Tätigkeiten - Auswertung Echtzeitdokumentation

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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johannes
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Tätigkeiten - Auswertung Echtzeitdokumentation

Beitrag von johannes » 14.02.2008, 18:04

Tätigkeiten - Auswertung Echtzeitdokumentation

Auf Grund unserer Echtzeitdokumentation ergibt sich für das abgelaufene Jahr folgendes Bild über den Anteil der folgenden Tätigkeitsbereiche ohne Verwaltungsbereich für durchschnittlich 15 Heimbewohner:

Grundlage:
Pflegestufe 0 = 3
Pflegestufe 1 = 6
Pflegestufe 2 = 5
Pflegestufe 3 = 1

Personal:
Fachkräfte Pflege = 5,12
Pflegehelfer = 1
Hauswirtschaft = 2,2

Erbrachte Leistungen gesamt:
14.571 Stunden ohne Bereitschaftszeiten
SGB XI Leistungen: 4.989 Stunden = 34,21 %
SGB V Leistungen: 969 Stunden = 6,64 %
indirekte Pflege (administrative Tätigkeiten der Pflegekräfte): 1758 Stunden = 12,06 %
Unterkunft und Verpflegung (Hauswirtschaftliche Tätigkeiten): 5611 Stunden = 38,47 %
soziale Betreuung: 208 Stunden = 1,43 %
persönliche Betreuung: 474 Stunden = 3,25 %
Zusatzleistungen: 562 Stunden = 3,85 %

johannes

Ich bin gebeten worden, diese Auswertung etwas näher zu kommentieren.

Die Leistungserfassung erfolgt nach einzelnen Tätigkeitsmodulen derzeit noch über Excel. Die Mitarbeiter generieren lediglich

- die Anfangsuhrzeit jeder Einzeltätigkeit mittels einer Tastenkombination, - ihr persönliches Kürzel,
- das Kürzel für den Bewohner, soweit die Maßnahme einer einzelnen Person direkt zuzuordnen ist oder alternativ die Leistungsgruppe, der die Einzellesitung zuzuordnen ist
- die Nummer des Pflegestandards, der für die jeweilige Leistung hinterlegt ist und
- die Enduhrzeit

insgesamt 5 Eingaben.

Im Programm hinterlegt ist der Name und Zuname des Mitarbeiters, seine Qualifikation, der Name und Zuname des Bewohners, der geleistete Minutenwert, das Datum, die Kostenstelle, die Bezeichnung der Einzelleistung, die Bezeichnung der Leistungsgruppe und die Tageszeit, ob die Leistung also im Tag- oder im Nachtdienst erbracht wurde.

Damit lassen sich alle mit Excel möglichen Auswertungsergebnisse einschließlich der dazugehörigen Grafiken generieren.

Derzeit ist eine Datenbankversion in Arbeit, mit der die erforderlichen Dokumentationsanforderungen an die Leistungserfassung auf 3 Eingaben reduziert werden.

die Auswertung kann zur Bestimmung des Pflegebedarfs zur Einstufung in eine Pflegestufe genau so angewandt werden wie zur Personalbedarfsbemessung. Unsere Arbeitsweise ist auf die gezielte Aktivierung der Bewohner ausgerichtet - alles, was ein Bewohner selber machen kann, soll er selbst machen und erhält Unterstützung und Förderung in den fehlenden oder verloren gegangenen Fähigkeiten.

Während Plaisir seinerzeit von Zeitvorgaben ausging, bestimmt hier der reale Arbeitsablauf und -aufwand die Zeiten. So können bei ein und der selben Tätigkeit bei ein und demselben Bewohner unterschiedliche Zeiten die Folge sein. Damit wird ein reales Bild des Pflegeverlaufes abgebildet.

Für weitere Fragen stehe ich gern zur Verfügung.

Johannes
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Stellenplanung muss soziale Zuwendung usw. berücksichtigen

Beitrag von PflegeCologne » 17.02.2008, 08:15

Stellenplanung muss soziale Zuwendung usw. berücksichtigen

Hallo Johannes,
wir müssen dazu kommen, dass die Personaldotierung den konkret notwendigen Pflegeverrichtungen entspricht. Eine Möglichkeit wäre, die Zeitwerte entsprechend der Einstufung im Heim zu konkretisieren und dann zu erweiteren um notwendige Maßnahmen der sozialen Zuwendung usw. Darauf aufbauend könnte der Stellenplan erstellt werden, allerdings müssten Zeitwerte hinzugefügt werden für Dokumentationsaufgaben, Urlaub, Krankheitszeiten usw. - Eine solche Erfassung wird wohl bei euch nicht vorgenommen.
Was aber interessiert:
Wie stehen denn eure Zeiterfassungsergebnisse im Verhältnis zu den von den Pflegekassen zugebilligten Stellen?
MfG
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Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Stellenplanung

Beitrag von johannes » 18.02.2008, 21:24

Hallo PflegeCologne,

1. Die von den Pflegekassen zugebilligten Stellen belaufen sich im U&V Bereich auf 2 Planstellen, im Bereich Pflege auf 5 Planstellen.

2. selbstverständlich werden auch die Zeitwerte für Dokumentationsaufgaben, Fortbildung und Mitarbeiterversammlung, Übergaben, usw. erfasst. Urlaub und Krankheitszeiten allerdings sind derzeit nur über den Dienstplan erfasst. Ebenso werden Bereitschaftszeiten, in denen keine konkreten pflegerischen oder andere Tätigkeiten ausgeführt werden, nur über den Dienstplan erfasst.

3. Die in meinem ersten Beitrag gemachte Gruppierung der Leistungsgruppen läßt sich selbstverständlich weiter konkretisieren, so daß die Ergebnisse für jede Einzelleistung ausgewertet werden können.

Johannes
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Stellen für Pflegekräfte - Soll und Ist ?

Beitrag von Bettina Olbing » 21.02.2008, 08:25

Stellen für Pflegekräfte - Soll und Ist ?

Hallo,
mich würde, ohne in die Zahlenwerke einsteigen zu müssen, interessieren:
Wieviel Stellen hält das Heim unter dem Strich für erforderlich, um eine angemessene (bis optimale) Pflege für alle Bewohner zu gewährleisten und wieviele Stellen hat konkret die Pflegekasse im Rahmen der Verhandlungen letztlich zugestanden?
Dann würde interessieren, ob bei der Anforderung von Stellen durch das Heim die reduzierten Erwartungen schon Eingang in die Berechnungen gefunden haben?
MfG
Bettina

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re: Stellen für Pflegekräfte - Soll und Ist ?

Beitrag von johannes » 22.02.2008, 00:11

Hallo,

1. genehmigt wurden im Bereich Pflege 5 Planstellen, besetzt sind 6,12 Planstellen

2. für eine optimale Pflege (aktivierend nach § 28 SGB XI) sind die vorgehaltenen Planstellen ausreichend.

3. Was verstehen Sie unter reduzierten Erwartungen?

Gruß

Johannes
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Stellenschlüssel im Heim völlig unzureichend

Beitrag von Bettina Olbing » 22.02.2008, 07:51

Hallo Johannes,
zunächst einmal vielen Dank für die Rückmeldung. Ihr habt ja deutlich mehr Personal angestellt, als der Pflegekasse notwendig erschien.
Mit reduzierter Erwartung habe ich gemeint, dass man aufgrund der gegebenen Strukturen und Vorschriften bereits "bescheiden" Stellen anfordern kann, also nicht das, was man braucht, sondern nur das, was das System hergibt. Eigentlich hättet Ihr ja auch mindestens 6,12 Stellen anfordern können / müssen. Die günstigere Stellenausstattung hat ja ihren Grund.
Ich neige mit anderen dazu anzunehmen, dass das System mindestens 20% zu wenig Personal hervorbringt. Wir sich damit begnügt, kann keine angemessene Pflege betreiben. Dies seht ihr offensichtlich auch so, denn eure Personalanstellung liegt ja deutlich über dem Soll.
MfG
Bettina

Siehe auch
Stellenschlüssel im Heim
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Stellenschlüssel im Heim - klare Unterbesetzung !

Beitrag von johannes » 22.02.2008, 17:58

Stellenschlüssel im Heim - klare Unterbesetzung !

Nun, der Kostenträger - Sozialamt und Pflegekassen - kalkulieren ihren Korridor in Baden-Württemberg in den Pflegestufen

1 mit 53 min. knapp über dem Mindestbedarf,
2 mit 112 min. bereits mit 7 % unter dem Mindestbedarf und
3 mit 151 min. mit 63 % unter dem Mindestbedarf in der jeweiligen Pflegestufe, um in diese überhaupt eingestuft zu werden.

Von Rechts wegen dürfte es in der professionellen Pflege keinen! Pflegebedürftigen in Deutschland in der Pflegestufe 3 geben, da in keinem Fall das Personal vorhanden ist, um den Pflegebedarf zu decken.

Mathematisch ist bereits bei 10 Pflegebedürftigen der Pflegestufe 2 eine Unterbesetzung von 0,7 Planstellen pflegerischer Verfügbarkeit durch die Behörden vorgesehen, in der Pflegestufe 3 fehlt bereits bei 3 Pflegebedürftigen 1,11 Planstellen! Jedoch kümmert sich um diesen Umstand kein Verband und kein Politiker, schon gar kein Kostenträger.

Andere Bundesländer haben m. W. sogar noch schlechtere Anhaltszahlen für die jeweiligen Pflegestufen als das Musterländle. Die Pflegeskandale sind also vorprogrammiert - doch keinen kümmerts. Seit vielen Jahren bereits fordere ich die Pflegekräfte auf, Dienst nach Vorschrift zu machen, also so, wie das Gesetz es verlangt ( SGB XI, § 28 ). Doch niemand bündelt die Kräfte, um einen Wandel zu bewirken.

Johannes
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Bettina Olbing
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Re: Stellenschlüssel im Heim - klare Unterbesetzung !

Beitrag von Bettina Olbing » 23.02.2008, 08:52

johannes hat geschrieben:.... Von Rechts wegen dürfte es in der professionellen Pflege keinen! Pflegebedürftigen in Deutschland in der Pflegestufe 3 geben, da in keinem Fall das Personal vorhanden ist, um den Pflegebedarf zu decken. - Mathematisch ist bereits bei 10 Pflegebedürftigen der Pflegestufe 2 eine Unterbesetzung von 0,7 Planstellen pflegerischer Verfügbarkeit durch die Behörden vorgesehen, in der Pflegestufe 3 fehlt bereits bei 3 Pflegebedürftigen 1,11 Planstellen! Jedoch kümmert sich um diesen Umstand kein Verband und kein Politiker, schon gar kein Kostenträger. - Andere Bundesländer haben m. W. sogar noch schlechtere Anhaltszahlen für die jeweiligen Pflegestufen als das Musterländle. Die Pflegeskandale sind also vorprogrammiert - doch keinen kümmerts. Seit vielen Jahren bereits fordere ich die Pflegekräfte auf, Dienst nach Vorschrift zu machen, also so, wie das Gesetz es verlangt ( SGB XI, § 28 ). Doch niemand bündelt die Kräfte, um einen Wandel zu bewirken. ...
Hallo,
genau das sind die entscheidenden Punkte, die nur durch umfassende strukturelle Reformen behoben werden können. Es sind die Knackpunkte, die wohl auch der Pflege-Selbsthilfeverband e.V. in seinen verschiedenen Statements angesprochen hat. Es muss um eine Stärkung der Pflegeseite gehen!
Wenn man sich die gegebenen Reformnotwendigkeiten ansieht, ist die anstehende Pflegereform "ein nichts". Die Unzulänglichkeiten werden nur (zur Rettung der Großen Koalition") verkleistert.
MfG
Bettina

Anja Jansen
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Pflegesystem bedarf dringend grundlegender Veränderungen

Beitrag von Anja Jansen » 24.02.2008, 08:55

Wie ich sehe, wird die Diskussion teilweise unter
KDA-Jammerportal - Keine Hilfe für Pflegekräfte!
viewtopic.php?t=5607
Ich lehne mit zahlreichen anderen Kenner der Pflegeszene das KDA-Forum ab und sehe darin null Nutzen für Veränderungen im Pflegesystem. Das Pflegesystem bedarf dringend grundlegender Veränderungen!

Anja

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