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Helferinnen bitten: Denkt auch an unser Gehalt!

Verfasst: 26.08.2008, 08:17
von Ärztliche Praxis
Honorarpoker: 320.000 Praxisangestellte betroffen
Helferinnen bitten: Denkt auch an unser Gehalt!

25.08.08 - Kassen und Politik haben bei den derzeit laufenden Verhandlungen ums EBM-Honorar nur eine Sichtweise: Es geht um ärztliche Einkommen. Das ist falsch: Es geht auch um das Salär von Hunderttausenden von Praxismitarbeiterinnen.

Der Verband medizinischer Fachberufe fordert die gesetzlichen Krankenkassen auf, bei den Honorarverhandlungen die Gesamtheit der Ausgaben zu betrachten. "Es geht nicht nur um den Geldbeutel der Ärzte, sondern auch um die leistungsgerechte Bezahlung von rund 320.000 Medizinischen Fachangestellten", erklärt dazu Sabine Rothe, Präsidentin des Verbandes medizinischer Fachberufe.

Jeder zweite Arbeitsplatz ist keine Vollzeitstelle
Sie verweist darauf, dass das Tarifeinstiegsgehalt in diesem Beruf nach dreijähriger Ausbildung 1.356 Euro beträgt und damit rund 400 Euro unter dem einer Sachbearbeiterin in einer Ersatzkrankenkasse und rund 500 Euro unter dem einer Krankenschwester liegt. "Hinzu kommt, dass nicht einmal jeder zweite Arbeitsplatz eine Vollzeitstelle ist. Selbst vielen jungen Kolleginnen, die gerade ihre Ausbildung beendet haben, wurden lediglich Teilzeitarbeitsverhältnisse angeboten. Ein selbstständiges Leben ist von diesen Gehältern nicht möglich."

In den vergangenen Jahren hat sich das Berufsbild der ehemaligen Arzthelferin nach Rothe durch die Einbindung in Steuerungsinstrumente wie Disease-, Case- und Qualitätsmanagement und in operative Versorgungsprozesse einer Arztpraxis grundlegend verändert. Medizinische Fachangestellte seien eine zentrale Anlaufstelle für qualitätsorientierte Patientenversorgung im niedergelassenen Bereich.

Rothe: "Am Einkommen haben wir davon nichts bemerkt. Gedeckelte Finanzen setzten bisher dem auch von Arztseite anerkannten Anspruch auf höhere Gehälter stets sehr enge Grenzen. Wir erwarten deshalb, dass die Zusagen der Politiker, mindestens 2,5 Milliarden Euro mehr in den niedergelassenen Bereich zu stecken, auch umgesetzt werden."

Wasem plädiert für Zuschlag von 2,3 Milliarden Euro
Davon wolle viele Verantwortliche nichts wissen Vor der nächsten Verhandlungsrunde über die Honorare der Kassenärzte hat der Schlichter für 2009 lediglich ein Plus von insgesamt 2,3 Milliarden Euro vorgeschlagen. Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem, unparteiischer Vorsitzender des Erweiterten Bewertungsausschusses, sagte dem Magazin "Focus" weiter: "Ich bin verhalten optimistisch, dass keine Seite will, dass wir scheitern und das Bundesgesundheitsministerium die Honorarsumme festlegt."

Derzeit beträgt das Budget für die 145.000 Kassenärzte und Psychotherapeuten rund 23 Milliarden Euro. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) verlangt 4,5 Milliarden Euro mehr. Die Politik hatte mehrfach "mindestens 2,5 Milliarden mehr versprochen. Einen früheren Schlichtervorschlag hatte die KBV abgelehnt und die Gespräche abgebrochen. Dessen Volumen hatte sie auf nur 1,4 Milliarden Euro beziffert, die Kassen auf 2 Milliarden.

Grund für die Differenz waren unterschiedliche Berechnungsgrundlagen. Das Bundesgesundheitsministerium hatte beiden Seiten daraufhin klar gemacht, dass sie bis Ende August zu einem Verhandlungsergebnis kommen müssten. Sonst würde das Ministerium eine Erhöhung festsetzen. Der Hintergrund: Ist der Zuwachs bei den Niedergelassenen nicht klar, kann Ende der Woche kein bundesweiter Orientierungspunktwert, eine Voraussetzung für den Gesundheitsfonds, verkündet werden.

VMF/dpa

Fundstelle:
http://www.aerztlichepraxis.de/artikel_ ... 359127.htm