Abzocke durch Medizinischen Dienst ?

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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johannes
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Abzocke durch Medizinischen Dienst ?

Beitrag von johannes » 23.03.2009, 08:50

Abzocke durch Medizinischen Dienst ?

Zum Nachdenken!

Gegen Prüfungen in Pflegeheimen, ob die zugesagte Qualität auch erbracht wird, ist wohl nichts einzuwenden. Aufhorchen sollte man aber doch, wenn die Vertreter der Pflegekassen sagen:

"Sie wohnen in dieser oder jener Region Deutschlands. Ihre Mitarbeiter nach Tarif bezahlen? Sie wollen doch konkurrenzfähig bleiben!" Genehmigt wird dann eine Vergütung von € 12,95 für eine Pflegefachkraft pro Stunde (ca. € 15,67 incl. AG-Anteil).

Gleichzeitig gibt der MDS bekannt, daß eine Pflegekraft, die sich in ein Pflegeheim begibt, um dieses zu überprüfen, für eine Stunde mit € 112,50 abgerechnet wird. Warum soll eine Pflegekraft die harte pflegerische Arbeit machen, wenn sie sich für das zehnfache als Prüfer verdingen kann?
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Gaby Modig
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Pflege chronisch unterfinanziert

Beitrag von Gaby Modig » 23.03.2009, 12:24

Hallo Johannes,

die Pflege ist chronisch unterfinanziert. Ich denke, dass dies in Fachkreisen auch weitgehend bekannt ist.
Die von Dir eingestellten Informationen zeigen eindrucksvoll, was in der Praxis wirklich abgeht.

MfG Gaby
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

Anja Jansen
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Abzocke durch Medizinischen Dienst ?

Beitrag von Anja Jansen » 28.03.2009, 12:44

johannes hat geschrieben: .... Gleichzeitig gibt der MDS bekannt, daß eine Pflegekraft, die sich in ein Pflegeheim begibt, um dieses zu überprüfen, für eine Stunde mit € 112,50 abgerechnet wird. Warum soll eine Pflegekraft die harte pflegerische Arbeit machen, wenn sie sich für das zehnfache als Prüfer verdingen kann? ...
Das ist hier der typsche Fall von anderen "Wasser predigen - und selbst Wein trinken"!
Selbst wenn mit dem MDK-Betrag auch die Kosten der Institution abgegolten werden, ist die Unterschiedlichkeit nicht verständlich. Es zeigt sich hier eindrucksvoll, dass die pflegerische Arbeit aufgewertet werden muss, in jeder Hinsicht.

MfG Anja
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johannes
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4,36 €

Beitrag von johannes » 29.03.2009, 16:39

Wenn Frau Jansen die Kosten der Institution in den Stundenpreis einer Pflegekraft, die als Prüfer des MDS auftritt einrechnet, wird die Diskrepanz ja noch größer.

Für eine abgerechnete Prüfstunde incl. aller Kosten werden € 112,50 vom Pflegeheim verlangt.

Für eine abgerechnete Stunde in der Pflegestufe 3 werden dem Kunden € 4,36 berechnet.

Hier sind sowohl die notwendigen Investitionskosten berücksichtigt, zumindest das, was von den Pflegekassen genehmigt wird, die Betriebskosten (Unterkunft und Verpflegung) und der pflegebedingte Aufwand.

Da muß man sich von diesen Damen und Herren auch noch vorhalten lassen: Sie wollen eine faire Bezahlung für ihre Mitarbeiter (gefordert war die unterste Stufe Tarif)? Sie leben im Odenwald, sie wollen doch konkurrenzfähig bleiben, oder? Wir sind ein Sozialstaat - immerhin auf dem Papier! Das ist doch auch schon was.
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Anja Jansen
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Re: 4,36 €

Beitrag von Anja Jansen » 30.03.2009, 07:20

johannes hat geschrieben: ... Wenn Frau Jansen die Kosten der Institution in den Stundenpreis einer Pflegekraft, die als Prüfer des MDS auftritt einrechnet, wird die Diskrepanz ja noch größer. ... .
Hallo,

möglicherweise sind meine Anmerkungen missverstanden worden. Mir ging es darum, ebenfalls zu bekunden, dass zwischen MDK-Abrechnung und Kosten der Pflege, in der Pflegeeinrichtung, ein Missverhältnis besonderer Art besteht. Das muss man verdeutlichen
Die pflegerische Arbeit beim pflegebedürftigen Menschen muss aufgewertet werden. Die Träger müssen durch entsprechende Dotierungen in die Lage versetzt werden, ausreichend gutes Personal einzustellen. Offensichtlich ist das nach den augenblicklichen Strukturen in keiner Weise möglich.
Mein Ansatz: Beim MDK sitzen offensichtlich die "Weintrinker"!

MfG Anja
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johannes
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Beitrag von johannes » 30.03.2009, 15:01

Nein, Frau Jansen, ich habe ihre Anmerkung richtig verstanden. Gerade weil Sie die institutionellen Kosten mit einbezogen haben, habe ich mir die Mühe gemacht, das ebenfalls zu berücksichtigen.

Ich denke, daß meine Angaben Ihre Stellungnahme noch wesentlich deutlicher unterstreichen.

Gruß

Johannes
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