Koalitionsvertrag vom 07.02.2018 - Thema "Gesundheit und Pflege" - Ankündigungen mit wenig Substanz
Moderator: WernerSchell
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Koalitionsvertrag vom 07.02.2018 - Thema "Gesundheit und Pflege" - Ankündigungen mit wenig Substanz
Übernahme aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=22459&p=102212#p102212
Dort sind auch zahlreiche Beiträge zum Sondierungsverfahren und erste Einschätzungen zur Koalitionsvereinbarung nachlesbar!
Ein neuer Aufbruch für Europa
Eine neue Dynamik für Deutschland
Ein neuer Zusammenhalt für unser Land
Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD vom 7. Februar 2018
Download: https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/ ... g_2018.pdf
Das Thema "Gesundheit und Pflege" wird auf den Seiten 96 - 103 behandelt! Es geht dabei überwiegend um allgemein gehaltende Ankündigungen, die nicht wirklich aufzeigen, wie man die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen und immer wieder beschriebenen Pflegemängel auflösen will. Ähnliche Erklärungen gibt es nämlich seit Jahrzehnten, ohne dass sich entscheidende Veränderungen ergeben haben. Wenn aber zum Beispiel mit der angekündigten Förderung präventiver Hausbesuche durch Mittel des Präventionsgesetzes auch die Gestaltung von kommunalen Quartiershilfen voran gebracht werden kann, würde damit eine seit Jahren von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk erhobene Forderung aufgegriffen und erfüllt (siehe insoweit > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082015.pdf ). - Werner Schell
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat die Vereinbarungen am 08.02.2018 kritisch beleuchtet:
Union und SPD haben sich in eine Neuauflage der GroKo gerettet. Bei einer Neuwahl hätten diese Parteien laut aktueller Umfragen keine Mehrheit mehr. Also war ein "weiter so" die scheinbar beste Lösung. Es wäre eigentlich vieles anzumerken, auch zu einigen handelnden Personen. - Wenn man aber nur die demografische Entwicklung mit ihren Folgewirkungen in den Blick nimmt, stellt man fest, dass dieses Thema keine ernsthafte Rolle bei den Koalitionären gespielt haben kann. Denn was zum Gesundheits- und Pflegesystem in der Koalitionsvereinbarung ausgeführt worden ist, muss mehr als dünn bezeichnet werden. Es wird so auf diesen Gebieten kein einziges Problem gelöst. Daher wird uns z.B. der Pflegenotstand - zu wenig Pflegekräfte für immer mehr Patienten und pflegebedürftige Menschen - erhalten bleiben und die Versorgung der kranken und pflegebedürftigen Menschen bleibt inakzeptabel mängelbehaftet. Das ist menschenunwürdig und zudem lebensgefährlich. - Und das muss auch gesagt werden dürfen!
Quelle: viewtopic.php?f=4&t=22459&p=102187#p102187
+++
Aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=22459&p=102224#p102224
SWR Aktuell Rheinland-Pfalz
"Wir reden schon seit 30 Jahren über den Pflegenotstand"
Sendung vom 9.2.2018 | 19.30 Uhr | 2:31 min --> verfügbar bis: 9.2.2019
Gottlob Schober, Medizinjournalist, Redakteur des SWR und Kenner der Pflegeszene, in einem Interview. Er bringt die Misere und Handlungserfordernisse bezüglich Auflösung des Pflegenotstandes nochmals auf den Punkt. Was Herr Schober ausführt, ist seit Jahren auch die Auffassung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk.
Quelle: https://swrmediathek.de/player.htm?show ... 5056a12b4c
viewtopic.php?f=4&t=22459&p=102212#p102212
Dort sind auch zahlreiche Beiträge zum Sondierungsverfahren und erste Einschätzungen zur Koalitionsvereinbarung nachlesbar!
Ein neuer Aufbruch für Europa
Eine neue Dynamik für Deutschland
Ein neuer Zusammenhalt für unser Land
Koalitionsvertrag zwischen CDU, CSU und SPD vom 7. Februar 2018
Download: https://www.spd.de/fileadmin/Dokumente/ ... g_2018.pdf
Das Thema "Gesundheit und Pflege" wird auf den Seiten 96 - 103 behandelt! Es geht dabei überwiegend um allgemein gehaltende Ankündigungen, die nicht wirklich aufzeigen, wie man die unzureichenden Pflege-Rahmenbedingungen und immer wieder beschriebenen Pflegemängel auflösen will. Ähnliche Erklärungen gibt es nämlich seit Jahrzehnten, ohne dass sich entscheidende Veränderungen ergeben haben. Wenn aber zum Beispiel mit der angekündigten Förderung präventiver Hausbesuche durch Mittel des Präventionsgesetzes auch die Gestaltung von kommunalen Quartiershilfen voran gebracht werden kann, würde damit eine seit Jahren von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk erhobene Forderung aufgegriffen und erfüllt (siehe insoweit > http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082015.pdf ). - Werner Schell
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat die Vereinbarungen am 08.02.2018 kritisch beleuchtet:
Union und SPD haben sich in eine Neuauflage der GroKo gerettet. Bei einer Neuwahl hätten diese Parteien laut aktueller Umfragen keine Mehrheit mehr. Also war ein "weiter so" die scheinbar beste Lösung. Es wäre eigentlich vieles anzumerken, auch zu einigen handelnden Personen. - Wenn man aber nur die demografische Entwicklung mit ihren Folgewirkungen in den Blick nimmt, stellt man fest, dass dieses Thema keine ernsthafte Rolle bei den Koalitionären gespielt haben kann. Denn was zum Gesundheits- und Pflegesystem in der Koalitionsvereinbarung ausgeführt worden ist, muss mehr als dünn bezeichnet werden. Es wird so auf diesen Gebieten kein einziges Problem gelöst. Daher wird uns z.B. der Pflegenotstand - zu wenig Pflegekräfte für immer mehr Patienten und pflegebedürftige Menschen - erhalten bleiben und die Versorgung der kranken und pflegebedürftigen Menschen bleibt inakzeptabel mängelbehaftet. Das ist menschenunwürdig und zudem lebensgefährlich. - Und das muss auch gesagt werden dürfen!
Quelle: viewtopic.php?f=4&t=22459&p=102187#p102187
+++
Aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=22459&p=102224#p102224
SWR Aktuell Rheinland-Pfalz
"Wir reden schon seit 30 Jahren über den Pflegenotstand"
Sendung vom 9.2.2018 | 19.30 Uhr | 2:31 min --> verfügbar bis: 9.2.2019
Gottlob Schober, Medizinjournalist, Redakteur des SWR und Kenner der Pflegeszene, in einem Interview. Er bringt die Misere und Handlungserfordernisse bezüglich Auflösung des Pflegenotstandes nochmals auf den Punkt. Was Herr Schober ausführt, ist seit Jahren auch die Auffassung von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk.
Quelle: https://swrmediathek.de/player.htm?show ... 5056a12b4c
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Koalitionsvertrag vom 07.02.2018 - Thema "Gesundheit und Pflege" - Ankündigungen mit wenig Substanz
Aus Forum:
viewtopic.php?f=4&t=22517
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pressemitteilung vom 19.02.2018
• Der Pflegenotstand - zu wenig Pflegepersonal für immer mehr Patienten und pflegebedürftige Menschen - ist menschenunwürdig und zugleich lebensgefährlich! Dieser Zustand wird nicht aufgelöst, er wird sich eher weiterhin verschärfen!
• Union und SPD verdeutlichen nämlich mit ihren zaghaften und in viele Richtungen deutbaren pflegepolitischen Koalitionsvereinbarungen zur Bildung einer Neuauflage der GroKo, dass die demografische Entwicklung und die dringlichen Handlungserfordernisse entgegen allen Ankündigungen verkannt worden sind.
Union und SPD haben sich in eine Neuauflage der GroKo gerettet. Bei einer Neuwahl hätten diese Parteien laut aktueller Umfragen keine Mehrheit mehr. Also wird ein "weiter so" als die scheinbar beste Lösung gesehen. Es wäre eigentlich vieles anzumerken, auch zu einigen handelnden Personen.
Wenn man aber nur die demografische Entwicklung mit ihren Auswirkungen für das gesellschaftliche Miteinander in den Blick nimmt, stellt man fest, dass dieses Thema keine wirklich ernsthafte Rolle bei den Koalitionären gespielt haben kann. Denn was zum Gesundheits- und Pflegesystem im Koalitionsvertrag ausgeführt worden ist, muss mehr als dünn bezeichnet werden. Klare Festlegungen zur Auflösung des Pflegenotstandes fehlen, vieles erscheint in alle Richtungen deutungsfähig. Es wird so auf diesen Gebieten kaum ein Problem nachhaltig gelöst werden können.
Daher wird uns der Pflegenotstand - zu wenig Pflegekräfte für immer mehr Patienten und pflegebedürftige Menschen - erhalten bleiben. Die Versorgung der kranken und pflegebedürftigen Menschen wird inakzeptabel mängelbehaftet bleiben. Das ist menschenunwürdig und zudem lebensgefährlich. Die Vorgaben des Grundgesetzes (z.B. Artikel 1, 2 und 104) und der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen werden missachtet. - Und das muss gesagt werden dürfen!
Die im Koalitionsvertrag vorgesehenen 8.000 neuen Stellen für Pflegekräfte können keine ernsthafte Verbesserung der pflegerischen Versorgung gewährleisten. Es müssen eher 50.000 bis 80.000 (und mehr) zusätzliche Stellen sein! Den deutlich auszuweitenden Stellenschlüsseln müssen umfassende Qualifizierungsmaßnahmen folgen. Die Tarifvertragsparteien sind im Übrigen wegen höherer Vergütungen gefordert. Denn hinsichtlich der Vergütungshöhe haben die politischen Gremien keine Kompetenz. Die im Pflegemarkt eingebundenen christlich ausgerichteten Sozialverbände könnten insoweit eine entscheidende Mitwirkungs- bzw. Vorreiterfunktion übernehmen. "Geflüchtete" Pflegekräfte könnten so für eine Rückkehr ins Pflegesystem gewonnen werden.
Die Vereinbarungen von Union und SPD zur Pflege sind - entgegen vielversprechenden Ankündigungen - nicht geeignet, die aktuellen und zukünftigen Probleme der Versorgung der pflegebedürftigen Menschen abzumildern oder gar aufzulösen.
Interessant ist, dass die "Jamaika"-Sondierer bei ihren Überlegungen zur Reform des Pflegesystems um ein Mehrfaches weiter waren und ihre deutlich besseren Reformerwägungen mit den entsprechenden Finanzmitteln unterlegt hatten. Davon sind Union und SPD, trotz vollmundiger Ankündigungen, abgerückt. Die Pflege wurde offensichtlich in ihrer Bedeutung klar zurückgestuft.
Auf keinen Fall ist bei weiteren Reformerwägungen akzeptabel, die geltende Fachkraftquote von 50% zur Disposition zu stellen. Angesichts der zunehmenden Zahl von niedrig qualifizierten Betreuungsassistenten mit zum Teil unzureichenden Sprachkenntnissen ist eher an eine Aufstockung der Fachkraftquote zu denken. Betreuungsassistenten dürfen keine Pflegeleistungen erbringen und sind somit für eine Auflösung des Pflegenotstandes nicht wirklich hilfreich. Dies auch deshalb nicht, weil in den Pflegeeinrichtungen zunehmend die schwerstpflegebedürftigen Menschen zu versorgen sind. Und insoweit ist wegen der gebotenen Pflegeerfordernisse (= pflegewissenschaftliche Standards in großer Zahl usw. - siehe auch § 11 SGB XI) eher mehr Fachpersonal erforderlich.
Es ist bekannt, dass zur Zeit Fachpersonal nur schwer zu gewinnen ist. Im Dezember 2017 meldete die Bundesagentur für Arbeit bereits 24.000 unbesetzte Stellen in der Altenpflege. Daher muss das Pflegesystem JETZT, ohne Zögern, grundlegend reformiert und zukunftsfest gemacht werden. Den Pflegekräften, und die es werden wollen (einschließlich BerufsrückkehrerInnen), müssen schnellstmöglich bessere Rahmenbedingungen präsentiert werden. Solange es insoweit keine eindeutigen Klarstellungen gibt, wird es mit der gebotenen Qualifizierungs- und Einstellungsoffensive nichts werden.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat bereits wiederholt bemerkt, dass der Ruf nach (weiteren) Flüchtlingen für die Pflege übrigens keine Lösung sein kann. Für eine pflegerische Tätigkeit einschließlich Betreuung sind nicht nur entsprechende Qualifizierungen nach westeuropäischen Standards erforderlich, sondern auch eine gute Sprachkompetenz. Es reicht insoweit nicht aus, soeben mal einen Sprachkurs besucht zu haben und über einen bescheidenen Wortschatz zu verfügen. Wer meint, mit Langzeitarbeitslosen, Schleckerfrauen und jetzt mit Flüchtlingen den Pflegenotstand auflösen zu können, erliegt einem gewaltigen Irrtum und wird die Qualität der Leistungen des Pflegesystems nur weiter verschlechtern. Es ist bereits jetzt so, dass in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen allzu viele Personen angestellt sind, die sprachlich klare Defizite haben. Dem muss Einhalt geboten werden. - Natürlich spricht nichts dagegen, zugewanderte Personen dann in der Pflege zu beschäftigen, wenn sie dafür wirklich geeignet, qualifiziert und sprachlich kompetent sind.
Aus hiesiger Sicht ist im Koalitionsvertrag kein geeignetes "Reformpaket Pflege" zu erkennen. Es geht vornehmlich um in viele Richtungen deutungsfähige Absichtserklärungen. Die finanziell gut dotierten Zielsetzungen von Union und SPD liegen in völlig anderen Bereichen und werden finanzpolitisch kaum zu bewältigen sein. Die anstehende Koalition hat sich anscheinend vorgenommen, die bisherige Ausgabenpolitik fortzusetzen und damit die nachfolgenden Generationen unzumutbar zu belasten. Es war daher bereits in der Vergangenheit geboten, die bisherige GroKo im Zusammenhang mit ihrer Geschenkepolitik zu kritisieren. Offensichtlich soll diese Politik aber hemmungslos fortgesetzt werden, ohne strukturelle Probleme, z.B. im Renten-, Gesundheits- und Pflegesystem, wirkungsvoll anzupacken. Es ist offensichtlich ein Koalitionspaket nach dem Motto "weiter wie bisher" oder "Machterhalt um jeden Preis" geschnürt worden. Und dies kann so, vor allem aus pflegepolitischer Sicht, keine Zustimmung erfahren!
Im Übrigen ist aus aktuellem Anlass zu bemerken:
In den Medien wird darüber informiert, dass ein führender Gesundheitspolitiker den Pflegekräften eine Mitschuld am Nachwuchsmangel in der Pflegebranche gegeben hat. Diese Mitschuld sei darin begründet, dass PflegerInnen zu schlecht über ihren Beruf reden würden. Diese Info stößt auf massive Kritik – vor allem beim Pflegepersonal selbst. Dieser Kritik ist zuzustimmen. Eine inzwischen bekannt gewordene Differenzierung der Anschuldigungen wird die Pflegekräfte kaum zufrieden stellen können. Es ist nicht zu fassen, wie mit Wortspielen die Fakten verdreht und angebliche Verantwortlichkeiten verschoben werden können! Nicht die Pflegekräfte müssen für das schlechte Image der Pflege verantwortlich gemacht werden, sondern in erster Linie diejenigen, die die bekannten unzureichenden Pflege-Rahmenbedingen gestaltet bzw. zugelassen haben. Danach liegt der "schwarze Peter" klar im Feld der politisch Verantwortlichen.
Es ist tatsächlich so, dass es in unterschiedlicher Ausprägung erhebliche Mängel im Pflegesystem gibt. Der jüngste MDS-Qualitätsbericht, vorgestellt am 01.02.2018, informiert insoweit erneut. U.a. werden eindeutige Mängel in der Schmerzerfassung und Wundversorgung beschrieben. Weiterhin sind vermeidbare freiheitsentziehende Maßnahmen in großer Zahl zu beklagen.
Es ist also schwierig, die Pflege-Rahmenbedingungen positiv darzustellen. Pflegekräfte sind sogar nach dem Arbeitsschutzrecht in der Rechtspflicht, den Arbeitgeber auf Mängel und Überlastungen aufmerksam zu machen. Dies ist durch ein Urteil des Arbeitsgerichts Göttingen vom 14.12.2017 eindrucksvoll bestätigt worden. Dieser jüngst bestätigten Verpflichtung gerecht zu werden, ist für Pflegekräfte aber nicht einfach. Zahlreiche Einrichtungen und Führungskräfte erklären den Beschäftigten in aller Deutlichkeit, keine Überlastungs- bzw. Gefährdungsanzeigen entgegen nehmen zu wollen. Es wird bei Nichtbeachtung solcher Hinweise sogar mit Abmahnung und Kündigung gedroht (vgl. auch Werner Schell: "Gefährdungs- bzw. Überlastungsanzeigen sind Rechtspflicht und haftungsrechtliche Entlastungsgrundlage für die Beschäftigten in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen", Zeitschrift "Kinderkrankenschwester, Ausgabe Februar 2018).
Zur Klarstellung muss aber erwähnt werden, dass die Ablieferung der hier angesprochenen Anzeigen keine Pflegekraft von der Pflicht entbindet, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten die arbeitsvertraglichen Dienstleistungen mit der erforderlichen Sorgfalt zu erbringen. Es muss in diesem Zusammenhang gegebenenfalls abgewogen werden, bei personellen Engpässen solchen Dienstleistungen Vorrang einzuräumen, denen mit Blick auf eine gute und angemessene Pflege ein besondere Priorität zuzuordnen ist. Die Gewährleistung menschenwürdiger Pflege muss immer oberste Priorität haben!
Dass den Führungskräften in Pflegeeinrichtungen eine besondere Verantwortung zur Gewährleistung ordentlicher Dienstleistungen obliegt, muss an dieser Stelle auch Erwähnung finden. Dort, wo es nämlich gute organisatorische und personelle Strukturen auf der Führungsebene gibt, werden nach einhelliger Meinung aller Pflegeexperten bessere Dienstleistungen erbracht als in den Einrichtungen, wo es in der Führungsetage Probleme gibt und diesbezüglichen Mängeln nicht selten mit häufigen Wechseln der Leitungskräfte begegnet wird. Bekanntlich "stinkt der Fisch vom Kopf her".
Und daher muss angemahnt werden, bei der Wahrnehmung aufsichtsrechtlicher Aufgaben besonders auf gute und funktionierende Führungsstrukturen zu achten. Es ist bekannt, dass dort, wo die Leitungskräfte gute Arbeit leisten, auch bessere Pflegeleistungen erbracht werden können. In solchen Fällen wird dann auch gerne von sog. "guten Heimen" gesprochen.
Zu den MDS-Qualitätsberichten muss im Übrigen angemerkt werden, dass sie sich im Wesentlichen auf die in den Einrichtungen geführte Pflegedokumentationen stützen. Diese Dokumentationen sind aber in den letzten Jahren so perfektioniert worden, dass sie nach Möglichkeit auch bei einer unangemeldeten Kontrolle des MDK möglichst gute und fehlerfreie Dienstleistungen suggerieren. Dem muss u.a. dadurch entgegen getreten werden, dass die Prüfungen in den Pflegeeinrichtungen im Wesentlichen auf die Ergebnisqualität abgestellt werden. Die Prüfer müssen die einzelnen HeimbewohnerInnen aufsuchen und - soweit möglich - mit ihnen oder deren Rechtsvertreter Kontakt aufnehmen. Dies würde auch den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.
Bei solchen auf die Ergebnisqualität abzielenden Prüfungen müsste z.B. auch die Arzneimittelversorgung der pflegebedürftigen Menschen in aller Gründlichkeit hinterfragt werden. Es wird nämlich seit Jahren in einschlägigen Studien und Statements beklagt, dass zu viele und zum Teil falsche Medikamente verordnet bzw. verabreicht werden (= Polypharmazie). Dieser Fehlentwicklung muss endlich Einhalt geboten werden. Die mittlerweile vorgeschriebenen Medikamentenpläne werden die Arzneimittel - Versorgungsmissstände allein nicht lösen können.
Mitschuld an dem schlechten Image der Altenpflege haben auf jeden Fall einige Medien. Denn diese sind seit vielen Jahren bemüht, schwerpunktmäßig über Pflegeskandale zu berichten und Mängel mit entsprechendem Bildmaterial aufzuzeigen ("das Kind muss eindrucksvoll im Brunnen liegen"). In diesem Zusammenhang gibt es ständig Redaktionsanfragen. Dabei wird von hier immer wieder deutlich gemacht, dass nicht nur Probleme und Mängel, sondern damit verbunden auch konstruktive Handlungsanforderungen vorgestellt werden sollten. Daran ist man aber eher nicht interessiert.
Und was noch wichtig ist:
Ungeachtet der Erfordernisse, die stationäre Pflege v.a. durch eine deutliche Aufstockung der Stellenschlüssel zu stärken, muss angesichts der demografischen Entwicklung dem Grundsatz "ambulant vor stationär" mehr Geltung verschafft werden. Daher ist die wohnortnahe Gestaltung bzw. Finanzierung von kommunalen Quartierskonzepten, die in vielfältiger Weise Beratungs- und Unterstützungsstrukturen für Patienten sowie für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige vorsehen, zwingend geboten. Insoweit enthält der Koalitionsvertrag keine konkreten Hinweise. Es wird nur von präventiven Hausbesuchen gesprochen, die auf der Grundlage des Präventionsgesetzes (in bescheidener Form) gefördert werden können. Solche Hausbesuche sind allenfalls ein Teilleistungsangebot im Rahmen einer breit gefächerten Quartiersarbeit. Hausbesuche dieser Art werden u.a. musterhaft in Neuss-Erfttal bereits als „Lotsenpunkt“ - Arbeit praktiziert und sind aufgrund gemachter Erfahrungen für die von Krankheit und Pflege betroffenen Personen und deren Angehörige ganz wichtige Unterstützungsleistungen, die eine Aufnahme in einer stationären Einrichtung hinaus zögern oder ganz entbehrlich machen können. Leider scheinen die Erkenntnisse, solche Quartiershilfen mit professionellen Strukturen in den Kommunen anbieten zu müssen, in den entscheidenden politischen Diskussionen (noch) nicht angekommen zu sein.
Die Ankündigungen im Koalitionsvertrag, die sich im Abschnitt "Familien und Kinder im Mittelpunkt" mit den "Seniorinnen und Senioren" befassen, sind im Übrigen sehr allgemein gehalten und lassen nicht erkennen, dass damit eine zielgerichtete Realisierung von altengerechten Quartiershilfen als Ergänzung zur pflegerischen Versorgung gemeint sein kann. Es geht bei diesen Ausführungen vornehmlich um Ankündigungen, die wohnungspolitische Aktivitäten betreffen.
Es wird nach all dem erforderlich sein, die zweifelsfrei in großer Zahl bestehenden Pflegeprobleme noch einmal ernsthaft zu analysieren und die Handlungserfordernisse für die politischen Entscheidungsträger ganz konkret aufzuzeigen. Die Hoffnung, dass die insoweit verantwortlichen Politiker die erforderlichen pflegepolitischen Maßnahmen nachbessern, darf nicht aufgegeben werden. Daher soll beim nächsten Neusser Pflegetreff (angedacht Mai 2018) nochmals mit einem hochkarätig besetzten Podium auf entsprechende Handlungserfordernisse eingegangen werden.
Letztlich sind wir alle aufgefordert, an der Verbesserung der Pflege, Betreuung und sonstigen Versorgung der Patienten und pflegebedürftigen Menschen im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten mitzuwirken. Neben der jedem Einzelnen obliegenden Pflicht zur Eigenvorsorge muss auch eine (moralische) Pflicht aller BürgerInnen gesehen werden, im Rahmen der konkret gegebenen Möglichkeiten bei der Gestaltung und einem guten Gelingen gesundheitlicher und pflegerischer Strukturen mitzuwirken. Dies kann zum Beispiel durch ehrenamtliche Aktivitäten bei den altengerechten Quartiershilfen (zur Umsetzung des Grundsatzes "ambulant vor stationär") geschehen. - Jammern allein ist nicht wirklich hilfreich!
Werner Schell,
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).
+++
Weitere Anmerkungen:
Auf die Reformerfordernisse im Gesundheits- und Pflegesystem macht Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit vielen Jahren aufmerksam und hat immer wieder entsprechende Handlungserfordernisse aufgezeigt, dies u.a. bei den Neusser Pflegetreffs. Siehe insoweit z.B. unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082015.pdf
viewtopic.php?f=6&t=21070
Zu den aktuellen Sonderierungs- und Koalitionsgesprächen gibt es zahlreiche Beiträge, z.B. unter:
viewtopic.php?f=4&t=22459
viewtopic.php?f=4&t=22504
viewtopic.php?f=3&t=22463
viewtopic.php?f=3&t=22465
viewtopic.php?f=3&t=22474
[img]http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 062014.PNG[/img
viewtopic.php?f=4&t=22517
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Interessenvertretung
für hilfe- und pflegebedürftige Menschen in Deutschland
Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pressemitteilung vom 19.02.2018
• Der Pflegenotstand - zu wenig Pflegepersonal für immer mehr Patienten und pflegebedürftige Menschen - ist menschenunwürdig und zugleich lebensgefährlich! Dieser Zustand wird nicht aufgelöst, er wird sich eher weiterhin verschärfen!
• Union und SPD verdeutlichen nämlich mit ihren zaghaften und in viele Richtungen deutbaren pflegepolitischen Koalitionsvereinbarungen zur Bildung einer Neuauflage der GroKo, dass die demografische Entwicklung und die dringlichen Handlungserfordernisse entgegen allen Ankündigungen verkannt worden sind.
Union und SPD haben sich in eine Neuauflage der GroKo gerettet. Bei einer Neuwahl hätten diese Parteien laut aktueller Umfragen keine Mehrheit mehr. Also wird ein "weiter so" als die scheinbar beste Lösung gesehen. Es wäre eigentlich vieles anzumerken, auch zu einigen handelnden Personen.
Wenn man aber nur die demografische Entwicklung mit ihren Auswirkungen für das gesellschaftliche Miteinander in den Blick nimmt, stellt man fest, dass dieses Thema keine wirklich ernsthafte Rolle bei den Koalitionären gespielt haben kann. Denn was zum Gesundheits- und Pflegesystem im Koalitionsvertrag ausgeführt worden ist, muss mehr als dünn bezeichnet werden. Klare Festlegungen zur Auflösung des Pflegenotstandes fehlen, vieles erscheint in alle Richtungen deutungsfähig. Es wird so auf diesen Gebieten kaum ein Problem nachhaltig gelöst werden können.
Daher wird uns der Pflegenotstand - zu wenig Pflegekräfte für immer mehr Patienten und pflegebedürftige Menschen - erhalten bleiben. Die Versorgung der kranken und pflegebedürftigen Menschen wird inakzeptabel mängelbehaftet bleiben. Das ist menschenunwürdig und zudem lebensgefährlich. Die Vorgaben des Grundgesetzes (z.B. Artikel 1, 2 und 104) und der Charta der Rechte hilfe- und pflegebedürftiger Menschen werden missachtet. - Und das muss gesagt werden dürfen!
Die im Koalitionsvertrag vorgesehenen 8.000 neuen Stellen für Pflegekräfte können keine ernsthafte Verbesserung der pflegerischen Versorgung gewährleisten. Es müssen eher 50.000 bis 80.000 (und mehr) zusätzliche Stellen sein! Den deutlich auszuweitenden Stellenschlüsseln müssen umfassende Qualifizierungsmaßnahmen folgen. Die Tarifvertragsparteien sind im Übrigen wegen höherer Vergütungen gefordert. Denn hinsichtlich der Vergütungshöhe haben die politischen Gremien keine Kompetenz. Die im Pflegemarkt eingebundenen christlich ausgerichteten Sozialverbände könnten insoweit eine entscheidende Mitwirkungs- bzw. Vorreiterfunktion übernehmen. "Geflüchtete" Pflegekräfte könnten so für eine Rückkehr ins Pflegesystem gewonnen werden.
Die Vereinbarungen von Union und SPD zur Pflege sind - entgegen vielversprechenden Ankündigungen - nicht geeignet, die aktuellen und zukünftigen Probleme der Versorgung der pflegebedürftigen Menschen abzumildern oder gar aufzulösen.
Interessant ist, dass die "Jamaika"-Sondierer bei ihren Überlegungen zur Reform des Pflegesystems um ein Mehrfaches weiter waren und ihre deutlich besseren Reformerwägungen mit den entsprechenden Finanzmitteln unterlegt hatten. Davon sind Union und SPD, trotz vollmundiger Ankündigungen, abgerückt. Die Pflege wurde offensichtlich in ihrer Bedeutung klar zurückgestuft.
Auf keinen Fall ist bei weiteren Reformerwägungen akzeptabel, die geltende Fachkraftquote von 50% zur Disposition zu stellen. Angesichts der zunehmenden Zahl von niedrig qualifizierten Betreuungsassistenten mit zum Teil unzureichenden Sprachkenntnissen ist eher an eine Aufstockung der Fachkraftquote zu denken. Betreuungsassistenten dürfen keine Pflegeleistungen erbringen und sind somit für eine Auflösung des Pflegenotstandes nicht wirklich hilfreich. Dies auch deshalb nicht, weil in den Pflegeeinrichtungen zunehmend die schwerstpflegebedürftigen Menschen zu versorgen sind. Und insoweit ist wegen der gebotenen Pflegeerfordernisse (= pflegewissenschaftliche Standards in großer Zahl usw. - siehe auch § 11 SGB XI) eher mehr Fachpersonal erforderlich.
Es ist bekannt, dass zur Zeit Fachpersonal nur schwer zu gewinnen ist. Im Dezember 2017 meldete die Bundesagentur für Arbeit bereits 24.000 unbesetzte Stellen in der Altenpflege. Daher muss das Pflegesystem JETZT, ohne Zögern, grundlegend reformiert und zukunftsfest gemacht werden. Den Pflegekräften, und die es werden wollen (einschließlich BerufsrückkehrerInnen), müssen schnellstmöglich bessere Rahmenbedingungen präsentiert werden. Solange es insoweit keine eindeutigen Klarstellungen gibt, wird es mit der gebotenen Qualifizierungs- und Einstellungsoffensive nichts werden.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat bereits wiederholt bemerkt, dass der Ruf nach (weiteren) Flüchtlingen für die Pflege übrigens keine Lösung sein kann. Für eine pflegerische Tätigkeit einschließlich Betreuung sind nicht nur entsprechende Qualifizierungen nach westeuropäischen Standards erforderlich, sondern auch eine gute Sprachkompetenz. Es reicht insoweit nicht aus, soeben mal einen Sprachkurs besucht zu haben und über einen bescheidenen Wortschatz zu verfügen. Wer meint, mit Langzeitarbeitslosen, Schleckerfrauen und jetzt mit Flüchtlingen den Pflegenotstand auflösen zu können, erliegt einem gewaltigen Irrtum und wird die Qualität der Leistungen des Pflegesystems nur weiter verschlechtern. Es ist bereits jetzt so, dass in den Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen allzu viele Personen angestellt sind, die sprachlich klare Defizite haben. Dem muss Einhalt geboten werden. - Natürlich spricht nichts dagegen, zugewanderte Personen dann in der Pflege zu beschäftigen, wenn sie dafür wirklich geeignet, qualifiziert und sprachlich kompetent sind.
Aus hiesiger Sicht ist im Koalitionsvertrag kein geeignetes "Reformpaket Pflege" zu erkennen. Es geht vornehmlich um in viele Richtungen deutungsfähige Absichtserklärungen. Die finanziell gut dotierten Zielsetzungen von Union und SPD liegen in völlig anderen Bereichen und werden finanzpolitisch kaum zu bewältigen sein. Die anstehende Koalition hat sich anscheinend vorgenommen, die bisherige Ausgabenpolitik fortzusetzen und damit die nachfolgenden Generationen unzumutbar zu belasten. Es war daher bereits in der Vergangenheit geboten, die bisherige GroKo im Zusammenhang mit ihrer Geschenkepolitik zu kritisieren. Offensichtlich soll diese Politik aber hemmungslos fortgesetzt werden, ohne strukturelle Probleme, z.B. im Renten-, Gesundheits- und Pflegesystem, wirkungsvoll anzupacken. Es ist offensichtlich ein Koalitionspaket nach dem Motto "weiter wie bisher" oder "Machterhalt um jeden Preis" geschnürt worden. Und dies kann so, vor allem aus pflegepolitischer Sicht, keine Zustimmung erfahren!
Im Übrigen ist aus aktuellem Anlass zu bemerken:
In den Medien wird darüber informiert, dass ein führender Gesundheitspolitiker den Pflegekräften eine Mitschuld am Nachwuchsmangel in der Pflegebranche gegeben hat. Diese Mitschuld sei darin begründet, dass PflegerInnen zu schlecht über ihren Beruf reden würden. Diese Info stößt auf massive Kritik – vor allem beim Pflegepersonal selbst. Dieser Kritik ist zuzustimmen. Eine inzwischen bekannt gewordene Differenzierung der Anschuldigungen wird die Pflegekräfte kaum zufrieden stellen können. Es ist nicht zu fassen, wie mit Wortspielen die Fakten verdreht und angebliche Verantwortlichkeiten verschoben werden können! Nicht die Pflegekräfte müssen für das schlechte Image der Pflege verantwortlich gemacht werden, sondern in erster Linie diejenigen, die die bekannten unzureichenden Pflege-Rahmenbedingen gestaltet bzw. zugelassen haben. Danach liegt der "schwarze Peter" klar im Feld der politisch Verantwortlichen.
Es ist tatsächlich so, dass es in unterschiedlicher Ausprägung erhebliche Mängel im Pflegesystem gibt. Der jüngste MDS-Qualitätsbericht, vorgestellt am 01.02.2018, informiert insoweit erneut. U.a. werden eindeutige Mängel in der Schmerzerfassung und Wundversorgung beschrieben. Weiterhin sind vermeidbare freiheitsentziehende Maßnahmen in großer Zahl zu beklagen.
Es ist also schwierig, die Pflege-Rahmenbedingungen positiv darzustellen. Pflegekräfte sind sogar nach dem Arbeitsschutzrecht in der Rechtspflicht, den Arbeitgeber auf Mängel und Überlastungen aufmerksam zu machen. Dies ist durch ein Urteil des Arbeitsgerichts Göttingen vom 14.12.2017 eindrucksvoll bestätigt worden. Dieser jüngst bestätigten Verpflichtung gerecht zu werden, ist für Pflegekräfte aber nicht einfach. Zahlreiche Einrichtungen und Führungskräfte erklären den Beschäftigten in aller Deutlichkeit, keine Überlastungs- bzw. Gefährdungsanzeigen entgegen nehmen zu wollen. Es wird bei Nichtbeachtung solcher Hinweise sogar mit Abmahnung und Kündigung gedroht (vgl. auch Werner Schell: "Gefährdungs- bzw. Überlastungsanzeigen sind Rechtspflicht und haftungsrechtliche Entlastungsgrundlage für die Beschäftigten in Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen", Zeitschrift "Kinderkrankenschwester, Ausgabe Februar 2018).
Zur Klarstellung muss aber erwähnt werden, dass die Ablieferung der hier angesprochenen Anzeigen keine Pflegekraft von der Pflicht entbindet, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten die arbeitsvertraglichen Dienstleistungen mit der erforderlichen Sorgfalt zu erbringen. Es muss in diesem Zusammenhang gegebenenfalls abgewogen werden, bei personellen Engpässen solchen Dienstleistungen Vorrang einzuräumen, denen mit Blick auf eine gute und angemessene Pflege ein besondere Priorität zuzuordnen ist. Die Gewährleistung menschenwürdiger Pflege muss immer oberste Priorität haben!
Dass den Führungskräften in Pflegeeinrichtungen eine besondere Verantwortung zur Gewährleistung ordentlicher Dienstleistungen obliegt, muss an dieser Stelle auch Erwähnung finden. Dort, wo es nämlich gute organisatorische und personelle Strukturen auf der Führungsebene gibt, werden nach einhelliger Meinung aller Pflegeexperten bessere Dienstleistungen erbracht als in den Einrichtungen, wo es in der Führungsetage Probleme gibt und diesbezüglichen Mängeln nicht selten mit häufigen Wechseln der Leitungskräfte begegnet wird. Bekanntlich "stinkt der Fisch vom Kopf her".
Und daher muss angemahnt werden, bei der Wahrnehmung aufsichtsrechtlicher Aufgaben besonders auf gute und funktionierende Führungsstrukturen zu achten. Es ist bekannt, dass dort, wo die Leitungskräfte gute Arbeit leisten, auch bessere Pflegeleistungen erbracht werden können. In solchen Fällen wird dann auch gerne von sog. "guten Heimen" gesprochen.
Zu den MDS-Qualitätsberichten muss im Übrigen angemerkt werden, dass sie sich im Wesentlichen auf die in den Einrichtungen geführte Pflegedokumentationen stützen. Diese Dokumentationen sind aber in den letzten Jahren so perfektioniert worden, dass sie nach Möglichkeit auch bei einer unangemeldeten Kontrolle des MDK möglichst gute und fehlerfreie Dienstleistungen suggerieren. Dem muss u.a. dadurch entgegen getreten werden, dass die Prüfungen in den Pflegeeinrichtungen im Wesentlichen auf die Ergebnisqualität abgestellt werden. Die Prüfer müssen die einzelnen HeimbewohnerInnen aufsuchen und - soweit möglich - mit ihnen oder deren Rechtsvertreter Kontakt aufnehmen. Dies würde auch den gesetzlichen Vorgaben entsprechen.
Bei solchen auf die Ergebnisqualität abzielenden Prüfungen müsste z.B. auch die Arzneimittelversorgung der pflegebedürftigen Menschen in aller Gründlichkeit hinterfragt werden. Es wird nämlich seit Jahren in einschlägigen Studien und Statements beklagt, dass zu viele und zum Teil falsche Medikamente verordnet bzw. verabreicht werden (= Polypharmazie). Dieser Fehlentwicklung muss endlich Einhalt geboten werden. Die mittlerweile vorgeschriebenen Medikamentenpläne werden die Arzneimittel - Versorgungsmissstände allein nicht lösen können.
Mitschuld an dem schlechten Image der Altenpflege haben auf jeden Fall einige Medien. Denn diese sind seit vielen Jahren bemüht, schwerpunktmäßig über Pflegeskandale zu berichten und Mängel mit entsprechendem Bildmaterial aufzuzeigen ("das Kind muss eindrucksvoll im Brunnen liegen"). In diesem Zusammenhang gibt es ständig Redaktionsanfragen. Dabei wird von hier immer wieder deutlich gemacht, dass nicht nur Probleme und Mängel, sondern damit verbunden auch konstruktive Handlungsanforderungen vorgestellt werden sollten. Daran ist man aber eher nicht interessiert.
Und was noch wichtig ist:
Ungeachtet der Erfordernisse, die stationäre Pflege v.a. durch eine deutliche Aufstockung der Stellenschlüssel zu stärken, muss angesichts der demografischen Entwicklung dem Grundsatz "ambulant vor stationär" mehr Geltung verschafft werden. Daher ist die wohnortnahe Gestaltung bzw. Finanzierung von kommunalen Quartierskonzepten, die in vielfältiger Weise Beratungs- und Unterstützungsstrukturen für Patienten sowie für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige vorsehen, zwingend geboten. Insoweit enthält der Koalitionsvertrag keine konkreten Hinweise. Es wird nur von präventiven Hausbesuchen gesprochen, die auf der Grundlage des Präventionsgesetzes (in bescheidener Form) gefördert werden können. Solche Hausbesuche sind allenfalls ein Teilleistungsangebot im Rahmen einer breit gefächerten Quartiersarbeit. Hausbesuche dieser Art werden u.a. musterhaft in Neuss-Erfttal bereits als „Lotsenpunkt“ - Arbeit praktiziert und sind aufgrund gemachter Erfahrungen für die von Krankheit und Pflege betroffenen Personen und deren Angehörige ganz wichtige Unterstützungsleistungen, die eine Aufnahme in einer stationären Einrichtung hinaus zögern oder ganz entbehrlich machen können. Leider scheinen die Erkenntnisse, solche Quartiershilfen mit professionellen Strukturen in den Kommunen anbieten zu müssen, in den entscheidenden politischen Diskussionen (noch) nicht angekommen zu sein.
Die Ankündigungen im Koalitionsvertrag, die sich im Abschnitt "Familien und Kinder im Mittelpunkt" mit den "Seniorinnen und Senioren" befassen, sind im Übrigen sehr allgemein gehalten und lassen nicht erkennen, dass damit eine zielgerichtete Realisierung von altengerechten Quartiershilfen als Ergänzung zur pflegerischen Versorgung gemeint sein kann. Es geht bei diesen Ausführungen vornehmlich um Ankündigungen, die wohnungspolitische Aktivitäten betreffen.
Es wird nach all dem erforderlich sein, die zweifelsfrei in großer Zahl bestehenden Pflegeprobleme noch einmal ernsthaft zu analysieren und die Handlungserfordernisse für die politischen Entscheidungsträger ganz konkret aufzuzeigen. Die Hoffnung, dass die insoweit verantwortlichen Politiker die erforderlichen pflegepolitischen Maßnahmen nachbessern, darf nicht aufgegeben werden. Daher soll beim nächsten Neusser Pflegetreff (angedacht Mai 2018) nochmals mit einem hochkarätig besetzten Podium auf entsprechende Handlungserfordernisse eingegangen werden.
Letztlich sind wir alle aufgefordert, an der Verbesserung der Pflege, Betreuung und sonstigen Versorgung der Patienten und pflegebedürftigen Menschen im Rahmen der jeweiligen Möglichkeiten mitzuwirken. Neben der jedem Einzelnen obliegenden Pflicht zur Eigenvorsorge muss auch eine (moralische) Pflicht aller BürgerInnen gesehen werden, im Rahmen der konkret gegebenen Möglichkeiten bei der Gestaltung und einem guten Gelingen gesundheitlicher und pflegerischer Strukturen mitzuwirken. Dies kann zum Beispiel durch ehrenamtliche Aktivitäten bei den altengerechten Quartiershilfen (zur Umsetzung des Grundsatzes "ambulant vor stationär") geschehen. - Jammern allein ist nicht wirklich hilfreich!
Werner Schell,
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Infos auch bei https://www.facebook.com/werner.schell.7 bzw. https://twitter.com/SchellWerner
+++
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".
ist Unterstützer der "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen".
tritt für wirksame Patientenrechte und deren Durchsetzung ein.
unterstützt im Rahmen der Selbsthilfe auch Patienten mit Schlaganfall einschließlich deren Angehörige.
ist Mitgründer und Mitglied bei "Runder Tisch Demenz" (Neuss).
+++
Weitere Anmerkungen:
Auf die Reformerfordernisse im Gesundheits- und Pflegesystem macht Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk seit vielen Jahren aufmerksam und hat immer wieder entsprechende Handlungserfordernisse aufgezeigt, dies u.a. bei den Neusser Pflegetreffs. Siehe insoweit z.B. unter:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... se2014.pdf
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 082015.pdf
viewtopic.php?f=6&t=21070
Zu den aktuellen Sonderierungs- und Koalitionsgesprächen gibt es zahlreiche Beiträge, z.B. unter:
viewtopic.php?f=4&t=22459
viewtopic.php?f=4&t=22504
viewtopic.php?f=3&t=22463
viewtopic.php?f=3&t=22465
viewtopic.php?f=3&t=22474
[img]http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 062014.PNG[/img
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Re: Koalitionsvertrag vom 07.02.2018 - Thema "Gesundheit und Pflege" - Ankündigungen mit wenig Substanz
Am 21.02.2018 bei Facebook gepostet:
"Die Gestaltung einer menschenwürdigen Versorgung alter pflegebedürftiger Menschen ist nach wie vor eine der größten gesellschaftlichen Aufgaben in Deutschland. Millionen von Pflegebedürftigten und Pflegenden, Therapeuten sowie Ärzte erleben täglich, dass noch viel zu tun ist. Trotz der jüngsten Reformen gibt es also keine Entwarnung. Im Gegenteil: Aufgrund der demografischen Veränderung unserer Gesellschaft wird der Druck weiter steigen." - Zitat: Dr. med. Ralf Suhr, Vorsitzender des Vorstands des ZQP in "Stiftungsportrait 2017."
Anscheinend haben die Koalitionäre von Union und SPD die Probleme der demografischen Entwicklung und der bestehenden Pflegemisere nicht erkannt. Die Koalitionsvereinbarung ist nämlich bezüglich der JETZT anstehenden Herausforderungen in der Pflege völlig unzureichend, inakzeptabel! Pro Pflege … hat dies in einer Presseinfo vom 19.02.2018 näher ausgeführt!
>>> viewtopic.php?f=4&t=22504&p=102336#p102336
"Die Gestaltung einer menschenwürdigen Versorgung alter pflegebedürftiger Menschen ist nach wie vor eine der größten gesellschaftlichen Aufgaben in Deutschland. Millionen von Pflegebedürftigten und Pflegenden, Therapeuten sowie Ärzte erleben täglich, dass noch viel zu tun ist. Trotz der jüngsten Reformen gibt es also keine Entwarnung. Im Gegenteil: Aufgrund der demografischen Veränderung unserer Gesellschaft wird der Druck weiter steigen." - Zitat: Dr. med. Ralf Suhr, Vorsitzender des Vorstands des ZQP in "Stiftungsportrait 2017."
Anscheinend haben die Koalitionäre von Union und SPD die Probleme der demografischen Entwicklung und der bestehenden Pflegemisere nicht erkannt. Die Koalitionsvereinbarung ist nämlich bezüglich der JETZT anstehenden Herausforderungen in der Pflege völlig unzureichend, inakzeptabel! Pro Pflege … hat dies in einer Presseinfo vom 19.02.2018 näher ausgeführt!
>>> viewtopic.php?f=4&t=22504&p=102336#p102336
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Koalitionsvereinbarung zur Altenpflege: Halbherzige Pläne
Koalitionsvereinbarung zur Altenpflege: Halbherzige Pläne
Flugblatt Februar 2018: Halbherzige Pläne für die Altenpflege
Die Pläne von Union und SPD für die Altenpflege bleiben hinter den Erwartungen zurück. Zwar greift der Koalitionsvertrag wichtige ver.di-Forderungen auf, doch vor allem bei der Personalausstattung braucht es mehr. Die Weichen für mehr Personal, für eine bessere Pflege, müssen jetzt gestellt werden – im Interesse der Beschäftigten und der pflegebedürftigen Menschen. Dafür machen wir weiter Druck.
…
Fazit
Der Koalitionsvertrag enthält einige Verbesserungen. Beim Thema Entlastung und Personalausstattung reichen die Pläne nicht. Die Beschäftigten in der Altenpflege brauchen sofort Entlastung und mehr Personal. Dafür machen wir weiter Rabatz und zeigen den Abgeordneten, dass es mutige Schritte braucht.
Quelle und weitere Informationen:
https://gesundheit-soziales.verdi.de/th ... 5400f67940
Flugblatt Februar 2018: Halbherzige Pläne für die Altenpflege
Die Pläne von Union und SPD für die Altenpflege bleiben hinter den Erwartungen zurück. Zwar greift der Koalitionsvertrag wichtige ver.di-Forderungen auf, doch vor allem bei der Personalausstattung braucht es mehr. Die Weichen für mehr Personal, für eine bessere Pflege, müssen jetzt gestellt werden – im Interesse der Beschäftigten und der pflegebedürftigen Menschen. Dafür machen wir weiter Druck.
…
Fazit
Der Koalitionsvertrag enthält einige Verbesserungen. Beim Thema Entlastung und Personalausstattung reichen die Pläne nicht. Die Beschäftigten in der Altenpflege brauchen sofort Entlastung und mehr Personal. Dafür machen wir weiter Rabatz und zeigen den Abgeordneten, dass es mutige Schritte braucht.
Quelle und weitere Informationen:
https://gesundheit-soziales.verdi.de/th ... 5400f67940
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Onkologische Pflege - Es fehlt an 70.000 Pflegekräften
Ärzte Zeitung vom 22.02.2018:
Onkologische Pflege
Es fehlt an 70.000 Pflegekräften
Die Qualifikationen onkologischer Fachpflegekräfte werden beim Einsatz in den Kliniken nicht ausreichend geschätzt. Zudem fehlen 70.000 Pflegekräfte auf den Stationen. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=95 ... efpuryykqr
Onkologische Pflege
Es fehlt an 70.000 Pflegekräften
Die Qualifikationen onkologischer Fachpflegekräfte werden beim Einsatz in den Kliniken nicht ausreichend geschätzt. Zudem fehlen 70.000 Pflegekräfte auf den Stationen. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=95 ... efpuryykqr
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Koalitionsvertrag Umfrage: Pflege hat oberste Priorität
Koalitionsvertrag Umfrage: Pflege hat oberste Priorität
Hamburg, 9. Februar 2018. Die Solidarität der Menschen in Deutschland mit Pflegekräften ist groß: 97 Prozent sehen es als vorrangige gesundheitspolitische Aufgabe einer künftigen Regierung, für bessere Arbeitsbedingungen in Heimen und Krankenhäusern zu sorgen. Das zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Um einen Pflegenotstand in der Alten- und Krankenpflege abzuwenden, schlägt die TK einen Masterplan Pflege vor. Dieser soll Pflegeberufe attraktiver zu machen. Zwei von drei Befragten (67 Prozent) halten es zudem für besonders wichtig, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben.
Handlungsbedarf beim Arztbesuch
Auch rund um den Arztbesuch sehen die Menschen in Deutschland politischen Handlungsbedarf: 85 Prozent sehen die Koalition in spe in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben. "Für eine schnellere Terminvergabe zu sorgen" halten 76 Prozent für eine vorrangige Aufgabe und "die Notaufnahmen zu entlasten" sieben von zehn Befragten (73 Prozent).
Die Umfrage erhob, um welche gesundheitspolitischen Aufgaben eine künftige Regierung sich vorrangig kümmern sollte. Der am Mittwoch veröffentlichte Koalitionsvertrag widmet sich auf acht Seiten den Themen Gesundheit und Pflege und sieht neben einem 'Sofortprogramm Pflege' und einer konzertierten 'Aktion Pflege' unter anderem auch die Einführung einer elektronischen Patientenakte vor. Auch die Notfallversorgung zu reformieren und die "sprechende Medizin" zu fördern, also das Arzt-Patienten-Gespräch, stehen auf der Agenda.
Hinweis für die Redaktionen
Im Auftrag der TK befragte Forsa im Januar 2018 bevölkerungsrepräsentativ 1.002 Menschen ab 18 Jahren. Weitere Informationen zum Masterplan Pflege gibt es auf www.tk.de (Webcode 964554).
Quelle: TK-Presseinfo vom 09.02.2018 > https://www.tk.de/tk/pressemitteilungen ... gen/979734
Hamburg, 9. Februar 2018. Die Solidarität der Menschen in Deutschland mit Pflegekräften ist groß: 97 Prozent sehen es als vorrangige gesundheitspolitische Aufgabe einer künftigen Regierung, für bessere Arbeitsbedingungen in Heimen und Krankenhäusern zu sorgen. Das zeigt eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK). Um einen Pflegenotstand in der Alten- und Krankenpflege abzuwenden, schlägt die TK einen Masterplan Pflege vor. Dieser soll Pflegeberufe attraktiver zu machen. Zwei von drei Befragten (67 Prozent) halten es zudem für besonders wichtig, die Digitalisierung im Gesundheitswesen voranzutreiben.
Handlungsbedarf beim Arztbesuch
Auch rund um den Arztbesuch sehen die Menschen in Deutschland politischen Handlungsbedarf: 85 Prozent sehen die Koalition in spe in der Pflicht, dafür zu sorgen, dass Ärzte mehr Zeit für ihre Patienten haben. "Für eine schnellere Terminvergabe zu sorgen" halten 76 Prozent für eine vorrangige Aufgabe und "die Notaufnahmen zu entlasten" sieben von zehn Befragten (73 Prozent).
Die Umfrage erhob, um welche gesundheitspolitischen Aufgaben eine künftige Regierung sich vorrangig kümmern sollte. Der am Mittwoch veröffentlichte Koalitionsvertrag widmet sich auf acht Seiten den Themen Gesundheit und Pflege und sieht neben einem 'Sofortprogramm Pflege' und einer konzertierten 'Aktion Pflege' unter anderem auch die Einführung einer elektronischen Patientenakte vor. Auch die Notfallversorgung zu reformieren und die "sprechende Medizin" zu fördern, also das Arzt-Patienten-Gespräch, stehen auf der Agenda.
Hinweis für die Redaktionen
Im Auftrag der TK befragte Forsa im Januar 2018 bevölkerungsrepräsentativ 1.002 Menschen ab 18 Jahren. Weitere Informationen zum Masterplan Pflege gibt es auf www.tk.de (Webcode 964554).
Quelle: TK-Presseinfo vom 09.02.2018 > https://www.tk.de/tk/pressemitteilungen ... gen/979734
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Koalitionsvertrag - kein großer Wurf mit Weitblick
Ein neuer Aufbruch – aber kein großer Wurf mit Weitblick
Wie demografietauglich ist der Koalitionsvertrag?
Berlin, 02. März 2018 - Am kommenden Sonntag könnte die Hängepartie bei der Regierungsbildung ein Ende haben. Dann gibt die SPD bekannt, wie sich ihre Mitglieder entschieden haben. Sollten diese den Weg für eine Neuauflage der Großen Koalition frei machen, können Union und SPD damit beginnen, den 177 Seiten starken Koalitionsvertrag in die Tat umzusetzen.
Doch legen die künftigen Koalitionäre mit diesem Fahrplan für die kommenden dreieinhalb Jahre das richtige Fundament, um das Land fit für den demografischen Wandel zu machen? „Bei den Renten blenden Union und SPD die eigentlichen Herausforderungen für diese Koalitionsperiode aus“, meint Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Die Höhe der gesetzlichen Rente soll bis 2025 nicht unter 48 Prozent des Durchschnittslohns fallen, der Beitragssatz gleichzeitig unter 20 Prozent bleiben. Notfalls werden dafür zusätzliche Steuermittel eingesetzt. „Das eigentliche Problem der Rentenfinanzierung zeigt sich jedoch erst in den Folgejahren, wenn die stark besetzten Jahrgänge der Babyboomer in Ruhestand gehen“, sagt Reiner Klingholz. „Spätestens dann wird die Regierung die Garantien wieder kassieren müssen.“ Eine vorausschauende Rentenpolitik sehe anders aus.
Rund elf Milliarden Euro wollen Union und SPD in die Schulen, Hochschulen und Forschung investieren. Zudem haben sich die Koalitionäre in spe darauf geeinigt, mehr Geld in den Kitaausbau zu stecken. „Die Mittel für Bildung und Familienpolitik sind gut angelegt, gerade in einer älter werdenden Gesellschaft mit weniger Kindern und Jugendlichen,“ betont Reiner Klingholz. „Eine gut qualifizierte nachrückende Generation kann am ehesten die finanziellen Lasten einer alternden Gesellschaft schultern.“
Wie ein roter Faden zieht sich das Ziel von Union und SPD durch den Koalitionsvertrag, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Zusätzlich soll sich ein Heimatministerium innerhalb des Innenministeriums um strukturschwache Kommunen kümmern. Allerdings dürfte auch ein stärkeres Engagement des Bundes in der Fläche viele der abgelegenen Regionen nicht zurück auf den demografischen und wirtschaftlichen Wachstumspfad führen. „Der Bevölkerungsrückgang in diesen Gebieten ist eine Folge des Strukturwandels und ein solcher lässt sich prinzipiell nicht aufhalten, sondern allenfalls mit viel Geld verzögern“, sagt Manuel Slupina vom Berlin-Institut. „Die zusätzlichen finanziellen Mittel sollten daher in die Suche nach neuen Versorgungslösungen fließen, die gemeinsam mit den Menschen vor Ort erarbeitet werden.“ Denn auch ein Schrumpfen müsse organisiert sein. Dafür fehle jedoch bislang ein schlüssiges Konzept.
Weitere Analysen zum Koalitionsvertrag finden Sie in unserem aktuellen Newsletter: http://bit.ly/2HX74Zv
Bei Rückfragen helfen wir Ihnen gerne weiter:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Dr. Reiner Klingholz (klingholz(at)berlin-institut.org, Tel.: 030-31 01 75 60) und Manuel Slupina (slupina(at)berlin-institut.org, Tel.: 030-31 10 26 98)
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Lilli Sippel, 02.03.2018
http://idw-online.de/de/news690181
Wie demografietauglich ist der Koalitionsvertrag?
Berlin, 02. März 2018 - Am kommenden Sonntag könnte die Hängepartie bei der Regierungsbildung ein Ende haben. Dann gibt die SPD bekannt, wie sich ihre Mitglieder entschieden haben. Sollten diese den Weg für eine Neuauflage der Großen Koalition frei machen, können Union und SPD damit beginnen, den 177 Seiten starken Koalitionsvertrag in die Tat umzusetzen.
Doch legen die künftigen Koalitionäre mit diesem Fahrplan für die kommenden dreieinhalb Jahre das richtige Fundament, um das Land fit für den demografischen Wandel zu machen? „Bei den Renten blenden Union und SPD die eigentlichen Herausforderungen für diese Koalitionsperiode aus“, meint Reiner Klingholz, Direktor des Berlin-Instituts für Bevölkerung und Entwicklung. Die Höhe der gesetzlichen Rente soll bis 2025 nicht unter 48 Prozent des Durchschnittslohns fallen, der Beitragssatz gleichzeitig unter 20 Prozent bleiben. Notfalls werden dafür zusätzliche Steuermittel eingesetzt. „Das eigentliche Problem der Rentenfinanzierung zeigt sich jedoch erst in den Folgejahren, wenn die stark besetzten Jahrgänge der Babyboomer in Ruhestand gehen“, sagt Reiner Klingholz. „Spätestens dann wird die Regierung die Garantien wieder kassieren müssen.“ Eine vorausschauende Rentenpolitik sehe anders aus.
Rund elf Milliarden Euro wollen Union und SPD in die Schulen, Hochschulen und Forschung investieren. Zudem haben sich die Koalitionäre in spe darauf geeinigt, mehr Geld in den Kitaausbau zu stecken. „Die Mittel für Bildung und Familienpolitik sind gut angelegt, gerade in einer älter werdenden Gesellschaft mit weniger Kindern und Jugendlichen,“ betont Reiner Klingholz. „Eine gut qualifizierte nachrückende Generation kann am ehesten die finanziellen Lasten einer alternden Gesellschaft schultern.“
Wie ein roter Faden zieht sich das Ziel von Union und SPD durch den Koalitionsvertrag, gleichwertige Lebensverhältnisse zu schaffen. Zusätzlich soll sich ein Heimatministerium innerhalb des Innenministeriums um strukturschwache Kommunen kümmern. Allerdings dürfte auch ein stärkeres Engagement des Bundes in der Fläche viele der abgelegenen Regionen nicht zurück auf den demografischen und wirtschaftlichen Wachstumspfad führen. „Der Bevölkerungsrückgang in diesen Gebieten ist eine Folge des Strukturwandels und ein solcher lässt sich prinzipiell nicht aufhalten, sondern allenfalls mit viel Geld verzögern“, sagt Manuel Slupina vom Berlin-Institut. „Die zusätzlichen finanziellen Mittel sollten daher in die Suche nach neuen Versorgungslösungen fließen, die gemeinsam mit den Menschen vor Ort erarbeitet werden.“ Denn auch ein Schrumpfen müsse organisiert sein. Dafür fehle jedoch bislang ein schlüssiges Konzept.
Weitere Analysen zum Koalitionsvertrag finden Sie in unserem aktuellen Newsletter: http://bit.ly/2HX74Zv
Bei Rückfragen helfen wir Ihnen gerne weiter:
Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung
Schillerstr. 59
10627 Berlin
Ansprechpartner: Dr. Reiner Klingholz (klingholz(at)berlin-institut.org, Tel.: 030-31 01 75 60) und Manuel Slupina (slupina(at)berlin-institut.org, Tel.: 030-31 10 26 98)
Das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung ist ein unabhängiger Thinktank, der sich mit Fragen regionaler und globaler demografischer Veränderungen beschäftigt. Das Institut wurde 2000 als gemeinnützige Stiftung gegründet und hat die Aufgabe, das Bewusstsein für den demografischen Wandel zu schärfen, nachhaltige Entwicklung zu fördern, neue Ideen in die Politik einzubringen und Konzepte zur Lösung demografischer und entwicklungspolitischer Probleme zu erarbeiten.
Quelle: Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung, Lilli Sippel, 02.03.2018
http://idw-online.de/de/news690181
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
‚wir pflegen’ fordert eine Neu-Orientierung des deutschen Pflegesystems
Eine Koalition für Gute Pflege:
‚wir pflegen’ fordert eine Neu-Orientierung des deutschen Pflegesystems
Anlässlich des Votums der SPD-Mitglieder für eine große Koalition fordert die Interessenvertretung
pflegender Angehöriger ‚wir pflegen' von der neuen Bundesregierung deutliche Verbesserungen in
der häuslichen Pflege und eine grundlegende Neuausrichtung des deutschen Pflegesystems.
Dazu sagt Christian Pälmke, Sprecher der Fachkommission Pflegepolitik des Vereins: „Wir begrüßen
den Willen der SPD, erneut Regierungsverantwortung zu übernehmen. Jetzt müssen die
Regierungsparteien den Mut aufbringen, die Pflegekatastrophe in Deutschland nicht nur zu
verwalten. Wir brauchen eine Neu-Orientierung in der Pflege.“
Hinsichtlich der häuslichen Pflege haben die Regierungsparteien angekündigt, Anträge auf
Entlastungsleistungen zu entbürokratisieren, Angebote der Kurzzeitpflege zu erweitern und die
medizinische Rehabilitation für Pflegepersonen zu stärken. „Die angekündigten Maßnahmen sind
richtig, aber sie reichen nicht aus. Aus Sicht der Betroffenen fehlt ein wirksamer Schutz vor Armut
und es fehlen Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Diese Baustellen muss
die neue Regierung anpacken“, betont Pälmke.
Zum Wahlversprechen der SPD eine paritätische Bürgerversicherung einzuführen und der Ablehnung
durch die Unionsparteien erklärt Susanne Hallermann, pflegende Angehörige und Sprecherin des
Vereins: „Es gilt, das System der häuslichen und stationären Pflege in Deutschland grundlegend neu
auszurichten. Die skandinavischen Länder sind hierfür ein gutes Vorbild. Dort wird Pflege mit bis zu 4
Prozent des Bruttoinlandsprodukts finanziert. In Deutschland sind es lediglich 1 Prozent. Dadurch ist
die pflegerische Versorgung und Unterstützung im Norden wesentlich stärker an den Bedarfen der
Betroffenen orientiert und nicht mangelnden Ressourcen angepasst.
„Aufgabe der neuen Regierung ist es, die Ursachen für die Pflegekatastrophe zu beheben, nicht die
Symptome eines mangelhaften Pflegesystems zu behandeln. Wir brauchen eine gerechte
Pflegefinanzierung – die dem Anspruch nach einer Pflege in Würde und der Anerkennung der
pflegerischen Leistungen von Familien und Freunden gerecht wird“, so Hallermann.
Hintergrund:
Aktuell leben in Deutschland ca. 3 Millionen pflegebedürftige Menschen. Annähernd drei Viertel von
ihnen werden zu Hause gepflegt – fast ausnahmslos von Angehörigen, die dafür häufig ihre eigene
wirtschaftliche Existenz und Gesundheit aufs Spiel setzen. Aktuellen Schätzungen zu Folge beträgt
der wirtschaftliche Wert der unbezahlten Angehörigenarbeit rund 37 Milliarden Euro jährlich,
deutlich mehr als das gesamte Einnahmevolumen beider Pflegeversicherungen (Stand 2016).
Quelle: Pressemitteilung vom 04.03.2018
Vorstand:
Sebastian Fischer
Eckehard Hauck
Benjamin Salzmann
‚wir pflegen’ fordert eine Neu-Orientierung des deutschen Pflegesystems
Anlässlich des Votums der SPD-Mitglieder für eine große Koalition fordert die Interessenvertretung
pflegender Angehöriger ‚wir pflegen' von der neuen Bundesregierung deutliche Verbesserungen in
der häuslichen Pflege und eine grundlegende Neuausrichtung des deutschen Pflegesystems.
Dazu sagt Christian Pälmke, Sprecher der Fachkommission Pflegepolitik des Vereins: „Wir begrüßen
den Willen der SPD, erneut Regierungsverantwortung zu übernehmen. Jetzt müssen die
Regierungsparteien den Mut aufbringen, die Pflegekatastrophe in Deutschland nicht nur zu
verwalten. Wir brauchen eine Neu-Orientierung in der Pflege.“
Hinsichtlich der häuslichen Pflege haben die Regierungsparteien angekündigt, Anträge auf
Entlastungsleistungen zu entbürokratisieren, Angebote der Kurzzeitpflege zu erweitern und die
medizinische Rehabilitation für Pflegepersonen zu stärken. „Die angekündigten Maßnahmen sind
richtig, aber sie reichen nicht aus. Aus Sicht der Betroffenen fehlt ein wirksamer Schutz vor Armut
und es fehlen Lösungen für eine bessere Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Diese Baustellen muss
die neue Regierung anpacken“, betont Pälmke.
Zum Wahlversprechen der SPD eine paritätische Bürgerversicherung einzuführen und der Ablehnung
durch die Unionsparteien erklärt Susanne Hallermann, pflegende Angehörige und Sprecherin des
Vereins: „Es gilt, das System der häuslichen und stationären Pflege in Deutschland grundlegend neu
auszurichten. Die skandinavischen Länder sind hierfür ein gutes Vorbild. Dort wird Pflege mit bis zu 4
Prozent des Bruttoinlandsprodukts finanziert. In Deutschland sind es lediglich 1 Prozent. Dadurch ist
die pflegerische Versorgung und Unterstützung im Norden wesentlich stärker an den Bedarfen der
Betroffenen orientiert und nicht mangelnden Ressourcen angepasst.
„Aufgabe der neuen Regierung ist es, die Ursachen für die Pflegekatastrophe zu beheben, nicht die
Symptome eines mangelhaften Pflegesystems zu behandeln. Wir brauchen eine gerechte
Pflegefinanzierung – die dem Anspruch nach einer Pflege in Würde und der Anerkennung der
pflegerischen Leistungen von Familien und Freunden gerecht wird“, so Hallermann.
Hintergrund:
Aktuell leben in Deutschland ca. 3 Millionen pflegebedürftige Menschen. Annähernd drei Viertel von
ihnen werden zu Hause gepflegt – fast ausnahmslos von Angehörigen, die dafür häufig ihre eigene
wirtschaftliche Existenz und Gesundheit aufs Spiel setzen. Aktuellen Schätzungen zu Folge beträgt
der wirtschaftliche Wert der unbezahlten Angehörigenarbeit rund 37 Milliarden Euro jährlich,
deutlich mehr als das gesamte Einnahmevolumen beider Pflegeversicherungen (Stand 2016).
Quelle: Pressemitteilung vom 04.03.2018
Vorstand:
Sebastian Fischer
Eckehard Hauck
Benjamin Salzmann
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Jetzt muss regiert werden – die Probleme dulden keinen Aufschub
Jetzt muss regiert werden – die Probleme dulden keinen Aufschub
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) gratuliert dem designierten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und setzt große Erwartungen in die neue Regierung. „Sie muss die drängenden Probleme vernünftigen Lösungen zuführen, um Gegenwart und Zukunft für die Menschen in Deutschland zu gestalten. Gerade in der Pflege ist die Not besonders groß und verträgt keine weiteren Verzögerungen“, sagt DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein. „Wir brauchen und fordern wirksame Verbesserungen, zuerst und vor allem in der Pflegepersonalbemessung. Ein „Weiter so“ mit dem Hinweis, der Bewerbermarkt sei leergefegt, kann auf keinen Fall gelten. Und rechtfertigt weder fortdauerndes Nichtstun noch kontinuierliche Ausbeutung der verbliebenen Pflegefachpersonen“, so Bienstein.
Die Situation in der deutschen Pflege ist seit Jahren vom Mangel gekennzeichnet: gravierende Pflegedefizite; sinkende Fachkraftquote; erschöpfte und ausgebrannte Pflegefachpersonen, die den immer gleichen Hinhalte-Parolen nicht mehr glauben; begründete Ängste der Bevölkerung vor Krankenhausaufenthalten und Pflegebedürftigkeit, weil sich die Versorgungsmängel längst herumgesprochen haben; ausbleibender Berufsnachwuchs und Pflegeschüler/innen, die wegen der miserablen Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen frühzeitig ihre Ausbildung abbrechen.
Der Pflegefachkräftemangel in Deutschland lässt sich nur beheben, wenn endlich die Berufsflucht gestoppt und gute, gesunde und gesetzeskonforme Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden. Hier sind neue Ideen und innovative Konzepte, aber auch strikte Vorgaben der Politik gefragt – und sie werden Geld kosten müssen. Geld, das man jahrelang der Pflege vorenthalten hat.
Das beginnt damit, dass Pflegeschüler nicht als billige Arbeitskräfte, sondern als Fachkräfte von morgen und übermorgen betrachtet und entsprechend wertschätzend fundiert ausgebildet werden. Das A und O eines guten Arbeitsplatzes sind die erlebbaren Arbeitsbedingungen: Arbeitsvolumen und zur Verfügung gestellte Personalressourcen müssen zueinander passen. Am Personal zu sparen ist in der Pflege noch nie eine gute Idee gewesen, wer diesen Fehler macht, bekommt die Folgen schnell zu spüren. Sind erst einmal Qualitätsmängel eingetreten, hat sich ein schlechtes Arbeitgeberimage herumgesprochen, bleiben gute Bewerber und die Klienten aus, nehmen Frustration und Fluktuation zu - eine kritische Spirale, die sich kaum noch aufhalten lässt. Erfolgversprechend sind dagegen ein guter und den Aufgaben entsprechender Skill und Grade Mix, eine Personalbemessung, die Spielräume behält für Fortbildung und Gesundheitsförderung, ein vorausschauendes systematisches Ausfallmanagement und verlässliche Dienstpläne, die für gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sorgen.
Deutschland steckt tief im Pflegenotstand, politische und unternehmerische Fehlsteuerungen vergangener Jahre haben ihn verursacht. Pflege ist in unserer alternden Bevölkerung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und sie braucht höchste Priorität auf allen politischen Ebenen.
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
www.dbfk.de
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke finden Sie auf der Homepage www.dbfk.de. Für Interviewwünsche oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.
Quelle: Pressemitteilung vom 05.03.2018
Johanna Knüppel | Referentin | Redaktion DBfK Aktuell | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157-0 | Fax 030-219157-77 | Umsatzsteuer Id.Nr. DE 114235140
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) gratuliert dem designierten Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und setzt große Erwartungen in die neue Regierung. „Sie muss die drängenden Probleme vernünftigen Lösungen zuführen, um Gegenwart und Zukunft für die Menschen in Deutschland zu gestalten. Gerade in der Pflege ist die Not besonders groß und verträgt keine weiteren Verzögerungen“, sagt DBfK-Präsidentin Prof. Christel Bienstein. „Wir brauchen und fordern wirksame Verbesserungen, zuerst und vor allem in der Pflegepersonalbemessung. Ein „Weiter so“ mit dem Hinweis, der Bewerbermarkt sei leergefegt, kann auf keinen Fall gelten. Und rechtfertigt weder fortdauerndes Nichtstun noch kontinuierliche Ausbeutung der verbliebenen Pflegefachpersonen“, so Bienstein.
Die Situation in der deutschen Pflege ist seit Jahren vom Mangel gekennzeichnet: gravierende Pflegedefizite; sinkende Fachkraftquote; erschöpfte und ausgebrannte Pflegefachpersonen, die den immer gleichen Hinhalte-Parolen nicht mehr glauben; begründete Ängste der Bevölkerung vor Krankenhausaufenthalten und Pflegebedürftigkeit, weil sich die Versorgungsmängel längst herumgesprochen haben; ausbleibender Berufsnachwuchs und Pflegeschüler/innen, die wegen der miserablen Ausbildungs- und Arbeitsbedingungen frühzeitig ihre Ausbildung abbrechen.
Der Pflegefachkräftemangel in Deutschland lässt sich nur beheben, wenn endlich die Berufsflucht gestoppt und gute, gesunde und gesetzeskonforme Arbeitsbedingungen durchgesetzt werden. Hier sind neue Ideen und innovative Konzepte, aber auch strikte Vorgaben der Politik gefragt – und sie werden Geld kosten müssen. Geld, das man jahrelang der Pflege vorenthalten hat.
Das beginnt damit, dass Pflegeschüler nicht als billige Arbeitskräfte, sondern als Fachkräfte von morgen und übermorgen betrachtet und entsprechend wertschätzend fundiert ausgebildet werden. Das A und O eines guten Arbeitsplatzes sind die erlebbaren Arbeitsbedingungen: Arbeitsvolumen und zur Verfügung gestellte Personalressourcen müssen zueinander passen. Am Personal zu sparen ist in der Pflege noch nie eine gute Idee gewesen, wer diesen Fehler macht, bekommt die Folgen schnell zu spüren. Sind erst einmal Qualitätsmängel eingetreten, hat sich ein schlechtes Arbeitgeberimage herumgesprochen, bleiben gute Bewerber und die Klienten aus, nehmen Frustration und Fluktuation zu - eine kritische Spirale, die sich kaum noch aufhalten lässt. Erfolgversprechend sind dagegen ein guter und den Aufgaben entsprechender Skill und Grade Mix, eine Personalbemessung, die Spielräume behält für Fortbildung und Gesundheitsförderung, ein vorausschauendes systematisches Ausfallmanagement und verlässliche Dienstpläne, die für gute Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben sorgen.
Deutschland steckt tief im Pflegenotstand, politische und unternehmerische Fehlsteuerungen vergangener Jahre haben ihn verursacht. Pflege ist in unserer alternden Bevölkerung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und sie braucht höchste Priorität auf allen politischen Ebenen.
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe e.V. (DBfK)
Alt-Moabit 91, 10559 Berlin
Tel.: 030-2191570
Fax: 030-21915777
dbfk@dbfk.de
www.dbfk.de
Der Deutsche Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) ist die berufliche Interessenvertretung der Gesundheits- und Krankenpflege, der Altenpflege und der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Der DBfK ist deutsches Mitglied im International Council of Nurses (ICN) und Gründungsmitglied des Deutschen Pflegerates (DPR). Mehr Informationen über den Verband und seine internationalen und nationalen Netzwerke finden Sie auf der Homepage www.dbfk.de. Für Interviewwünsche oder weitere Informationen wenden Sie sich bitte per E-Mail an presse@dbfk.de oder rufen Sie uns unter 030-219157-0 an.
Quelle: Pressemitteilung vom 05.03.2018
Johanna Knüppel | Referentin | Redaktion DBfK Aktuell | Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe - Bundesverband e.V.
www.dbfk.de | Alt-Moabit 91 | 10559 Berlin | Fon 030-219157-0 | Fax 030-219157-77 | Umsatzsteuer Id.Nr. DE 114235140
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Groko - ... da ist Streit in Sicht
Ein Zitat - u.a. zu den Beiträgen weiter oben !
"Während die SPD zum eigenen Schaden die Parteichefs wechselt wie andere die Socken, nimmt die Union im Dienste der Machtsicherung den schlechten Ruf des Kanzlerinwahlvereins in Kauf. Bei der Neuauflage der schwarz-roten Zweckgemeinschaft soll nun alles anders werden. Aber was eigentlich? … Da ist Streit in Sicht."
Zitat von Eva Quadbeck in ihrer Kolumne: "Neue Liebe, altes Spiel bei der Groko", Rheinische Post vom 06.03.2018.
http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... -1.7437569
"Während die SPD zum eigenen Schaden die Parteichefs wechselt wie andere die Socken, nimmt die Union im Dienste der Machtsicherung den schlechten Ruf des Kanzlerinwahlvereins in Kauf. Bei der Neuauflage der schwarz-roten Zweckgemeinschaft soll nun alles anders werden. Aber was eigentlich? … Da ist Streit in Sicht."
Zitat von Eva Quadbeck in ihrer Kolumne: "Neue Liebe, altes Spiel bei der Groko", Rheinische Post vom 06.03.2018.
http://www.rp-online.de/politik/deutsch ... -1.7437569
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Papst Franziskus hat die Arbeit von Pflegenden gewürdigt
Papst Franziskus hat die Arbeit von Pflegenden als unersetzlich für eine menschlichere Gesellschaft gewürdigt. Der Papst kritisierte aber auch den anhaltenden Personalmangel. Damit werde sich die Lage in Heimen und Krankenhäusern nicht verbessern. Diese Situation dürfe eine kluge Verwaltung in keiner Weise als Bereich für Sparmaßnahmen verstehen.
Quelle: https://www.bibliomed-pflege.de/alle-ne ... flegenden/
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Deutschland braucht grundlegende Pflegereform
Ärzte Zeitung vom 12.03.2018:
Diakonie fordert
Deutschland braucht grundlegende Pflegereform!
Union und SPD wollen in ihrer neuen Koalition die Altenpflege verbessern. Doch das reicht der Diakonie nicht. Sie fordert grundlegende Veränderungen.
...
Lilie sagte, in Deutschland gebe es einen Akutbedarf an 60.000 neuen Stellen. "Da reden wir über Milliarden und nicht über 400 Millionen Euro, die den 8000 neuen Stellen entsprechen."
...
mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=95 ... efpuryykqr
Diakonie fordert
Deutschland braucht grundlegende Pflegereform!
Union und SPD wollen in ihrer neuen Koalition die Altenpflege verbessern. Doch das reicht der Diakonie nicht. Sie fordert grundlegende Veränderungen.
...
Lilie sagte, in Deutschland gebe es einen Akutbedarf an 60.000 neuen Stellen. "Da reden wir über Milliarden und nicht über 400 Millionen Euro, die den 8000 neuen Stellen entsprechen."
...
mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=95 ... efpuryykqr
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
17.000 offene Pflegestellen - Vorhaben der Bundesregierung wenig hilfreich
"Altenpflege" informiert am 15.03.2018:
PFLEGE-THERMOMETER 2018
17.000 offene Stellen in deutschen Pflegeheimen
17.000 Stellen in den rund 13.500 Pflegeeinrichtungen können derzeit nicht besetzt werden. Das geht aus ersten Ergebnissen des "Pflege-Thermometers 2018" hervor. Diese repräsentative Befragung von Heim- und Pflegeleitungen hat das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) mit Sitz in Köln durchgeführt.
Angesichts derartiger Zahlen könnten die von der großen Koalition versprochenen 8.000 zusätzlichen Pflegestellen keine schnelle Entlastung bringen, sagte Prof. Michael Isfort, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des DIP. Von den Vorhaben der neuen Bundesregierung gehe "kein Impuls" aus.
… (weiter lesen unter ) … http://www.altenpflege-online.net/Infop ... legeheimen
+++
Deutsches Ärzteblatt vom 15.03.2018:
17.000 offene Stellen in Pflegeheimen können nicht besetzt werden
Knapp 17.000 offene Pflegestellen können derzeit in stationären Pflegeeinrichtungen nicht besetzt werden. Das geht aus dem aktuellen Pflege-Thermometer hervor, aus dem einzelne Ergebnisse heute anlässlich ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... tzt-werden
Pflege: Ruf nach grundlegenen Reformen wird lauter > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... rd-lauter
Altenpfleger leisten mehr als neuneinhalb Millionen Überstunden > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... erstunden
Überlastung des Pflegeheim-Personals macht Deutschen Angst > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... chen-Angst
PFLEGE-THERMOMETER 2018
17.000 offene Stellen in deutschen Pflegeheimen
17.000 Stellen in den rund 13.500 Pflegeeinrichtungen können derzeit nicht besetzt werden. Das geht aus ersten Ergebnissen des "Pflege-Thermometers 2018" hervor. Diese repräsentative Befragung von Heim- und Pflegeleitungen hat das Deutsche Institut für angewandte Pflegeforschung (DIP) mit Sitz in Köln durchgeführt.
Angesichts derartiger Zahlen könnten die von der großen Koalition versprochenen 8.000 zusätzlichen Pflegestellen keine schnelle Entlastung bringen, sagte Prof. Michael Isfort, der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des DIP. Von den Vorhaben der neuen Bundesregierung gehe "kein Impuls" aus.
… (weiter lesen unter ) … http://www.altenpflege-online.net/Infop ... legeheimen
+++
Deutsches Ärzteblatt vom 15.03.2018:
17.000 offene Stellen in Pflegeheimen können nicht besetzt werden
Knapp 17.000 offene Pflegestellen können derzeit in stationären Pflegeeinrichtungen nicht besetzt werden. Das geht aus dem aktuellen Pflege-Thermometer hervor, aus dem einzelne Ergebnisse heute anlässlich ... > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... tzt-werden
Pflege: Ruf nach grundlegenen Reformen wird lauter > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... rd-lauter
Altenpfleger leisten mehr als neuneinhalb Millionen Überstunden > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... erstunden
Überlastung des Pflegeheim-Personals macht Deutschen Angst > https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/ ... chen-Angst
-
- Administrator
- Beiträge: 25257
- Registriert: 18.05.2003, 23:13
Merkel verspricht Sofortprogramme für Gesundheit und Pflege
Ärzte Zeitung vom 22.03.2018:
Regierungserklärung
Merkel verspricht Sofortprogramme für Gesundheit und Pflege
Die Pflegenden, ob privat oder beruflich, seien "die stillen Helden" der Gesellschaft. Die geplanten 8000 neuen Pflegekräfte seien daher nur ein erster Schritt, so Angela Merkel in ihrer gestrigen Regierungserklärung. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=96 ... efpuryykqr
Regierungserklärung
Merkel verspricht Sofortprogramme für Gesundheit und Pflege
Die Pflegenden, ob privat oder beruflich, seien "die stillen Helden" der Gesellschaft. Die geplanten 8000 neuen Pflegekräfte seien daher nur ein erster Schritt, so Angela Merkel in ihrer gestrigen Regierungserklärung. mehr » https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=96 ... efpuryykqr