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Hebammen im OP – Instrumentieren erlaubt?

Verfasst: 11.08.2010, 10:59
von Lutz Barth
Hebammen im OP – Instrumentieren erlaubt?

Der Pflegerechtler H. Böhme ist aktuell in einem gleichnamigen Beitrag unter der Rubrik „Rechtsrat“ in der Zeitschrift Die Schwester/Der Pfleger 08/10, S. 821 ff. der Frage nachgegangen, unter welchen Voraussetzungen eine Hebamme im OP instrumentieren darf.

Er kommt im Ergebnis zu der Feststellung, dass Hebammen dann im OP-Dienst mit dem Instrumentieren beauftragt werden können, wenn diese hierfür eine entsprechende Anleitung im Sinne einer Fort- oder Weiterbildung haben.

Es bleibt einer gesonderten Stellungnahme vorbehalten, hierauf näher einzugehen, wenngleich ich doch darauf hinweisen möchte, dass die von einer Pflegedienstleitung aufgeworfene Frage sich wohl in erster Linie auf die sog. Beleghebammen bezieht, die sich vom Status her von einer sog. „Anstaltshebamme“ durchaus in gewichtigen Punkten unterscheidet. Diese zwingend erforderliche Differenzierung bleibt m.E. nach nicht folgenlos für die von der Pflegedienstleitung gestellten Frage und deren Beantwortung, wie sich unschwer u.a. aus den Empfehlungen zur Zusammenarbeit von Arzt und Hebamme in der Geburtshilfe der AWMF (letzte Aktualisierung: 05/2008) (vgl. dazu Quelle: AWMF online >>> http://www.uni-duesseldorf.de/AWMF/ll/015-030.htm <<<) ergeben dürfte.

In den Empfehlungen der AWMF unter Ziff. 3.4 Entbindung im Krankenhaus (Vollanstalt) wird zu recht darauf hingewiesen, dass mit Blick auf die freiberuflichen Hebammen in Abgrenzung zu den angestellten Hebammen ein besonderer Regelungsbedarf besteht und m.E. dieser Regelungsbedarf durchaus zu unterschiedlichen Konsequenzen im Rahmen der rechtlichen Bewertung der arbeitsteiligen Prozesse führen kann.

Ob in diesem Zusammenhang stehend der Hinweis auf die OTA rechtlich verfängt und hier insbesondere der sog. Erst-recht-Schluss (argumentum a minori ad maius) trägt, wonach dies erst recht für angelernte Hebammen gelten müsse (vgl. dazu Böhme, aaO., S. 822), erscheint ebenso diskussionswürdig wie die Frage, welche Folgerungen sich aus dem sog. Fachpflegestandard in Analogie zum Facharztstandard (Böhme, S. 823) ergeben, mal ganz davon abgesehen, dass auch diesbezüglich entscheidend ist, ob eine freiberufliche oder angestellte Hebamme zu Zwecken der Instrumentierung bei einer OP eingesetzt werden soll.

Gerne können Sie zu der aufgeworfenen Frage uns Ihre Auffassung mitteilen; wir haben die diesseitige Anmerkung auch im BLOG „Brennpunkt Pflegerecht“ eingestellt und dort können Sie gerne einen Kommentar abgegeben, den wir dann in einem Folgebeitrag einfließen lassen bzw. den Gedanken mit aufnehmen werden.


Lutz Barth (11.08.10)

Hebammen im OP – Instrumentieren erlaubt?

Verfasst: 11.08.2010, 11:46
von Rob Hüser
Lutz Barth hat geschrieben: .... Der Pflegerechtler H. Böhme ist aktuell in einem gleichnamigen Beitrag unter der Rubrik „Rechtsrat“ in der Zeitschrift Die Schwester/Der Pfleger 08/10, S. 821 ff. der Frage nachgegangen, unter welchen Voraussetzungen eine Hebamme im OP instrumentieren darf.
Er kommt im Ergebnis zu der Feststellung, dass Hebammen dann im OP-Dienst mit dem Instrumentieren beauftragt werden können, wenn diese hierfür eine entsprechende Anleitung im Sinne einer Fort- oder Weiterbildung haben. ...
Hallo,
ich halte die von Herrn Böhme vertretene Auffassung grundsätzlich für nachvollziehbar, vorausgesetzt, die tätig werdenden Personen haben tatsächlich die für die Tätigkeit erforderlichen Befähigungen - theoretisch und praktisch - und sehen sich auch selbst in der Lage, dem Sorgfaltsgebot gerecht zu werden. Eine besondere Gefährdung der Patienten darf durch die Beauftragung von Hebammen nicht entstehen.
Es fragt sich natürlich, warum ausgerechnet Hebammen eingesetzt werden sollen, da es doch für das Instrumentieren speziell ausgebildetes anderes Personal gibt. Hat der Einsatz von Hebammen etwas mit personellen Engpässen zu tun?
MfG Rob

Instrumentieren durch Hebammen

Verfasst: 11.08.2010, 13:13
von Lutz Barth
Hat der Einsatz von Hebammen etwas mit personellen Engpässen zu tun?

Dies wird man/frau nach der Frage der PdL annehmen müssen, da diese in ihrer Fragestellung darauf hingewiesen hat, dass es immer schwieriger sei, OP-Personal zu finden und von daher es eine Überlegung gibt, dass Instrumentieren bei einem Kaiserschnitt den Hebammen zu übertragen.

Gruß
L. Barth