Pflegenotstand – Emnid-Studie zur Situation der Betroffenen

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Pflegenotstand – Emnid-Studie zur Situation der Betroffenen

Beitrag von Presse » 25.04.2008, 11:28

Deutscher Pflegenotstand – Emnid-Studie zur Situation der Betroffenen

fordern "TÜV für die Pflege"

- Deutsche sind schlecht über Pflegereform informiert
- Betroffene verlangen jährliche Überprüfung der Pflegeheime
- Mangelndes Pflegepersonal ist Hauptgrund für schlechte Pflege


Berlin, 24. April 2008 – Deutschland braucht den "TÜV für die Pflege" und das "gläserne Pflegeheim". Zu diesem Ergebnis kommt die neue TNS Emnid-Studie "Die Pflegesituation in Deutschland - die Sicht der Betroffenen" im Auftrag der Marseille-Kliniken AG. Im Rahmen der Un-tersuchung wurden 1.100 Bürger mit einem Pflegefall im Verwandtenkreis zu den Themen Pflegereform, Qualität und Finanzierung des Pflegesystems befragt.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Bürger unzureichend über die aktuell verabschiedete Pflegereform informiert sind. Selbst die Befragten mit Pflegefällen im direkten Verwandtenkreis kennen die Reformvorhaben nicht genau. Ins-gesamt vermuten 59 Prozent, dass das neue Gesetz bezahlte Pflegeurlaube für Angehörige vorsieht, 57 Prozent nehmen an, dass es bereits eine Zertifi-zierung für Pflegeheime gibt – Inhalte, die nicht Teil der Reform sind. 55 Pro-zent glauben sogar, dass das Finanzierungsproblem der Pflegeversicherung mit der geringen Erhöhung des Beitragssatzes langfristig gelöst ist.

Orientierungslosigkeit bei Pflegekosten
Jeder vierte bis fünfte Befragte hat keinerlei Vorstellung von den Kosten, die auf ihn im Falle einer Pflegebedürftigkeit zukommen. Das eigene finanzielle Risiko wird unter- beziehungsweise überschätzt. Einerseits glauben zwölf Prozent, dass der Eigenbeitrag bei ambulanter Versorgung weniger als 500 Euro beträgt, andererseits gehen zwölf Prozent davon aus, dass er bei mindestens 2.000 Euro liegt. Es wird deutlich, dass die Kosten transparenter werden müssen. Damit die Deutschen ihr finanzielles Risiko besser einschätzen können, sollten die Pflegekosten und die Preis-Leistungsgestaltung der Heimbetreiber zum Vergleich offengelegt werden.

Zertifizierung aller Pflegeeinrichtungen
Die Schlagzeilen über Missstände in deutschen Pflegeheimen verunsichern die Menschen. 43 Prozent sehen in den mangelnden Überprüfungen der Einrichtungen die Hauptursache dafür. 87 Prozent der Befragten wünschen sich deshalb wenigstens alle zwei Jahre Prüfungen vom Staat und den Krankenkassen. Der aktuelle fünfjährige Prüfrhythmus wird als völlig unzureichend eingeschätzt.

Bei der Auswahl der Pflegeeinrichtung verlassen sich die Bürger in erster Linie auf ihren persönlichen Eindruck bei einem Besuch (97 Prozent). Um sich besser informieren zu können, fordern 84 Prozent Prüfsiegel und Prüfungen durch unabhängige Institutionen und Krankenkassen. Qualitätsberichte der Pflegeheimbetreiber zur Ergänzung der externen Zertifizierungen bewerten 64 Prozent der Befragten als sinnvoll. Aus Sicht der Befragten fehlt generell ein einheitliches Prüfverfahren.

Fehlendes Pflegepersonal als Ursache für Missstände
In punkto Pflegemissstände sind 78 Prozent der Befragten der Meinung, dass die personelle Unterbesetzung der Hauptgrund dafür ist. Die Unterfinanzierung des Pflegesystems halten 57 Prozent für das zentrale Problem. Nahezu alle Befragten (99 Prozent) nannten als wichtigste Qualitätskriterien gut ausgebildete Pflegekräfte, eine ganzheitliche Betreuung sowie eine gute medizinische Versorgung. Besonders das Pflegepersonal spielt dabei eine Schlüsselrolle. Neben einer guten Ausbildung legen die Angehörigen großen Wert auf Anteilnahme und eine menschlich-würdevolle und respektvolle Betreuung der Pflegebedürftigen. Eine bessere und regelmäßige Aus- und Weiterbildung des Personals ist für 36 Prozent der Befragten der wichtigste Ansatz für eine Verbesserung der Pflegequalität. Jeder Vierte hält eine höhere und leistungsbezogene Bezahlung für zielführend.

Strengere Prüfungen für bessere Qualität
Zur Verbesserung der Pflege erachten es 90 Prozent der Angehörigen als notwendig, die Einrichtungen häufiger zur überprüfen, 89 Prozent fordern weniger Bürokratie im Pflegesystem, und 52 Prozent halten einen stärkeren Wettbewerb unter den Betreibern für sinnvoll. 85 Prozent verlangen strengere Kriterien bei den Qualitätsprüfungen. Die Forderung nach einem Mindestlohn für Pflegekräfte findet bei 83 Prozent Zustimmung. Den Einsatz von ost-europäischen Pflegekräften zu Dumpinglöhnen lehnt die Mehrheit (62 Prozent) jedoch ab, auch wenn dadurch die Pflegekosten gesenkt werden könnten.

Weitere Informationen:
Marseille-Kliniken AG
Unternehmenskommunikation
Meike Hohenbrink
Sportallee 1
22335 Hamburg
Tel. 040 / 51459-313
E-mail: presse@marseille-kliniken.com

Der Ergebnisband hier zum Download bereit:
Emnid-Studie 2008 (PDF, 926 KB)
http://www.marseille-kliniken.de/global ... e_2008.pdf
Pressemappe gesamt (PDF, 1,2 MB)
http://www.marseille-kliniken.de/global ... gesamt.pdf

Das Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid hat bereits zum vierten Mal im Auftrag der Marseille-Kliniken AG eine Studie zum Thema "Alter und Pflege" durchgeführt.

Quelle: Pressemitteilung vom 24.4.2008
Marseille-Kliniken AG
Unternehmenskommunikation
Sportallee 1
22335 Hamburg
Tel.: 040 - 51459-313
Fax : 040 - 51459-756
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Stärkere Kontrollen in Pflegeheimen gefordert

Beitrag von Service » 28.04.2008, 11:16

TNS-Emnid-Studie: Mehrheit der Bürger verlangt stärkere Kontrollen in Pflegeheimen

Berlin. Eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger ist der Ansicht, dass Pflegeheime stärker kontrolliert werden müssten. Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid im Auftrag des Heimbetreibers Marseille-Kliniken hervor. Im Rahmen der Untersuchung wurden 1.100 Bürger mit einem Pflegefall im Verwandtenkreis zu den Themen Pflegereform, Qualität und Finanzierung des Pflegesystems befragt. 90 Prozent sind der Ansicht, dass die Heime häufiger überprüft werden müssen, um die Pflege zu verbessern. 85 Prozent sprechen sich für strengere Kriterien bei den Qualitätsprüfungen aus.
Nahezu alle Befragten (99 Prozent) sehen in gut ausgebildeten Pflegekräften, einer ganzheitlichen Betreuung der Heimbewohner und einer guten medizinischen Versorgung die entscheidenden Kriterien für eine gute Pflege. Hintergrund der Studie sind anhaltende Schlagzeilen über Pflegemissstände in deutschen Heimen. 78 Prozent der Befragten sind der Ansicht, die personelle Unterbesetzung sei der Hauptgrund für die Mängel.
Die Forderung nach einem Mindestlohn für Pflegekräfte findet bei 83 Prozent Zustimmung. Den Einsatz von osteuropäischen Pflegekräften zu Dumpinglöhnen lehnt die Mehrheit (62 Prozent) jedoch ab, auch wenn dadurch die Pflegekosten gesenkt werden könnten.
Marseille-Vorstandschef Axel Hölzer leitete indessen aus der Umfrage die Forderung nach einem bundeseinheitlichen "TÜV für die Pflege" ab.

Tipp: Eine detaillierte Auswertung der Studie lesen Sie in der Zeitschrift CAREkonkret am 9. Mai 2008.

http://www.vincentz.net

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Einfache Antworten über gute und schlechte Heime notwendig

Beitrag von Pflegefan » 28.04.2008, 11:26

Einfache Antworten über gute und schlechte Heime notwendig

Es ist ja alles gut und schön, dass mehr Heimkontrollen gefordert werden. Wichtig erscheint aber vor allem, dass die Heimaufsichten sich gezielter und wirkungsvoller um die Abstellung der entdeckten Mängel kümmern würden. Was sollen denn eigentlich die Mängelberichte in der Öffentlichkeit, wenn sich daraus keine oder nur unzulängliche Folgerungen ableiten lassen. Ähnliches gilt für die MDK-Berichte.
M.E. wird auch den Prüfberichten zuviel Bedeutung zugemessen. Wer hat denn schon ausreichend Zeit, sich mit der Auswertung solcher Berichte wirklich zu beschäftigen? Wir brauchen einfachere Antworten über gute und schlechte Heime!

Pflegefan
"Die Menschenwürde ist unanstastbar" (Art. 1 Grundgesetz). Dies muss in der Pflege oberste Handlungsmaxime sein - für alle!

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Beitrag von thorstein » 28.04.2008, 12:08

Wir drehen uns immer und immer wieder im Kreis. Immerhin erkennen die Menschen den Personalnotstand. Als Maßnahme werden dann mehr Kontrollen gefordert. Und die führen dann zu mehr Personal?
Ist der Personalnotstand ein strukturelles Problem, d.h Ausdruck der Unterfinanzierung der Pflege, muß doch zunächst dieser Mangel behoben werden. Wofür aber leider kein Geld da ist.
Oder sind es die bösen Heime, die viel weniger Personal einstellen, als eigentlich vereinbart ist? Dann her mit den Kontrollen.

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