Verbesserung der Krankenhaushygiene ...
Verfasst: 09.05.2014, 06:38
Ministerin Steffens:
Bei Verbesserung der Krankenhaushygiene und des Infektionsschutzes darf es keinen Stillstand geben – Experten begrüßen klare Positionierung
Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit:
Bei Maßnahmen zur Verbesserung der Krankenhaushygiene und der Infektionsprävention nimmt Nordrhein-Westfalen bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Zu dieser Bewertung kommt die Initiative Infektionsschutz, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen mit Sitz in Berlin. „Bei der Verbesserung der Krankenhaushygiene und des Infektionsschutzes darf es aber keinen Stillstand geben“, erklärte Gesundheitsministerin Barbara Steffens heute (08.05.2014) in Düsseldorf. „Wir müssen das gestiegene Bewusstsein für die Bedeutung der Hygiene noch weiter stärken. Und zwar sowohl bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen als auch innerhalb der gesamten Bevölkerung“, so Steffens weiter.
Die Ministerin stellte in Düsseldorf die Maßnahmen des Gesundheitsministeriums zur Verbesserung der Krankenhaushygiene und der Infektionsprävention vor. Dabei wurde sie von den renommierten Experten Professor Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn, Professor Georg Peters, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster, und Professor Martin Mielke, Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut, unterstützt.
Bewusstsein für Hygiene steigern
Mit weiteren landesgesetzlichen Maßnahmen lassen sich nach Ansicht der Experten derzeit in Nordrhein-Westfalen keine entscheidenden Verbesserungen der Hygiene in Krankenhäusern mehr erreichen. Erforderlich seien vielmehr effektive Maßnahmen, die das Bewusstsein für Hygiene wach halten und möglichst weiter steigern. Betont wurde vor allem die Bedeutung der konsequenten Einhaltung der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch-Instituts.
„Durch zunehmendes öffentliches Interesse an Fragen der Krankenhaushygiene beschäftigen sich auch immer mehr Patientinnen und Patienten mit dieser Thematik. Deshalb ist es wichtig, dass Krankenhäuser auch die Perspektive ihrer Patientinnen und Patienten stärker berücksichtigen und diese und deren Angehörige mit in Hygienemaßnahmen einbeziehen“, betonte Ministerin Steffens.
Patientinnen und Patienten einbeziehen
Gemeinsam mit dem Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) hat das Ministerium deshalb einen Musterfragebogen für Patientinnen und Patienten konzipiert, den Krankenhäuser für die Bewertung und Verbesserung der Krankenhaushygiene in den medizinischen Einrichtungen direkt vor Ort verwenden können. Er steht ab sofort allen Krankenhäusern, Patientenorganisationen und Interessierten zur Verfügung.
Der Fragebogen kann in weniger als fünf Minuten (anonym) ausgefüllt werden und fragt u.a. ab, ob die Patientinnen und Patienten sich ausreichend über Hygieneregeln aufgeklärt fühlen und ihnen ausreichend Möglichkeiten beispielsweise zur Händedesinfektion angeboten wurden. Stellung nehmen können Patientinnen und Patienten aber auch dazu, ob sie beim Personal das Einhalten von Grundregeln der Hygiene wie etwa die Händedesinfektion beobachten konnten. „Es geht hier nicht um zusätzliche Kontrolle, sondern um eine Stärkung des Hygienebewusstseins im Krankenhaus durch eine aktive Einbeziehung der Patientinnen und Patienten“, so die Ministerin.
Die Einbeziehung der Perspektive der Patientinnen und Patienten erweitert die Palette der Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern, die Ende 2011 durch den „Aktionsplan Hygiene“ eingeleitet wurde. Hierzu zählen u.a. regelmäßige Aus-, Fort- und Weiterbildungen des medizinischen Personals sowie die vermehrte Teilnahme an der „Aktion saubere Hände“.
Keime werden Dank intensiver Diagnostik identifiziert
Eine besondere Herausforderung im Rahmen der Infektionsprävention stellt die Vermeidung der Entstehung und Verbreitung multiresistenter Keime dar. Das Risiko, mit solchen Keimen in Kontakt zu kommen, existiert im Prinzip überall. Solange sie nur als Teil der bakteriellen Flora den Menschen besiedeln, sind sie in der Regel ungefährlich. In der öffentlichen Diskussion werden multiresistente Keime wie MRSA, oder mehrfachresistente Darmbakterien oft als „Krankenhauskeime“ bezeichnet. Diese Keime entstehen jedoch nicht grundsätzlich „nur“ in Krankenhäusern bzw. werden dort übertragen, sondern werden auch dorthin hineingetragen und dort aufgrund der heute geforderten intensivierten mikrobiologischen Diagnostik identifiziert.
„Wir leben nicht auf einer Insel, antimikrobielle Resistenzentwicklung passiert weltweit. Deshalb werden wir das Problem auch nicht mit Insellösungen in den Griff bekommen können. Wir haben derzeit einen geradezu dramatischen weltweiten Druck in der Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger, insbesondere in Staaten mit unzureichender sanitärer Infrastruktur“, erklärte Prof. Martin Exner. „Deshalb bin ich froh, dass sich aktuell auch die Weltgesundheitsorganisation damit beschäftigt. Wir müssen die Kompetenzen zur Vermeidung der Entstehung und Verbreitung von multiresistenten Erregern überall stärken. Die Verbesserung der Krankenhaushygiene, vor allem die konsequente Händedesinfektion ebenso wie die regelmäßige und konsequente Reinigung und Desinfektion des mit den Händen berührten Patientenumfeldes, bleiben aber ein wichtiger Teil der Schutzmaßnahmen. Hierbei existieren jedoch in der Öffentlichkeit auch viele Missverständnisse. So verbreiten sich multiresistente Keime nicht durch Böden in Patientenzimmern und Fluren, wobei der Patient im Krankenhaus natürlich zu recht eine professionelle Reinigung entsprechend den KRINKO-Anforderungen erwarten darf“, so Exner weiter.
Verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika gefordert
„Wir müssen den oft fahrlässig falschen Einsatz von Antibiotika dringend beenden. Falsche Indikationen, zu breite und zu lange Antibiotikatherapien sowie falsche Dosierungen begünstigen die Resistenzentwicklung. Ebenso der nicht indizierte Einsatz in der Tiermedizin“, warnte Prof. Georg Peters. „Wir können es uns nicht länger erlauben, Antibiotika unsachgemäß einzusetzen oder deren Wirkung durch den nicht indizierten Einsatz in der Massentierhaltung zu verlieren“, so Peters weiter.
Prof. Martin Mielke richtete den Blick erneut auf die Krankenhäuser: „Die Anzahl von Patientinnen und Patienten mit multiresistenten Bakterien in einem Krankenhaus allein sagt nichts über das Risiko für andere Patientinnen und Patienten aus. Entscheidend ist, wie professionell das Krankenhaus mit diesem Problem umgeht.
Der Nachweis multiresistenter Erreger im Krankenhaus und die kritische Bewertung dieser Fakten sind Grundlage der Maßnahmen zur Infektionsprävention. Dazu zählt natürlich auch die konsequente Einhaltung der Basishygiene. Verstöße gegen diese Regeln wie beispielsweise die Weiterbenutzung eines heruntergefallenen Skalpells beim Fäden ziehen lassen sich aber nicht durch Verordnungen oder unangemeldete Kontrollen von Gesundheitsämtern verhindern. Hier muss das Krankenhaus durch eigene effektive Maßnahmen das Bewusstsein für Hygiene wach halten und weiter steigern.“
Ministerin Steffens: „Gerade beim Thema multiresistente Keime müssen wir die Aufklärung weiter verstärken, weil hier durch Unwissenheit sowie falsche oder falsch verstandene Informationen auch zum Teil unberechtigte Ängste ausgelöst werden. Eine der Hauptursachen für die Zunahme multiresistenter Keime ist der verschwenderische und medizinisch nicht erforderliche Einsatz von Antibiotika. Deshalb reichen Hygienemaßnahmen alleine nicht mehr aus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Hier ist der Bund gefordert, mit gesetzlichen Maßnahmen die Resistenz-Überwachung und einem angemessenen Antibiotikaeinsatz zu beschleunigen.“
Zentrale Maßnahmen gegen Multiresistenzen
Zu den zentralen Maßnahmen zur Vermeidung der Entstehung und Verbreitung multiresistenter Keime, die durch das NRW-Gesundheitsministerium vorgenommen, initiiert oder unterstützt werden, gehören:
• Bildung regionaler Netzwerke zur Vermeidung und Verbreitung von multiresistenten Keimen (MRE/MRSA-Netzwerke), an denen sich Krankenhäuser, Arztpraxen sowie Pflege- und weitere medizinische Einrichtungen beteiligen. Sie existieren in NRW inzwischen flächendeckend (in 52 von 53 Kreisen).
• Unterstützung der MRE/MRSA-Netzwerke und der Gesundheitsämter durch das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG). Das LZG organisiert im Auftrag des Ministeriums regelmäßig Fortbildungen zum Thema multiresistente Keime und bietet Checklisten und Dokumentationshilfen an. Dazu stellt das Land im Rahmen des „Aktionsplans Hygiene“ pro Jahr rund eine Million Euro zur Verfügung. Über das Internet lässt das LZG zudem die interessierte Fachöffentlichkeit an seinem gesamten Know-how teilhaben - inklusive der Informationen über den jeweils neuesten Stand der Wissenschaft.
• Auszeichnung praxistauglicher Konzepte zur Vermeidung von Infektionen in Krankenhäusern, damit sich gute Ideen weiter verbreiten (NRW-Gesundheitspreis 2012).
• Regelmäßige Abfrage aller unteren Gesundheitsbehörden und nordrhein-westfälischen Krankenhäuser durch das Landeszentrum Gesundheit (LZG) im Auftrag des NRW-Gesundheitsministeriums zu ihren Aktivitäten zur Vermeidung und Verringerung von Infektionen mit multiresistenten Keimen mit dem Ziel des zusätzlichen Erkenntnisgewinns und der Stärkung von Initiativen.
Weitere Zahlen, Daten, Fakten zum Thema:
• Nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts gemeldete MRSA-Fälle in Nordrhein-Westfalen (Nachweis in Blut und Hirnwasser): 2010: 943, 2011: 1.159, 2012: 1.457, 2013: 1.355.
• In den rund 385 nordrhein-westfälischen Krankenhäusern mit insgesamt rund 250.000 Beschäftigten werden jährlich rund 4,3 Millionen Patientinnen und Patienten behandelt.
• Rund 1700 Tonnen Antibiotika werden jährlich allein in der Tiermast eingesetzt, mehr als doppelt so viel wie beim Menschen.
Zu den folgenden Hintergrundinformationen finden Sie Links und Downloads auf der Internetseite des Ministeriums unter Pressethemen:
• „Nordrhein-Westfalen nimmt auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene und Infektionsprävention eine Vorreiterrolle ein“: Bewertung der „Initiative Infektionsschutz“ in ihrer Presseerklärung vom 31. März 2014, Titel „Krankenhaushygiene – seit 2011 hat sich viel in Deutschland getan“
• „Krankenhaushygiene und multiresistente Keime – häufige Irrtümer“
• „Bedeutung angemeldeter Hygiene-Kontrollen durch die Gesundheitsämter“
• „Wer macht was zum Infektionsschutz in der medizinischen Versorgung, wer ist für was verantwortlich?“
• Patientenfragebogen zur Krankenhaushygiene
• „Krankenhauskeime: Deutschland liegt im Mittelfeld“: Ländervergleich nach einer internationalen Studie (Kurzfassung)
• Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (HygMedVO) für Nordrhein-Westfalen
• Bundes-Infektionsschutzgesetz
Quelle: Pressemitteilung vom 08.05.2014:
Petra Reisdorf
Referat Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation,
Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
Horionplatz 1, 40213 Düsseldorf
Telefon: +49 (0)211 8618 4338
Telefax: +49 (0)211 8618 4566
E-Mail: petra.reisdorf@mgepa.nrw.de
Internet: http://www.mgepa.nrw.de
+++
WDR-Fernsehen:
Vier Fragen zur Krankenhaushygiene - Laufend Hände desinfizieren
Die NRW- Landesregierung will die Hygiene in Krankenhäusern verbessern. Gesundheitsministerin Steffens hat dazu am Donnerstag Pläne vorgestellt.
Die Aktuelle Stunde erklärt, was NRW-Krankenhäuser bereits gegen Keime tun und warum Patienten weiterhin die Hand ihres Arztes schütteln dürfen.
... (weiter - mit Filmbeiträgen) .... http://www1.wdr.de/fernsehen/aks/themen ... ne128.html
Bei Verbesserung der Krankenhaushygiene und des Infektionsschutzes darf es keinen Stillstand geben – Experten begrüßen klare Positionierung
Das Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen teilt mit:
Bei Maßnahmen zur Verbesserung der Krankenhaushygiene und der Infektionsprävention nimmt Nordrhein-Westfalen bundesweit eine Vorreiterrolle ein. Zu dieser Bewertung kommt die Initiative Infektionsschutz, ein Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlicher Fachrichtungen mit Sitz in Berlin. „Bei der Verbesserung der Krankenhaushygiene und des Infektionsschutzes darf es aber keinen Stillstand geben“, erklärte Gesundheitsministerin Barbara Steffens heute (08.05.2014) in Düsseldorf. „Wir müssen das gestiegene Bewusstsein für die Bedeutung der Hygiene noch weiter stärken. Und zwar sowohl bei den Beschäftigten im Gesundheitswesen als auch innerhalb der gesamten Bevölkerung“, so Steffens weiter.
Die Ministerin stellte in Düsseldorf die Maßnahmen des Gesundheitsministeriums zur Verbesserung der Krankenhaushygiene und der Infektionsprävention vor. Dabei wurde sie von den renommierten Experten Professor Martin Exner, Direktor des Instituts für Hygiene und Öffentliche Gesundheit der Universität Bonn, Professor Georg Peters, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Universität Münster, und Professor Martin Mielke, Leiter der Abteilung Infektionskrankheiten am Robert Koch-Institut, unterstützt.
Bewusstsein für Hygiene steigern
Mit weiteren landesgesetzlichen Maßnahmen lassen sich nach Ansicht der Experten derzeit in Nordrhein-Westfalen keine entscheidenden Verbesserungen der Hygiene in Krankenhäusern mehr erreichen. Erforderlich seien vielmehr effektive Maßnahmen, die das Bewusstsein für Hygiene wach halten und möglichst weiter steigern. Betont wurde vor allem die Bedeutung der konsequenten Einhaltung der Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) des Robert Koch-Instituts.
„Durch zunehmendes öffentliches Interesse an Fragen der Krankenhaushygiene beschäftigen sich auch immer mehr Patientinnen und Patienten mit dieser Thematik. Deshalb ist es wichtig, dass Krankenhäuser auch die Perspektive ihrer Patientinnen und Patienten stärker berücksichtigen und diese und deren Angehörige mit in Hygienemaßnahmen einbeziehen“, betonte Ministerin Steffens.
Patientinnen und Patienten einbeziehen
Gemeinsam mit dem Landeszentrum Gesundheit Nordrhein-Westfalen (LZG.NRW) hat das Ministerium deshalb einen Musterfragebogen für Patientinnen und Patienten konzipiert, den Krankenhäuser für die Bewertung und Verbesserung der Krankenhaushygiene in den medizinischen Einrichtungen direkt vor Ort verwenden können. Er steht ab sofort allen Krankenhäusern, Patientenorganisationen und Interessierten zur Verfügung.
Der Fragebogen kann in weniger als fünf Minuten (anonym) ausgefüllt werden und fragt u.a. ab, ob die Patientinnen und Patienten sich ausreichend über Hygieneregeln aufgeklärt fühlen und ihnen ausreichend Möglichkeiten beispielsweise zur Händedesinfektion angeboten wurden. Stellung nehmen können Patientinnen und Patienten aber auch dazu, ob sie beim Personal das Einhalten von Grundregeln der Hygiene wie etwa die Händedesinfektion beobachten konnten. „Es geht hier nicht um zusätzliche Kontrolle, sondern um eine Stärkung des Hygienebewusstseins im Krankenhaus durch eine aktive Einbeziehung der Patientinnen und Patienten“, so die Ministerin.
Die Einbeziehung der Perspektive der Patientinnen und Patienten erweitert die Palette der Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene in Krankenhäusern, die Ende 2011 durch den „Aktionsplan Hygiene“ eingeleitet wurde. Hierzu zählen u.a. regelmäßige Aus-, Fort- und Weiterbildungen des medizinischen Personals sowie die vermehrte Teilnahme an der „Aktion saubere Hände“.
Keime werden Dank intensiver Diagnostik identifiziert
Eine besondere Herausforderung im Rahmen der Infektionsprävention stellt die Vermeidung der Entstehung und Verbreitung multiresistenter Keime dar. Das Risiko, mit solchen Keimen in Kontakt zu kommen, existiert im Prinzip überall. Solange sie nur als Teil der bakteriellen Flora den Menschen besiedeln, sind sie in der Regel ungefährlich. In der öffentlichen Diskussion werden multiresistente Keime wie MRSA, oder mehrfachresistente Darmbakterien oft als „Krankenhauskeime“ bezeichnet. Diese Keime entstehen jedoch nicht grundsätzlich „nur“ in Krankenhäusern bzw. werden dort übertragen, sondern werden auch dorthin hineingetragen und dort aufgrund der heute geforderten intensivierten mikrobiologischen Diagnostik identifiziert.
„Wir leben nicht auf einer Insel, antimikrobielle Resistenzentwicklung passiert weltweit. Deshalb werden wir das Problem auch nicht mit Insellösungen in den Griff bekommen können. Wir haben derzeit einen geradezu dramatischen weltweiten Druck in der Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger, insbesondere in Staaten mit unzureichender sanitärer Infrastruktur“, erklärte Prof. Martin Exner. „Deshalb bin ich froh, dass sich aktuell auch die Weltgesundheitsorganisation damit beschäftigt. Wir müssen die Kompetenzen zur Vermeidung der Entstehung und Verbreitung von multiresistenten Erregern überall stärken. Die Verbesserung der Krankenhaushygiene, vor allem die konsequente Händedesinfektion ebenso wie die regelmäßige und konsequente Reinigung und Desinfektion des mit den Händen berührten Patientenumfeldes, bleiben aber ein wichtiger Teil der Schutzmaßnahmen. Hierbei existieren jedoch in der Öffentlichkeit auch viele Missverständnisse. So verbreiten sich multiresistente Keime nicht durch Böden in Patientenzimmern und Fluren, wobei der Patient im Krankenhaus natürlich zu recht eine professionelle Reinigung entsprechend den KRINKO-Anforderungen erwarten darf“, so Exner weiter.
Verantwortungsvoller Einsatz von Antibiotika gefordert
„Wir müssen den oft fahrlässig falschen Einsatz von Antibiotika dringend beenden. Falsche Indikationen, zu breite und zu lange Antibiotikatherapien sowie falsche Dosierungen begünstigen die Resistenzentwicklung. Ebenso der nicht indizierte Einsatz in der Tiermedizin“, warnte Prof. Georg Peters. „Wir können es uns nicht länger erlauben, Antibiotika unsachgemäß einzusetzen oder deren Wirkung durch den nicht indizierten Einsatz in der Massentierhaltung zu verlieren“, so Peters weiter.
Prof. Martin Mielke richtete den Blick erneut auf die Krankenhäuser: „Die Anzahl von Patientinnen und Patienten mit multiresistenten Bakterien in einem Krankenhaus allein sagt nichts über das Risiko für andere Patientinnen und Patienten aus. Entscheidend ist, wie professionell das Krankenhaus mit diesem Problem umgeht.
Der Nachweis multiresistenter Erreger im Krankenhaus und die kritische Bewertung dieser Fakten sind Grundlage der Maßnahmen zur Infektionsprävention. Dazu zählt natürlich auch die konsequente Einhaltung der Basishygiene. Verstöße gegen diese Regeln wie beispielsweise die Weiterbenutzung eines heruntergefallenen Skalpells beim Fäden ziehen lassen sich aber nicht durch Verordnungen oder unangemeldete Kontrollen von Gesundheitsämtern verhindern. Hier muss das Krankenhaus durch eigene effektive Maßnahmen das Bewusstsein für Hygiene wach halten und weiter steigern.“
Ministerin Steffens: „Gerade beim Thema multiresistente Keime müssen wir die Aufklärung weiter verstärken, weil hier durch Unwissenheit sowie falsche oder falsch verstandene Informationen auch zum Teil unberechtigte Ängste ausgelöst werden. Eine der Hauptursachen für die Zunahme multiresistenter Keime ist der verschwenderische und medizinisch nicht erforderliche Einsatz von Antibiotika. Deshalb reichen Hygienemaßnahmen alleine nicht mehr aus, um das Problem in den Griff zu bekommen. Hier ist der Bund gefordert, mit gesetzlichen Maßnahmen die Resistenz-Überwachung und einem angemessenen Antibiotikaeinsatz zu beschleunigen.“
Zentrale Maßnahmen gegen Multiresistenzen
Zu den zentralen Maßnahmen zur Vermeidung der Entstehung und Verbreitung multiresistenter Keime, die durch das NRW-Gesundheitsministerium vorgenommen, initiiert oder unterstützt werden, gehören:
• Bildung regionaler Netzwerke zur Vermeidung und Verbreitung von multiresistenten Keimen (MRE/MRSA-Netzwerke), an denen sich Krankenhäuser, Arztpraxen sowie Pflege- und weitere medizinische Einrichtungen beteiligen. Sie existieren in NRW inzwischen flächendeckend (in 52 von 53 Kreisen).
• Unterstützung der MRE/MRSA-Netzwerke und der Gesundheitsämter durch das Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG). Das LZG organisiert im Auftrag des Ministeriums regelmäßig Fortbildungen zum Thema multiresistente Keime und bietet Checklisten und Dokumentationshilfen an. Dazu stellt das Land im Rahmen des „Aktionsplans Hygiene“ pro Jahr rund eine Million Euro zur Verfügung. Über das Internet lässt das LZG zudem die interessierte Fachöffentlichkeit an seinem gesamten Know-how teilhaben - inklusive der Informationen über den jeweils neuesten Stand der Wissenschaft.
• Auszeichnung praxistauglicher Konzepte zur Vermeidung von Infektionen in Krankenhäusern, damit sich gute Ideen weiter verbreiten (NRW-Gesundheitspreis 2012).
• Regelmäßige Abfrage aller unteren Gesundheitsbehörden und nordrhein-westfälischen Krankenhäuser durch das Landeszentrum Gesundheit (LZG) im Auftrag des NRW-Gesundheitsministeriums zu ihren Aktivitäten zur Vermeidung und Verringerung von Infektionen mit multiresistenten Keimen mit dem Ziel des zusätzlichen Erkenntnisgewinns und der Stärkung von Initiativen.
Weitere Zahlen, Daten, Fakten zum Thema:
• Nach den Kriterien des Robert-Koch-Instituts gemeldete MRSA-Fälle in Nordrhein-Westfalen (Nachweis in Blut und Hirnwasser): 2010: 943, 2011: 1.159, 2012: 1.457, 2013: 1.355.
• In den rund 385 nordrhein-westfälischen Krankenhäusern mit insgesamt rund 250.000 Beschäftigten werden jährlich rund 4,3 Millionen Patientinnen und Patienten behandelt.
• Rund 1700 Tonnen Antibiotika werden jährlich allein in der Tiermast eingesetzt, mehr als doppelt so viel wie beim Menschen.
Zu den folgenden Hintergrundinformationen finden Sie Links und Downloads auf der Internetseite des Ministeriums unter Pressethemen:
• „Nordrhein-Westfalen nimmt auf dem Gebiet der Krankenhaushygiene und Infektionsprävention eine Vorreiterrolle ein“: Bewertung der „Initiative Infektionsschutz“ in ihrer Presseerklärung vom 31. März 2014, Titel „Krankenhaushygiene – seit 2011 hat sich viel in Deutschland getan“
• „Krankenhaushygiene und multiresistente Keime – häufige Irrtümer“
• „Bedeutung angemeldeter Hygiene-Kontrollen durch die Gesundheitsämter“
• „Wer macht was zum Infektionsschutz in der medizinischen Versorgung, wer ist für was verantwortlich?“
• Patientenfragebogen zur Krankenhaushygiene
• „Krankenhauskeime: Deutschland liegt im Mittelfeld“: Ländervergleich nach einer internationalen Studie (Kurzfassung)
• Verordnung über die Hygiene und Infektionsprävention in medizinischen Einrichtungen (HygMedVO) für Nordrhein-Westfalen
• Bundes-Infektionsschutzgesetz
Quelle: Pressemitteilung vom 08.05.2014:
Petra Reisdorf
Referat Presse, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation,
Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
Horionplatz 1, 40213 Düsseldorf
Telefon: +49 (0)211 8618 4338
Telefax: +49 (0)211 8618 4566
E-Mail: petra.reisdorf@mgepa.nrw.de
Internet: http://www.mgepa.nrw.de
+++
WDR-Fernsehen:
Vier Fragen zur Krankenhaushygiene - Laufend Hände desinfizieren
Die NRW- Landesregierung will die Hygiene in Krankenhäusern verbessern. Gesundheitsministerin Steffens hat dazu am Donnerstag Pläne vorgestellt.
Die Aktuelle Stunde erklärt, was NRW-Krankenhäuser bereits gegen Keime tun und warum Patienten weiterhin die Hand ihres Arztes schütteln dürfen.
... (weiter - mit Filmbeiträgen) .... http://www1.wdr.de/fernsehen/aks/themen ... ne128.html