
Mit einer Reihe von Publikationen hat das WIdO bereits mehrfach gezeigt, dass wir es in Deutschland nicht mit einem generellen Ärztemangel sondern mit Verteilungsproblemen zu tun haben. Es gibt in Deutschland Regionen, die für eine ärztliche Niederlassung attraktiv sind und solche, die weniger attraktiv sind. Daraus ergibt sich ein Nebeneinander von Regionen, die mit Ärzten überversorgt sind und solchen, in denen es Unterversorgung gibt oder eine solche droht. Dabei sind gerade die fachärztlichen Bereiche von zum Teil deutlicher Überversorgung geprägt. Insgesamt zeigt sich immer wieder, dass es in Deutschland nach Maßgabe der Bedarfsplanung sogar zu viele Ärzte gibt.
Um die weiterhin laufende Diskussion um dieses Thema und mögliche Lösungen für bestehende oder drohende Probleme sachlich zu führen, werden in der vorliegenden Publikation aktuelle Zahlen und Fakten zur Verfügung gestellt. Neben der allgemeinen Arztdichte und deren Entwicklung geht es zentral um die ambulante ärztliche Versorgung, die von Vertragsärzten für die Versicherten der gesetzlichen Krankenversicherung in Deutschland geleistet wird. Mit dem Ärzteatlas 2016 legt das WIdO das regionale Versorgungsangebot erneut umfassend offen. Für 23 Arztgruppen werden aktuelle regionale Versorgungsgrade kartografisch ausgewiesen und so auch das Ausmaß an Über- und Unterversorgung differenziert dargestellt. Unter anderem zeigt sich, dass zahlreiche Ärzte und Psychotherapeuten über der Versorgungsgradgrenze von 140 % tätig sind; hier soll nach dem Willen des Gesetzgebers der Antrag auf Durchführung eines Nachbesetzungsverfahrens nach Ausscheiden des Praxisinhabers vom Zulassungsausschuss abgelehnt werden, wenn eine Nachbesetzung aus Versorgungsgründen nicht erforderlich ist.
Die dargestellte Versorgungslage nimmt als Grundlage die aktuell gültigen Kennziffern der vertragsärztlichen Bedarfsplanung, so wie sie vom Gemeinsamen Bundesausschuss beschlossen und in der Bedarfsplanungsrichtlinie dokumentiert sind. Dabei werden regionale Abweichungen, die von den Zulassungsausschüssen auf Landesebene vorgenommen wurden, berücksichtigt.
Angaben zur Publikation
Joachim Klose, Isabel Rehbein:
Ärzteatlas 2016 – Daten zur Versorgungsdichte von Vertragsärzten. Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Berlin 2016.
Quelle: http://www.wido.de/aerzteatlas2016.html
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Ärzte Zeitung vom 20.07.2016:
AOK-Studie
Arztdichte steigt, Verteilung problematisch
Ärzte und Kassen ringen um die Deutungshoheit über das Ausmaß des Ärztemangels. In einem Punkt herrscht Einigkeit. Hausärzte werden in den kommenden Jahren dringend benötigt.
Von Anno Fricke
BERLIN. Seit 1980 hat sich die Arztdichte in Deutschland mehr als verdoppelt. Mit 4,1 praktizierenden Ärzten je 1000 Einwohner liegt die Bundesrepublik im internationalen Vergleich auf einem Spitzenplatz. Zu diesem Ergebnis kommt der Ärzteatlas des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO).
Nach den aktuellen Regeln der Bedarfsplanung überträfen alle Arztgruppen ihr Soll um knapp ein Drittel. Es gebe keinen Ärztemangel, sondern Überversorgung, stellte das WIdO am Dienstag fest.
… (weiter lesen unter) …. http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=916 ... aft&n=5119