ersetzt. Siehe Automobilbranche. - Von Menschen geleistete Arbeit am und mit Menschen, wird es dagegen immer geben, sie wird sogar in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen.
Und noch ein letzter Punkt. Die hohe Verschuldung der Öffentlichen Haushalte gilt es mal genauer zu untersuchen. Bei den Schuldenbergen, die die Städte und Gemeinden, Bund und Land, vor sich herschieben, wird allzuleicht vergessen, dass jedem Schuldner ein Gläubiger gegenüber steht. Wem schuldet die Gemeinschaft eigentlich das viele Geld? Die Gläubiger sind einzelne Privatpersonen, die entweder allein oder in Gruppen(Fonds) ihr übriges Geld, also Geld, das sie nicht für ihren täglichen Lebensunterhalt brauchen, in gewinnbringende Finanzprodukte steckten. Die Absicht ist, das sich "Geld von selbst vermehrt". - Man muß sich wirklich fragen, ob die Gemeinschaft, die Gesellschaft, dieses geschuldete Geld wirklich zurückzahlen muß. Ich glaube nicht. Die Damen und Herren Privatpersonen dürfen gerne auf einen Teil der Rückzahlung verzichten. Das Zinssystem in Deutschland funktioniert nicht. Es werden Zinsen über der prozentualen jährlichen Wertschöpfung gezahlt. Dadurch entstehen nicht gerechtfertigte, gigantische Geldguthaben, überwiegend bei einer kleinen Gruppe von Bürgern, während die große Masse der Mitmenschen und deren Nachkommen es kaum schaffen, mit ihren kargen Löhnen die aufgebürdeten Zinslasten zu tragen, die in allen Produkt- und Dienstleistungenpreisen drin stecken.
Mindestlöhne ein Ausweg? Eher nicht.
Moderator: WernerSchell
Mindestlöhne sind die falsche Antwort
Hallo,
Mindestlöhne sind m.E. kein geeignetes Mittel, eine angemessene und gerechte Vergütung zu gewährleisten. Insoweit sind die Tarifvertragsparteien gefordert. Sie haben, grundgesetzlich garantiert, die Tarifautonomie und können vom Staat unbeeinflusst, vernünftige Vereinbarungen treffen. Soetwas muss Priorität haben!
Wenn sich der Staat mit Vorgaben für Mindestlöhne "einblendet, ist das allenfalls die zweitbeste Lösung. Experten gehen aber davon aus, dass Mindestlöhne letztendlich zur Vernichtung von Arbeitsplätzen führen wird.
Ich denke, dass wir ein faires Miteinander der Arbeitsvertragsparteien brauchen, eingerahmt von einer soliden Werteordnung. Daran sollten wir arbeiten!
Für die Pflege halte ich Mindestlöhne für fatal. Wir müssen kraftvoll für mehr angemessen bezahlte Pflegekräfte eintreten. Nur so können wir eine gute Pflege unserer pflegebedürftigen Menschen, deren Zahl rapide zunehmen wird, gewährleisten.
MfG KPH Neuss
Siehe auch
viewtopic.php?t=7722
Mindestlöhne sind m.E. kein geeignetes Mittel, eine angemessene und gerechte Vergütung zu gewährleisten. Insoweit sind die Tarifvertragsparteien gefordert. Sie haben, grundgesetzlich garantiert, die Tarifautonomie und können vom Staat unbeeinflusst, vernünftige Vereinbarungen treffen. Soetwas muss Priorität haben!
Wenn sich der Staat mit Vorgaben für Mindestlöhne "einblendet, ist das allenfalls die zweitbeste Lösung. Experten gehen aber davon aus, dass Mindestlöhne letztendlich zur Vernichtung von Arbeitsplätzen führen wird.
Ich denke, dass wir ein faires Miteinander der Arbeitsvertragsparteien brauchen, eingerahmt von einer soliden Werteordnung. Daran sollten wir arbeiten!
Für die Pflege halte ich Mindestlöhne für fatal. Wir müssen kraftvoll für mehr angemessen bezahlte Pflegekräfte eintreten. Nur so können wir eine gute Pflege unserer pflegebedürftigen Menschen, deren Zahl rapide zunehmen wird, gewährleisten.
MfG KPH Neuss
Siehe auch
viewtopic.php?t=7722
Für eine uneingeschränkt gute Pflege müssen wir alle eintreten - die Verfassung enthält die entscheidenden Wertegrundsätze: Die Menschenwürde ist unantastbar!
Mindestlöhne sind die falsche Antwort
In diesem Sinne gibt es hier viele Meinungsäußerungen, denen nur zugestimmt werden kann. Wir werden die unguten Pflegesituation nur verringern können in dem Maße, wie mehr Personal eingestellt wird. Die Motivation des Personals hängt natürlich auch immer von einer ordentlichen Bezahlung ab. Zu niedrige Vergütungen können daher nie und nimmer verantwortet werden.KPHNeuss hat geschrieben: .... Für die Pflege halte ich Mindestlöhne für fatal. Wir müssen kraftvoll für mehr angemessen bezahlte Pflegekräfte eintreten. Nur so können wir eine gute Pflege unserer pflegebedürftigen Menschen, deren Zahl rapide zunehmen wird, gewährleisten. ....
MfG
R.H.
Das Pflegesystem muss dringend zukunftsfest reformiert werden!
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- Sr. Member
- Beiträge: 410
- Registriert: 05.12.2005, 08:38
Re: Mindestlöhne sind die falsche Antwort
Hallo KPH Neuss und andere!KPHNeuss hat geschrieben: ...
Mindestlöhne sind m.E. kein geeignetes Mittel, eine angemessene und gerechte Vergütung zu gewährleisten. Insoweit sind die Tarifvertragsparteien gefordert. Sie haben, grundgesetzlich garantiert, die Tarifautonomie und können vom Staat unbeeinflusst, vernünftige Vereinbarungen treffen. Soetwas muss Priorität haben!
Wenn sich der Staat mit Vorgaben für Mindestlöhne "einblendet, ist das allenfalls die zweitbeste Lösung. Experten gehen aber davon aus, dass Mindestlöhne letztendlich zur Vernichtung von Arbeitsplätzen führen wird.
Ich denke, dass wir ein faires Miteinander der Arbeitsvertragsparteien brauchen, eingerahmt von einer soliden Werteordnung. Daran sollten wir arbeiten!
Für die Pflege halte ich Mindestlöhne für fatal. Wir müssen kraftvoll für mehr angemessen bezahlte Pflegekräfte eintreten. Nur so können wir eine gute Pflege unserer pflegebedürftigen Menschen, deren Zahl rapide zunehmen wird, gewährleisten. ....
Ich bin auch gegen Mindestlöhne. Ich trete für faire und angemesse Vergütungen ein, die aufgrund von Tarifverträgen ausgehandelt werden. In der Tat sind die Tarifvertragsparteien gefordert. Sie müssen endlich den Wert und die Bedeutung der Pflege erkennen und für gerechte Vergütungen sorgen. Allerdings wird das die Menschen stärker belasten. Denn gute Pflege kostet!
MfG Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!