Auf dem Weg zur Gleichstellung? Bildung, Arbeit und Soziales

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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Auf dem Weg zur Gleichstellung? Bildung, Arbeit und Soziales

Beitrag von Presse » 30.07.2014, 18:34

Frauenanteil in der Wissenschaft steigt
In höheren Positionen sind Frauen aber nach wie vor unterrepräsentiert


WIESBADEN – Im Jahr 2012 standen 43 900 Professoren nur 9 000 Professorinnen gegenüber. „Somit waren 20 % der Professorenstellen an deutschen Hochschulen mit Frauen besetzt. Ein Zehnjahresvergleich der Strukturen zeigt allerdings eine deutliche Veränderung zugunsten der Frauen. Im Jahr 2002 hatte der Anteil lediglich 12 % betragen“, betonte Roderich Egeler, Präsident des Statistischen Bundesamtes (Destatis), heute auf der Pressekonferenz „Auf dem Weg zur Gleichstellung? Bildung, Arbeit und Soziales – Unterschiede zwischen Frauen und Männern“.

Insgesamt zeigt sich an deutschen Hochschulen mit steigendem Qualifikationsniveau eine kontinuierliche Abnahme des Frauenanteils. Während etwa die Hälfte der Studienanfängerinnen und -anfänger und Absolventinnen und Absolventen 2012 weiblich waren, betrug der Anteil der Frauen bei Promotionen nur noch 45 % und bei Habilitationen 27 %.

Nicht nur an Hochschulen sind höhere Positionen selten mit Frauen besetzt: Auch in Unternehmen und in der öffentlichen Verwaltung sind Frauen in Führungspositionen unterrepräsentiert. Ihr Anteil lag im Jahr 2012 bei nur 29 %.

Der Verdienstunterschied zwischen Männern und Frauen ist in Deutschland – auch im europäischen Vergleich – nach wie vor hoch. Seit Beginn der Berechnung im Jahr 1995 lag der Unterschied bei den durchschnittlichen Bruttostundenverdiensten (Gender Pay Gap) beinahe unverändert bei über 20 %. Im Jahr 2013 betrug er 22 %.

Roderich Egeler ging auf eine Reihe weiterer Themen ein, die die unterschiedliche Situation von Frauen und Männern in Deutschland aus Sicht der Statistik beschreiben:
•Die Familiengründung beziehungsweise das Betreuen von Kindern hat einen starken Einfluss auf die Erwerbstätigkeit von Frauen. Mütter mit einem Kind unter 3 Jahren, waren im Jahr 2012 nur zu 32 % aktiv erwerbstätig. Mit steigendem Alter des Kindes steigt auch die Erwerbsbeteiligung der Mütter. Bei Vätern lag die Erwerbstätigenquote unabhängig vom Alter des Kindes konstant zwischen 82 % und 85 %.
•Mütter schränken den Umfang der Erwerbstätigkeit häufiger ein als Väter: 2012 arbeiteten 69 % der erwerbstätigen Mütter mit einem minderjährigen Kind in Teilzeit, aber nur 6 % der Väter. Die Gründe dafür sind unterschiedlich: 81 % der in Teilzeit tätigen Mütter reduzieren ihre Arbeitszeit aus persönlichen oder familiären Gründen, Väter hingegen hauptsächlich, weil keine Vollzeittätigkeit zu finden war (39 %).
•Die Kinderbetreuung liegt fest in den Händen der Mütter: Bei 96 % der in 2012 geborenen Kinder hat die Mutter Elterngeld bezogen. Dagegen nahm nur bei 29 % dieser Kinder der Vater Elterngeld in Anspruch. Allerdings ist der Anteil der Väter in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen; für im Jahr 2009 geborene Kinder hatte die Väterbeteiligung noch bei 24 % gelegen. Väter beziehen zwar immer häufiger Elterngeld, aber zunehmend kürzer: Für im Jahr 2009 geborene Kinder lag die durchschnittliche Bezugsdauer bei 3,5 Monaten, im Jahr 2012 nur noch bei 3,2 Monaten.
•Auch der Sozialindikator zur Armut oder sozialen Ausgrenzung der Bevölkerung zeigt Unterschiede zwischen den Geschlechtern auf. Im Jahr 2012 waren in Deutschland 21,5 % der Frauen ab 18 Jahren und nur 18,2 % der Männer arm oder sozial ausgegrenzt.
•Die geringere Erwerbsbeteiligung und die geringeren Einkommen von Frauen führen im Rentenalter dazu, dass alleinlebende Frauen öfter mit einem Nettoeinkommen unter 900 Euro auskommen müssen. Dies betraf im Jahr 2012 ein Viertel (25 %) der Frauen ab 65 Jahren und nur 16 % der Männer.

Detaillierte Ergebnisse enthalten die Unterlagen zur Pressekonferenz.

Quelle: Pressemitteilung Nr. 268 vom 30.07.2014
Weitere Auskünfte gibt: Pressestelle des Statistischen Bundesamtes
Telefon: (0611) 75-3444
Kontaktformular https://www.destatis.de/kontakt.html

Weitere Informationen unter:
https://www.destatis.de/DE/PresseServic ... 4_Ueb.html

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Im Gesundheitssystem wird Frauen-Potenzial vergeudet

Beitrag von Presse » 30.07.2014, 18:35

Im Gesundheitssystem wird Frauen-Potenzial vergeudet

Die heute vom Statistischen Bundesamt in Berlin vorgestellten Trends zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen sind nach Einschätzung des Deutschen Berufsverbands für Pflegeberufe (DBfK) ernüchternd und kein Anlass, die Hände in den Schoß zu legen. „Obwohl Mädchen und junge Frauen ihre männlichen Kollegen beim Bildungsniveau überholt haben, wirkt sich das an den Arbeitsplätzen und in der Lohntüte nicht aus. Dies gilt branchenübergreifend, aber vor allem auch im deutschen Gesundheitswesen und im Frauenberuf Pflege“, sagt dazu DBfK-Referentin Johanna Knüppel. „Trotz des allseits beklagten Pflegefachpersonalmangels wird eine hohe Teilzeitquote hingenommen oder von den Arbeitgebern aus ökonomischen Gründen sogar gewollt. Die Vereinbarkeit von familiären mit beruflichen Pflichten ist im Pflegeberuf unter den derzeitigen Rahmenbedingungen schwer zu bewältigen. Dadurch werden Frauen bei Fort- und Weiterbildung sowie Karriereperspektiven häufig benachteiligt. Auch in den Pflegeberufen sind Männer überproportional in höher dotierten Führungspositionen tätig (25 – 30%; Männeranteil allgemein in der Berufsgruppe Pflege: 15%). Die Vergütungslücke von Frauen in der Pflege wirkt sich nicht nur im aktiven Erwerbsleben, sondern vor allem nach Eintritt in die Rente als drohende Altersarmut aus. Im deutschen Gesundheitswesen wird nicht nur wertvolles Frauen-Potenzial vergeudet. Deutschland gehört im internationalen Vergleich bei der Gleichstellung von Männern und Frauen zu den Schlusslichtern“, so die Referentin weiter.

Der DBfK fordert deshalb die Verantwortlichen in Politik und Unternehmen auf, Artikel 3 des Grundgesetzes ernst zu nehmen und für Chancengleichheit zu sorgen: „Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender Nachteile hin.“ (Art. 3 Abs. 2 GG) Wer die vor allem von Frauen getragene Pflegebranche zukunftsfest machen will, muss investieren:
- In eine gute Vereinbarkeit von Familie und Beruf, angepasst an Lebensphasen
- In Personalentwicklung und Karriereförderung
- In attraktive Arbeitsplätze, die nicht krank machen
- In Talentförderung und Mitarbeiterbindung.
Teilzeit darf nicht länger Karrierefalle bleiben. Talente, Frauen und Männer, müssen frühzeitig identifiziert und nachhaltig gefördert werden. Die gesellschaftliche Entwicklung hin zu einer gerechteren Teilung von Familienpflichten und einem modernen Rollenverständnis von Mann und Frau sollte von Arbeitgebern als große Chance gefördert anstatt ausgebremst werden. So bleiben Pflege-Unternehmen wettbewerbs- und leistungsfähig.

Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke finden Sie auf der Homepage www.dbfk.de. Für Interviewwünsche oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.

Quelle: Pressemitteilung vom 30.07.2014
Johanna Knüppel | Referentin | Redaktion DBfK Aktuell | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157-0 | Fax 030-219157-77 | Umsatzsteuer Id.Nr. DE 114235140

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