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Betreuungsrecht und freiheitsentziehende Maßnahmen

Verfasst: 29.04.2008, 15:59
von Service
Freiheitsentziehende Maßnahmen und die hohe Verantwortung rechtlicher Betreuer und Betreuerinnen

Sozialministerin Dreyer hat die Reduzierung freiheitsentziehender Maßnahmen auf das absolut Unverzichtbare seit dem Jahr 2005 auf ihrer Agenda stehen. Die Leistungserbringer und Kostenträger haben sich in ihrer Zielvereinbarung im Mai 2007 ebenfalls dafür ausgesprochen. Auch die rechtlichen Betreuer und Betreuerinnen sind sich ihrer Verantwortung bewusst. Am 7. und 8. April 2008 wurde der Umgang und die Verantwortung rechtlicher Betreuerinnen und Betreuer mit freiheitsentziehenden Maßnahmen als Schwerpunkt bei der landesweiten Fortbildungsveranstaltung der Betreuungsbehörden, Betreuungsvereine sowie der freiberuflichen und gewerblichen Betreuerinnen und Betreuer thematisiert.

Eindrücklich vermittelte Frau Prof. Dr. Bredthauer von der Fachhochschule Frankfurt aus ihrer eigenen Praxiserfahrung - auch als Mitarbeiterin in der Projektgruppe des Redufix-Teams-, dass freiheitsentziehende Maßnahmen vermeidbar sind. Die Professorin erläuterte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern, dass freiheitsentziehende Maßnahmen, wie körpernahe Fixierungen, bewegungseinschränkende- und unterbringungsähnliche Maßnahmen sowie Medikamente als „chemische Fixierung“, fatale Folgen haben können.

Freiheitsentziehende Maßnahmen seien nicht die Lösung eines Problemes, sondern würden eher neue Probleme bei den fixierten Menschen schaffen. Nach dem Stand der Forschung schützten Fixierungsmaßnahmen nicht vor Stürzen und Verletzungen und würden nicht im Umgang mit Verhaltensauffälligkeiten helfen. Im Gegenteil: Fixierungen erhöhten das Verletzungsrisiko, die Stürzhäufigkeit und die Verhaltensauffälligkeit.

Das Ausschöpfen von Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen sorge in allen Fällen für eine Verbesserung der Situation. Frau Prof. Dr. Bredthauer forderte die Betreuerinnen und Betreuer deshalb auf, mutig und verantwortungsvoll zu intervenieren und Alternativen zu freiheitsentziehenden Maßnahmen für die Betreuten anzustreben und durchzusetzen.

Der Umgang mit freiheitsentziehenden Maßnahmen ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Gemeinschaftliche Verantwortung wahrzunehmen und die Gruppenatmosphäre spielen dabei eine wichtige Rolle. Deshalb wird dieses Thema auch seit Herbst 2007 im kommunalen und regionalen Bereich in den Arbeitsgemeinschaften der örtlichen Betreuungsbehörden gemeinschaftlich diskutiert. Zu den Gesprächen werden auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der regional zuständigen Heimaufsichten, der Gesundheitsbehörden und Medizinischen Dienste, die regional zuständigen Betreuungsrichterinnen und -richter sowie die mit Betreuungssachen befassten Rechtspflegerinnen und –pfleger eingeladen.


Die Heim- und Pflegedienstleitungen der regionalen Altenpflegeeinrichtungen sollten bei diesen Gesprächen ebenfalls eingebunden sein, um ihre Erfahrungen und Bedürfnisse im Umgang mit entsprechenden Maßnahmen einzubringen. Erst die inhaltlich und fachlich abgestimmte Vorgehensweise verschafft allen Beteiligten die Sicherheit eines ordentlichen und rechtmäßigen Verfahrens.
Bei Fragen zu diesen Veranstaltungen können Sie sich an Ihre örtliche Betreuungsbehörde oder direkt an Herrn Peter Gilmer bei der überörtlichen Betreuungsbehörde, email: Gilmer.Peter@lsjv.rlp.de wenden.

Vortrag von Prof. Dr. Bredthauer als Download
http://www.menschen-pflegen.de/files/48 ... ehende.pdf

Quelle: Mitteilung vom 29.4.2008

Es muss mehr Personal in die Pflege

Verfasst: 04.05.2008, 12:29
von Karl Büser
Es muss mehr Personal in die Pflege

Hallo,
freiheitsentziehende Maßnahmen müssen mit allen geeigneten anderen Mitteln und Möglichkeiten weitgehend ausgeschlossen werden. Insoweit können alle entsprechenden Bemühungen nur unterstützt und bekräftigt werden.
Allerdings muss auch an dieser Stelle deutlich gesagt werden, dass freiheitsentziehende Maßnahmen oft Ausdruck einer Mangelsituation sind. Personalengpässe führen dazu, dass man nach anderen - scheinbar hilfreichen - Lösungen sucht. Dann kommen leicht die sog. pflegeerleichternden Maßnahmen ins Gespräch. Leider! Aber so ist das.
Wir müssen die Ursachen bekämpfen, auch in Rheinland-Pfalz. Also, mehr Personal muss her!
MfG Karl Büser