AOK Bayern:
Modellvorhaben zur verbesserten Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen
Gemeinsam mit sieben bayerischen Apotheken startet die AOK Bayern jetzt einen Modellversuch zur Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen. Der Hintergrund: Durchschnittlich sechs verschiedene Arzneimittel erhalten chronisch kranke Pflegeheimbewohner täglich, teilweise von mehreren Ärzten verordnet. Dadurch kann es zu ungewollten Neben- und Wechselwirkungen oder sogar zu Überdosierungen kommen.
Derzeit drücken zumeist die Pflegekräfte die Tabletten manuell aus dem sogenannten Blister (auch Durchdrückpackung). Die verordneten Medikamente werden dann patientenindividuell zusammengestellt.
Künftig „entblistern“ die teilnehmenden Apotheken original-verpackte Arzneimittel und „verblistern“ in mehreren Arbeitsschritten maschinell alle für einen Patienten verordneten Medikamente in der jeweils benötigten Dosis neu. Dadurch kann die Arzneimittelsicherheit deutlich erhöht werden. Denn zum einen vermerkt der Arzt auf dem Blisterrezept die genaue Dosierung und die Tageszeit der Einnahme. Zum anderen prüft die verblisternde Apotheke zusätzlich die von allen Ärzten des Patienten verordneten Arzneimittel umfassend auf Wechsel- und Nebenwirkungen, Überdosierung oder Doppelverordnung. Bei Bedarf wird nach Rücksprache mit dem jeweiligen Arzt das Rezept korrigiert und anschließend der gebrauchsfertige patientenindividuelle Blister ans Pflegeheim geschickt. Die Apotheke erhält den Herstellerabgabepreis und für jeweils einen Wochenblister eine Vergütungspauschale.
„In dem Modellprojekt mit sieben Apotheken und über 3.000 Pflegeheimbewohnern soll herausgefunden werden, ob sich Krankenhausaufenthalte oder zusätzliche Arztbesuche reduzieren lassen,“ erläutert Veronika Keil, Apothekerin bei der AOK Bayern. Die mit ihrer Apotheke teilnehmende Pharmazeutin Doris Schwaabe ergänzt: „Unsere Erfahrung zeigt, dass die patientenindividuelle Verblisterung durch verbesserte Arzneimittelsicherheit zu einem Rückgang gesundheitlicher Probleme führt.“ Dies habe sich in den letzten beiden Jahren bei der Zusammenarbeit mit mehreren Pflegeheimen in München herausgestellt. Vorteile gibt es auch für die Mitarbeiter in den Heimen. „Das Pflegepersonal wird durch die Vorab-Dosierung in der Apotheke zeitlich und organisatorisch deutlich entlastet“, so Martina Ehnle, die für die AOK Bayern das Modellvorhaben mit betreut.
Experten gehen davon aus, dass durch eine Verblisterung die Arzneimittelsicherheit erhöht werden kann, wenn als Dauermedikation täglich mindestens drei Wirkstoffe eingenommen werden. Das ist bei rund acht Millionen Patienten in Deutschland der Fall; für Bayern geht man von mehr als einer Million Betroffenen aus. Die patientenindividuelle Arzneimittelverblisterung ist rechtlich seit 1. April 2007 mit Inkrafttreten des GKV - WSG (Wettbewerbsstärkungsgesetz für die Gesetzliche Krankenversicherung) möglich.
Das Modellprojekt der größten Krankenkasse im Freistaat wird wissenschaftlich begleitet und unter pharmazeutischen und gesundheitsökonomischen Aspekten evaluiert. Die Ergebnisse des auf ein Jahr angelegten Modellversuchs werden für eine spätere flächendeckende Umsetzung der patientenindividuellen Verblisterung ausschlaggebend sein.
Hinweis für die Redaktionen:
Die für das Modellvorhaben verantwortlichen Experten der AOK Bayern, der beteiligten Apotheken und des gesundheitsökonomischen Instituts stehen für weiterführende Fragen gerne zur Verfügung. Anfragen bitte an die Pressestelle.
Quelle: Pressemitteilung der AOK-Bayern vom 5.3.2009
http://www.aok.de/bay/tool/pressedb/ans ... php?ID=883
Verbesserte Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen
Moderator: WernerSchell