Italien: Sterbehilfe-Debatte nach Tod von Wachkomapatientin Eluana Englaro
Udine / Rom (ALfA). Die nach einem Autounfall seit 17 Jahren im Wachkoma gelegene Italienerin Eluana Englaro ist tot. Sie starb am 9. Februar in einem Pflegeheim in Udine, vier Tage nachdem die kuenstliche Ernaehrung auf Verlangen des Vaters eingestellt worden waren. Dieser hatte hierzu mehrere Prozesse gefuehrt und zuletzt per Gerichtsbeschluss die Zustimmung fuer den Nahrungsentzug erhalten. Zur Begruendung fuehrte das Gericht den vermeintlichen Patientenwillen, der sich in ihrem Falle auf muendliche Aussagen des Vaters stuetzte, und die Feststellung, dass ein Koma irreversibel ist, an. Laut Obduktionsbericht starb Eluana Englaro im Alter von 38 Jahren nun an einem Herzstillstand in Folge von Fluessigkeitsmangel. Die italienischen Behoerden hatten nach ihrem Tod auch eine Untersuchung der Klinik angeordnet.
Schon seit geraumer Zeit hatte das Schicksal der Italienerin eine hitzige Debatte bis in hoechste Regierungskreise ueber Sterbehilfe entfacht. Mit einem am 6. Februar beschlossenen Dekret wollte Ministerpraesident Silvio Berlusconi den Abbruch der kuenstlichen Ernaehrung fuer die Frau in letzter Minute untersagen. Damit sollten die Aerzte zu lebenserhaltenden Massnahmen verpflichten werden, doch Staatspraesident Giorgio Napolitano weigerte sich, das Eildekret gegenzuzeichnen. Zuvor hatte sich auch der Vatikan eingeschaltet und gegen die Einstellung der kuenstlichen Ernaehrung protestiert. Vor der Klinik kam es wiederholt zu Auseinandersetzungen zwischen Sterbehilfegegnern und -befuerwortern. Nach der Weigerung der Gegenzeichnung wollte Berlusconi daraufhin mit einem Eilgesetz den Tod der Frau verhindern. Deshalb sollte noch am Montagabend ueber den Entwurf beraten werde. Nachdem dann der Gesundheitsminister in der Parlamentskammer den Tod Englaros bekannt gab, kam es im Parlament zu heftigen Auseinandersetzungen und Schuldvorwuerfen. Nun soll vom Parlament eine umfassende Regelung zu Patientenverfuegungen verabschiedet werden, die es bislang noch nicht gibt.
Eluana Englaro wurde am 12. Februar unter Begleitung von ca. 500 Menschen im Bergdorf Paluzza beigesetzt. Medienberichten zufolge nahmen die Eltern der Verstorbenen nicht an der Zeremonie teil, da sie nicht mehr in der Oeffentlichkeit auftreten wollten. Stattdessen nahmen sie kurz vor dem Begraebnis von ihrer Tochter Abschied.
Weitere Informationen:
Der Tod Eluanas spaltet Italien
Von Guido Horst
Die Haelfte des Landes sieht im "Protokoll" ihrer Toetung das Vorbild fuer die zukuenftige Zulassung der Euthanasie
DIE TAGESPOST 12.02.09
http://www.die-tagespost.de/2008/index. ... 2&Itemid=1
Der Tod der Komapatientin Eluana wuehlt Italien auf
Von Paul Badde
Nach 17 Jahren im Wachkoma und vier Tagen ohne Ernaehrung ist Eluana Englaro gestorben. Der Vater der heute 38-Jaehrigen hatte seit Jahren vor Gericht um Sterbehilfe fuer seine Tochter gekaempft, deren Aerzte die kuenstliche Ernaehrung der Frau gestoppt hatten. Ein Praezedenzfall, der Italien polarisiert.
WELT Online 11.02.09
http://www.welt.de/vermischtes/article3 ... n-auf.html
Italien: Gerichtsurteil zu Komapatientin entfacht erneut Sterbehilfedebatte
ALfA-Newsletter 29/08 vom 26.07.2008
http://www.alfa-ev.de/aktuelles/archiv- ... 67e1364a2b
Quelle: Aktion Lebensrecht fuer Alle (ALfA) e.V. - ALfA-Newsletter 06/09 vom 14.02.2009