Unterschätzte psychische Belastung am Arbeitsplatz
(Quelle: Inqa) Unfälle und Verschleiß waren vor 50 Jahren noch die klassischen Erkrankungen am Arbeitsplatz. Heute ist bei jedem Vierten der Grund für einen Arbeitsausfall im Bereich der psychischen Störungen zu suchen. Doch trotz der hohen Kosten, die psychische Belastungen für das Unternehmen verursachen, fehlt bei vielen das Bewusstsein für Erkrankungen wie Depressionen, Alkohol- und Drogenabhängigkeit oder Panikstörungen. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie von TÜV SÜD Life Service, die im April im Corporate Health Jahrbuch 2011 veröffentlicht wurde.
Im September 2010 befragte TÜV SÜD 47 Sicherheitsfachkräfte, die zusammen mehrere hundert kleine und mittelständische Unternehmen im Bereich der Arbeitssicherheit betreuen, nach ihrer subjektiven Einschätzung zu psychischen Belastungen und Erkrankungen von Mitarbeitern in Betrieben mit einer Größenordnung von 20 bis 1.000 Beschäftigten.
Dabei gaben mehr als 60 Prozent der Befragten an, dass sie in den Unternehmen, die sie betreuen, bereits mit typischen psychischen Belastungsfaktoren konfrontiert wurden. Zu den häufigsten zählen zu enge Terminvorgaben und damit steigender Zeitdruck, Konflikte am Arbeitsplatz und Mobbing. Aber auch mangelnde Anerkennung und Wertschätzung der Leistung sowie die Angst um den Arbeitsplatz treiben bei vielen Angestellten den Stresspegel in die Höhe.
Die Fehlbelastungen schlagen sich seit Jahren in den Untersuchungen der Krankmeldungen der Krankenkassen nieder. Nach der jüngsten Analyse des Wissenschaftlichen Instituts der AOK setzt sich der Anstieg von psychischen Erkrankungen unverändert fort. So ist 2010 nahezu jeder zehnte Ausfalltag auf eine psychische Erkrankung zurück zu führen. Die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen sind seit 1999 um nahezu 80 Prozent angestiegen und führen zu langen Ausfallzeiten.
Dennoch wird die Gefährdung durch psychische Belastungsfaktoren von vielen Unternehmen nicht erkannt. Nur etwa jeder zehnte Betrieb nimmt demnach psychische Erkrankungen wirklich ernst.
Dementsprechend niedrig ist auch die Bereitschaft, Geld in entsprechende Frühwarnsysteme und Präventivmaßnahmen zu investieren. Knapp zwei Drittel erwarten auch für die nähere Zukunft keine nennenswerten Investitionen in diesem Bereich.
Diese Zahlen sind insoweit erstaunlich, als psychische Erkrankungen für den Arbeitgeber enorme Kosten bedeuten. Ein aktueller Gesundheitsreport errechnet, dass allein die verringerte Produktivität depressiver Mitarbeiter die deutschen Unternehmen jährlich 9,3 Milliarden Euro kostet.
Neben verminderter Motivation und Leistungsfähigkeit sind auch die durchschnittlich 22,5 Ausfalltage ein großer wirtschaftlicher Faktor. In den Augen der Sicherheitsfachkräfte werden zum einen zu wenige Maßnahmen zur Prävention von psychischen Krankheiten angeboten und zum anderen ist die Wirksamkeit bestehender Angebote eher gering. Die befragten Sicherheitsfachkräfte halten es für sinnvoll, neue Angebote wie Führungskräfteschulungen in das betriebliche Gesundheitsmanagement zu integrieren.
Quelle: Mitteilung vom 14.05.2011
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Moderator: WernerSchell