Mehr Betreuungskräfte für Demenzkranke!

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Qualifizierte Betreuung demenzkranker Menschen

Beitrag von Service » 19.08.2008, 15:13

P r e s s e m i t t e i l u n g vom 19.8.2008

Weniger Arbeitslose wichtiger als qualifizierte Betreuung demenzkranker Menschen?

Das neue Pflegeweiterentwicklungsgesetz sieht Verbesserungen in der Betreuung und Versorgung demenzkranker Menschen vor. Damit wird einer der häufigsten Kritikpunkte an der Pflegeversicherung aufgegriffen. „Mit der Initiative der Bundesagentur für Arbeit, ab Herbst eine große Zahl Langzeitarbeitsloser für die Betreuung demenzkranker Menschen zu schulen, wird die Verbesserung der Arbeitslosenstatistik über die berechtigten Ansprüche der Pflegebedürftigen gestellt“, meint Gudrun Gille, Vorsitzende des Deutschen Berufsverbandes für Pflegeberufe e.V. „Für die Betreuung und Begleitung von demenzkranken Menschen ist eine qualifizierte pflegefachliche Versorgung erforderlich!“ so Gille weiter. „Um auf die Besonderheiten im Alltag der Pflegebedürftigen und die daraus resultierenden Probleme dieser Menschen und ihrer Angehörigen eingehen zu können, bedarf es spezieller Fachkenntnisse und Erfahrungen.“ Hier bestehe der größte Handlungsbedarf.

Eine hohe Sozialkompetenz und ein wertschätzender Umgang sind notwendig. Beides ist sicherlich auch bei einigen langzeitarbeitslosen Menschen vorhanden, die nicht über eine Berufsqualifikation als dreijährig ausgebildete Pflegefachkraft verfügen. Doch erst in der Verbindung mit der fachlichen Qualifikation wird daraus ein sinnvolles Betreuungsangebot. Umso wichtiger ist es, qualifizierte Betreuer und Pflegefachkräfte in einer angemessenen Anzahl in Altenhilfeeinrichtungen zu beschäftigen. Dies ist aktuell in nur wenigen Einrichtungen die Realität.

Die Arbeit mit demenzkranken Menschen ist eine hohe psychische Belastung. Beschäftigte mit geringerer Qualifikation können z.B. häufig Gefühle von Nähe und Distanz nicht professionell unterscheiden. Sie brauchen qualifizierte Anleitung, Begleitung und Beaufsichtigung. Die Arbeit im multiprofessionellen Team erfordert zusätzliche Strukturen und mehr Absprachen, die wiederum Zeit in Anspruch nehmen, die der Pflege der Betroffenen verloren geht. Demenzkranke Menschen können sich nicht wehren. Nur durch die Professionalität der Akteure ist hier die menschenwürdige und qualifizierte Betreuung und Pflege zu gewährleisten.

Die Initiative der Bundesagentur für Arbeit, 10.000 Langzeitarbeitslose in Kurzkursen von 160 Std. für diese Aufgaben zu qualifizieren, lässt vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit 1-EURO-Kräften in Pflegeeinrichtungen das Schlimmste befürchten. Es werden unabhängig von der persönlichen Eignung und Motivation arbeitslose Menschen in diese Kurse gedrängt werden. Ein Scheitern im Alltag ist vorprogrammiert. Auch die vorgesehenen 160 Stunden sind in jedem Fall zu gering für die Anforderungen. Zu befürchten ist mit der neuen Qualifikation für Langzeitarbeitslose mehr Bürokratie und Kosten. Hinweise, dass die Betroffenen tatsächlich eine bessere Versorgung erwarten können, sehen wir mit dieser Maßnahme nicht.

Weitere Informationen:
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V.
Salzufer 6, 10587 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
http://www.dbfk.de

Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR).
Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke können Sie auf der Homepage http://www.dbfk.de nachlesen. Falls Sie Interviewwünsche haben oder noch mehr Informationen benötigen, wenden Sie sich bitte per E-Mail an knueppel@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.


Mit freundlichem Gruß
Johanna Knüppel
Referentin
Redaktion DBfK Aktuell
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe DBfK Bundesverband e.V
Salzufer 6
10587 Berlin
Tel: 030-219157-0
Fax: 030-21915777
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Betreuungssituation Demenzkranker verbessern

Beitrag von Service » 19.08.2008, 15:21

Betreuungssituation Demenzkranker verbessern

Zusätzliche Helfer für mehr Lebensqualität der Pflegebedürftigen
Rund die Hälfte der in Heimen lebenden Menschen ist von Demenz betroffen. Sie sind in besonderem Maße auf Betreuungsangebote angewiesen. Neue Betreuungsmodelle können helfen, die Lebensqualität von Demenzkranken zu verbessern und kognitive Abbauprozesse zu verzögern. Die Einstellung von 10000 zusätzlichen Betreuungskräften, wie sie das Pflegereformgesetz ab 1. Juli vorsieht, soll dazu einen Beitrag leisten.
"Wenn sich beispielsweise interessierte Langzeitarbeitlose ohne Zwang der Bundesagentur für diese herausfordernde Tätigkeit bewerben, könnten beide Seiten menschlich profitieren", erklärte der Präsident des Sozialverbands VdK Deutschland, Walter Hirrlinger. Wichtig sei, die zusätzlichen Kräfte entsprechend zu qualifizieren und auf Schwierigkeiten vorzubereiten. Gerade die Betreuung Demenzkranker sei alles andere als einfach. Nicht jeder sei dieser Herausforderung von der Persönlichkeit her gewachsen. Um so wichtiger sei es, interessierte Kräfte gezielt für ihre Aufgaben zu schulen. "Ob dafür eine Qualifizierungsmaßnahme von 160 Stunden einschließlich Praktika ausreicht, wird sich schnell zeigen."
Hirrlinger fordert eine gesellschaftliche Aufwertung und höhere Anerkennung der professionellen, ergänzenden und ehrenamtlichen Pflegetätigkeit. "Um eine qualitativ hochwertige Pflege und Betreuung in den Heimen zu gewährleisten, müssen die Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessert werden. Wir brauchen eine Fachkraftquote von mindestens 50 Prozent und insbesondere den verstärkten Einsatz von gerontopsychiatrischen Fachkräften." Um den Pflegeberuf attraktiver zu machen, sei ein Bündel von Maßnahmen erforderlich. Dieses umfasse eine der verantwortungsvollen Tätigkeit angemessene Bezahlung, akzeptable Arbeitszeitmodelle, eine am Pflegebedarf orientierte Personalausstattung, Kariere- und Qualifizierungschancen sowie eine sachgerechte Arbeitsplatzgestaltung.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.8.2008
http://www.vdk.de/perl/cms.cgi?ID=de19192

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Langzeitarbeitslose in die Pflege

Beitrag von Service » 19.08.2008, 15:27

Langzeitarbeitslose in die Pflege: "Ein Schritt in die richtige Richtung, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind"

Köln (KDA) - 19. August 2008 - Das Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) begrüßt grundsätzlich die mit dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz geschaffene Möglichkeit, zusätzliche Betreuungskräfte im stationären Bereich einzusetzen. Die Pläne der Bundesagentur für Arbeit (BA), dafür ab September 2008 mehrere tausend Langzeitarbeitslose in die Pflegeheime zu vermitteln, waren vergangenes Wochenende in Medienberichten teilweise sehr negativ kommentiert worden. "Ich bin dagegen, diese von vorneherein zu verdammen, solange noch nicht geklärt ist, wie das Vorhaben konkret ausgestaltet sein wird", sagt dazu KDA-Geschäftsführer Dr. Peter Michell-Auli. Dem KDA liegt bisher lediglich ein Vorentwurf der Richtlinie für die Qualifikation und die Aufgaben zusätzlicher Betreuungskräfte vor. Eine solche Richtlinie muss der Spitzenverband Bund bis spätestens 31. August 2008 vorlegen. "Wir kennen nur diese vorläufige Version, die aus Sicht des KDA aber in die richtige Richtung geht. Denn wir brauchen mehr Personal bei der Betreuung von Menschen mit Demenz", so Michell-Auli weiter. "Aber natürlich muss die Auswahl der Bewerber sehr gewissenhaft erfolgen. Wir haben es bei Demenzkranken mit einer sehr verletzlichen Gruppe von Menschen zu tun. Entsprechend sensibel und empathisch sollten ihre Betreuer sein. Alte und vor allem demenzkranke Menschen betreuen kann längst nicht jeder." Daher sei ein Kriterienkatalog sowie ein Verfahren nötig, das sicherstelle, dass nur solche Personen eingestellt würden, die den Aufgaben körperlich, psychisch und fachlich gewachsen seien.
Neben der persönlichen Eignung der Bewerber komme es darauf an, dass diese ein Weiterbildungsprogramm durchlaufen, das nach Ansicht des KDA nicht weniger als 200 Unterrichtsstunden umfassen sollte. Neben der Vermittlung von Grundkenntnissen zur Pflege und zum Umgang mit Demenzkranken sollte dieses auch beispielsweise eine Kommunikationsschulung sowie einen Erste-Hilfe-Kurs beinhalten. "Darüber hinaus ist es wichtig, die zusätzlichen Betreuungskräfte durch die Begleitung von Fachkräften weiter zu schulen und die Erfahrungen mit ihnen in der Praxis zu bewerten, um dann gegebenenfalls notwendige Anpassungen bei den Rahmenbedingungen vorzunehmen", mahnt Michell-Auli.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.8.2008
Dr. Peter Michell-Auli, Fachbereich Öffentlichkeitsarbeit
Kuratorium Deutsche Altershilfe - Wilhelmine Lübke Stiftung e. V.
http://idw-online.de/pages/de/news274371

Rita Reinartz
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Mehr Zuwendung für Demenzkranke

Beitrag von Rita Reinartz » 19.08.2008, 16:47

Mehr Zuwendung für Demenzkranke

An alle im Forum!

Inzwischen haben zahlreiche Institutionen und Einzelpersonen zum Thema Betreuungsassistenten „ihre Duftmarken“ hinterlassen. Nicht jeder Text ist überzeugend und akzeptabel. Daher erlaube ich mir, auch mein Statement abzuliefern:

1. Wir brauchen in den Pflegeeinrichtungen deutlich mehr Personal, in erster Linie Pflegefachpersonal.
2. Das jetzt schon vorhandene Personal muss intensiver fort- und weitergebildet werden. Insoweit gab es bereits 2005 eine Studie, die dies mit Rücksicht auf die (schwer) Demenzkranken anmahnte.
3. Der Einsatz von Betreuungsassistenten, wie es die Pflegereformvorschriften vorsehen, kann im Prinzip als vertretbare (Zwischen)lösung eingestuft werden, wenn die tätig werdenden Personen geeignet und ausreichend qualifiziert sind.
4. Da die jetzt diskutierte Betreuertätigkeit aber therapeutisches und pflegerisches Handeln nicht einschließt, reicht eine Qualifizierung, wie sie jetzt geplant ist wahrscheinlich aus. Besser wäre es noch einige dutzend Ausbildungsstunden draufzupacken.
5. Die Betreuerassistenten werden aus der Gesellschaft zu rekrutieren sein. Dabei kann auch auf Arbeitslose, Langzeitarbeitslose, zurückgegriffen werden. Warum eigentlich nicht, wenn die Voraussetzungen, wie oben, Eignung und Qualifizierung stimmen.
6. Wer Langzeitarbeitslose ausdrücklich aus dem Kreis der Kandidaten aussortiert, diskriminiert!
7. Also, diskutieren wir doch ein wenig gelassener und lassen das Programm anlaufen. Wenn sich Korrekturbedarf ergibt, wird es schon reichlich Wortmeldungen geben. In diesem Sinne stimme ich der Einschätzung der Moderation vom 16.8.2008 uneingeschränkt zu. Ich habe aber auch Achtung vor den Statements, die sich einfach um die Demenzkranken echte Sorgen machen und eine angemessene Pflege anmahnen!

Es grüßt
Rita Reinertz
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

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Betreuungsassistenten als Übergangslösung

Beitrag von Presse » 20.08.2008, 06:42

Service hat geschrieben: .... Langzeitarbeitslose in die Pflege: "Ein Schritt in die richtige Richtung, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind" ....
Gemischte Reaktionen auf „Arbeitslose im Pflegedienst“
Dienstag, 19. August 2008

Berlin/Hamburg/Münster – Als „einen Schritt in die richtige Richtung, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind“ hat das Kuratorium Deutsche Altershilfe – Wilhelmine Lübke Stiftung e. V. (KDA) den Vorschlag der Bundesagentur für Arbeit bezeichnet, Langzeitarbeitslose bei der Pflege von Demenzkranken einzusetzen. „Ich bin dagegen, diesen Vorschlag von vorneherein zu verdammen, solange noch nicht geklärt ist, wie das Vorhaben konkret ausgestaltet sein wird“, sagt dazu KDA-Geschäftsführer Peter Michell-Auli. ...
...
Auch die Diakonie unterstützt grundsätzlich die Initiative. „Ein zusätzliches Betreuungsangebot insbesondere für Menschen mit erheblich eingeschränkten Alltagskompetenzen kann dazu beitragen, die Lebensqualität zum Beispiel von Altenheimbewohnern mit Demenzerkrankungen zu verbessern“, sagte Diakonie-Präsident Klaus-Dieter Kottnik.
.... (weiter lesen unter)
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33400

Links zum Thema
» aerzteblatt.de (18.08.2008) Pläne für Arbeitslose als Pflegeassistenten stoßen auf scharfe Kritik
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33376
» aerzteblatt.de (18.08.2008) Ministerium weist Kritik an Pflegediensten durch Arbeitslose zurück
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33383

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Links zum Thema

» aerzteblatt.de (18.08.2008) Pläne für Arbeitslose als Pflegeassistenten stoßen auf scharfe Kritik
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33376
» aerzteblatt.de (18.08.2008) Ministerium weist Kritik an Pflegediensten durch Arbeitslose zurück
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33383

Suse

Mehr Pflegefachpersonal ist zwingend erforderlich

Beitrag von Suse » 20.08.2008, 07:07

Aus Forum
Druck in der Pflege nimmt zu
viewtopic.php?p=36833#36833
Karl Büser hat geschrieben: ... Der in der Studie herausgestellte Trend überrascht natürlich nicht, vor allem nicht diejenigen, die in der Pflege arbeiten. Der Druck, die Arbeitsverdichtungen, nehmen stetig zu. Die Folgen sind absehbar. Die Krankheitsraten werden sich weiter nach oben entwickeln - oder die Zahl der Aussteiger wird sich steigern. ...
Wer sich ein wenig auskennt, dem sind die Arbeitsverdichtungen und der Druck in der Pflege bekannt. Wir brauchen grundlegende Veränderungen, mehr Personal. Die sog. Betreuungsassistenten sind insoweit nicht die Lösung. Allerdings können sie ein wenig unterstützen, helfen. Im Blickfeld muss bleiben: Eine vernünftige Pflegereform muss her.

Suse

R. Hiefinger

Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen

Beitrag von R. Hiefinger » 20.08.2008, 09:04

Hier ein Beitrag einer Ärztin, die schon lange an unserer Seite kämpft.
Mit lieben Grüssen
R. Hiefinger
In Würde alt werden, wir kämpfen dafür


Süddeutsche Zeitung
Leserbrief

Fax: 2183-9777 18.8.2008

Leserbrief zum Beitrag: „Langzeitarbeitslose sollen Demenzkranke betreuen“
SZ 16./17.82008, S. 6


Sehr geehrte Damen und Herren,

hier mein Beitrag:

Als Hausärztin betreue ich seit vielen Jahren Demenzkranke zuhause, in Pflegeeinrichtungen, aber auch Altenpfleger und Langzeitarbeitslose.
Der Beitrag hat viele Erfahrungen in mir wachgerüttelt; hier nur einige Überlegungen:

Demenzkranke sind noch viel schwieriger zu betreuen als Babys, da sie ihre persönliche Erfahrung geprägt hat, die sie aber nicht mehr adäquat ausdrücken können. Würde irgendeine Regierung Babys Langzeitarbeitslosen nach einem kurzen Training überlassen, nur weil diese oft leidgeprüften Mitbürger wieder zu einer Beschäftigung gebracht werden sollen? Ist das Ziel vielleicht nur: Schönung der Arbeitslosenstatistik?

Warum sind laut Artikel 30 000 Menschen in unserem Land mit einer entsprechenden Qualifikation arbeitslos? Weil die Arbeit eines Altenpflegers knochenhart ist. Nach meinem Wissen sind nur 20% der so Ausgebildeten nach 5 Jahren noch in ihrem erlernten Beruf tätig. Kommt - wie nicht selten- großer Druck vom Arbeitgeber dazu, dann „kann“ der Pfleger nicht mehr, wird krank, kann und will in diesem Beruf nicht mehr arbeiten. Ich habe schon viele Gespräche in der Praxis, aber auch am Bett eines Dementen mit dem Pfleger, der mir sein Herz ausgeschüttet hat, geführt.

In den nächsten Jahrzehnten wird es noch mehr pflegebedürftige, vor allem auch demente Menschen in unserem Lande geben. Alle Verantwortlichen sollten mit dem kostbaren Gut: „engagierter Altenpfleger“ viel sorgfältiger umgehen und nicht wegen Profitstreben und schlechter Führungsqualität von Heimleitern und Pflegedienstleitern verheizen.

Wir kennen das Sprichwort: „Was du nicht willst, das man dir tut, das füg auch keinem anderen zu“. Wollen Sie, liebe Politiker, die Langzeitarbeitslose zur Betreuung von Demenzkranken schicken wollen, von diesen betreut werden? Wenn nein, dann muten Sie das auch bitte nicht irgendeinem überaus hilflosen dementem Menschen zu.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. M. Hussain

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Richtlinie für Einsatz von Hilfskräften

Beitrag von Service » 20.08.2008, 11:57

Übernahme des Textes von F. Haastert aus
viewtopic.php?t=9510
Gaby Modig hat geschrieben:die Erregung ist stark, die Diskussionsbeiträge sehr unterschiedlich, emotional. Ich mahne aber mehr nüchterne Betrachtungsweise an. Es geht zunächst einmal, und das ist wohl gut gemeint, um eine Unterstützung der Fachkräfte in den Heimen. Die mögliche Vermittlung von Langzeitarbeitslosen ist nur ein Randthema, ist aber von interessierter Seite (in der Süddeutschen) nach vorne geschoben worden, zu Unrecht!
Guten Morgen,

es geht um die Umsetzung des § 87Abs. 3 S. 1 SGB XI:
"Der Spitzenverband Bund der Pflegekassen hat für die zusätzlich einzusetzenden Betreuungskräfte auf der Grundlage des § 45c Abs. 3 bis zum 31. August 2008 Richtlinien zur Qualifikation und zu den Aufgaben in der vollstationären Versorgung der Pflegebedürftigen zu beschließen; er hat hierzu die Bundesvereinigungen der Träger vollstationärer Pflegeeinrichtungen anzuhören und den allgemein anerkannten Stand medizinisch-pflegerischer Erkenntnisse zu beachten. "

Diese neuen Betreuungsassistenten sollen die Pflege dadurch unterstützen, in dem Sie die dementen Bewohner betreuen - nicht pflegen. So weit, so gut. Aber auch eine Betreuung dementer Bewohner bedarf eines sinnvollen Konzeptes, damit die Pflegekräfte ernsthaft entlastet werden können. Denn die Betreuung ist Teil der Therapie! Hierzu zählen unter anderem Betreuungsfachkräfte, unter deren Verantwortung und Leitung die Betreuungsassistenten arbeiten. Und hierzu zählt eine ausreichende Qualifizierung der Betreuungsassistenten.

Die in dem Richtlinienentwurf vorgesehene Qualifizierung ist nicht ausreichend! Dabei spielt es keine Rolle, ob eine Langzeitarbeitsloser oder sonst wer diese Qualifizierungsmaßnahme durchläuft. Der bayerische Landespflegeausschuss empfiehlt für die Weiterbildung zur gerontopsychiatrischen Pflege eine modulare Weiterbildung der Pflegefachkräfte in zwei Teilen: http://www.stmas.bayern.de/pflege/konzept/konzgero.pdf Der Umfang beträgt für Teil I 304 Unterrichtsstunden und 40 Stunden Praktikum, für Teil II 264 Unterrichtsstunden.
Wenn ich auf Grundlage dieser Empfehlung eine Qualifizierung von Betreuungsassistenten entwickeln würde - und nur erst einmal die pflegerelevanten Anteile der Weiterbildung streiche - blieben aus dem Teil I ca. 240 Unterrichtsstunden als Basisqualifizierung über.

Abgesehen von der Überlegung der Qualifizierung der Betreuungsassistenten ergibt sich aus dem § 87 b SGB XI ein - für innovative Pflegeheime - negatives Wettbewerbsproblem! Um diese zusätzlichen Betreuungskräfte zu erhalten, müssen die Heimbewohner über die nach Art und Schwere der Pflegebedürftigkeit notwendige Versorgung hinaus zusätzlich betreut und aktiviert werden. An ein gerontopsychiatrisches Versorgungskonzept wird vielleicht gedacht worden sein, aber wird nicht explizit gefordert. Es reicht ein semiprofessionelles Konzept. Das Vorhandensein von gerontopsychiatrischen qualifizierten Fachkräften - wie beispielsweise im Hamburger Modell http://www.hamburg.de/servlet/contentbl ... e/data.pdf - wird nicht gefordert.
Wenn Pflegeheime dieses zusätzliche Personal erhalten, müssen diese gemäß § 87b Abs. 1 S. 3 SGB XI die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen im Rahmen der Verhandlung und des Abschlusses des Heimvertrages nachprüfbar und deutlich darauf hinweisen, dass ein zusätzliches Betreuungsangebot, für das ein Vergütungszuschlag nach Absatz 1 gezahlt wird, besteht. Hiermit wird per Gesetz dem Verbraucher suggeriert: Seht her - wir haben eine spezielle Dementenbetreuung im Angebot! Dies wird festgemacht an das Vorhandensein der Betreuungsassistenten mit einer Qualifizierung von 160 Stunden und nicht an dem Vorhandensein von gerontopsychiatrisch weitergebildeten (Pflege-)Fachkräften!
Das Gesetz sieht zudem vor, dass die Leistungs- und Preisvergleichsliste nach § 7 Abs. 3 SGB XI entsprechend zu ergänzen ist!

Die Idee des neuen § 87b SGB XI ist gut und sinnvoll, aber die Umsetzung eine Katastrophe. Hier werden Pflegeheime mit einem professionellen Betreuungskonzept für demenzielle Bewohner zukünftig gefordert sein, verstärkt Öffentlichkeitsarbeit zu leisten. Im Betracht kommt auch für Pflegeheime, sich in der Praxis bewährte Betreuungsassistenten nach- und weiterzuqualifizieren.

Mit freundlichen Grüßen
Frank Haastert
http://www.zukunft-altenpflege.de
http://www.pflegeanbieter.net

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Betreuungskräfte für Demenzkranke in Heimen

Beitrag von Service » 20.08.2008, 14:35

Deutsche Alzheimer Gesellschaft zum Einsatz zusätzlicher Betreuungskräfte für Demenzkranke in Heimen:
Zusätzliche Betreuungskräfte in Heimen müssen menschlich geeignet und fachlich qualifiziert sein


Die "Richtlinie zur Qualifikation und den Aufgaben von zusätzlichen Betreuungskräften in Pflegeheimen" wurde am 19. August 2008 vom Spitzenverband Bund der Krankenkassen (hat sich umbenannt in GKV-Spitzenverband, siehe auch https://www.gkv-spitzenverband.de ) verabschiedet. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft begrüßt die im Rahmen der Pflegereform vorgesehene Stärkung der sozialen Betreuung Demenzkranker in Pflegeheimen und fordert eine Umsetzung, die tatsächlich zu einer besseren Versorgung Demenzkranker führt.

Dazu sagte Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft: "Die soziale Betreuung Demenzkranker in den Heimen ist ebenso wie die Pflege eine wichtige und anspruchsvolle Aufgabe. Demenzkranke brauchen Zuwendung und Sicherheit, sie brauchen Anregung und Aktivität, besonders auch in geselligen Gruppen, um ihre Fähigkeiten zu erhalten und sich wohl zu fühlen. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat dies bereits 2007 in ihrem Plädoyer für die Einführung von Präsenzstrukturen in Pflegeheimen unterstrichen."

Entscheidend ist die sorgfältige Auswahl geeigneter Bewerberinnen und Bewerber für die Qualifizierungs­maßnahmen. Dazu Heike von Lützau-Hohlbein: "Wer an den Qualifizierungsmaßnahmen teilnimmt, muss menschlich geeignet sein, d.h. eine zugewandte Haltung gegenüber demenzkranken alten Menschen mitbringen, und bereit sein, sich Fachwissen anzueignen und sich fortzubilden. Wenn dafür geeignete Arbeitslose gefunden werden, ist das nur positiv. Allerdings sollte klar sein, dass es in erster Linie um eine bessere Betreuung Demenzkranker geht und nicht um eine arbeitsmarktpolitische Maßnahme". Ob die vorgesehenen 100 Stunden Theorie plus 60 Stunden Praxis für Personen ausreichen, die diese Arbeit vielleicht nicht freiwillig tun möchten und möglicherweise gar keine Vorbildung haben, bezweifelt sie.

In den Heimen wird es dann auf eine gute Einbindung ankommen. Heike von Lützau-Hohlbein: "Entscheidend ist, dass die Betreuerinnen und Betreuer in der Praxis nicht allein gelassen werden. Sie müssen von erfahrenen, fachlich qualifizierten Fachkräften angeleitet und begleitet werden und schwierige Betreuungssituationen besprechen können. Auf jeden Fall muss verhindert werden, dass die Betreuungskräfte als Lückenbüßer in der Pflege eingesetzt werden."

Die Stärkung der sozialen Betreuung ist ein wichtiger Schritt zu einer menschenwürdigen Betreuung und Pflege in den Heimen. Doch auch die Pflege muss gestärkt werden und dazu ist mehr gut qualifiziertes Personal notwendig. Ferner müssen die im November 2008 zu erwartenden Ergebnisse des Beirats zur Weiterentwicklung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs zügig umgesetzt werden.

Kontakt:
Deutsche Alzheimer Gesellschaft, Friedrichstraße 236, 10969 Berlin, Tel. 030 / 259 37 95 - 0, mailto:info@deutsche-alzheimer.de, Internet: www.deutsche-alzheimer.de

Hinweis:
Die Reform der Pflegeversicherung wird ein Thema auf dem 5. Kongress der Deutschen Alzheimer Gesellschaft unter dem Motto "Aktiv für Demenzkranke" sein, der vom 9. bis 11. Oktober 2008 in Erfurt stattfinden wird. Information und Akkreditierung von Medienvertretern: http://www.ctw-congress.de/alzheimer

Quelle: PRESSEMITTEILUNG vom 20.8.2008

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Betreuung für eine bessere Versorgung in Pflegeheimen

Beitrag von Service » 20.08.2008, 14:56

Transparenz und zusätzliche Betreuung für eine bessere Versorgung in Pflegeheimen

„Wir setzen auf die Pflege-Ampel, damit jeder auf den ersten Blick sehen kann, ob eine Pflegeeinrichtung unter dem Strich mehr oder weniger gut ist. Denn wer Grün, Gelb oder sogar Rot sieht, weiß Bescheid. Diese Klar-heit sind wir den Pflegebedürftigen und ihren Angehörigen schuldig, denn die Entscheidung für oder gegen eine Pflegeeinrichtung ist oftmals eine der wichtigsten Entscheidungen im Leben der Betroffenen“, so K.-Dieter Voß, Vorstand des GKV-Spitzenverbands.

Der GKV-Spitzenverband hat gemeinsam mit dem Medizinischen Dienst und den kassenartspezifischen bundesweiten Verbänden der Pflegekassen ein komplettes Transparenzkonzept für Pflegeheime entwickelt. Nach diesem Konzept zeigen die drei Ampelfarben, ob eine Einrichtung gute, or-dentliche oder schlechte Qualität bietet. Zusätzlich gibt es Schulnoten, die eine stärkere Differenzierung erlauben. Für das grüne, gelbe oder rote Gesamtergebnis werden die Bereiche Ergebnisqualität Pflege / Soziale Betreuung (mit 80 %), Organisation und Struktur (mit 10 %) und Zufrieden-heit der Bewohner (mit 10 %) einbezogen. Für diese drei Bereiche gibt es wiederum zahlreiche Einzelkriterien, die ebenfalls dargestellt werden kön-nen. So können einerseits Betroffene bzw. deren Angehörige sich die Punkte genauer ansehen, die für sie aus individuellen Gründen besonders wichtig sind, andererseits kann aber auch die Pflegeeinrichtung nachvoll-ziehen, wie es zu der Gesamtnote kam. Damit werden Pflegebedürftige und deren Angehörige durch ein einfaches und klares sowie differenziertes Instrument bei der Auswahl eines geeigneten Pflegeheimes unterstützt. Hierdurch wird ein wesentlicher Beitrag zur Transparenz der Qualität der Pflegeeinrichtungen geleistet. Gleichzeitig werden so Anreize zur Verbesserung der Qualität gesetzt.

Der GKV-Spitzenverband kann die Richtlinien zur Veröffentlichung von Leistungen und deren Qualität der Pflegeeinrichtungen (§ 115 Abs. 1a SGB XI), die bis zum 30.09.2008 vorliegen müssen, jedoch nicht allein beschließen. Vielmehr muss er sie mit der Bundesarbeitsgemeinschaft der überörtlichen Träger der Sozialhilfe, der Bundesvereinigung der kommu-nalen Spitzenverbände und den Vereinigungen der Träger der Pflegeeinrichtungen auf der Bundesebene (ca. 12 Verbände) vereinbaren. „Wir hoffen“, so K.-Dieter Voß, „dass wir uns mit den Vertreterinnen und Vertretern der Pflegeeinrichtungen auf diese weitreichenden Transparenzkriterien einigen können. Ich glaube nicht, dass die Pflegeeinrichtungen in Deutschland diese Transparenz scheuen sollten.“ Ein Beispiel für die von uns angestrebte Form der Veröffentlichung haben wir Ihnen als Anlage beigefügt.

Zusätzliche Betreuungskräfte müssen qualifiziert sein

„Wir wollen, dass die neuen Pflege-Leistungen für Menschen mit besonde-ren Betreuungsbedarfen schnell zur Verfügung stehen. Dazu müssen die Betreuungskräfte im Umgang mit diesen besonderen Personengruppen geschult sein“, so K.-Dieter Voß, Vorstand des GKV-Spitzenverbands.

Die zusätzlichen Betreuungskräfte sollen sich um Menschen mit Demenz, geistig behinderte Menschen und gerontopsychiatrisch veränderte Menschen in stationären Einrichtungen kümmern. Der Einsatz dieser zusätzlichen Betreuungskräfte, die das bereits vorhandene Personal in den stationären Einrichtungen unterstützen und nicht ersetzen sollen, ist in dem Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (vgl. § 87b Abs. 3 SGB XI) vorgesehen.

Die Aufgaben dieser neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegehei-men sind die Betreuung bei und Aktivierung zu Alltagsaktivitäten wie Spaziergängen, Ausflügen, Malen, Basteln, Singen usw. Die erforderliche Qualifikation wird durch ein fünftägiges Orientierungspraktikum, in dem die Eignung geprüft werden kann, einen Basiskurs (100 Stunden), ein Betreuungspraktikum (2 Wochen) sowie einen Aufbaukurs (60 Stunden) er-reicht. Angeboten werden diese Qualifikationskurse von den Arbeitsagenturen, privaten Weiterbildungseinrichtungen und Pflegeheimen. Im Rahmen ihrer Qualifizierung lernen die neuen Betreuungskräfte ganz praktische Dinge, wie z. B. Grundkenntnisse der Kommunikation und Interaktion unter Berücksichtigung der besonderen Anforderungen an die Kommunikation und den Umgang mit diesen besonderen Personengruppen, Grundkenntnisse über Demenzerkrankungen, psychische Erkrankungen und geistige Behinderungen sowie Beschäftigungsmöglichkeiten und Freizeitgestaltung für Menschen mit Demenzerkrankungen. Bereits erworbene Qualifikationen, z. B. als Pflegehelfer oder Krankenschwester, werden angerechnet. Die neuen Betreuer und Betreuerinnen müssen die erforderliche Qualifikation grundsätzlich vor Aufnahme der Arbeit erlangt haben. Lediglich für die Einführungsphase ist es möglich, nach einem Einführungskurs von 30 Stunden die weitere notwendige Qualifikation berufsbegleitend zu erlangen. Diese Übergangsfrist endet am 31. Dezember 2009 und hat den Sinn, dass möglichst schnell möglichst viele bedürftige Menschen das neue Angebot nutzen können.

Am gestrigen Dienstag hat der GKV-Spitzenverband die „Richtlinien zur Qualifikation und zu den Aufgaben von zusätzlichen Betreuungskräften in stationären Pflegeeinrichtungen“ beschlossen. Die Richtlinie liegt jetzt zur Genehmigung im Bundesgesundheitsministerium. Bei der Erarbeitung der Richtlinie wurden vom GKV-Spitzenverband die Deutsche Alzheimergesellschaft, das Kuratorium Deutsche Altenhilfe, das Institut für Gerontologie, die kassenartspezifischen bundesweiten Verbände der Pflegekassen sowie die Bundesvereinigungen der Träger vollstationärer Pflegeeinrichtungen einbezogen.

Quelle: Pressemitteilung vom 20.8.2008
https://www.gkv-spitzenverband.de/uploa ... o_2203.pdf

Anlage zur Pressemitteilung
https://www.gkv-spitzenverband.de/uploa ... E_2204.pdf

Anmerkung:
GKV legt Anforderungen für Alltagsbetreuer in Pflegeheimen fest
Mittwoch, 20. August 2008

Berlin – In der Diskussion um den Einsatz von Arbeitslosen in Pflegeheimen hat der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) Mindestanforderungen für die Qualifikation solcher Kräfte festgelegt. Am Dienstag beschloss der Verband eine Richtlinie, die unter anderem mehrere Praktika, eine Schulung von 160 Stunden und eine jährliche Fortbildung von zwei Tagen für zusätzliche Betreuer in Pflegeeinrichtungen vorschreibt. ...
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=33417

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Betreuung bei Demenz entscheidet über Lebensqualität

Beitrag von Service » 20.08.2008, 15:31

Betreuung bei Demenz entscheidet über Lebensqualität

Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke: Initiative der Bundesagentur für Arbeit darf kein Schnellschuss sein

In der Diskussion um den möglichen Einsatz von Laien in der Betreuung von Demenzkranken warnen Expertinnen des Wittener Instituts für Pflegewissenschaft vor einem übereilten Vorgehen. Die Wissenschaftlerinnen weisen in Übereinstimmung mit zahlreichen Forschungsergebnissen darauf hin, dass die Betreuung von Menschen mit Demenz fundiertes fachliches Wissen erfordert. Gerade die Qualität der Betreuung ist entscheidend für die Lebensqualität der Demenzkranken. Bei einem unangemessenen Umgang reagieren Demenzkranke oft mit Aggression oder Apathie. Sie kommunizieren auf ihre eigene Art und reagieren sehr sensibel. Neben der Demenz leiden sie oft an anderen chronischen Erkrankungen, an Mobilitätseinschränkungen und Essstörungen. Ein nicht fachgemäßer Umgang kann zu lebensgefährlichen Situationen führen.

In Witten wurden, zusammen mit dem Kuratorium Deutsche Altershilfe, Rahmenempfehlungen für herausforderndes Verhalten bei Demenz entwickelt. Herausfordernde Verhaltensweisen Demenzkranker gehören zu den am schwierigsten zu bewältigenden Pflegesituationen. Die Prävalenz, die Häufigkeit, herausfordernden Verhaltens in stationären Einrichtungen wird in der internationalen Literatur sehr unterschiedlich angegeben: von 38 bis 76 Prozent. Untersuchungen zufolge gehören zielloses Herumwandern oder lautes, als störend empfundenes Rufen, zu den häufigsten Verhaltensweisen, gefolgt von Depressivität, Angst und Aggressivität. Aus den mit Bundesmitteln finanzierten Empfehlungen geht hervor, dass die Versorgung bei Demenz erheblicher Fachexpertise bedarf. Um den Betreuungs- und Versorgungsaufgaben gerecht zu werden, nutzen daher Pflegeprofis zahlreiche spezielle Weiterbildungen, beispielsweise zur gerontopsychiatrischen Fachpflege.

In der Pflegepraxis werden immer mehr Betreuungs- oder Präsenzkräfte eingesetzt, um dem wachsenden Anteil dementer Menschen gerecht zu werden. Die Initiative des Bundes, Betreuungsassistenten für Heimbewohner mit hohem Betreuungsbedarf zu fördern, wird in Witten sehr begrüßt. An diese neuen Tätigkeiten sind aber Bedingungen gebunden, die geprüft und wissenschaftlich begleitet werden müssen, damit der Einsatz der Betreuungsassistenten sich nachhaltig positiv entwickelt. Aus Forschung und Praxis ist bekannt, dass bei Demenz Wissen zu Kommunikationstechniken, zu lebensweltlichen Angeboten und zu Krankheitsbildern gebraucht wird. Aber auch persönliche Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Geduld und Stressresistenz sind notwendig. Welche Begleitmaßnahmen für den Einsatz der Betreuungsassistenz im Rahmen von Schulung, fachlicher Begleitung und Aufsicht eingeführt werden müssen, ist noch offen. Schulungen zu Beginn einer neuen Tätigkeit ohne Reflexionsanteile nach den ersten praktischen Erfahrungen haben sich als unwirksam erwiesen, daher müssen Schulungen sich bewusst mit Praxisanteilen abwechseln.

Es ist zu prüfen, wie der Begleit- und Aufsichtsanteil in den Praxiseinrichtungen gestaltet sein muss, um für die Menschen mit Demenz und die Mitarbeiter einen größtmöglichen Nutzen zu erzielen. Da Pflegeeinrichtungen ein breites Erfahrungsspektrum in der Begleitung von ehrenamtlichen Menschen, Praktikanten und ungelernten Mitarbeitern haben, sind deren Einwände in der aktuellen Debatte als wichtiges Erfahrungswissen ernst zu nehmen.

Das Institut für Pflegewissenschaft der Universität Witten/Herdecke unterhält das "Dialogzentrum Demenz" und wird sich an der groß angelegten Forschungsinitiative zu neurodegenerativen Erkrankungen beteiligen.

Quelle: Pressemitteilung vom 20.8.2008
Bernd Frye, Pressestelle
Private Universität Witten/Herdecke gGmbH
Kontakt:
Dr. Angelika Zegelin, M.A., 02302/926-379
Christine Riesner, MScN, 02302/926-308
Sekretariat des Instituts für Pflegewissenschaft, 02302/926-358
pflegewissenschaft@uni-wh.de

Weitere Informationen:
http://www.uni-wh.de/pflege

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Langzeitarbeitslose in der Pflege unproblematisch

Beitrag von Service » 20.08.2008, 15:36

Malteser: Langzeitarbeitslose in der Pflege unproblematisch - Standespolitik der Verbände eine "Frechheit"

Als 'Frechheit' bezeichnet Norbert Klöcker, Leiter Ausbildung der Malteser in Deutschland, die überzogene Kritik von Verbänden und Politikern an den Plänen der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, Langzeitarbeitslose für die Betreuung Demenzkranker einzusetzen.

"Es geht nicht um eine besondere medizinisch-pflegerische Qualifikation, es geht darum, die Kommunikationsmöglichkeiten demenziell Erkrankter zu verstehen und sich darauf einzustellen. Das verständnisvolle Miteinander und die Unterstützung eines Demenzerkrankten bei der Bewältigung des Alltags sind erlernbar. Langzeitarbeitslose sind hierfür genau so geeignet wie andere Menschen, die sich beruflich neu orientieren oder Pflegehilfskräfte, die sich weiterbilden wollen. Da zählt die Einstellung, kein momentaner persönlicher Status", so Klöcker.

Ein entsprechendes Angebot besteht bei den Maltesern bereits seit 2004. Die Pflegehilfsdienst-Ausbildung (jährlich ca. 5.000 Ausbildungen mit 120 Stunden Theorie und 80 Stunden Praktikum) bildet die bewährte Basis und wird durch zwei Module ergänzt: 'Hauswirtschaft und Ernährung' sowie 'Aktivieren, Betreuen, Begleiten' demenziell Erkrankter. Vor dem Hintergrund der aktuellen Diskussionen wurde der Schwerpunkt Demenzerkrankungen im Programm nochmals weiter vertieft.

Die Malteser weisen jedoch darauf hin, dass sie mit ihren Kursen über der Mindestzahl von 160 Stunden liegen. "Unser Angebot umfasst 200 Stunden Theorie und ein 80-stündiges Praktikum. Das wird sich aus qualitativen Gründen bewähren," ist Klöcker überzeugt. Zudem sei die Ausbildung zur Pflegeassistentin bei den Maltesern bundesweit standardisiert, sodass sich die Einsatzstelle darauf verlassen könne.

"Seit Jahren ist die Basisqualifikation der Schwesternhelferin in den Tarifwerken verankert und von Maßnahmefinanzierern gern gesehen," betont Klöcker. Man müsse sich der Realität stellen, dass schon heute in den Pflegeeinrichtungen nur ca. 50 Prozent examinierte Pflegekräfte tätig seien und die übrige Arbeit schon immer von Pflegehelfern und Pfleghelferinnen geleistet werde. Um so wichtiger, dass diese auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit punktgenau vorbereitet werden.

Achtung Redaktionen: Interviews mit Norbert Klöcker, Ausbildungsleiter der Malteser in Deutschland sind möglich. Vermittlung unter 0221 98 22 125 (Claudia Kaminski)

Pressekontakt:
Weitere Informationen:
Dr. Claudia Kaminski
Pressesprecherin
Malteser Hilfsdienst
Telefon 0221/9822-125
Fax 0221/9822-119
Mobil 0160/70 77 689
claudia.kaminski@maltanet.de
http://www.malteser.de

Quelle: Pressemitteilung vom 20.8.2008

Moonlight_Admin

Beitrag von Moonlight_Admin » 20.08.2008, 18:31

Guten Abend,

Da fangen sich doch schon wieder an meine Nacken Haare aufzustellen....
Als 'Frechheit' bezeichnet Norbert Klöcker, Leiter Ausbildung der Malteser in Deutschland, die überzogene Kritik von Verbänden und Politikern an den Plänen der Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt, Langzeitarbeitslose für die Betreuung Demenzkranker einzusetzen.
Es geht doch hier nicht um " Langzeitarbeitslose " oder irgendeine bestimmte Gruppierung von Menschen sondern einzig und allein um die Tatsache das diese Menschen nicht über die nötige Qualifikation verfügen die notwendig ist um ein solches Klientel zu begleiten. Wenn es auf dem Markt und dabei ist doch egal ob derzeit in Stellung oder ohne Menschen mit entsprechender Qualifikation gibt dann ist ja nichts daran auszusetzen wenn sie im Bereich der Betreuung arbeiten. Leider gibt schon alleine das Wort " Langzeitarbeitsloser " im diesem wichtigen Zusammenhang jedem Leser das Gefühl das es hier eher um verschönerungen von Statistiken geht als um den Menschen.
"Es geht nicht um eine besondere medizinisch-pflegerische Qualifikation, es geht darum, die Kommunikationsmöglichkeiten demenziell Erkrankter zu verstehen und sich darauf einzustellen.
Das, Herr Norbert Klöcker, Leiter Ausbildung der Malteser in Deutschland, ist die eigentliche Frechheit. Sich in einer solchen Position die Sie inne haben hinzustellen und allen Erstes zu behaupten das es keine besondere Qualifizierung braucht um Dementiell Erkrante zu verstehen. Wie bitte soll das ohne fachliches Wissen ( und damit meine ich keine Grundkenntnisse ) überhaupt gehen? Ohne zu wissen was eine Demenz denn überhaupt im menschlichen gehirn anrichten kann und auf welche verschiedenen Weisen, gibt ja nicht umsonst verschiedene Demenzformen, oder ? Und wenn ich etwas nicht verstehen kann, wie soll ich mich dann darauf einstellen können ? Eine der lächerlichsten Aussagen im bisherigen Verlauf der Statements.
Man müsse sich der Realität stellen, dass schon heute in den Pflegeeinrichtungen nur ca. 50 Prozent examinierte Pflegekräfte tätig seien und die übrige Arbeit schon immer von Pflegehelfern und Pfleghelferinnen geleistet werde.
und das lieber Herr Klöcker liegt ja wohl an den finanziellen Problemen der heim - und Pflegedienst Betreiber. Durch die politischen Vorgaben sind sie einerseits gezwungen Einsparungen zu treffen und anderseits bekommen sie aufgrund fehlender Verankerungen im System die Freiheit Pflegehelfer und damit günstiges Personal einstellen zu dürfen. Es ist nunmal fakt das eine exam. Kraft teurer ist als ein Pflegehelfer, das liegt in der Natur der Dinge, ansonsten machen Ausbildungen und Qualifikationen nämlich keinen Sinn. Und mal ehrlich, Sie bekommen doch sicher auch nicht das gleiche Gehalt wie ein Pfleger in Ihrem Betrieb. Also bitte immer Vorsicht mit der Aussage das bestimmte Menschen nur Ihren Status berücksichtigen !
Um so wichtiger, dass diese auf ihre verantwortungsvolle Tätigkeit punktgenau vorbereitet werden.
Der einzig gute und Sinnvolle Satz in diesem Statement. Hier unterschreibe ich gern!

mfg
Moonlight
www.krankheitenverstehen.de

Sabrina Merck
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Betreuungsassistenten als Übergangslösung

Beitrag von Sabrina Merck » 21.08.2008, 07:54

Hallo Moonlight,

man spürt in Deinen Beiträge Dein großes Engegament für Demenzkranke und natürlich die zweifelsfrei vorhandene Kompetenz. Meine Anerkennung!

Allerdings geht es hier bei den Betreuungsassistenten gerade nicht um die Dienstleistungen der Fachkräfte (siehe auch 50%-Quote). Es sollen nur zusätzliche, ergänzende Hilfeleistungen ermöglichst werden, natürlich unter Anleitung und Verantwortung der Fachkräfte. Dagegen kann man doch ernstlich nichts einwenden. Immer im Auge behalten: Wir brauchen grundsätzlich mehr Fachpersonal - aber das kommt ja eben nicht, jedenfalls jetzt nicht. Wenn Arbeitslose rekrutiert werden, setzt dies Eignung und Qualifikation voraus, wie bei jedem anderen Bewerber. Es geht also nicht um Sonderkonditionen. Die jetzige Diskussion läuft zum Teil auf eine Diskreminierung der Arbeitslosen hinaus.

Ich kann der nunmehr getroffenen Entscheidung des Kassenverbandes einschließlich der mitwirkungen Verbände zustimmen.

MfG
Sabrina
Dem Pflegesystem und den pflegebedürftigen Menschen muss mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden! Daher:
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haastert
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Re: Betreuungsassistenten als Übergangslösung

Beitrag von haastert » 21.08.2008, 23:35

Ich möchte noch einmal als Diplom-Gerontologe und Pflegemanager folgendes zu bedenken geben:

Fachkraft ist nicht gleich Fachkraft! Es existieren anerkannte Weiterbildungen für Altenpfleger/-innen und Krankenpfleger/-schwerstern im Bereich der Gerontopsychiatrie! Die 50-Prozent Fachkraftquote nach dem Heimgesetz fragt nicht danach, ob Pflegeheime mit anerkannt dementen Bewohnern von gerontopsychiatrisch weitergebildeten Pflegefachkräften betreut und versorgt werden! Kriterium der Fachkraftquote ist, dass allgemein genügend Altenpfleger/-innen und Krankenpfleger/-schwerstern im Heim beschäftigt werden.

Es wird in der derzeitigen Diskussion die Pflege und Betreuung und die dazugehörigen Konzepte für nicht-demenzielle und demenzielle Bewohner
zu "einem Brei" vermengt (so auch Herr Klöckner, wenn er von der "Pflegehilfsdienst"-Ausbildung spricht)! Und das ist der Fehler! Die Anforderungen an die Konzepte für Pflege und Betreuung von dementen Bewohnern sind um einiges höher als für nicht-demente Bewohner! Es geht also im Kern nicht um das Vorlesen, Spazieren gehen, Basteln an sich, sondern um das Pflege- und Betreuungskonzept als Ganzes. Ein Teil dieses Konzeptes werden die "neuen" Betreuungsassistenten darstellen.

Bis heute arbeitet manch ein Heim in diesem Bereich mit "semiprofessionellen" Konzepten und mit unzureichend ausgebildeten Personal (Fach- wie Hilfskräfte). Diese beklagen auffallend häufiger die enorme Pflege- und Betreuungsbelastung als Heime mit professionellen Konzepten und ausreichend qualifizierten Personal. Was also nutzt es, Heimen mit einem "semiprofessionellen" Konzept und mit fehlendem gerontopsychiatrisch qualifiziertem Fachpersonal Betreuungsassistenten zur Seite zu stellen, die mit dem maximalem Minimum qualifiziert wurden?
Und diese klagenden Einrichtungen müssen per Gesetz darauf hinweisen, dass sie die zusätzlichen Betreuungsassistenten im Rahmen einer Dementenbetreuung beschäftigen! Das hat den faden Beigeschmack irreführender Werbung - gesetzlich verordnet!
Anmerkung an dieser Stelle: Wäre ich Heimleiter einer solchen Einrichtung, würde ich sicher versuchen, dieses zusätzliche Betreuungspersonal zu erhalten!

Ich gebe noch etwas zu bedenken. Pflegebedürftige, welche im häuslichen Bereich unter den § 45a SGB XI fallen, erhalten gemäß § 45b SGB XI mindestens 100 Euro monatlich für die zusätzlichen Betreuungsleistungen. Heime erhalten nur für die Bewohner zusätzliche Betreuungsassistenten, welche die Voraussetzungen des § 45a SGB XI erfüllen. Hieraus ergäbe sich eine folgende Rechnung: 25 demente Heimbewohner nach § 45a SGB XI mal 100 Euro im Monat macht 2500 Euro im Monat. Für 2500 Euro würde die Einrichtung garantiert mehr als nur einen 160 Stunden qualifizierten Betreuungsassistenten erhalten! Nur gilt diese 100 Euro-Regelung nicht für die Umsetzung des § 87b SGB XI. Im Ergebnis wird also gespart!

Ich bleibe daher bei meiner Einschätzung: Die Idee des neuen § 87b SGB XI ist gut und sinnvoll, aber die Umsetzung eine Katastrophe.

Mit freundlichen Grüßen

Frank Haastert
www.zukunft-altenpflege.de
www.pflegeanbieter.net

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