Hotelservice am Patientenbett
Am Universitätsklinikum Heidelberg entlasten Hotelfachkräfte das Pflegepersonal / Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg schult ab sofort die neuen Serviceassistenten
Mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ zaubert Serviceassistent Paik Mekki der Patientin in Zimmer 2 der Neuroonkologischen Station des Universitätsklinikums Heidelberg ein Lächeln ins Gesicht. Der junge Mann mit hellblauem Hemd und dunkler Fliege serviert gekonnt Orangensaft, plaudert ein paar aufmunternde Sätze und verabschiedet sich mit seinem Getränkewagen ins nächste Patientenzimmer. Seit Juli 2008 arbeitet der ausgebildete Hotelfachmann in der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg. Das Pilotprojekt Serviceassistent, mit dem Pflegekräfte von pflegefremden Aufgaben entlastet werden sollen, kommt bestens an.
Inzwischen übernehmen auch auf anderen Stationen am Klinikum hoch motivierte und gut ausgebildete Servicekräfte aus dem Hotelfach Tätigkeiten wie Essen und Getränke servieren, Speise-Bestellungen entgegennehmen, Geschirr abräumen und Botengänge für Patienten. Die Pflegekräfte können sich hierdurch auf ihre Kernarbeit, die Krankenpflege, konzentrieren. Davon profitieren die Patienten und das gesamte Stations-Team.
Das zukunftsweisende Konzept ist so erfolgreich, dass die Akademie für Gesundheitsberufe Heidelberg am Universitätsklinikum seit dem 22. September 2008 eine spezielle Qualifizierungsmaßnahme für Serviceassistenten anbietet: 18 gelernte Hotelfachkräfte bzw. Versorgungsassistenten, die bereits am Klinikum in patientenfernen Bereichen arbeiten, werden im Service für Patienten geschult. Dazu kommen z.B. Kommunikationstrainings, Patientenbegleitung, pflegerische Assistenzaufgaben und das Erlernen von Notfallmaßnahmen. Die Servicekräfte erlernen, wie sie sich in solchen Fällen richtig verhalten sollen
Mehr Zeit für die eigentliche Pflege am Patienten
„Die Arbeitsverdichtung in den Kliniken nimmt zu“, sagt Edgar Reisch, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Heidelberg. „Immer mehr schwerkranke Patienten, kürzere Verweildauer auf den Stationen – Wir müssen mit neuen Konzepten arbeiten, Aufgaben neu definieren und verteilen. Die Pflegekräfte müssen wieder mehr Zeit haben für die eigentliche Pflege am Patienten.“ Zeit, die dem Patienten zugute kommt.
Das Pilotprojekt Serviceassistent mit Paik Mekki zeigt, dass es funktioniert. „Er hat sich hervorragend in den Stationsalltag integriert. Pflegekräfte, Ärzte und Patienten sind sehr zufrieden. Wir sind froh, dass wir ihn haben“, sagt Stationsleitung Christiane Heilmann. Der Serviceassistent betreut 36 Patienten im „Neurozentrum 3“ mit Neurologischer, Neurochirurgischer und Neuroonkologischer Station. Ausgenommen vom neuen Service sind Intensivstationen. „Hier muss jeder Handgriff am Patienten von examinierten Pflegekräften bzw. Ärzten ausgeführt werden“, erklärt Christiane Heilmann.
Geregelte Arbeitszeiten, besseres Gehalt, positives Feedback
Auch Paik Mekki hat den Schritt vom Hotel in die Klinik nicht bereut. Dem 24-Jährigen gefällt die Arbeit mit Patienten, auch wenn sie manchmal psychisch sehr belastend ist. „Ich bekomme sehr viel positive Rückmeldung, das hätte ich so gar nicht erwartet. In der Hotelbranche geht es doch oft recht oberflächlich zu.“ Ein weiteres Plus sind die geregelten Arbeitszeiten und das höhere Gehalt.
Trotzdem verdient ein Serviceassistent weniger als eine Pflegekraft. „Wir wollen hier aber keine Pflegekräfte ersetzen sondern sie im Rahmen einer sinnvollen Aufgabenverteilung entlasten“, betont Edgar Reisch. Nachwuchssorgen braucht sich der Pflegedirektor keine zu machen. Bereits auf die erste Stellenausschreibung bewarben sich mehr als 40 Fachkräfte aus der Hotelbranche.
Kontakt:
Edgar Reisch
Pflegedirektor des Universitätsklinikums Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 8989 (Sekretariat)
E-Mail: edgar.reisch@med.uni-heidelberg.de
Bei Rückfragen von Journalisten:
Dr. Annette Tuffs
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit des Universitätsklinikums Heidelberg
und der Medizinischen Fakultät der Universität Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 672
69120 Heidelberg
Tel.: 06221 / 56 45 36
Fax: 06221 / 56 45 44
E-Mail: annette.tuffs@med.uni-heidelberg.de
Quelle: Pressemitteilung vom 24.9.2008
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/S ... 7d2e109a3d (dort auch Bildmaterial)
Hotelservice am Patientenbett - Uni Heidelberg
Moderator: WernerSchell
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Hotelservice am Patientenbett - Pflege entlasten
Ich halte dieses Dienstleistungssystem für zukunftsweisend. Qualifizierte Krankenpflegekräfte sollten von Hotelservicedienstleistungen befreit werden. Immer da, wo es vertretbar ist. Damit werden Kräfte frei für die eigentlichen pflegefachlichen Arbeiten und auch für mehr pflegerische Zuwendung. Wir müssen davon ausgehen, dass auch angesichts der derzeitigen politischen Aktivitäten zur Verstärkung der Pflege die finanziellen Mittel knapp bleiben (oder sogar noch knapper werden). Daher müssen neue Aufgabenzuschnitte her, zumal diskutiert wird, Pflegefachkräften auch vermehrt ärztliche Aufgaben zu übertragen.Service hat geschrieben:.... Inzwischen übernehmen auch auf anderen Stationen am Klinikum hoch motivierte und gut ausgebildete Servicekräfte aus dem Hotelfach Tätigkeiten wie Essen und Getränke servieren, Speise-Bestellungen entgegennehmen, Geschirr abräumen und Botengänge für Patienten. Die Pflegekräfte können sich hierdurch auf ihre Kernarbeit, die Krankenpflege, konzentrieren. Davon profitieren die Patienten und das gesamte Stations-Team. ...
Gruß
Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de
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- phpBB God
- Beiträge: 542
- Registriert: 15.11.2005, 15:04
Hotelservice & mehr Pflegekräfte am Patientenbett
Ich halte das vorgestellte Konzept ebenfalls für gut und würde es generell zur Übernahme empfehlen. Allerdings dürfen, und das muss klar sein, dadurch keine Pflegefachkräfte wegrationalisiert werden. Im Gegenteil: Es muss bei der Forderung bleiben, dass wir mehr Pflegekräfte brauchen.Service hat geschrieben: .... „Die Arbeitsverdichtung in den Kliniken nimmt zu“, sagt Edgar Reisch, Pflegedirektor am Universitätsklinikum Heidelberg. „Immer mehr schwerkranke Patienten, kürzere Verweildauer auf den Stationen – Wir müssen mit neuen Konzepten arbeiten, Aufgaben neu definieren und verteilen. Die Pflegekräfte müssen wieder mehr Zeit haben für die eigentliche Pflege am Patienten.“ Zeit, die dem Patienten zugute kommt. ...
Rauel K.
Pflegeversicherung - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung nachhaltig sichern! BürgerInnen müssen mehr Informationen erhalten - z.B. wg. Individualvorsorge!
Heidelberg: Hotelfachkräfte entlasten Pflegepersonal
Heidelberg: Hotelfachkräfte entlasten Pflegepersonal
Ausgebildete Servicekräfte aus dem Hotelfach bedienen im Universitätsklinikum Heidelberg Patienten auf den Stationen. Sie servieren Essen und Getränke, nehmen Speise-Bestellungen entgegen, räumen Geschirr ab und machen Botengänge für Patienten, berichtet das Klinikum. Ziel des Pilotprojektes „Serviceassistenten“ sei, das Pflegepersonal von diesen Tätigkeiten zu entlasten. ...
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http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33948
Ausgebildete Servicekräfte aus dem Hotelfach bedienen im Universitätsklinikum Heidelberg Patienten auf den Stationen. Sie servieren Essen und Getränke, nehmen Speise-Bestellungen entgegen, räumen Geschirr ab und machen Botengänge für Patienten, berichtet das Klinikum. Ziel des Pilotprojektes „Serviceassistenten“ sei, das Pflegepersonal von diesen Tätigkeiten zu entlasten. ...
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http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33948