Pflegeprobleme - Pflegeassistenten
Verfasst: 28.08.2008, 12:51
Zwei Statements:
Politik erkennt Pflegeproblem
Das Pflegeversicherungs-Weiterentwickungsgesetz zeigt Wirkung
Einem der drängensten Probleme unsere Gesellschaft stellen sich die politischen Verantwortliche in Berlin. Seit Jahren warnen Experten unterschiedlicher Couleur vor dem „Demografie-Problem“. In der vieldiskutierten Pflegeversicherung wurde zunächst das Prinzip „ambulant vor stationär“ eingeführt und damit erreicht, dass ältere Menschen länger zu Hause wohnen bleiben können. Doch zu welchem Preis?! Immer mehr Senioren leben alleine und verlieren den Kontakt in ihr soziales Umfeld, da ihre Mobilität eingeschränkt ist. Nicht selten vereinsamen die Menschen in kürzester Zeit und die Folge davon sind zunehmende dementielle Veränderungen.
Das Kuratorium deutsche Altershilfe (KdA/Köln), verschiedene Berufsverbände und die Bildungsakademie für Alten- und Krankenpflege haben immer wieder in Fachkreisen auf diese Problematik hingewiesen. Das Konzept des KdA Tages- und Wohngruppen für dementiell betroffene Personen zu entwickeln wird allseits anerkannt. Hier bietet sich neben einer fachlichen Betreuung, die Unterstützung durch Assistenten/-innen an. Diese Assistenten/-innen unterstützen Familienangehörige und ambulante Pflegedienste in der häuslichen Umgebung.
Im politischen Berlin sind mit dieser Variante der Seniorenunterstützung augenscheinlich Begierlichkeiten geweckt worden. Durch Änderung des bundeseinheitlichen Heimgesetzes und der damit verbundenen Kompetenzübertragung an die Länder wurden sofort angeblich kostendämpfende Vorschläge vorgestellt. So sollte z.B. in Baden-Württemberg die bisher vorgeschriebene Fachkraftquote in der Altenpflege von 50 % der Beschäftigten auf 30 % gesenkt werden. Nach allgemeiner Ansicht einhergehend mit entsprechenden Qualitätseinbußen. Nun hat das Bundesgesundheitsministerium im Einvernehmen mit dem Gesamtverband Bund der Pflegekassen und der Bundesagentur für Arbeit eine/n Assitentin/-n für die Betreuung in Altenhilfeeinrichtungen vorgeschlagen. Diese Assistenten sollen über eine Fortbildung mit einem Umfang von 160 Stunden verfügen, jedoch ist eine Berufsausbildung nicht notwendig. Ist das die versprochene Qualitätsverbesserung, die mit der Einführung des einheitlichen Altenpflegegesetzes erreicht werden sollte? Die Chance mit der Pflegeversicherungsreform ist vertan worden und nun wird an den Folgen „herumgedocktert“. Apropos Doktor, die Standesvertreter der Ärzte haben vor kurzem eine erhebliche Erhöhung der Bezüge der Ärzte in den Krankenhäusern durchgesetzt. Die von dem Bundesgesundheitsministerium verordnete Budgetdeckelung wurde jedoch nicht angefasst. Die Einführung von sogenannten Pflegeassisten/-innen stellt den Einstieg in den Abstieg der Pflegequalität dar auch wenn die Politik heute auf die zusätzlichen Stellen verweist. Das Demografie-Problem wird uns noch lange begleiten und es werden sicherlich immer wieder Einsparvorschläge auf die Tagesordnung kommen. Die berufliche Pflege und die Menschen die diese benötigen betrachten es mit Sorge.
Pflegeassistenten – oder alte Zöpfe tauchen wieder auf! **
Gegen den vorhandenen, bzw. drohenden Pflegenotstand in Altenheimen „kramt“ die Arbeitsagentur wieder alte Zöpfe hervor. Schon zu Zeiten des alten Arbeitsamtes wurden arbeitslose Menschen, die in der Lage waren das Wort „Pflege“ einigermaßen fehlerfrei auszusprechen, in die Ausbildungen zur Altenpflege gedrängt. Die Altenpflegefachseminare nach altem Recht haben sich redlich bemüht die Auszubildenden auf die Beruflichkeit vorzubereiten. Dennoch konnten die hohen beruflichen Anforderungen in der Pflege nicht von jedem erfüllt werden.
Dann feierte die Politik vornehmlich sich selbst, als es endlich gelungen war ein einheitliches Ausbildungsrecht in der Altenhilfe analog zur Krankenpflege zu verabschieden. Das hohe Lied der Qualität wurde landauf und landab gesungen! Und jetzt? Seit Jahren warnen Fachleute davor, die drängenden Probleme der Versorgung unserer Bevölkerung im Krankheitsfall und im Fall der Pflegebedürftigkeit zu ignorieren und auf die lange Bank zu schieben. Nun plötzlich erinnert man sich in Berlin und in Nürnberg daran, dass die Pflege Hilfe braucht.
Aber nicht, dass man meinen könnte, jetzt werde ein größerer finanzieller Spielraum für die Träger und die Hilfeempfänger zur Verfügung gestellt (man hat ja gerade erst die Ärzteeinkommen im Krankenhaus überdurchschnittlich angehoben, die Budgetdeckelung bleibt natürlich). Nein, das fachlich anspruchvollste Klientel in der Altenhilfe, die Menschen, die dringende fachlich Pflege und Hilfe benötigen weil sie ihre geistigen Fähigkeiten nicht mehr vollkommen einsetzen können, sollen durch Assistenten/-innen mit einer 160 Stundenausbildung (!) betreut werden. Dabei bekommen diese Kräfte eine Festanstellung in den Pflegeeinrichtungen und werden damit zu einer preiswerten Konkurrenz zu den ausgebildeten und fachlich qualifizierten Alten- und Krankenpflegern. Es ist jedoch jetzt schon abzusehen, dass dies der Einstieg in die „Mach-mal-sauber-und-satt-Pflege“ ist und zu nicht akzeptablen Zuständen führen wird.
Menschen mit einer demenziellen Veränderung brauchen spezielle Zuwendungen, benötigen eine hohe Fachlichkeit in der Betreuung. Aber dies zur Verfügung zu stellen ist der Politik einmal mehr zu teuer. Es ist doch schon erstaunlich mit welcher Macht die Lobbyisten der Ärzteschaft die Forderungen durchbekommen. Alte Menschen haben in unserer Gesellschaft leider keine Lobby und die, die Senioren betreuen, leider auch nicht.
Thorsten Zabel
Bildungsakademie für Altenpflege und Krankenpflege
Fort- und Weiterbildung im Sozialwesen
Akademieleitung
SOZIALKONZEPT
Diplom Ökonom Th. Zabel
Suitbertstr. 56, 44287 Dortmund
Tel. 0231-4277377 Fax. 0231-4277378
Email: tzabel@sozialkonzept.net
Internet : http://www.sozialkonzept.net
** Siehe u.a. unter (die Moderation)Betreuungsassistenten - Qualifikation & Aufgaben
viewtopic.php?t=9510
Richtlinien über zusätzliche Betreuungskräfte genehmigt
viewtopic.php?t=9645
Politik erkennt Pflegeproblem
Das Pflegeversicherungs-Weiterentwickungsgesetz zeigt Wirkung
Einem der drängensten Probleme unsere Gesellschaft stellen sich die politischen Verantwortliche in Berlin. Seit Jahren warnen Experten unterschiedlicher Couleur vor dem „Demografie-Problem“. In der vieldiskutierten Pflegeversicherung wurde zunächst das Prinzip „ambulant vor stationär“ eingeführt und damit erreicht, dass ältere Menschen länger zu Hause wohnen bleiben können. Doch zu welchem Preis?! Immer mehr Senioren leben alleine und verlieren den Kontakt in ihr soziales Umfeld, da ihre Mobilität eingeschränkt ist. Nicht selten vereinsamen die Menschen in kürzester Zeit und die Folge davon sind zunehmende dementielle Veränderungen.
Das Kuratorium deutsche Altershilfe (KdA/Köln), verschiedene Berufsverbände und die Bildungsakademie für Alten- und Krankenpflege haben immer wieder in Fachkreisen auf diese Problematik hingewiesen. Das Konzept des KdA Tages- und Wohngruppen für dementiell betroffene Personen zu entwickeln wird allseits anerkannt. Hier bietet sich neben einer fachlichen Betreuung, die Unterstützung durch Assistenten/-innen an. Diese Assistenten/-innen unterstützen Familienangehörige und ambulante Pflegedienste in der häuslichen Umgebung.
Im politischen Berlin sind mit dieser Variante der Seniorenunterstützung augenscheinlich Begierlichkeiten geweckt worden. Durch Änderung des bundeseinheitlichen Heimgesetzes und der damit verbundenen Kompetenzübertragung an die Länder wurden sofort angeblich kostendämpfende Vorschläge vorgestellt. So sollte z.B. in Baden-Württemberg die bisher vorgeschriebene Fachkraftquote in der Altenpflege von 50 % der Beschäftigten auf 30 % gesenkt werden. Nach allgemeiner Ansicht einhergehend mit entsprechenden Qualitätseinbußen. Nun hat das Bundesgesundheitsministerium im Einvernehmen mit dem Gesamtverband Bund der Pflegekassen und der Bundesagentur für Arbeit eine/n Assitentin/-n für die Betreuung in Altenhilfeeinrichtungen vorgeschlagen. Diese Assistenten sollen über eine Fortbildung mit einem Umfang von 160 Stunden verfügen, jedoch ist eine Berufsausbildung nicht notwendig. Ist das die versprochene Qualitätsverbesserung, die mit der Einführung des einheitlichen Altenpflegegesetzes erreicht werden sollte? Die Chance mit der Pflegeversicherungsreform ist vertan worden und nun wird an den Folgen „herumgedocktert“. Apropos Doktor, die Standesvertreter der Ärzte haben vor kurzem eine erhebliche Erhöhung der Bezüge der Ärzte in den Krankenhäusern durchgesetzt. Die von dem Bundesgesundheitsministerium verordnete Budgetdeckelung wurde jedoch nicht angefasst. Die Einführung von sogenannten Pflegeassisten/-innen stellt den Einstieg in den Abstieg der Pflegequalität dar auch wenn die Politik heute auf die zusätzlichen Stellen verweist. Das Demografie-Problem wird uns noch lange begleiten und es werden sicherlich immer wieder Einsparvorschläge auf die Tagesordnung kommen. Die berufliche Pflege und die Menschen die diese benötigen betrachten es mit Sorge.
Pflegeassistenten – oder alte Zöpfe tauchen wieder auf! **
Gegen den vorhandenen, bzw. drohenden Pflegenotstand in Altenheimen „kramt“ die Arbeitsagentur wieder alte Zöpfe hervor. Schon zu Zeiten des alten Arbeitsamtes wurden arbeitslose Menschen, die in der Lage waren das Wort „Pflege“ einigermaßen fehlerfrei auszusprechen, in die Ausbildungen zur Altenpflege gedrängt. Die Altenpflegefachseminare nach altem Recht haben sich redlich bemüht die Auszubildenden auf die Beruflichkeit vorzubereiten. Dennoch konnten die hohen beruflichen Anforderungen in der Pflege nicht von jedem erfüllt werden.
Dann feierte die Politik vornehmlich sich selbst, als es endlich gelungen war ein einheitliches Ausbildungsrecht in der Altenhilfe analog zur Krankenpflege zu verabschieden. Das hohe Lied der Qualität wurde landauf und landab gesungen! Und jetzt? Seit Jahren warnen Fachleute davor, die drängenden Probleme der Versorgung unserer Bevölkerung im Krankheitsfall und im Fall der Pflegebedürftigkeit zu ignorieren und auf die lange Bank zu schieben. Nun plötzlich erinnert man sich in Berlin und in Nürnberg daran, dass die Pflege Hilfe braucht.
Aber nicht, dass man meinen könnte, jetzt werde ein größerer finanzieller Spielraum für die Träger und die Hilfeempfänger zur Verfügung gestellt (man hat ja gerade erst die Ärzteeinkommen im Krankenhaus überdurchschnittlich angehoben, die Budgetdeckelung bleibt natürlich). Nein, das fachlich anspruchvollste Klientel in der Altenhilfe, die Menschen, die dringende fachlich Pflege und Hilfe benötigen weil sie ihre geistigen Fähigkeiten nicht mehr vollkommen einsetzen können, sollen durch Assistenten/-innen mit einer 160 Stundenausbildung (!) betreut werden. Dabei bekommen diese Kräfte eine Festanstellung in den Pflegeeinrichtungen und werden damit zu einer preiswerten Konkurrenz zu den ausgebildeten und fachlich qualifizierten Alten- und Krankenpflegern. Es ist jedoch jetzt schon abzusehen, dass dies der Einstieg in die „Mach-mal-sauber-und-satt-Pflege“ ist und zu nicht akzeptablen Zuständen führen wird.
Menschen mit einer demenziellen Veränderung brauchen spezielle Zuwendungen, benötigen eine hohe Fachlichkeit in der Betreuung. Aber dies zur Verfügung zu stellen ist der Politik einmal mehr zu teuer. Es ist doch schon erstaunlich mit welcher Macht die Lobbyisten der Ärzteschaft die Forderungen durchbekommen. Alte Menschen haben in unserer Gesellschaft leider keine Lobby und die, die Senioren betreuen, leider auch nicht.
Thorsten Zabel
Bildungsakademie für Altenpflege und Krankenpflege
Fort- und Weiterbildung im Sozialwesen
Akademieleitung
SOZIALKONZEPT
Diplom Ökonom Th. Zabel
Suitbertstr. 56, 44287 Dortmund
Tel. 0231-4277377 Fax. 0231-4277378
Email: tzabel@sozialkonzept.net
Internet : http://www.sozialkonzept.net
** Siehe u.a. unter (die Moderation)Betreuungsassistenten - Qualifikation & Aufgaben
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Richtlinien über zusätzliche Betreuungskräfte genehmigt
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