Betrugsverdacht bei Kassen und Ärzten
Verfasst: 22.01.2009, 18:16
"Kassenvertreter versuchen Ärzte zu ködern"
Morbi-RSA: Köhler rüffelt Kassen wegen Bestechung
22.01.09 - "Wir doch nicht!", so schallte es noch Mitte 2008 von fast allen Kassen, wenn der Verdacht aufkam, man würde wegen des Morbi-RSA 2009 den Ärzten Zuckerstücke gegen Wunschdiagnose anbieten. KBV-Chef Köhler stellt nun fest: Das Bestechungssystem ist da.
Das Wort "Bestechung" nimmt Andreas Köhler dabei nicht direkt in den Mund - es steht in der Meldung bei bild.de. Das Boulevard-Portal zitiert den KBV-Chef mit den Worten: "Kassenvertreter versuchen, Ärzte zu ködern, um Diagnosen zu korrigieren. Das kann Ärzte zu Fehldiagnosen verleiten."
Köhlers Mitarbeiter haben seinen Angaben zufolge ermittelt, dass die Krankenkassen durchschnittlich 10 Euro für Diagnosen zahlen, die ihnen mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds garantieren. Die Diagnose muss dafür in der Liste der 80 Krankheiten auftauchen, die für den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) berücksichtigt werden.
Kassen-Avancen werden bundesweit immer mehr
Die Appelle der Bundesgesundheitsministerin an Kassen und Ärzte, mit Fehldiagnosen keine "Geschäfte" zu machen, waren in Köhlers Augen vergeblich. "Es hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Das Problem ist bundesweit zu beobachten und wird immer größer", zitiert ihn bild.de.
KBV-Sprecher Roland Stahl erläuterte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass vor allem Chroniker betroffen sein könnten. "Wir warnen davor, dass Kassen gegen die Zahlung von Prämien versuchen, Ärzte zu bewegen, Patienten auf dem Papier kränker zu machen", meinte Stahl.
AOK-Verbund will Richtlinien mit Ärzten entwickeln
Erst vorgestern hatten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) in einer gemeinsame Deklaration die ärztlichen Organisationen aufgefordert, zum Thema Diagnose und Morbi-RSA an den Runden Tisch zu kommen. Ganz offen fordern sie, dass die Ärzte bei der Krankheits-Codierung das neue Umverteilungssystem zwischen den Kassen berücksichtigen sollten.
Freilich wollen sie (in der Mehrheit) offiziell dafür (noch) kein Geld zahlen und betonen dass es nicht um sogenanntes Upcoding, also eine gezielte "Verkrankung" der Patienten gehe. Vielmehr sollen die Ärzte für "Right Coding" sensibilisiert werden, also auch wirklich in jedem Fall alle formal nötigen Codes dokumentieren.
dpa / chy
Quelle: Zeitung "Ärztliche Praxis", 22.01.2009
http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_ ... 994068.htm
Morbi-RSA: Köhler rüffelt Kassen wegen Bestechung
22.01.09 - "Wir doch nicht!", so schallte es noch Mitte 2008 von fast allen Kassen, wenn der Verdacht aufkam, man würde wegen des Morbi-RSA 2009 den Ärzten Zuckerstücke gegen Wunschdiagnose anbieten. KBV-Chef Köhler stellt nun fest: Das Bestechungssystem ist da.
Das Wort "Bestechung" nimmt Andreas Köhler dabei nicht direkt in den Mund - es steht in der Meldung bei bild.de. Das Boulevard-Portal zitiert den KBV-Chef mit den Worten: "Kassenvertreter versuchen, Ärzte zu ködern, um Diagnosen zu korrigieren. Das kann Ärzte zu Fehldiagnosen verleiten."
Köhlers Mitarbeiter haben seinen Angaben zufolge ermittelt, dass die Krankenkassen durchschnittlich 10 Euro für Diagnosen zahlen, die ihnen mehr Geld aus dem Gesundheitsfonds garantieren. Die Diagnose muss dafür in der Liste der 80 Krankheiten auftauchen, die für den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich (Morbi-RSA) berücksichtigt werden.
Kassen-Avancen werden bundesweit immer mehr
Die Appelle der Bundesgesundheitsministerin an Kassen und Ärzte, mit Fehldiagnosen keine "Geschäfte" zu machen, waren in Köhlers Augen vergeblich. "Es hat sich nichts geändert. Im Gegenteil: Das Problem ist bundesweit zu beobachten und wird immer größer", zitiert ihn bild.de.
KBV-Sprecher Roland Stahl erläuterte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur, dass vor allem Chroniker betroffen sein könnten. "Wir warnen davor, dass Kassen gegen die Zahlung von Prämien versuchen, Ärzte zu bewegen, Patienten auf dem Papier kränker zu machen", meinte Stahl.
AOK-Verbund will Richtlinien mit Ärzten entwickeln
Erst vorgestern hatten die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) in einer gemeinsame Deklaration die ärztlichen Organisationen aufgefordert, zum Thema Diagnose und Morbi-RSA an den Runden Tisch zu kommen. Ganz offen fordern sie, dass die Ärzte bei der Krankheits-Codierung das neue Umverteilungssystem zwischen den Kassen berücksichtigen sollten.
Freilich wollen sie (in der Mehrheit) offiziell dafür (noch) kein Geld zahlen und betonen dass es nicht um sogenanntes Upcoding, also eine gezielte "Verkrankung" der Patienten gehe. Vielmehr sollen die Ärzte für "Right Coding" sensibilisiert werden, also auch wirklich in jedem Fall alle formal nötigen Codes dokumentieren.
dpa / chy
Quelle: Zeitung "Ärztliche Praxis", 22.01.2009
http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_ ... 994068.htm