Gesundheitsberufe erarbeiten neue Wege in der Kooperation
20 Jahre Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen
Eine für die Diskussionskultur im Gesundheitswesen beispielhafte Einrichtung feiert Jubiläum. Vor 20 Jahren wurde die Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen auf Initiative der Bundesärztekammer ins Leben gerufen. Seitdem hat sich die Fachberufekonferenz als unentbehrliche Plattform zum Informationsaustausch, zur Kommunikation der Gesundheitsberufe untereinander und zur Fortentwicklung der Patientenversorgung im deutschen Gesundheitswesen bewährt.
Auf ihrer 21. Sitzung diskutierten die Vertreterinnen und Vertreter der 40 Berufsverbände u.a. über Probleme, Schnittstellen und Verbesserungsmöglichkeiten in der Zusammenarbeit der Berufe. Im Mittelpunkt standen die Beratungsergebnisse einer vorbereitenden Klausurtagung zur Kooperation der Berufe im Gesundheitswesen am 3./4. März 2009. Dort waren insbesondere die Schnittstellenprobleme zwischen dem ambulanten und stationären Sektor, die Aufgabenverteilung im ambulanten Bereich sowie Fragen der pflegerischen Langzeitversorgung dargestellt und in Arbeitsgruppen vertieft erörtert worden. An diesen „Baustellen“ wird zukünftig im Sinne einer patientenorientierten Versorgung eigenverantwortlich verstärkt weiter gearbeitet. Ein Konsens über eine neue Aufgabenverteilung, die über die Delegation ärztlicher Leistungen hinausgeht, konnte allerdings nicht erreicht werden.
Als zentrale, weiter zu bearbeitende Themen wurden in der Sitzung die interprofessionelle Kommunikation, gemeinsame Leitvorstellungen sowie verbesserte, standardisierte Prozessabläufe einschließlich der Festlegung von Zuständigkeiten identifiziert, insbesondere beim Überleitungsmanagement zwischen stationärem und ambulantem Bereich. Die Fachberufekonferenz beschloss, die bestehenden Arbeitsgruppen fortzuführen und den politischen Handlungsbedarf noch stärker zu konkretisieren.
Die Konferenzteilnehmer zeigten sich besonders besorgt über den teilweise dramatischen Nachwuchsmangel in Gesundheitsberufen wie der Pflege und der Medizin. Die großen physischen und psychischen Belastungen im Berufsalltag, der niedrige Personalschlüssel in allen Einrichtungen und die vergleichsweise schlechte Bezahlung schreckten Schulabgänger davon ab, sich für eine Ausbildung in diesem Bereich zu entscheiden. Deshalb müssten die Gesundheitsberufe durch bessere Arbeits- und Vergütungsbedingungen deutlich attraktiver gemacht werden. Nur so bestehe die Chance, auch künftig noch genügend qualifizierte Fachkräfte für eine gute Versorgung der alternden Bevölkerung zu gewinnen, betonten die Konferenzteilnehmer.
Für alle Gesundheitsberufe gleichermaßen bedeutsam ist die anstehende Erprobung eines Deutschen Qualifikationsrahmens auf der Basis des Europäischen Qualifikationsrahmens. Dies war auch das Thema des Hauptvortrages „Europäische Bildungspolitik und Deutscher Qualifikationsrahmen – Sachstand, Probleme, Perspektiven“. An der Erarbeitung des Deutschen Qualifikationsrahmens (DQR) waren Institutionen und Verbände des Gesundheitswesens – mit rund 4,4 Mio. Beschäftigten eine der wichtigsten Branchen in diesem Land – bisher nicht beteiligt. Der Europäische Qualifikationsrahmen trat im April 2008 in Kraft und soll bis 2010 in allen Ländern der EU mit Hilfe nationaler Regelungen umgesetzt werden. Er bildet als Referenzrahmen für lebenslanges Lernen die Leistungen der jeweiligen nationalen Bildungssysteme auf europäischer Ebene in acht Niveaustufen ab. Für alle in der Konferenz vertretenen Berufe ist daher von hohem Interesse, in welcher Form sie in der anstehenden Implementierungs- und Evaluationsphase eines DQR einbezogen werden.
Konferenz der Fachberufe
Ziel der Konferenz ist es seit Anbeginn, die interprofessionelle Zusammenarbeit aller Gesundheitsberufe zu verbessern. Bereits Anfang der 90er Jahre wurden mehrere Grundlagenpapiere zur Kooperation verabschiedet. Die seit der Koalitionsvereinbarung vom November 2005 in Politik, Verbänden und Öffentlichkeit diskutierte stärkere Einbeziehung nichtärztlicher Heilberufe in die Versorgung beeinflusst derzeit die Beratungen in der Konferenz. Dass dabei auf gewachsene Beziehungen zwischen den Verbänden im Gesundheitswesen in einem Klima offener interprofessioneller Kommunikation gebaut werden kann, ist nicht zuletzt Verdienst der Konferenz und der dort vielfältig geknüpften alljährlichen Kontakte anlässlich eines intensiven, breiten Meinungsaustausches über fachliche und gesundheitspolitische Themenstellungen.
Queelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 19.3.2009
http://www.bundesaerztekammer.de/page.a ... .7005.7043
Konferenz der Fachberufe im Gesundheitswesen
Moderator: WernerSchell