Unangemeldete Heimkontrollen müssen die Regel sein
Verfasst: 14.01.2006, 08:20
Unangemeldete Heimkontrollen müssen die Regel sein
Pflegedefizite werden oft verniedlichend als „angemessene Pflege“ dargestellt - eine Angehörige rät: „Schaut nach euren Leuten! Die brauchen euch.“
Wer hat noch nicht von solchen Situationen gehört: Die alte Mutter lebt in einem Pflegeheim und ist schwer dement, braucht intensive Pflege (Zuwendung). Diese Pflege wird aber im notwendigen Umfange nicht erbracht, weil das Pflegepersonal überfordert ist. Gut, wenn sich dann Angehörige kümmern; möglicherweise können dann rechtzeitig vielfältige Problemsituationen (Druckstellen, Dekubitus, Einsatz von Psychopharmaka zur Ruhigstellung usw.) angesprochen und vermieden werden.
Bei dem Münchener Pflegeexperten Claus Fussek haben sich viele verzweifelte Angehörige und überlastete Pflegekräfte gemeldet und zum Teil über sehr schlimme Zustände in Altenheimen berichtet. In seinem Büro stapeln sich inzwischen 35.000 Fotos, Briefe und Faxe. In 150 Ordnern bewahrt er Beschwerden und Protokolle über Missstände in deutschen Altenheimen auf.
Zuständig für die Kontrolle der Heime sind der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) und die Heimaufsicht. Nach einem Bericht des MDK wurde in 90% der Fälle ein angemessener Pflegezustand festgestellt. Claus Fussek hierzu: „Es ist eine Verhöhnung der engagierten Pflegekräfte, die verzweifelt seit Jahren versuchen, öffentlich zu machen, dass sie unter katastrophalen, ja zum Teil kriminellen Arbeitsbedingungen ihre Arbeit machen müssen“ Dr. Ottilie Randzio, Ärztliche Leiterin Pflege des MDK Bayern, ist Fusseks Argumentation gefolgt und kritisiert den Bericht ihres eigenen Spitzenverbandes. Sie stellte fest, dass sich unter dem Begriff „angemessene Pflege“ viele Bewohner, viele Pflegebedürftige, verbergen, bei denen beträchtliche Defizite bestehen. Im Klartext: Es ist alles viel schlimmer. Vier von zehn Heimbewohnern laufen Gefahr, eine Druckstelle zu bekommen. Ähnlich viele alte Menschen bekommen zu wenig zu essen oder zu trinken. Unterernährung droht. Diese Defizite werden aber als angemessen dargestellt.
Christa Stewens (CSU), Sozialministerin in Bayern, hat inzwischen reagiert. Sie äußerte nicht nur ihr Entsetzen, sondern erklärte klipp und klar, dass sie überhaupt nichts von angemeldeten Kontrollen halte. Dazu ein Altenheimkontrolleur: „Wir werden sehr oft beschissen bei angemeldeten Kontrollen. Wenn wir angemeldet kommen, dann finden wir in der Regel immer, dass die Dokumentationen nachgeschrieben worden sind, dass Eintragungen gemacht worden sind, die sehr häufig mit dem, was mit dem Bewohner ist, nicht identisch sind.“ Claus Fussek bringt es auf den Punkt: „Stellen Sie sich vor, die Fahrkartenkontrolle in der U-Bahn würde angemeldet kommen. Allein die Tatsache, dass es politisch erlaubt ist, angemeldet zu kontrollieren, gibt ein klares Signal: Man will die Realität nicht wissen.“
Der Pflegeselbsthilfeverband e.V. (Pflege-SHV e.V.) will sich dieser Thematik, u.a. im Zusammenwirken mit Claus Fussek, zuwenden und menschenunwürdige Pflegebedingungen aufdecken helfen. Näheres zum Verband unter http://www.pflege-shv.de
Pflegedefizite werden oft verniedlichend als „angemessene Pflege“ dargestellt - eine Angehörige rät: „Schaut nach euren Leuten! Die brauchen euch.“
Wer hat noch nicht von solchen Situationen gehört: Die alte Mutter lebt in einem Pflegeheim und ist schwer dement, braucht intensive Pflege (Zuwendung). Diese Pflege wird aber im notwendigen Umfange nicht erbracht, weil das Pflegepersonal überfordert ist. Gut, wenn sich dann Angehörige kümmern; möglicherweise können dann rechtzeitig vielfältige Problemsituationen (Druckstellen, Dekubitus, Einsatz von Psychopharmaka zur Ruhigstellung usw.) angesprochen und vermieden werden.
Bei dem Münchener Pflegeexperten Claus Fussek haben sich viele verzweifelte Angehörige und überlastete Pflegekräfte gemeldet und zum Teil über sehr schlimme Zustände in Altenheimen berichtet. In seinem Büro stapeln sich inzwischen 35.000 Fotos, Briefe und Faxe. In 150 Ordnern bewahrt er Beschwerden und Protokolle über Missstände in deutschen Altenheimen auf.
Zuständig für die Kontrolle der Heime sind der Medizinische Dienst der Krankenkassen (MDK) und die Heimaufsicht. Nach einem Bericht des MDK wurde in 90% der Fälle ein angemessener Pflegezustand festgestellt. Claus Fussek hierzu: „Es ist eine Verhöhnung der engagierten Pflegekräfte, die verzweifelt seit Jahren versuchen, öffentlich zu machen, dass sie unter katastrophalen, ja zum Teil kriminellen Arbeitsbedingungen ihre Arbeit machen müssen“ Dr. Ottilie Randzio, Ärztliche Leiterin Pflege des MDK Bayern, ist Fusseks Argumentation gefolgt und kritisiert den Bericht ihres eigenen Spitzenverbandes. Sie stellte fest, dass sich unter dem Begriff „angemessene Pflege“ viele Bewohner, viele Pflegebedürftige, verbergen, bei denen beträchtliche Defizite bestehen. Im Klartext: Es ist alles viel schlimmer. Vier von zehn Heimbewohnern laufen Gefahr, eine Druckstelle zu bekommen. Ähnlich viele alte Menschen bekommen zu wenig zu essen oder zu trinken. Unterernährung droht. Diese Defizite werden aber als angemessen dargestellt.
Christa Stewens (CSU), Sozialministerin in Bayern, hat inzwischen reagiert. Sie äußerte nicht nur ihr Entsetzen, sondern erklärte klipp und klar, dass sie überhaupt nichts von angemeldeten Kontrollen halte. Dazu ein Altenheimkontrolleur: „Wir werden sehr oft beschissen bei angemeldeten Kontrollen. Wenn wir angemeldet kommen, dann finden wir in der Regel immer, dass die Dokumentationen nachgeschrieben worden sind, dass Eintragungen gemacht worden sind, die sehr häufig mit dem, was mit dem Bewohner ist, nicht identisch sind.“ Claus Fussek bringt es auf den Punkt: „Stellen Sie sich vor, die Fahrkartenkontrolle in der U-Bahn würde angemeldet kommen. Allein die Tatsache, dass es politisch erlaubt ist, angemeldet zu kontrollieren, gibt ein klares Signal: Man will die Realität nicht wissen.“
Der Pflegeselbsthilfeverband e.V. (Pflege-SHV e.V.) will sich dieser Thematik, u.a. im Zusammenwirken mit Claus Fussek, zuwenden und menschenunwürdige Pflegebedingungen aufdecken helfen. Näheres zum Verband unter http://www.pflege-shv.de