Personalschlüssel in der Pflege - Deutschland Schlusslicht
Verfasst: 25.11.2011, 14:32
Internationale Pflegestudie belegt: Deutschland ist Schlusslicht in Sachen Personalschlüssel Ergebnisse wurden auf dem 9. Gesundheitspflege-Kongress in Hamburg vorgestellt
Hamburg/Berlin/Heidelberg 25. November 2011. Emotionale Unterstützung für die Patienten kommt am ehesten zu kurz, wenn Zeit und Personal fehlen. Dies ist ein Ergebnis der Studie zur „impliziten Rationierung von Pflegeleistungen“, die auf dem 9. Gesundheitspflege-Kongress erstmals vorgestellt wurde. Der Kongress, der am 25. und 26. November in Hamburg stattfindet, wird von dem Pflegemagazin Heilberufe und von Springer Medizin veranstaltet und ist mit rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgebucht. „Die Mobilisierung von bewegungseingeschränkten Patienten, die Überwachung von Patienten sowie Gespräche mit Angehörigen sind weitere Tätigkeiten, die Pflegekräfte oft wegen Zeitdruck oder Personalmangel nicht geschafft haben“, berichtet Britta Zander, Wissenschaftlerin an der Technischen Universität Berlin. Viele Patienten, die geläutet haben, mussten länger als fünf Minuten warten.
Für die Studie hat ein Forscherteam der Fakultät Wirtschaft und Management an der TU Berlin in 13 Krankenhäusern über 600 examinierte Pflegekräfte auf den chirurgischen und inneren Stationen befragt. Damit ist die Studie eine erste, systematische Erfassung von Pflegeleistungen, die auf-grund von Zeitnot und Personalmangel nur ungenügend ausgeführt werden können. Diese Befragung ergänzt die internationale RN4Cast-Studie (Registered Nurse Forecasting) – die bislang umfangreichste Datensammlung im Bereich der Pflegepersonalplanung, an der 12 europäische Länder und 31.000 Pflegekräfte teilgenommen haben. Die aktuellen Ergebnisse für Deutschland aus der RN4Cast-Studie wurden auf dem 9. Gesundheitspflege-Kongress ebenfalls präsentiert. Liegengebliebene Arbeit, ein schlechter Personalschlüssel, Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation und der Arbeitsumgebung sowie eine hohe Burnout-Rate – diese Zusammenhänge konnte die RN4Cast-Studie nun nachweisen.
So bewerteten über die Hälfte der deutschen Pflegekräfte ihre Arbeitsumgebung als schlecht oder mäßig, 37 Prozent sind mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden und 30 Prozent leiden unter emotio-naler Erschöpfung. Gegenüber einer ähnlich angelegten Befragung von 1999 haben sich die Zahlen damit verdoppelt: Damals waren nur 17 Prozent der deutschen Pflegekräfte mit ihrer Arbeit unzufrieden und nur 15 Prozent waren emotional stark belastet. Diese Verschlechterung korreliert mit einem ungünstigen Personalschlüssel: Mit über zehn Patienten, für die eine Pflegekraft zuständig ist, schneidet Deutschland neben Spanien von allen Ländern am schlechtesten ab.
Die Einschätzung der Pflegekräfte geht mit der Einschätzung der Patienten, die in der RN4Cast-Studie ebenfalls befragt wurden, zusammen. „Mit einer höheren Burnout-Rate unter den Pflegenden sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient das Krankenhaus weiterempfiehlt“, betont Prof. Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen und Leiter des deutschen Projektteils. Unzufriedene Pflegekräfte bedeuten also unzufriedene Patienten. Busse weist allerdings auch auf eine große Spannbreite in den einzelnen Häusern hin, die von ausschließlich zufriedenen Pflegekräften in einem Krankenhaus bis hin zu 80 Prozent Pflegenden reicht, die sich an ihrem Arbeitsplatz unwohl fühlen. „Es scheint also auch in Deutschland Häuser zu geben, die besser in der Lage sind, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen“, so Busse. Seine Empfehlung: „Nur auf eine Strategie zu setzen, nämlich die Anzahl des Pflegepersonals zu erhö-hen, reicht nicht aus. Wichtiger wäre, zunächst das Arbeitsumfeld zu verbessern.“
Quelle: Pressemitteilung vom 25.11.2011
Kongressorganisation Springer Medizin: Andrea Tauchert | tel +49 30 827875510 | andrea.tauchert@springer.com
Pressekontakt Pflegekongress: Anke Nolte | tel +49 30 27560136 | nolte@journalistenbuero-berlin.de
Pressekontakt Springer Medizin: Uschi Kidane | tel +49 6221 487-8166 | uschi.kidane@springer.com
Hamburg/Berlin/Heidelberg 25. November 2011. Emotionale Unterstützung für die Patienten kommt am ehesten zu kurz, wenn Zeit und Personal fehlen. Dies ist ein Ergebnis der Studie zur „impliziten Rationierung von Pflegeleistungen“, die auf dem 9. Gesundheitspflege-Kongress erstmals vorgestellt wurde. Der Kongress, der am 25. und 26. November in Hamburg stattfindet, wird von dem Pflegemagazin Heilberufe und von Springer Medizin veranstaltet und ist mit rund 800 Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgebucht. „Die Mobilisierung von bewegungseingeschränkten Patienten, die Überwachung von Patienten sowie Gespräche mit Angehörigen sind weitere Tätigkeiten, die Pflegekräfte oft wegen Zeitdruck oder Personalmangel nicht geschafft haben“, berichtet Britta Zander, Wissenschaftlerin an der Technischen Universität Berlin. Viele Patienten, die geläutet haben, mussten länger als fünf Minuten warten.
Für die Studie hat ein Forscherteam der Fakultät Wirtschaft und Management an der TU Berlin in 13 Krankenhäusern über 600 examinierte Pflegekräfte auf den chirurgischen und inneren Stationen befragt. Damit ist die Studie eine erste, systematische Erfassung von Pflegeleistungen, die auf-grund von Zeitnot und Personalmangel nur ungenügend ausgeführt werden können. Diese Befragung ergänzt die internationale RN4Cast-Studie (Registered Nurse Forecasting) – die bislang umfangreichste Datensammlung im Bereich der Pflegepersonalplanung, an der 12 europäische Länder und 31.000 Pflegekräfte teilgenommen haben. Die aktuellen Ergebnisse für Deutschland aus der RN4Cast-Studie wurden auf dem 9. Gesundheitspflege-Kongress ebenfalls präsentiert. Liegengebliebene Arbeit, ein schlechter Personalschlüssel, Unzufriedenheit mit der Arbeitssituation und der Arbeitsumgebung sowie eine hohe Burnout-Rate – diese Zusammenhänge konnte die RN4Cast-Studie nun nachweisen.
So bewerteten über die Hälfte der deutschen Pflegekräfte ihre Arbeitsumgebung als schlecht oder mäßig, 37 Prozent sind mit ihrer Arbeitssituation unzufrieden und 30 Prozent leiden unter emotio-naler Erschöpfung. Gegenüber einer ähnlich angelegten Befragung von 1999 haben sich die Zahlen damit verdoppelt: Damals waren nur 17 Prozent der deutschen Pflegekräfte mit ihrer Arbeit unzufrieden und nur 15 Prozent waren emotional stark belastet. Diese Verschlechterung korreliert mit einem ungünstigen Personalschlüssel: Mit über zehn Patienten, für die eine Pflegekraft zuständig ist, schneidet Deutschland neben Spanien von allen Ländern am schlechtesten ab.
Die Einschätzung der Pflegekräfte geht mit der Einschätzung der Patienten, die in der RN4Cast-Studie ebenfalls befragt wurden, zusammen. „Mit einer höheren Burnout-Rate unter den Pflegenden sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass ein Patient das Krankenhaus weiterempfiehlt“, betont Prof. Reinhard Busse, Professor für Management im Gesundheitswesen und Leiter des deutschen Projektteils. Unzufriedene Pflegekräfte bedeuten also unzufriedene Patienten. Busse weist allerdings auch auf eine große Spannbreite in den einzelnen Häusern hin, die von ausschließlich zufriedenen Pflegekräften in einem Krankenhaus bis hin zu 80 Prozent Pflegenden reicht, die sich an ihrem Arbeitsplatz unwohl fühlen. „Es scheint also auch in Deutschland Häuser zu geben, die besser in der Lage sind, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einzugehen“, so Busse. Seine Empfehlung: „Nur auf eine Strategie zu setzen, nämlich die Anzahl des Pflegepersonals zu erhö-hen, reicht nicht aus. Wichtiger wäre, zunächst das Arbeitsumfeld zu verbessern.“
Quelle: Pressemitteilung vom 25.11.2011
Kongressorganisation Springer Medizin: Andrea Tauchert | tel +49 30 827875510 | andrea.tauchert@springer.com
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