Demenziell erkrankte Menschen brauchen mehr Zuwendung

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

Antworten
WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25258
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Demenziell erkrankte Menschen brauchen mehr Zuwendung

Beitrag von WernerSchell » 14.06.2008, 08:30

Mein Brief vom 7.6.2008 an die Rheinische Post Düsseldorf (Auszug):

Sie berichten heute über die Demenzproblematik und titeln „Die Ärzte erkennen Demenz oft viel zu spät“. Sie beziehen sich im Wesentlichen auf Informationen der Alzheimer-Gesellschaft NRW. Grundsätzlich ist Ihr Bericht wichtig und beschreibt eine Problematik, die nach Folgerungen verlangt.
Allerdings beklage ich, dass Sie meine aus der Sicht die Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V. – http://www.pflege-shv.de - in den letzten Monaten wiederholt vorgetragenen Mängel im Pflegesystem, auch bezogen auf die dementiell erkrankten Menschen einschließlich einiger dazu übermittelter Leserzuschriften, komplett ignoriert haben. Die Handlungsnotwendigkeiten gehen nämlich weit über eine sicherlich bessere Qualifizierung der Ärzteschaft hinaus.
Der kürzlich durchgeführte 111. Deutsche Ärztetag hat sich mit dem Thema Demenz ausführlich befasst und die mangelhafte Versorgung der dementiell erkrankten Menschen angesprochen. Besonders bedeutsam erscheint dabei die Feststellung der Ärzteschaft, dass die Pflegebudgets um mindestens 30% aufgestockt werden müssen. Damit geht die Ärzteschaft noch über die Einschätzung des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V., der ein Pflegeminus von rd. 20% benannt hat, weit hinaus. Darauf sollte in einem Bericht zur Demenz eingegangen werden, denn eine verbesserte Versorgung der demenziell erkrankten Menschen verlangt nach einer deutlichen Ausweitung der Zuwendung, die aber ohne personelle Verstärkung unmöglich ist.
Sie finden dazu einige zusammengefasste Informationen in meiner Internetseite:
Die Situation pflegebedürftiger Menschen in der BRD am Beispiel Demenz
Referate auf dem 111. Deutschen Ärztetag 2008 in Ulm

viewtopic.php?p=34633#34633
Gefordert wird u.a. „eine Aufstockung der derzeitigen Personalbudgets um rund 30%.“ Damit geht die Ärzteschaft über die eigenen Forderungen, die bei rund 20% Stellenaufstockung liegen, deutlich hinaus! - Siehe dazu im Forum:
viewtopic.php?t=3917&highlight=stellenschl%FCssel
Da Sie leider meine verschiedenen Hinweise zu einer Berichterstattung bzw. meine Leserzuschriften nicht aufgegriffen haben, sende ich angefügt nochmals eine Leserzuschrift und bin sehr gespannt, ob Sie diese übernehmen.

Leserzuschrift:

Demenziell erkrankte Menschen brauchen mehr Zuwendung

Es ist richtig, dass die verschiedenen mit dementiell erkrankten Menschen befassten Gesundheitsberufe, v.a. Ärzte und Pflegekräfte, umfassender qualifiziert werden müssen. Dazu passt das Bekenntnis auf dem 111. Deutschen Ärztetag, dass die Versorgung der Demenzkranken in Deutschland unzureichend ist, also dringlich einer Verbesserung bedarf.

Besonders bedeutsam erscheint aber die Feststellung der Ärzteschaft, dass die Pflegebudgets um mindestens 30% verbessert werden müssen. Damit geht die organisierte Ärzteschaft noch weit über das hinaus, was der Pflege-Selbsthilfeverband e.V. seit Jahren einfordert, nämlich eine personelle Verstärkung um rd. 20%.

Da die am 1.7.2008 in Kraft tretende Pflegereform trotz vielfältiger gegenteiliger Bekundungen für die dementiell erkrankten Menschen kaum Verbesserungen bei der pflegerischen Versorgung bringt, ist – auch angesichts der demografischen Entwicklung - von einem dringenden Handlungsbedarf auszugehen.


Werner Schell

Anmerkung:
Eine Reaktion der Rheinischen Post hat es bis heute, 14.06.2008, nicht gegeben. So ist das halt. Pflegethemen finden in den Medien überwiegend nur dann Berücksichtigung, wenn es um Skandalisierungen geht!
Zuletzt geändert von WernerSchell am 26.06.2008, 06:47, insgesamt 1-mal geändert.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

conny24
Jr. Member
Beiträge: 99
Registriert: 20.09.2007, 13:54

Pflegeberichterstattung kommt zu kurz

Beitrag von conny24 » 14.06.2008, 11:51

Hallo Herr Schell,
gut, dass Sie den Herren Journalisten deutlich entgegen treten. Die Berichterstattung wg. Pflege halte ich bei Zeitungen und TV für unangemessen (= schlecht). Skandalisierungen stehen im Vordergrund, die Anmahnung grundlegender Veränderungsnotwendigen kommt m.E. klar zu kurz. Und dabei ist eine gute Pflege für immer mehr Menschen wichtig. Die unzureichenden Rahmenbedingungen "bedrücken" die Menschen!
MfG
Conny

Antworten