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Vorwurf: Pfleger behandelte Behinderten menschenunwürdig
Verfasst: 12.03.2009, 19:18
von Presse
Vorwurf: Pfleger behandelte Behinderten menschenunwürdig
Pflege- und Altenheime stehen seit einigen Jahren unter ständiger Beobachtung, nachdem in Ausnahmefällen schlechte Behandlungen von Bewohnern an die Medien drangen. Viele Pflegeheime reagierten mit verschärften Kontrollen der Mitarbeiter - denn von einigen schwarzen Schafen wollten sie sich nicht den Ruf kaputt machen lassen. Umso schockierter reagierte ein Mitarbeiter auf die Machenschaften eines Kollegen, die mit christlichem und menschlichem Umgang mit den Bewohner nichts mehr zu tun hatten: Der junge Kollege machte Witze über den hilflosen Bewohner, indem er ihm eine Windel über den Kopf zog, denn so wollte er verhindern, dass der Patient ihn anspucken würde. Aufgrund seiner geistigen Behinderung hat der Bewohner den Speichelausfluss nicht unter Kontrolle - ein Zustand, der auch von einem Krankenpfleger akzeptiert werden muss. Doch bei dieser Aktion blieb es in der Schicht des jungen Mannes nicht: Beim Waschen des Patienten machte er sich über dessen Pobacken lustig. Neben einem verachtenden Spruch, mit dem er sich wohl Lacher der Kollegen erhoffte, bewegte er die Pobacken des wehrlosen Bewohners hin und her. Kollegen, die von diesem Fall erfuhren, verständigten die Heimleitung, die den Angestellten abmahnten. Wilfried Gaul, Geschäftsführer des Heimes, war entsetzt, als er von einem Mitarbeiter von den Vorwürfen unterrichtet wurde: „Wir gehen aktuell den Geschehnissen nach. Auf unsere Bitte hin wird sich die Heimaufsicht einschalten und intensiv und objektiv prüfen, was geschehen ist. Sollten sich die Vorwürfe in der Prüfung bestätigen, ist es selbstverständlich, dass wir ein solches Verhalten nicht durchgehen lassen. Wir sind ein christliches Haus, es wird weitreichende Konsequenzen geben, wenn Bewohner nicht gut behandelt werden.“ Gaul geht davon aus, dass es sich um einen Einzelfall handelt, denn eigentlich stehe das Pflegeheim für einen liebevollen und menschenwürdigen Umgang untereinander: „Wir werden ein anderes Verhalten, als es unser Konzept vorsieht, auch nicht entschuldigen. Personalentscheidungen müssen zum Wohl des Bewohners getroffen werden.“ Ob an den Vorwürfen etwas dran ist und welche Konsequenzen es in dem geschilderten Fall gibt, wird Gaul mitteilen, sobald die Untersuchungen abgeschlossen sind. Um zu zeigen, wie ernst es dem Heim mit der Nachforschung ist, wurde extra die unabhängige Heimaufsicht eingeschaltet. Welche Erfahrungen haben Sie mit Alten- und Pflegeheimen gemacht? Kennen Sie ähnliche Vorwürfe oder haben Sie genau das Gegenteil erlebt? Fühlen Sie oder Ihre Angehörigen sich gut aufgehoben oder mussten Sie Zustände erleben, die Sie es kaum in einem Heim aushalten lassen. Schildern Sie uns ihre Erlebnisse. Der Lokal-Anzeiger freut sich über Ihre Zuschriften per E-Mail an „
redaktion@lokalanzeiger-ne.de“ oder per Brief an Lokal-Anzeiger, Moselstraße 16, 414164 Neuss.
Wie sind die Zustände in Neusser Behinderten- und Altenheimen? Berichten Sie dem Lokal-Anzeiger von Ihren Erfahrungen und Erlebnissen im Pflegebereich.
Quelle: Lokalanzeiger Neuss vom 12.02.2009
http://www.lokalanzeiger-ne.de/home
Skandalisierung der Pflege wird bedient
Verfasst: 13.03.2009, 08:16
von Rauel Kombüchen
Offensichtlich wird mit dem Bericht des Neusser Lokalanzeigers wieder einmal die Skandalisierung der Pflege bedient. Warum gibt es so wenig positive Berichte zur Pflege und überwiegend nur diese auf Missstände abgestellten Informationen?
Das fragt mit großer Betroffenheit
Rauel K.
Re: Skandalisierung der Pflege wird bedient
Verfasst: 13.03.2009, 08:23
von WernerSchell
Rauel Kombüchen hat geschrieben:Offensichtlich wird mit dem Bericht des Neusser Lokalanzeigers wieder einmal die Skandalisierung der Pflege bedient. Warum gibt es so wenig positive Berichte zur Pflege und überwiegend nur diese auf Missstände abgestellten Informationen?
Das fragt mit großer Betroffenheit ...
Sehr geehrter Herr Kombüchen,
ich hatte ohnehin vorgesehen, zu dem o.a. Bericht eine kurze Anmerkung abzuliefern. Sie sind mir mit Ihrer berechtigten Betroffenheitserklärung zuvor gekommen. Ihren Anmerkungen kann man nur zustimmen!
Ich möchte nur auf einen Text aufmerksam machen, den ich kürzlich hier eingestellt habe, eine Wiederholung ist (auszugsweise) angebracht:
Ich moniere seit geraumer Zeit, dass die Medien allzu schnell die Skandale bedienen, sich dabei gerne eines bestimmten Pflegekritikers aus München bedienen (der dann mit populistischen Sprüchen gerne mit draufhaut) und daraus Talks-Shows veranstalten ... Allein skandalisierende Berichte helfen niemandem, sondern schaden weiterhin nur der übergroßen Zahl von engagierten Pflegekräften. Ich neige dazu, von den Medien einzufordern, der Pflege einen anderen Stellenwert einzuräumen und in geeigneter positiverer Form zu berichten und die Aktivitäten stärker zu unterstützen, gesetzgeberische Reformen einzufordern. Nur solche Reformen bringen uns entscheidend weiter, nicht das Lamentieren über einzelne Skandalgeschichten.
Quelle:
viewtopic.php?t=11150&highlight=nacktfotos
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell

Skandalisierung der Pflege wird bedient
Verfasst: 13.03.2009, 08:57
von Ina Böhmer
WernerSchell hat geschrieben:... Ich neige dazu, von den Medien einzufordern, der Pflege einen anderen Stellenwert einzuräumen und in geeigneter positiverer Form zu berichten und die Aktivitäten stärker zu unterstützen, gesetzgeberische Reformen einzufordern. Nur solche Reformen bringen uns entscheidend weiter, nicht das Lamentieren über einzelne Skandalgeschichten. ...
Guten Morgen Herr Schell,
ich muss mich auch wieder mal zu Wort melden: Ich finde Ihre Anmerkungen zu den Medienberichten einfach Klasse, sie treffen den Kern dessen, was unbedingt gesagt werden muss.
Es ist in der Tat so, dass es die "guten" Pflegeberichte fast überhaupt nicht gibt. Wenn in einer gewissen Sachlichkeit über Pflege informiert wird, dann sind es Berichte in Verbindung mit Marketingaktionen (Sonderseiten).
Die Pflege muss in den Medien einin neuen Stellenwert bekommen. Es hilft allein nicht, wenn sich die Berufsverbände und Ministerien um ein verbessertes Image der Pflegeberufe bemühen. Jeder Skandalisierungsbericht zerstört solche Bemühungen.
Lb. Grüße
Ina Böhmer
Druckmedien an Auflage interessiert ?
Verfasst: 13.03.2009, 09:06
von KPHNeuss
Hallo Herr Schell / Forum (MitleserInnen),
ich kann mich der Medienschelte uneingeschränkt anschließen. Gerne bestätige ich, dass auch hier im Neusser Raum die "guten" Informationen eher Seltenheitswert haben. Daher kann ich kaum Verständnis dafür aufbringen, dass ein einzelnes (mutmaßliches) Fehlverhalten groß aufgemacht vorgestellt werden muss.
Dann wird auch noch in dem o.a. Bericht aufgerufen mitzuteilen, ob man mit der Pflege von Angehörigen usw. zufrieden ist. Man strickt also aus der konkreten Skandalisierung eine ganze Berichtsserie. Welche Absichten stecken hinter solchen Aktionen? Warum werden positivere Nachrichten nicht angemessen vorgestellt?
Viele Grüße
KPH Neuss
Medien - bitte keine Sensationsberichte !
Verfasst: 13.03.2009, 16:41
von PflegeCologne
Klar, menschenwürdige Behandlung in Gesundheits- bzw. Pflegeeinrichtungen muss der Standard sein. Daher können Fehler und unwürdige Betreuungssituationen nicht hingenommen werden. Sanktionen müssen folgen, aber nicht durch öffentliche Debatten mit "großen Buchstaben".
Nicht hinzunehmen ist daher die Berichterstattung über solche Vorgänge, die nur auf Gier nach Sensationen abstellt. Leider gibt es insoweit immer wieder Verfehlungen der Medien, auch einige Pflegekritiker bedienen solche Medien ganz gerne.
Pflege Cologne
Pflege in den Medien - Skandalberichte dominieren
Verfasst: 14.03.2009, 13:45
von Anja Jansen
Ich mache auf die Texte unter
Pflege in den Medien .....
aufmerksam:
viewtopic.php?t=11227
A.J.
Re: Skandalisierung der Pflege wird bedient
Verfasst: 16.03.2009, 08:33
von Marlene Böttinger
WernerSchell hat geschrieben: ... Ich moniere seit geraumer Zeit, dass die Medien allzu schnell die Skandale bedienen, sich dabei gerne eines bestimmten Pflegekritikers aus München bedienen (der dann mit populistischen Sprüchen gerne mit draufhaut) und daraus Talks-Shows veranstalten ... Allein skandalisierende Berichte helfen niemandem, sondern schaden weiterhin nur der übergroßen Zahl von engagierten Pflegekräften. Ich neige dazu, von den Medien einzufordern, der Pflege einen anderen Stellenwert einzuräumen und in geeigneter positiverer Form zu berichten und die Aktivitäten stärker zu unterstützen, gesetzgeberische Reformen einzufordern. Nur solche Reformen bringen uns entscheidend weiter, nicht das Lamentieren über einzelne Skandalgeschichten.
Quelle:
viewtopic.php?t=11150&highlight=nacktfotos ...
Hallo Herr Schell,
ich danke Ihnen sehr für das Engagement gegen Skandalisierungen in der Pflege. Die jüngsten Berichte über Amokläufe usw. zeigen wieder einmal, dass unsere Medien die Sensationsgelüste schüren und oft weniger an sachlicher Unterrichtung interessiert sind. Ich denke, dies muss endlich einmal deutlich angesprochen werden. Unsere Journalisten / Redakteure haben eine große Verantwortung für das, was sie uns "servieren" und wie es gebracht wird.
Ich würde mir wünschen, dass die Medien die vielfältigen Bemühungen, unsere Pflegesysteme zu verbessern, unterstützen würden. Dann hätten sie genug Stoff, um spannende Botschaften unters Volk zu bringen.
Viele Grüße
Marlene Böttinger
Skandalisierung der Pflege wird bedient
Verfasst: 17.03.2009, 07:55
von Cicero
WernerSchell hat geschrieben: .... Ich moniere seit geraumer Zeit, dass die Medien allzu schnell die Skandale bedienen, ... Allein skandalisierende Berichte helfen niemandem, sondern schaden weiterhin nur der übergroßen Zahl von engagierten Pflegekräften. Ich neige dazu, von den Medien einzufordern, der Pflege einen anderen Stellenwert einzuräumen und in geeigneter positiverer Form zu berichten und die Aktivitäten stärker zu unterstützen, gesetzgeberische Reformen einzufordern. Nur solche Reformen bringen uns entscheidend weiter, nicht das Lamentieren über einzelne Skandalgeschichten.
Quelle:
viewtopic.php?t=11150&highlight=nacktfotos ...
Meine Beobachtungen gehen in die gleiche Richtung. Skandalisierungen erscheinen den Medien offensichtlich gut geeignet, mehr LeserInnen, ZuhörerInnen bzw. ZuschauerInnen anzuwerben. Die Pflege ist von solchen fragwürdigen Methoden besonders betroffen. Es ist daher zu begrüßen, wenn einmal mit klaren Worten dagegen gehalten wird.
Cicero
Pflege - keine vorschnelle Kritik
Verfasst: 27.03.2009, 14:51
von WernerSchell
Pflegemissstände – Werner Schell von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hält vorschnelle Kritik und den Versuch, pauschal die Pflegekräfte zu attackieren, für falsch.
Bericht in Zeitschrift CAREkonkret vom 06.03.2009 hier
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 032009.php

Statement begrüßenswert!
Verfasst: 27.03.2009, 18:55
von Lutz Barth
Es ist nachhaltig zu begrüßen, dass auch Herr Werner Schell ein stückweit auf Distanz zu den Oberpflegekritikern unserer Gesellschaft gegangen ist und sich insofern auch gegen eine überzogene und einseitig orientierte Berichterstattung wendet.
Vgl. dazu bereits auch aus dem Jahr 2005 die Stellungnahme
Die "Macht" des geschriebenen Wortes und ihre/seine "Bedeutung" für die professionelle Pflege
v. L. Barth (2005) >>>
http://www.iqb-info.de/Sprache_und_Medi ... h_2005.pdf
Ich wünsche dem Kollegen Schell weiterhin viel Schaffenskraft, auch wenn wir nicht immer einer Meinung waren. Aber dies hindert nicht, seiner engagierten Arbeit gebührenden Respekt zu zollen. Und vielleicht ergibt sich ja mal die Möglichkeit, dass der Kollege Schell den einen oder anderen Beitrag zu der von uns gestarteten Exzellenzinitiative beisteuert, die derzeit forciert und auf den Weg gebracht wird >>>
http://www.pflegerecht-info.de/
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Barth
Kritische Wortmeldungen, aber sachlich und argumentativ
Verfasst: 28.03.2009, 08:08
von WernerSchell
Sehr geehrter Herr Barth,
ich bedanke mich ganz herzlich für Ihre zustimmenden Worte. In einer komplexen Rechtsordnung sind Meinungsunterschiede zwangsläufig. Auch kritische Wortmeldungen sind nicht selten nötig. Man könnte sagen: Das ist auch gut so!
Allerdings trete ich dafür ein, Statements immer mit der gebotenen Sachlichkeit zu formulieren, Kritik / Forderung zu begründen und - soweit möglich und sinnvoll - Alternativen aufzuzeigen. Es freut mich, dass wir insoweit offensichtlich übereinstimmen.
Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell
PS. Siehe auch aktuell:
Pflegemissstände – Werner Schell von Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk hält vorschnelle Kritik und den Versuch, pauschal die Pflegekräfte zu attackieren, für falsch.
Bericht in Zeitschrift CAREkonkret vom 06.03.2009 hier
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 032009.php
Direkte Antwort auf Herrn Werner Schell
Verfasst: 28.03.2009, 10:02
von Lutz Barth
Sehr geehrter Herr Schell.
Da bin ich mit Ihnen völlig einer Meinung und es scheint mehr denn je die Zeit dafür reif zu sein, dass wir auch innerhalb der Kollegenschaft deutliche Worte finden, wenn es darum geht, ggf. auf pflegerechtliche Entwicklungstendenzen aufmerksam zu machen, die nicht selten in einer laienhaften Vorstellung von Pflegerecht münden.
Das dieser Prozess leider auch von namhaften Kollegen begleitet wird, ist bedauerlich und der Hinweis darauf, dass die Adressaten ggf. eine besonders didaktisch aufgebaute Orientierung bedürfen, vermag ich in Grenzen noch einzusehen, nicht aber den „Praxishinweis“, dass wir als Juristen im Zweifel einen intraprofessionellen Diskurs innerhalb der Berufsgruppe der Pflegenden belasten und insofern Standards ausnahmslos durch die „Fachlichkeit“ zu generieren wären.
Sollte diese Ansicht – von Rechtsansicht vermag ich an dieser Stelle nicht sprechen wollen – durchsetzen, so hätten wir in letzter Konsequenz der Pflege und den Pflegenden mehr „Steine denn Brot“ gegeben.
Insofern streiten wir also weiterhin in der „Sache“ und lassen uns nicht von wohlmeinenden, gleichsam „väterlich“ anmutenden Hinweisen irritieren, die im Kern nur dazu geeignet sind, ggf. Schwächen in der rechtlichen Argumentationsführung zu kaschieren.
Herzliche Grüße und weiterhin einen schönes Wochenende wünscht Ihnen
Lutz Barth