Hoppe: „Den Weg in den Arztberuf wieder frei machen“
Symposium zu den Ursachen des Ärztemangels und den Rahmenbedingungen des Arztberufs
„Wir müssen den Weg in den Arztberuf wieder frei machen. Die Rahmenbedingungen für den Arztberuf müssen endlich so gestaltet werden, dass die angehenden Ärzte in der Betreuung und Behandlung von Patienten wieder ihrer Berufung finden. Es geht um die Motivation einer ganzen Generation nachwachsender Ärztinnen und Ärzte. Eine Gesellschaft des langen Lebens braucht Ärzte in Klinik und Praxis und nicht in anderen Berufsfeldern, sonst bricht die Versorgung ein“, mahnte Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer, heute auf dem Symposium der Bundesärztekammer „Demografischer Wandel und ärztliche Versorgung in Deutschland“. Der Kammerpräsident forderte die Politik auf, den zukünftigen ärztlichen Versorgungsbedarf prioritär zu diskutieren und konkrete Ziele in einem Koalitionsvertrag zu verankern.
„Immer mehr ausgebildete Ärzte entscheiden sich gegen eine kurative Tätigkeit und wandern in alternative Berufsfelder oder ins Ausland ab. Die Zahl derjenigen, die ihr Studium erfolgreich beenden, dann aber nicht in die Weiterbildung am Krankenhaus einsteigen, ist erschreckend hoch: ca. 20 Prozent. Zum Teil unzumutbare Arbeitsbedingungen, eine als ungerecht empfundene Bezahlung und die häufige Unvereinbarkeit von Beruf und Familie wirken abschreckend. Hinzu kommt ein Übermaß an bürokratischen und administrativen Aufgaben. Diese Hürden für Berufseinsteiger müssen wir dringend abbauen“, forderte BÄK-Vizepräsident Dr. Frank Ulrich Montgomery. Die Rahmenbedingungen müssten sich ändern, wenn man keine Zunahme von Wartelisten, Mehrklassenmedizin als Ausdruck des Mangels und eine Ausdünnung der ambulanten Versorgung in der Fläche akzeptieren will. „Wenn wir die jungen Menschen wieder für unsere Arbeit begeistern wollen, müssen wir die Bedingungen auch ihren Bedürfnissen anpassen“, so Montgomery.
„Der Trend zur Arbeitszeitverkürzung und die sogenannte Feminisierung der ärztlichen Profession bedingen zudem, dass das schon gesunkene Arbeitsvolumen auf mehrere Köpfe verteilt werden muss. Da aber zeitgleich die Arbeitslast steigt, kommt es zu einer zunehmenden Verdichtung von Arbeit, Überlastung und Demotivation von Ärzten“, sagte Prof. Dr. Christoph Fuchs, Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer. Gerade aber weil sich der Versorgungs- und Finanzierungsbedarf insbesondere der älteren Patienten schon bald deutlich erhöhen wird, müsste jetzt umgesteuert werden. „Wir brauchen endlich eine Wertschätzung ärztlicher Arbeit, mehr Stellen in den Kliniken, Abbau von Überstunden und Bürokratie, eine bessere Bezahlung und endlich mehr Angebote für die Kinderbetreuung in den Krankenhäusern“, so Fuchs.
Auf dem heutigen Symposium „Demografischer Wandel und ärztliche Versorgung in Deutschland“ diskutieren Vertreter von Ärzteschaft, Krankenhäusern, Bundes- und Landesministerien sowie der Medizinstudierenden über die Ursachen des Ärztemangels, den zukünftigen Bedarf an Ärzten und die Erwartungen der Nachwuchsmediziner. Gemeinsam wollen die Teilnehmer die dringlichsten Probleme ansprechen und mögliche Lösungsansätze aufzeigen.
Grußwort von Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer [PDF]
http://www.bundesaerztekammer.de/downlo ... sHoppe.pdf
Statement von Prof. Dr. Christoph Fuchs, Hauptgeschäftsführer der Bundesärztekammer: "Rahmenbedingungen: Was muss sich ändern?" [PDF]
http://www.bundesaerztekammer.de/downlo ... 7Fuchs.pdf
Statement von Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vizepräsident der Bundesärztekammer [PDF]
http://www.bundesaerztekammer.de/downlo ... gomery.pdf
Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 27.8.2009
http://www.bundesaerztekammer.de/page.a ... .7648.7676
Ärztemangel - Weg in den Arztberuf frei machen
Moderator: WernerSchell
Ärztemangel und Überkapazitäten
Wer von Ärztemangel redet, sollte auch von Überkapazitäten sprechen!
Regionale Engpässe müssen behoben werden
Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) hat die pauschalen Äußerungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zum Ärztemangel zurückgewiesen. "Es gibt keinen generellen Ärztemangel, sondern höchstens regionale Engpässe, die zu beheben sind", erklärte Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender des vdek. Hier seien vor allem die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in den Ländern gefordert, gemeinsam mit den Krankenkassen intelligente Lösungsvorschläge zu entwickeln und die ländlichen Regionen für die Ärzte attraktiv zu machen. "Wer von Unterversorgung redet, sollte auch von den Überkapazitäten vor allem in den Städten reden und die Patienten nicht verunsichern", so der Vorstandsvorsitzende.
Die Zahl der ambulant tätigen Ärzte ist in den letzten 20 Jahren um 50 Prozent gestiegen (von 92.289 im Jahr 1990 auf 137.538 im Jahr 2007). 89 Prozent aller Planungsbereiche sind überversorgt, zehn Prozent sind regelversorgt. Die meisten Planungskreise sind für Neuniederlassungen gesperrt. In weniger als einem Prozent aller Planungskreise wurde eine bestehende oder unmittelbar drohende Unterversorgung festgestellt.
Vor diesem Hintergrund sei es unverantwortlich, von generellen Engpässen zu sprechen. Vielmehr müsse es darum gehen, Überkapazitäten auf der einen Seite abzubauen und in schlechter versorgte Gebiete umzuleiten. Bereits heute seien entsprechende Steuerungsinstrumente, wie zum Beispiel Zuschläge für unterversorgte und Abschläge für überversorgte Gebiete, im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) vorhanden. Diese differenzierten Punktwerte müssten kurzfristig umgesetzt werden, Übergangsfristen, wie die KBV sie fordert, seien nicht zielführend. "Wer Zuschläge für Unterversorgung fordert, muss auch Abschläge bei Überversorgung akzeptieren!", so Ballast.
Auch im internationalen Vergleich nimmt Deutschland hinsichtlich der Arztdichte eine Position im vorderen Mittelfeld ein. Auf 100.000 Einwohner kommen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 345 Ärzte. Nur in Griechenland (500), Belgien (422) und Italien (365) gibt es mehr Ärzte. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Zahl der Einwohner in Deutschland bis 2050 deutlich zurückgehen. Auch dieser Trend ist bei der Bedarfsplanung zu berücksichtigen. "Wir werden mehr Ärzte brauchen, die sich speziell mit geriatrischen Erkrankungen auskennen. Auch hier muss umgesteuert werden", so Ballast abschließend.
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Quelle: Pressemitteilung vom 5.1.2010
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
Askanischer Platz 1
10963 Berlin
Tel.: 0 30 / 2 69 31 - 0 (Zentrale)
Fax: 0 30 / 2 69 31 - 29 00 (Zentrale)
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Ansprechpartnerin: Michaela Gottfried
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E-Mail: presse@vdek.com
Regionale Engpässe müssen behoben werden
Der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) hat die pauschalen Äußerungen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zum Ärztemangel zurückgewiesen. "Es gibt keinen generellen Ärztemangel, sondern höchstens regionale Engpässe, die zu beheben sind", erklärte Thomas Ballast, Vorstandsvorsitzender des vdek. Hier seien vor allem die KBV und die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) in den Ländern gefordert, gemeinsam mit den Krankenkassen intelligente Lösungsvorschläge zu entwickeln und die ländlichen Regionen für die Ärzte attraktiv zu machen. "Wer von Unterversorgung redet, sollte auch von den Überkapazitäten vor allem in den Städten reden und die Patienten nicht verunsichern", so der Vorstandsvorsitzende.
Die Zahl der ambulant tätigen Ärzte ist in den letzten 20 Jahren um 50 Prozent gestiegen (von 92.289 im Jahr 1990 auf 137.538 im Jahr 2007). 89 Prozent aller Planungsbereiche sind überversorgt, zehn Prozent sind regelversorgt. Die meisten Planungskreise sind für Neuniederlassungen gesperrt. In weniger als einem Prozent aller Planungskreise wurde eine bestehende oder unmittelbar drohende Unterversorgung festgestellt.
Vor diesem Hintergrund sei es unverantwortlich, von generellen Engpässen zu sprechen. Vielmehr müsse es darum gehen, Überkapazitäten auf der einen Seite abzubauen und in schlechter versorgte Gebiete umzuleiten. Bereits heute seien entsprechende Steuerungsinstrumente, wie zum Beispiel Zuschläge für unterversorgte und Abschläge für überversorgte Gebiete, im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) vorhanden. Diese differenzierten Punktwerte müssten kurzfristig umgesetzt werden, Übergangsfristen, wie die KBV sie fordert, seien nicht zielführend. "Wer Zuschläge für Unterversorgung fordert, muss auch Abschläge bei Überversorgung akzeptieren!", so Ballast.
Auch im internationalen Vergleich nimmt Deutschland hinsichtlich der Arztdichte eine Position im vorderen Mittelfeld ein. Auf 100.000 Einwohner kommen nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 345 Ärzte. Nur in Griechenland (500), Belgien (422) und Italien (365) gibt es mehr Ärzte. Aufgrund der demografischen Entwicklung wird die Zahl der Einwohner in Deutschland bis 2050 deutlich zurückgehen. Auch dieser Trend ist bei der Bedarfsplanung zu berücksichtigen. "Wir werden mehr Ärzte brauchen, die sich speziell mit geriatrischen Erkrankungen auskennen. Auch hier muss umgesteuert werden", so Ballast abschließend.
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Quelle: Pressemitteilung vom 5.1.2010
Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek)
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10963 Berlin
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