Pfleger missbrauchte Seniorin

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

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Gast

Pfleger missbrauchte Seniorin

Beitrag von Gast » 29.05.2004, 11:16

Pfleger missbrauchte Seniorin aus dem Haus Nordpark
"Er ist mir zu nahe gekommen"

Am Freitag (28.5.2004) kam es vor dem Amtsgericht Neuss an der Breite Straße zu einer Verhandlung gegen einen 43 Jahre alten Deutschen mit afghanischen Wurzeln. Er stand unter Anklage als Pfleger im Haus Nordpark eine 77 Jahre alte Patientin sexuell missbraucht zu haben.
Richterin Karin von Brauchitsch-Behncke befand den Angeklagten schuldig und verurteilte ihn zu einer Freiheitsstrafe von fünf Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. "Ich sage es ihnen ganz offen, ich glaube der Zeugin", bekannte die Richterin schon vor Urteilsverkündung.

Vorausgegangen war ein Verfahren, in dem der Beklagte Gholam A. beteuerte, ein Opfer von Ausländerfeindlichkeit und Mobbing geworden zu sein. "Ich glaube nicht, dass die Klage tatsächlich von der Heimbewohnerin angestrengt wurde", sagte der Mann. Vielmehr handele es sich um ein Komplott, das die Heimleitung zusammen mit seiner Vorgesetzten in der Pflegegruppe geschmiedet habe.

Sie hätten auf die Seniorin eingewirkt. "Vielleicht liegt es an meiner Hautfarbe", mutmaßte A. Zehn Jahre habe er zur Zufriedenheit seiner Vorgesetzten gearbeitet, erst mit der neuen Leiterin gab es Probleme. "Ich habe gearbeitet wie ein Wilder und habe trotzdem nie ein Dankeschön bekommen, alle waren schlecht zu mir", so Gholam A.

Der verheiratete Vater dreier Kinder räumte ein, dass er bei der Pflege und Reinigung der Bewohnerin natürlich auch intime Stellen berührt habe. Von sexuellen Handlungen könne man aber keineswegs sprechen. "Um die alte Dame zu waschen habe ich sie über meine Schulter gelegt und dann gesäubert, das war alles", verteidigte sich der Mann nach Verlesung der Klageschrift.

Im Gegensatz zu anderen Pflegekräften habe er sich um die Seniorin gekümmert. "Die anderen Pfleger haben ihr Cognac zu trinken gegeben, damit sie bis zum Abend ruhig ist und man sich nicht um sie kümmern muss." Ein ganz anderes Bild der Situation zeichnete die betroffene Seniorin. Sehr aufgewühlt beantwortete die alte Dame die Fragen der Richterin. "Er ist mir zu nahe gekommen", sagte die Heimbewohnerin.

Dabei habe er sich "unmissverständlich an mir gerieben." Auch habe A. sie an der Brust angefasst. "Dabei sagte er ,komm näher", und er forderte mich auf, ihn doch mal zu besuchen", erinnerte sich die alte Dame. Die Reaktion des Pflegers auf die Bitte, sie in Ruhe zu lassen, bezeichnete sie als "gleichgültig. Er machte einfach weiter." Als sich die Seniorin in ihrer Not an ihre Tochter wandte, habe diese zuerst nur gelacht und ihr nicht geglaubt. "Ich habe das zuerst nicht ernst genommen.

Erst als meine Mutter mir sagte, sie halte es nicht mehr aus, gingen wir zur Heimleitung", sagte die Tochter der Rentnerin aus. Bei der polizeilichen Befragung sei sie dann "aus allen Wolken gefallen." Mit so etwas habe sie nicht gerechnet. Die Heimleiterin wies alle Mobbing-Vorwürfe seitens des Angeklagten zurück. Vielmehr habe es schon mehrfach Probleme wegen Herrn A. gegeben.

"Im Pflegeteam gab es immer wieder Probleme." Auch eine andere Beschwerde gab es schon. "Eine Mitarbeiterin sagte mir, dass einige schwerkranke Patienten schreien würden, wenn Herr A. ihr Zimmer betritt. Deshalb habe ich ihn auf eine Station versetzt, wo sich die Bewohner artikulieren können.", sagte die Heimleiterin.
Bernhard Ulrich

Quelle: Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 29.5.2004
http://www.ngz-online.de/ngz/news/neuss ... leger.html

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