Versorgung psychisch Kranker im Fokus

Arbeits- und Arbeitsschutzrecht, Allgemeine Rechtskunde (einschließlich Staatsrecht), Zivilrecht (z.B. Erbrecht)

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Versorgung psychisch Kranker im Fokus

Beitrag von Presse » 25.05.2011, 07:00

STUDIE 2011/02
Versorgung psychisch Kranker im Fokus
DGPPN stellt erste Ergebnisse einer bundesweiten Studie zur Analyse der Versorgung bei Depression vor

Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdoppelt. Obwohl in der Diagnostik und Behandlung von psychischen Erkrankungen einschließlich der Depressionen in den letzten Jahren Fortschritte erzielt wurden, gibt es noch immer ein großes Verbesserungspotenzial. Die Bundesärztekammer hat deshalb der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) ein Forschungsprojekt zur anonymisierten Zusammenführung von Routinedaten von DAK und zwei weiteren Krankenkassen, und der Deutschen Rentenversicherung Bund zur Analyse des Versorgungsgeschehens im Bereich psychischer Störungen zuerkannt.

Ziel ist es, Ansatzpunkte für eine Optimierung der Versorgung von Menschen mit psychischen Störungen zu identifizieren. Das Projekt wurde anlässlich eines übergreifenden wissenschaftlichen Symposiums der DAK sowie der DGPPN in Berlin vorgestellt. DAK-Chef Herbert Rebscher betonte auf der Veranstaltung: „Nur eine Kasse, die fortlaufend Erkenntnisse über Stärken und Schwächen in der Versorgung gewinnt, kann erfolgreich eine bessere Qualität im Gesundheitssystem organisieren. Deshalb unterstützen wir dieses Forschungsprojekt“.

Aufdeckung möglicher Versorgungsmängel
Ziel des Projektes ist es, eine Datengrundlage zu schaffen, die die Versorgung psychisch Kranker über einen Zeitraum von drei Jahren (2005-2007) detailliert beschreibt. Dabei sollen Hinweise für eventuelle Versorgungsprobleme (Über-, Unter- und Fehlversorgung) aufgedeckt werden. Anhand der Diagnosen wird aufgezeigt, welche Patientengruppen von welchen Gesundheitsdienstleistern (Hausärzte, Fachärzte, Krankenhaus, Reha-Klinik) behandelt werden. Dabei wird auch analysiert, wie lange die Therapie dauert und welches Ergebnis erzielt wird. Wichtige Kriterien für die Messung des Behandlungsergebnisses sind beispielsweise die Arbeitsunfähigkeitsdauer oder die stationäre Wiederaufnahmerate. „Mit dieser Analyse lassen sich Schnittstellenprobleme erkennen, die beispielsweise beim verzögerten Übergang in eine Reha-Maßnahme entstehen können“, erläutert der Projektleiter Professor Wolfgang Gaebel von der DGPPN den konzeptionellen Ansatz. Die Kenntnis dieser mangelnden Vernetzung solle dazu führen, zielgerichtet neue Strategien zu deren Überwindung zu entwickeln, so Gaebel.

Erste Ergebnisse zeigen, dass 98 Prozent der Untersuchungsgruppe ambulante Kontakte zum medizinischen Versorgungssystem aufgrund einer psychischen Störung hatten. Allerdings hatten davon nur knapp 40 Prozent Kontakt zu einer psychiatrischen, psychosomatischen oder psychologischen Berufsgruppe (unter anderem Nervenärzte, Psychiater, Ärzte für Psychotherapie, Psychologische Psychotherapeuten).

Identifizierung ungünstiger Krankheitsverläufe und regionale Benchmark-Vergleiche
Neben der genauen Kenntnis des Versorgungsgeschehens geht es auch darum, Anhaltspunkte für ungünstige Behandlungsverläufe zu identifizieren. Diese sind beispielsweise durch eine erhöhte Anzahl von Arbeitsunfähigkeitstagen oder durch die Gewährung einer Erwerbsminderungsrente gekennzeichnet. Auch hieraus lassen sich Rückschlüsse über Optimierungspotenziale oder Präventionsmaßnahmen ableiten.
Auch durch regionale Vergleiche lassen sich Hypothesen für unterschiedliche Versorgungsabläufe ableiten. Die Daten dürften auch für die Krankenhausbedarfsplanung der Länder sowie die Versorgungsplanung der Kassenärztlichen Vereinigungen von Bedeutung sein. Auch dezentrale Ansätze wie beispielsweise Behandlungskonzepte der Integrierten Versorgung dürften von den Ergebnissen profitieren.

Datenauswertung durch das IGES Institut – Vorläufige erste Ergebnisse
Das Berliner IGES-Institut führt zur Zeit die statistischen Analysen zur Versorgungssituation psychisch Erkrankter durch. Vorläufige erste Ergebnisse zeigen, dass für knapp 3,3 Millionen der insgesamt zehn Millionen Versicherten der beteiligten Kassen eine oder mehrere psychische Erkrankungen dokumentiert wurden. Für fast alle 3,3 Millionen Betroffenen lag neben der psychischen Erkrankung gleichzeitig auch eine weitere körperliche Krankheitsdiagnose vor. Für etwa sechs Prozent der 3,3 Millionen Erkrankten wurden stationäre Aufenthalte mit Hauptdiagnose einer psychischen Störung dokumentiert.

Arbeitsunfähigkeit oder Frühberentung
Von den 3,3, Millionen Betroffenen waren 22 Prozent aufgrund einer psychischen Erkrankung zeitweilig arbeitsunfähig. 1,5 Prozent waren wegen einer psychischen Störung berentet. Für diejenigen, die von Arbeitsunfähigkeit aufgrund psychischer Störungen betroffen waren, entfiel durchschnittlich auf 2,5 Versichertenjahre eine Arbeitsunfähigkeit mit Diagnose einer psychischen Störung.

„Die hier vorgestellten ersten und vorläufigen Ergebnisse zeigen die hohe Betroffenenzahl und geben Einblicke in die Versorgungssituation von Menschen mit psychischen Störungen“, bilanziert Wolfgang Gaebel.

„Im Hinblick auf die gesetzlich vorgeschriebene Begleitforschung zum neuen psychiatrisch-psychosomatischen Entgeltsystem bieten die Ergebnisse wichtige Daten zur Darstellung der Versorgungssituation vor Einführung des neuen Entgeltsystems“, betont DAK-Chef Rebscher.

Die differenzierten Daten und Ergebnisse der Untersuchung werden voraussichtlich 2012 vorgestellt.

Das wissenschaftliche Symposium wurde mit freundlicher Unterstützung des pharmazeutischen Unternehmens Lilly durchgeführt.

Quelle: Pressemitteilung vom 24.05.2011
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Psychische Gesundheit stärken

Beitrag von Presse » 25.06.2011, 06:57

Psychische Gesundheit stärken: Handlungshilfe für Führungskräfte

(Quelle: Inqa) Die Zunahme psychischer Erkrankungen bei Mitarbeitern aller Hierarchiestufen wird in immer mehr Betrieben als Problem wahrgenommen, doch mit Lösungen tun sich viele Führungskräfte verständlicherweise schwer: Die Ursachen für psychische Belastungen sind komplex und wirken auf die Mitarbeiter in ganz unterschiedlicher Weise. Was Führungskräfte tun können, um Umfang und Ursachen psychischer Belastungen zu identifizieren und wie erste erfolgreiche Schritte zur Förderung psychischer Gesundheit im Betrieb aussehen können, beschreibt die jetzt im Rahmen des INQA-Projektes "Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt psyGA-transfer" erschienene Handlungshilfe für Führungskräfte "Kein Stress mit dem Stress".

Eine Stärke der Handlungshilfe liegt in der Vielseitigkeit der Informationen: Sie verzichtet auf lange theoretische Erklärungen, sondern verbindet Faktenwissen mit Stellungnahmen führender Wissenschaftler zu konkreten Fragen, vor allem aber bietet sie Checklisten, Tests und Fallbeispiele, die zeigen, dass erfolgreiches Handeln auch bei ganz unterschiedlichen betrieblichen Strukturen möglich ist und ohne problematische Reibungsverluste in den unternehmerischen Alltag implementiert werden kann.

Der eigentliche Ratgeberteil umfasst zwei Kernbereiche: Der erste beschäftigt sich mit der Frage, wie Führungskräfte die Ressourcen ihrer Mitarbeiter ausbauen und Stress aktiv abbauen können. Ergänzt wird dieser Bereich durch eine kursive Darstellung der gesetzlich beschriebenen Fördermöglichkeiten und, nicht zuletzt, um einen Ratgeber zum Umgang mit Mitarbeitern, deren Arbeitsfähigkeit durch psychische Erkrankungen schon eingeschränkt ist.

Der zweite Kernbereich stellt die Führungskräfte selbst in den Blickpunkt. Denn mit zunehmender Verantwortung wächst auch die Gefahr von Überlastungsstörungen, Höchstbelastungen und zeitlich entgrenzte Arbeit sind - oder scheinen - kaum vermeidbare "Tätigkeitsmerkmale" für Führungskräfte auf allen Ebenen zu sein. Mit der Folge, dass bewusster Stressausgleich dauerhaft zu kurz kommt und Burn-Out, Depressionen oder Angstzustände zunehmend häufig auftreten - und fast genauso häufig solange ignoriert werden, "bis nichts mehr geht". Mit sieben praxisnahen Anregungen für den Arbeitstag liefert die Handlungshilfe Führungskräften erste Ansätze, sich konstruktiv mit ihrer Situation auseinander zu setzen, ohne dabei konkrete Handlungsvorgaben zu bekommen - denn auch für Führungskräfte gilt: Ursachen und Auswirkungen psychischer Belastungen können nicht pauschal beschrieben werden, sondern nur im Zusammenhang mit der jeweiligen Persönlichkeit und ihrer sozialen und beruflichen Situation.

Neben den beiden Handlungshilfen für Führungskräfte und Beschäftigte wurden im Projekt psyGA zwei weitere Praxisinstrumente erstellt:

· Ein Modell aus 19 Einzelkriterien, die - zusammengenommen - ein umfassendes Bild der Qualität der Förderung psychischer Gesundheit in der Organisation ergeben.

· Ein Selbstcheck, der Praktiker dabei unterstützt, den IST-Stand von Organisationen im Bereich der Förderung psychischer Gesundheit einzuschätzen und daraus Anhaltspunkte für die Verbesserung der Praxis ableiten zu können.

Weitere Informationen und alle vier Broschüren in der PDF-Version zum Download erhalten Sie unter http://www.dnbgf.de

Quelle: Mitteilung vom 25.06.2011
Verband Kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Rheinland-Westfalen-Lippe
Weißenburger Straße 12
44135 Dortmund
Tel.: 0231/ 579743
Fax: 0231/ 579754
E-Mail: info@vkm-rwl.de

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Zeitmangel der Hausärzte führt zu mehr Arztbesuchen

Beitrag von Presse » 05.07.2011, 06:21

Zeitmangel der Hausärzte führt zu mehr Arztbesuchen

Studie: Menschen mit psychischen Erkrankungen füllen die Hausarztpraxen

Mit 18 Arztbesuchen pro Jahr halten die Deutschen den weltweiten Rekord. Das Institut für Allgemeinmedizin am Klinikum rechts der Isar der TU München konnte belegen, dass es in erster Linie Patienten mit psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen sind, die häufig ihren Hausarzt aufsuchen.
Jeder Deutsche ging im Jahr 2008 laut einer Studie der Barmer GEK knapp 18 Mal zu einem Arzt. Die Arbeitsgruppe von Prof. Antonius Schneider, dem Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der TU München am Klinikum rechts der Isar, suchte nach einer Erklärung für diese hohe Zahl. Für ihre Untersuchung werteten die Wissenschaftler die Zahlen von 1000 Patienten in 13 Hausarztpraxen in Oberbayern aus dem Jahr 2010 aus. Sie erhoben die Anzahl der hausärztlichen Kontakte, der Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und Überweisungen.

Die Ergebnisse bestätigten mit 15,3 Arztbesuchen und 3,8 Überweisungen jährlich die Kontaktrate aus dem Jahr 2008 weitgehend. Weiter fanden die Forscher heraus, dass besonders Patienten mit psychischen oder psychosomatischen Erkrankungen häufig zum Arzt gehen. Darüber hinaus war bei diesen die Wahrscheinlichkeit für außergewöhnlich lange Arbeitsunfähigkeit (länger als zwei Wochen jährlich) fünf Mal höher als bei den anderen Patienten. „In deutschen Hausarztpraxen bleibt dem Mediziner durchschnittlich nur sechs bis zehn Minuten Zeit pro Patient. Kein Wunder also, dass diese Patienten immer wieder kommen, bis die Ursachen ihrer komplexen gesundheitlichen Störungen ausreichend erkannt und behandelt werden“, so Prof. Schneider.

Auf gesundheitspolitischer Ebene wird derzeit viel über eine verpflichtende Kodierung aller Diagnosen diskutiert. Um die zahlreichen Konsultationen nach den so genannten Ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) abrechnen zu können, müssten die Ärzte eine Unmenge von Diagnosen sammeln, die jedoch die hausärztliche Arbeit nicht abbilden können. „Auf Praxisebene macht das wenig Sinn – die Bürokratie würde nur noch mehr von der für die Patienten notwendigen Gesprächszeit wegnehmen“, schlussfolgert Prof. Schneider.

Die Arbeit erschien in BMC Family Practice 2011 Jun 18;12(1):51.

Quelle: Pressemitteilung vom 04.07.2011
Tanja Schmidhofer Pressestelle
Klinikum rechts der Isar der Technischen Universität München

URL dieser Pressemitteilung: http://idw-online.de/de/news431431

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Kliniken behandeln immer mehr psychisch Kranke

Beitrag von Presse » 26.07.2011, 10:15

BARMER GEK Pressemitteilung vom 26. Juli 2011

BARMER GEK Report Krankenhaus 2011
Kliniken behandeln immer mehr psychisch Kranke


Berlin - Immer mehr Menschen kommen wegen psychischer Störungen ins Krankenhaus. Laut dem am 26. Juli in Berlin vorgestellten BARMER GEK Report Krankenhaus 2011 hat ihre Zahl in den letzten zwanzig Jahren um 129 Prozent zugenommen. Waren 1990 noch rund 3,7 von tausend Versicherten betroffen, so wurden 2010 bereits 8,5 gezählt. Noch schneller stieg die Zahl der Patienten, die speziell wegen Depressionen und anderer affektiver Störungen im Krankenhaus behandelt wurden. Hier beträgt das Plus seit dem Jahr 2000 rund 117 Prozent.

Der Anstieg der Behandlungstage wäre noch deutlicher ausgefallen, wenn nicht gleichzeitig die Verweildauer pro Fall merklich reduziert worden wäre: von 45 auf 31 Tage. "Es ist beachtlich, in welchem Umfang sich deutsche Krankenhäuser mittlerweile um die Versorgung psychisch kranker Menschen kümmern. Dennoch muss man fragen, ob jeder Fall ins Krankenhaus gehört", so der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der BARMER GEK, Dr. Rolf-Ulrich Schlenker. Nicht immer sei die vollstationäre Versorgung die beste Lösung. Vieles spreche für eine stärkere wohnortnahe Versorgung durch ein und dasselbe Behandlungsteam im ambulanten oder teilstationären Bereich. "Nirgendwo sonst sind individuelle Behandlungskonzepte und sektorenübergreifende Ansätze dringlicher als im Bereich der psychischen Erkrankungen."

Jeder Fünfte nach drei Monaten wieder im Krankenhaus

Für ein besseres Schnittstellenmanagement spricht auch ein anderes Ergebnis: Für Patienten mit psychischen Störungen ist die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Krankenhausaufenthalts relativ hoch. Innerhalb der ersten zwei Jahre nach Entlassung werden 30 Prozent unter derselben psychischen Diagnose wieder eingewiesen, 39 Prozent wegen einer beliebigen anderen psychischen Erkrankung. Dabei wird ein Drittel dieser Patienten bereits in den ersten 30 Tagen wieder aufgenommen, knapp die Hälfte in den ersten drei Monaten. Der Verdacht, dass für die hohe Wiedereinweisungsrate immer kürzere Verweilzeiten ursächlich sind, bestätigte sich nicht. Beim Anteil der rehospitalisierten Patienten mit derselben Diagnose im Zeitraum zwischen 2000 bis 2009 lässt sich kein ab- oder aufsteigender Trend erkennen.

Erfahrungen in der Nachversorgung: durchwachsen

Aufschlussreich sind Ergebnisse einer ergänzenden Befragung von 1.731 Patienten, darunter 1.256 Frauen und Männer mit Depressionen. Zirka ein Jahr nach der psychiatrischen Versorgung wurden sie unter anderem nach ihrem subjektiven Gesundheitszustand gefragt: 69 Prozent gaben an, dass es ihnen im Vergleich zum Zeitpunkt direkt nach der Entlassung besser oder sehr viel besser gehe. 59 Prozent wiesen dennoch Anzeichen einer mittleren bis schweren Depression auf.

Die Autorin des Reports, Professorin Eva-Maria Bitzer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung Hannover stellt kritisch fest: "Die hohe Wiederaufnahmequote zeigt auch, dass bei den Depressionen die zentralen Behandlungsziele wie das Nachlassen der Symptome und die Vorbeugung von Rückfällen vielfach nicht erreicht werden."

Weitere Kernaussagen des Reports:
Diagnosegeschehen allgemein: Seit 1990 sank die Gesamtbehandlungszeit im Krankenhaus um 27 Prozent. Allein die Fallzahlen stiegen um 17 Prozent. Verantwortlich für die seit 1990 insgesamt gesunkene Verweildauer ist vor allem der Rückgang der Behandlungszeiten von Krankheiten des Kreislaufsystems um insgesamt 43 Prozent. Im Bereich der psychischen Störungen haben die stationären Behandlungstage im selben Zeitraum dagegen um 57 Prozent zugelegt - nach Bereinigung des demografischen Effekts.
Rangliste: In den Top Ten nach Behandlungstagen im Krankenhaus liegen Depression und Schizophrenie ganz vorn. Allein auf sie entfallen 5,7 Prozent aller Krankenhausbehandlungstage. Die Top Ten nach Behandlungshäufigkeit wird von der Diagnose Psychische Verhaltensstörung durch Alkohol angeführt. Insgesamt entfielen rund 17 Prozent aller Behandlungstage auf die psychischen Störungen, die damit Herz-Kreislauf-Erkrankungen als häufigsten Behandlungsanlass längst abgelöst haben.
Erfahrungen nach Entlassung: Die meisten Patienten mit stationär behandelten Depressionen erhalten vom Krankenhaus Empfehlungen zur ambulanten Weiterbehandlung, die bei 90 Prozent der Patienten nach eigener Einschätzung eingehalten werden. Patienten, bei denen die Empfehlungen nicht eingehalten wurden oder die keine Empfehlung bekommen haben, sind allerdings deutlich unzufriedener mit der ambulanten Nachversorgung, stärker in ihrer Befindlichkeit beeinträchtigt und von einer höheren Wiederaufnahmewahrscheinlichkeit betroffen.
Mehr Fälle, kürzerer Aufenthalt: Im Krankenhaus geht seit Jahren die Verweildauer pro Fall zurück. Während sich ein Aufenthalt 1990 noch über mehr als 13 Tage erstreckte, dauerte er 2010 nur noch 8,3 Tage. Bei der Behandlungshäufigkeit zeigt sich der gegenläufige Trend. Auch 2010 stieg sie wieder geringfügig von 186 auf 187 Fälle je 1000 Versicherte. 1990 waren es noch 160 Fälle pro 1000 Versicherte gewesen.
Weiterführendes Material und Hörfunkbeiträge finden Sie im Presseportal der BARMER GEK unter http://www.barmer-gek.de/presse.
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Athanasios Drougias (Ltg.), Tel.: 0800 33 20 60 99 1421
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Immer mehr psychisch Kranke in Kliniken

Beitrag von Presse » 27.07.2011, 06:35

Immer mehr psychisch Kranke in Kliniken
Psychische Erkrankungen nehmen zu - dieser Befund wurde jetzt erneut untermauert. Schlimmer noch: Einem jüngsten Report der Barmer GEK zufolge steigt auch die Zahl der Klinikeinweisungen. Doch über die richtigen Rezepte wird noch gestritten. mehr »
http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=664 ... ten&n=1251

Zahl der Depressionskranken steigt dramatisch
2010 landeten über doppelt so viele Menschen wegen Depressionen im Krankenhaus wie zehn Jahre zuvor. Das zeigt ein neuer Report der größten Krankenkasse Barmer GEK.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 66,00.html
Quelle: Der Spiegel

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Stationäre Behandlung für psychisch Kranke

Beitrag von Presse » 03.08.2011, 06:36

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN)l - Pressemitteilung vom 29.07.2011

Stationäre Behandlung für Menschen mit psychischen Erkrankungen oft ohne Alternative

Der diesjährige Krankenhausreport der Barmer GEK macht einmal mehr deutlich: Psychische Erkrankungen nehmen in unserer Gesellschaft zu und stellen das Gesundheitssystem vor große Herausforderungen. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) nimmt Stellung.

Der jüngst erschienen Krankenhausreport 2011 der Barmer GEK wirft einen Blick auf die Versorgungssituation von Menschen mit psychischen Erkrankungen. Demnach werden immer mehr Menschen mit psychischen Erkrankungen stationär behandelt. Ihre Zahl stieg in den letzten zwanzig Jahren um 129 Prozent. Laut Bericht ließen sich im Jahr 1990 rund 3,7 von tausend Versicherten im Krankenhaus behandeln, im Jahr 2010 waren es schon 8,5. Ein noch drastischeres Bild zeige sich bei Patienten mit Depressionen. Hier betrüge das Plus seit dem Jahr 2000 rund 117 Prozent. Auch sei die Wahrscheinlichkeit eines erneuten Krankenhausaufenthaltes bei Patienten mit psychischen Störungen besonders hoch: Mehr als zwei Drittel der Patienten begeben sich innerhalb der ersten zwei Jahre erneut in stationäre Behandlung. Davon werde ein Drittel bereits in den ersten 30 Tagen wieder aufgenommen, knapp die Hälfte in den ersten drei Monaten. Laut Bericht sei die Verkürzung der Liegezeiten aber nicht ursächlich.

In diesem Zusammenhang bezweifelte die Barmer GEK, ob das Krankenhaus der richtige Ort für die Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen ist. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) sieht diese Schlussfolgerung kritisch. DGPPN-Präsident Professor Peter Falkai stellt richtig: „In den Krankenhäusern wird mit den Patienten intensiv gearbeitet und sie für die Zeit nach dem Aufenthalt in einer stationären Einrichtung vorbereitet. Die hohe Zahl der Wiedereinweisungen, d.h. der sogenannte Drehtüreffekt kommt auch dadurch zustande, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen es schwer haben, die normalen Alltagsbelastungen zu bewältigen. In einer komplexer gewordenen Welt der Kommunikation und der Globalisierung ist weniger Raum sich zurückzuziehen oder die Widrigkeiten des Alltags abzufedern“. Darüber hinaus, so Falkai weiter, habe die ökonomisch bedingte Verkürzung der Liegezeiten um 70 Prozent sehr wohl dazu geführt, dass sich die Rückfallquoten erhöht haben. Eine gute Betreuung im Nachgang der stationären Behandlung sei also notwendig. Insofern unterstütze die DGPPN die Forderung der Barmer GEK nach einer besseren integrierten und möglichst schnittstellenfreien Versorgung, um die Behandlung noch stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Patienten abstimmen zu können.

„Wir können auf sehr erfolgreiche Projekte der Integrierten Versorgung für einzelnen psychische Erkrankungen blicken. Leider hat sich in Deutschland bislang kein flächendeckendes integriertes Versorgungsnetz gebildet. Dies liegt auch an der bisherigen Finanzierung psychiatrisch-psychotherapeutischer Leistungen, die nur wenig Anreize zu einer besseren Vernetzung der stationären und ambulanten Sektoren bietet“, sagt Professor Falkai. Man setze hohe Erwartungen in die Entwicklung des neuen Entgeltsystems. Die DGPPN engagiere sich deshalb in der Gesundheitspolitik und treibe als medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft derzeit die Entwicklung des neuen Entgeltsystems intensiv voran.

Kontakt:
Prof. Dr. med. Peter Falkai
Präsident DGPPN
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie
Universitätsklinikum Göttingen
von-Siebold-Str. 5
37075 Göttingen
Telefon: 0551-396601
Fax: 0551-3922798
E-Mail: pfalkai@gwdg.de

Download:
pm-2011-07-29-krankenkassenreport.pdf [49 KB]

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Ein Drittel aller Europäer mental erkrankt

Beitrag von Presse » 05.09.2011, 18:01

Ein Drittel aller Europäer mental erkrankt

Dresden – Jährlich erleiden schätzungsweise 165 Millionen Einwohner der EU, das ist mehr als jeder dritte EU-Bürger, eine klinisch bedeutsamen psychischen Störung. Zu diesem Ergebnis kommt ein Bericht von Forschern in European Neuropsychopharmacology (2011; 21: 655-679).Vor sechs Jahren [mehr]
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/lette ... m&id=41845

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Prävention psychischer Erkrankungen endlich ausbauen

Beitrag von Presse » 07.09.2011, 06:54

Siehe auch unter Buchtipp "Fehlzeiten-Report 2011":
viewtopic.php?t=16266
+++
Prävention psychischer Erkrankungen endlich ausbauen
Zur Veröffentlichung des Fehlzeiten-Reports 2011 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK erklärt Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Prävention und Patientenrechte der grünen Bundestagsfraktion:

Wer die Augen vor den psychischen Belastungen am Arbeitsplatz verschließt, riskiert zunehmende Ausfälle und Fehlzeiten durch psychische Erkrankungen. Die Mitarbeiterbefragungen des Fehlzeiten-Reports 2011 zeigen, dass hier bislang viel zu wenig in den Betrieben passiert. Mehr Feedback und Lob und ein gesundheitsförderlicher Führungsstil sind die eine Seite der Medaille, Angebote zur Stressbewältigung und eine gezielte Entlastung von belastenden Faktoren im Arbeitsalltag die andere. Die Zunahme von atypischer und prekärer Beschäftigung, die steigende Arbeitsintensität und die „Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit“ durch moderne Kommunikationsmittel, die immer seltener einen selbstbestimmten Arbeitsrhythmus zulassen, gehen an den Menschen nicht spurlos vorbei. Der Arbeitsschutz in allen Betrieben muss deshalb mehr als heute den Schutz vor Stress und psychischer Überlastung sicherstellen.

[Pressemitteilung lesen]
http://www.gruene-bundestag.de/cms/pres ... n_end.html

Quelle: Mitteilung vom 06.09.2011
Maria Klein-Schmeink, MdB
Berliner Büro
Platz der Republik | 11011 Berlin
Telefon: 030 / 227 - 72307 | Fax: 030 / 227 – 76307
Mail: maria.klein-schmeink@bundestag.de

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Hat jeder Deutsche mehrere Krankheiten?

Beitrag von Cornelia Süstersell » 07.09.2011, 18:11

Sind die psychischen Krankheiten wirklich im Vormarsch oder sind das zu einem großen Teil Verlegenheitsdiagnosen? Wenn ich mir über die letzten Monate all die Berichte über die verschiedenen Krankheiten der bundesdeutschen Bevölkerung ansehe, dann muss wohl jeder Deutscher gleich mehrere handfeste Krankheit haben. Denn sonst sind die Zahlen nicht erklärlich.
Und wer noch als halbwegs gesund herum läuft, ist wohl noch nicht ausreichend untersucht. Oder sehe ich da etwas falsch?
Ich wäre dafür, seriöser zu diagnostizieren. Denn dann können die wirklich Kranken wirksamer therapiert werden. Es wäre genug Geld für alle Kranken im Topf und niemand müsste etwas zuzahlen.

C.S.
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

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Ihr gutes Recht als Patient - Buchtipp

Beitrag von WernerSchell » 11.09.2011, 07:01

Buchtipp!

Verbraucherzentrale NRW e.V. (Hrsg.):

Ihr gutes Recht als Patient

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Näheres hier:
http://www.wernerschell.de/Buchtipps/ih ... atient.php
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Psychische Erkrankungen: Starker Anstieg

Beitrag von Presse » 01.10.2011, 06:36

Gemeinsame Pressemitteilung von BARMER GEK, Kneipp-Bund und DAMiD vom 28. September 2011

Psychische Erkrankungen: Starker Anstieg fordert mehr Prävention schon bei Kindern

Berlin - Deutschland braucht einen Masterplan, der vor allem der Prävention und Gesundheitsförderung im Zusammenhang mit psychischen Krankheiten besser gerecht wird. So lautet das Fazit einer wissenschaftlichen Tagung heute in Berlin. „Die seelische Gesundheit gerät durch den starken Anstieg psychischer Krankheiten ins Rampenlicht. Hier müssen wir gegensteuern, und zwar so schnell und so wirksam wie möglich“, so Marion Caspers-Merk, Präsidentin des Kneipp-Bundes e.V. Es brauche vor allem mehr Prävention, Kooperation und Vernetzung. Eingeladen zu dem Treffen von Experten aus Gesundheitswesen und Politik hatten neben dem Kneipp-Bund e.V. die BARMER GEK und der Dachverband der Anthroposophischen Medizin in Deutschland (DAMiD).

„Wir sollten möglichst im frühen Kindesalter mit Präventionsmaßnahmen anfangen, um Kinder und ihre seelische Gesundheit stark zu machen“, betonte Dr. Rolf-Ulrich Schlenker, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der BARMER GEK. Dass psychische Erkrankungen eine zentrale Herausforderung des Gesundheitswesens sind, belegte Schlenker anhand aktueller Daten aus der Versorgungsforschung. So liege der Anteil psychischer und Verhaltensstörungen am Krankenstand von Arbeitnehmern bei 16,5 Prozent. Immer mehr Menschen würden wegen psychischer Störungen im Krankenhaus behandelt. In den vergangenen 20 Jahren sei ihre Zahl um 129 Prozent gestiegen. Die Krankenkassen leisteten wichtige Beiträge zur seelischen Gesundheit, sowohl in der individuellen als auch der lebensweltbezogenen Prävention. Schon junge Menschen verdienten besondere Aufmerksamkeit. Sie zahlten einen hohen Preis für zahlreiche Unsicherheiten in ihren Lebensstrukturen, etwa wenn sich Eltern trennten. Die BARMER GEK engagiere sich in Projekten zur Förderung der seelischen Gesundheit von Jungen und Mädchen. Zugleich verwies Schlenker auf die zunehmende Bedeutung eines qualifizierten betrieblichen Gesundheitsmanagements, das die psychische Gesundheit der Beschäftigten fördert.

Als Aufgabe der gesamten Gesellschaft sieht Peter Zimmermann vom Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Vorstand des Dachverbandes Anthroposophische Medizin in Deutschland (DAMiD), es an, die seelische Gesundheit zu bewahren und zu stärken. „Wir brauchen eine breite gesellschaftliche Diskussion über seelische Gesundheit, nicht nur im Gesundheitswesen, das mittlerweile die teuerste Reparaturwerkstatt für gesellschaftliche Versäumnisse ist.“

Dass psychische Erkrankungen nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa eine der größten gesundheitlichen Herausforderungen sind, verdeutlichte Jürgen Scheftlein für die Europäische Kommission. Der Europäische Pakt für psychische Gesundheit und Wohlbefinden fördere deshalb die Wahrnehmung der psychischen Gesundheit als Verantwortung der gesamten Gesellschaft. „Ein hohes Niveau an psychischer Gesundheit in der Bevölkerung unterstützt die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der EU und ist eine der Schlüsselressourcen für ihren Erfolg als Wissensgesellschaft.“

Für Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie, Universitätsklinikum Leipzig, ist die bessere Versorgung depressiv Erkrankter durch regionale Bündnisse eine erfolgreiche Strategie zur Suizidprävention. „Unipolare Depressionen sind eine häufige, schwere, oft lebensbedrohliche Erkrankung, die jeden treffen kann“, so der Mediziner, der auf der Tagung Schutz- und Risikofaktoren seelischer Gesundheit analysierte. Bei der Suche nach den Gründen für eine psychische Erkrankung bestehe jedoch oft die Tendenz, psychosoziale und andere äußere Faktoren gegenüber körperlichen Faktoren wie einer erworbenen oder genetisch bedingten Veranlagung zu überbewerten.
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psychische Krankheiten - Kritik

Beitrag von Cornelia Süstersell » 03.10.2011, 06:56

psychische Krankheiten - Kritik

Siehe auch die Texte unter
viewtopic.php?t=16434

C.S.
Ich trete für eine menschenwürdige Pflege ein und halte für es zwingend, mehr Pflegepersonal einzustellen.

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Burn-out: Nicht immer brennt es im Job

Beitrag von Presse » 15.10.2011, 06:28

Burn-out: Nicht immer brennt es im Job

Hamburg (ots) - Burn-out ist in diesen Tagen auch medial ein Dauerbrenner. In den Talkshows geben sich prominente Patienten die Klinke in die Hand und berichten, wie sie durch überzogene Ansprüche von innen und außen krank geworden sind. Krankenkassen melden, dass immer mehr Beschäftigte aufgrund psychischer Störungen, allen voran die Depression - denn der Burn-out ist gar keine eigenständige Diagnose -arbeitsunfähig sind. Verbreitet sich der Burn-out tatsächlich wie ein Flächenbrand oder ist es nur ein mediales Strohfeuer? Und ist die Arbeitswelt hierzulande wirklich anstrengender geworden, so dass immer mehr Arbeitnehmer nicht mehr mithalten können?

Laut einer aktuellen Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) sind fast 40 Prozent der Erwachsenen in Deutschland der Meinung, dass ihr Leben nicht stressiger ist als früher, sondern dass nur mehr darüber gesprochen wird. Nur knapp 60 Prozent der Befragten finden, dass das Leben anstrengender ist als früher. Von denen sehen die meisten die Ursache in ihrem Job (59 Prozent) bzw. auf dem Weg dorthin (26 Prozent). Einen großen Teil, 43 Prozent der Umfrageteilnehmer, belasten aber vor allem finanzielle Sorgen, drei von zehn Befragten leiden darunter, ständig erreichbar sein zu müssen. Weitere Stressfaktoren sind neue Medien wie Smartphones und soziale Netzwerke (19 Prozent) und die Familie (23 Prozent).

Heiko Schulz, Psychologe bei der TK: "Die Arbeitswelt, aber auch unser gesellschaftliches Zusammenleben haben sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Der Wandel zur Dienstleistungsgesellschaft, zeigt sich auch darin, dass die Beschäftigten weniger Schmerzen durch schwere körperliche Arbeit haben, Stress und psychische Belastungen nehmen dafür zu. Wir leben heute in einer Pop-up-Gesellschaft, in der auf Handy-Displays und Bildschirmen ständig Fenster aufpoppen, die zum Multitasking zwingen und Arbeitsabläufe, aber auch unser Privatleben oft mehr beeinflussen als uns bewusst und lieb sein kann." Zudem sorgt die mobile Kommunikation dafür, dass die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit immer weiter verschwimmt. Dennoch warnt der TK-Psychologe davor, den Begriff Burn-out inflationär einzusetzen: "Nicht jede Belastung oder Überforderung ist ein Burn-out oder sofort behandlungsbedürftig. Denn: Zum einen ist der Burn-out gar keine eigenständige Diagnose und damit auch nicht zu quantifizieren, zum anderen handelt es sich in den meisten Fällen um eine Erschöpfungsdepression, die am Ende eines langen Prozesses steht", so Schulz.

Wer jedoch über einen längeren Zeitraum feststellt, dass Freizeit und Urlaub nicht mehr zur Erholung ausreichen und unter Schlafstörungen und körperlichen Beschwerden leidet, sollte medizinische Hilfe suchen. "Besonders gefährdet sind oft überengagierte Menschen, die einen hohen Anspruch an sich selbst stellen. Die Betroffenen nehmen keine Erfolge mehr wahr, Dinge, die früher Spaß machten, bereiten keine Freude mehr. Sie entwickeln einen Tunnelblick, entfernen sich von ihrer Umwelt, fühlen eine innere Leere und werden zynisch," erklärt der Psychologe die typischen Anzeichen.

Die Ursache muss dabei nicht immer im Job liegen. "Nicht jeder, der beruflich stark eingespannt ist, ist Burn-out-gefährdet. Wer Spaß an seiner Arbeit hat, positives Feedback bekommt und das Gefühl hat, etwas Sinnhaftes zu tun, brennt auch in stressigen Phasen nicht aus", so Schulz. Wichtig ist, dass man nicht dauerhaft auf Hochtouren läuft und in der Freizeit für ausreichend Ausgleich sorgt. "Ein Burn-out entsteht erst, wenn es nicht gelingt, den Körper in eine vernünftige Balance aus Anspannung und Entspannung zu bringen, wenn Familie und Freundeskreis nicht als positive Ressource empfunden werden, sondern die familiäre Situation zusätzlich belastet. Das betrifft häufig die Sandwich-Generation der 30- bis 50-Jährigen, die im Job stehen und sich um die Kinder und ihre Eltern kümmern. Wenn zudem keine Zeit für Sport und Entspannung bleibt, gerät man schnell an seine Grenzen", erläutert der TK-Experte. Auch die elektronischen Medien sieht der Psychologe als Freizeitbeschäftigung eher kritisch: "Facebook und Fernsehen sind zum Entspannen ungeeignet. Vor allem Menschen, die bereits ihren Arbeitstag weitgehend vor dem Bildschirm verbringen, sollten nach Feierabend einen die Sinne schonenden und sinnstiftenden Ausgleich suchen."

Hinweis für die Redaktionen:

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Quelle: Pressemitteilung vom 14.10.2011
Pressekontakt: TK-Pressestelle, Michaela Hombrecher, michaela.hombrecher@tk.de,
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