Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e. V.
Pressemitteilung vom 11.9.2019
Angehörige stärken heißt auch Gewalt in der häuslichen Pflege verhindern.
Das Symposium des Landesverbandes der Alzheimer Gesellschaften befasst sich mit der
notwendigen Unterstützung des „größten Pflegedienstes der Nation“.
Wenn der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW am kommenden Freitag zum
Symposium „Pflegende Angehörige stärken“ im Düsseldorfer Landtag lädt, wird dort auch die
Landesregierung vertreten sein. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann berichtet von den jüngsten
Initiativen des Landes: den „Regionalbüros Alter, Pflege und Demenz“ sowie vom ebenfalls gerade
angelaufenen Landesprogramm „Zeit und Erholung für mich: Kuren für pflegende Angehörige in
NRW“.
Nach Grußworten der Vizepräsidentin des Landtages, Carina Gödecke, und des Vertreters der
gastgebenden FDP-Fraktion im Landtag, Marcel Hafke, eröffnet die Vorsitzende des
Landesverbandes, Regina Schmidt-Zadel, MdB a.D. das Symposium.
In Vorträgen, einer Talkrunde und einer Podiumsdiskussion geht es u.a. um die Fragen: Was macht
die häusliche Pflege mitunter so beschwerlich? Wie kann man Belastungen bewältigen und damit
auch Gewalt vorbeugen? Und: Welche Unterstützung braucht man dafür? Dramatischer Hintergrund
dieser Diskussion ist der eklatante Mangel an ausreichend ambulanten Pflegediensten im Land, was
betroffene Familien verzweifeln lässt.
Hochkarätig geht es in die Vorträge mit Prof. Dr. Stefan Sell von der Hochschule Koblenz. Der
Sozialwissenschaftler, Direktor des Instituts für Sozialpolitik und Arbeitsmarktforschung schildert, wie
der Pflegenotstand in die Familien hineinwirkt und wie Hilfe von außen besser organisiert werden
könnte. Der Experte plädiert für eine Kommunalisierung der Altenpflege. Die unterschiedlichen
Unterstützungsbedarfe der Pflegebedürftigen und ihrer Angehörigen verlangen nach schneller,
möglichst unkomplizierter Hilfe. Passende Angebote könnten am besten vor Ort geplant und
realisiert werden. Kommunale „Kümmerer“, die die Besonderheiten und Belastungen der häuslichen
Situationen kennen, sollten flächendeckend und verpflichtend installiert werden, schlägt Sell vor. Sie
könnten dann dafür sorgen, dass Angebot und Nachfrage rasch zueinander finden.
Dr. Cornelia Schweppe, Professorin für Sozialpädagogik an der Uni Mainz betrachtet Gewalt in der
Pflege als Politikum. Dringend erforderlich sei ein gesellschaftliches Bewusstsein für die Bedrängnis in
der häuslichen Pflege und eine Infrastruktur, ähnlich, wie es sie in der Kinder- und Jugendhilfe schon
gibt.
Hartmut Emme von der Ahe vom Demenznetz des Kreises Minden-Lübbecke erläutert die
gewaltpräventive Wirkung des Netzwerks. Der Theologe, Geragoge und Case-Manager weiß: Nicht
immer, aber auch nicht ganz selten sind Angehörige in der Pflege so belastet, dass sie im Umgang mit
dem betreuten Menschen Grenzen überschreiten und ihm seelisch oder körperlich weh tun. Die
Hilfen des Netzwerks tragen dazu bei, Eskalationen vorzubeugen. Wenn eine angespannte
Pflegesituation dennoch in offene Gewalt umschlägt, wird in dem ostwestfälischen Kreis die
Anlaufstelle für häusliche Gewalt in der Pflege eingeschaltet, die dann die „Fallführung“ übernimmt.
Das Symposium will pflegende Angehörige stärken. Deswegen findet Alzheimer NRW es wichtig, sie
auch selbst zu Wort kommen zu lassen: In einer Talkrunde berichten Menschen mit
Demenzerfahrung, welchen Herausforderungen sie sich in ihrem Pflegealltag stellen mussten und
müssen.
Was kann auch das Land dazu beitragen, dass die Angehörigen des „größten Pflegedienstes der
Nation“ sich dabei nicht seelisch, körperlich und finanziell ruinieren? In einer Podiumsdiskussion
stehen die gesundheitspolitischen Sprecher der NRW-Landtagsfraktionen hier Rede und Antwort.
Zum Abschluss des Symposiums verleiht der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW
gemeinsam mit der neuraxFoundation gGmbH erstmalig den „Preis für Ihr Engagement in der
Demenzselbsthilfe“.
Moderiert wird die Tagung von Dr. med. Heinz-Wilhelm Esser, bekannt u.a. aus dem WDR-Fernsehen
als „Doc Esser“.
13. September 2019, von 9.00 – 15.45 Uhr:
„Pflegende Angehörige stärken“ Symposium des Landesverbandes der Alzheimer
Gesellschaften NRW e.V. im Landtag NRW, Platz des Landtags 1, 40221 Düsseldorf
Bei Rückfragen stehen wir Ihnen unter
info@alzheimer-nrw.de oder unter der folgenden Rufnummer
zur Verfügung 0211-24086910.
V.i.S.d.P. Regina Schmidt-Zadel MdB a.D., Vorsitzende
Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. Bergische Landstraße 2 * 40629 Düsseldorf
Tel. 0211/240869 – 10 * Fax. 0211/240869 - 11
presse@alzheimer-nrw.de *
www.alzheimer-nrw.de 11. September 2019
Der Landesverband der Alzheimer Gesellschaften NRW e.V. wurde 2003 gegründet.
Er ist die Interessenvertretung der regionalen Alzheimer Gesellschaften und Alzheimer AngehörigenSelbsthilfegruppen und Selbsthilfeinitiativen in NRW.
Er führt laufend eigene Projekte durch, z.B. das Projekt "Leben mit Demenz", eine Schulungsreihe für
Angehörige.
Er ist Veranstalter von Fachtagungen und Herausgeber eigener Publikationen.
Er setzt sich für einen würdevollen Umgang mit Menschen mit Demenz ein, insbesondere in der
Pflege, und wirkt an der Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in Gremien,
Ausschüssen und auf politischer Ebene mit.