"Pflege-Mahnung" an Frau Dr. Merkel - weiterhin aktuell

Gesundheitswesen, Krankenhaus- und Heimwesen, Katastrophenschutz, Rettungsdienst, Arzneimittel- und Lebensmittelwesen, Infektionsschutzrecht, Sozialrecht (z.B. Krankenversicherung, Pflegeversicherung) einschl. Sozialhilfe und private Versorgung

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"Pflege-Mahnung" an Frau Dr. Merkel - weiterhin aktuell

Beitrag von WernerSchell » 26.03.2016, 07:26

Die in dem nachfolgenden Brief geschilderten Situationen sind leider immer noch aktuell und belasten uns
Pflegenden Angehörigen im täglichen Pflege Alltag, der für viele von uns oft rund um die Uhr, gemanagt werden muss, sehr.
Der Brieftext kann als Muster verwandt und abgewandelt werden für eine gemeinsame Protest-Briefaktion von uns
Pflegenden Angehörigen, um auf unsere diskriminierende Situation in der Gesellschaft aufmerksam zu machen.
WIR wollen endlich gehört werden.
WIR haben was zu sagen und
WIR wollen Veränderungen zum Wohle der Pflegenden Angehörigen!


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Marion Reinartz 01.05. 2014

Bundeskanzleramt
Bundeskanzlerin
Dr. Angela Merkel
Willy-Brandt-Straße 1
10557 Berlin



Erinnerung
Mein Schreiben vom 1.3.2014

Pflege Aktivisten/ Veränderungen in allen sozialen Bereichen


Sehr geehrte Frau Dr. Merkel,

die Menschenwürde ist ein in unserem Grundgesetz gemäß § 1 verankertes Grundrecht und wird in unserem maroden Gesundheitssystem täglich neu mit Füßen getreten.

Seit über 30 Jahren habe ich meinen schwerstbehinderten Sohn gepflegt und betreut und seit nunmehr sechs Jahren meine an Alzheimer erkrankte Mutter.

Ich bin eine von den ca. 2,5 Millionen, die ihre Angehörigen zu Hause pflegen und zum Teil nach Beendigung der Pflege in die durch die schwierigen Bedingungen in unserem Land vorprogrammierte Altersarmut fallen, in unseren Berufen finden wir nach so vielen Jahren der Pflege meist alle nicht mehr zurück und wenn, mit erheblichen finanziellen Einbußen. Wir pflegenden Angehörigen stellen den größten Pflegedienst der Nation.

Noch nie wurde uns die Pflege so schwer gemacht, insbesondere auch durch zermürbenden Verwaltungsaufwand, Papierkrieg und Dokumentationen etc.

Während der zurückliegenden Betreuungs- und Pflegezeit meiner Mutter habe ich auch mit diversen Pflegeeinrichtungen und Krankenhäusern Bekanntschaft gemacht. Was sich dort für mich als Gesunder abgespielt hat, spottet jeder Beschreibung.

Es ist erschreckend zu erfahren, dass kranke Menschen nicht als geheilt aus Krankenhäusern entlassen werden, sondern im Gegenteil mit noch schlimmeren Folgekrankheiten aufgrund der oft fatalen medikamentösen Behandlung, die im Ruhigstellen von insbesondere alten Patienten ihren Grund hat. Jhrl. werden in Pflegeheimen gegen ihren Willen ca. 240.000 Patienten und Bewohner sediert, weil am Personal gespart wird und oftmals nicht einmal eine Mindestpersonalbesetzung vorhanden ist.

Die Chemische Gewalt am alten Menschen hört nicht auf und resultiert daraus, dass immer weniger qualifiziertes Personal eingestellt wird. Das verbliebene Personal für eine Station ist oftmals dermaßen überfordert, dass Fehlleistungen in ihrer Praxis nicht selten sind. Überforderung, Burnout und Mobbing sind oft die Folge davon, die uns heute schon die Aussicht aufs Altern in einem erschreckenden Licht erscheinen lassen. Wir sind die nächsten Alten.

Ich habe mich mit den Pflegeaktivsten bei facebook seit ein paar Jahren solidarisch erklärt und auch mit anderen Pflegegruppen diverse Petitionen unterzeichnet, die eine Forderung auf verbesserte Pflege in unserer Gesellschaft zum Inhalt hatten, nämlich Menschenwürde statt Gewinnmaximierung im Gesundheitssystem, ein besserer Personalschlüssel, damit Fehlleistungen in der Pflege vermieden werden, und eine respektable Entlohnung des Pflegepersonals in unserem Land.

Es geht nicht an, dass Sie insbesondere unsere Alten, die nach dem Krieg diesen Staat unter schwierigsten Bedingungen mit aufgebaut haben, heute so allein lassen, indem ihnen eine dem Grundgesetz nach gebührende menschenwürdige Pflege verwehrt wird und sämtliche Trittbrettfahrer in diesem Gesundheitssystem bedient werden, sich goldene Nasen verdienen durch unserer aller Krankenkassenbeiträge. Riesige Summen werden aus dem Solidar-System geschöpft und machen die Taschen der Aktionäre voll. Da, wo das Geld hingehört, kommt es nie an. Nämlich bei den zu Pflegenden, dem Pflegepersonal und den pflegenden Angehörigen. Ihnen allen gebührt unser Respekt.

Ich hätte gerne gewusst, wann endlich nach all den Jahren die von Ihnen und Ihrem Stab gemachten Wahlversprechen eingehalten werden. Nehmen Sie sich dieses sehr wichtigen und ernsten Themas bitte schnellstmöglich an, denn in der Pflege ist es bereits fünf nach zwölf. Das Maß an menschenverachtender Ignoranz ist schon lange voll.

Es geht nicht an, dass Pfleger wegen der Chemischen Gewalt am alten Menschen, die Personal einspart und die noch verbleibenden Vitalfunktionen des alten Menschen zerstört, ja oft zum vorzeitigen Tode führt, bereits von “subtiler Euthanasie” sprechen.

Selbst in Krankenhäusern ist dies mittlerweile gang und gebe. Selten kommt ein Patient oder ein alter Mensch heil aus diesen zurück. Im Gegenteil, oftmals sogar mit vorher nicht vorhanden gewesenen Folgekrankheiten, die durch die nicht ausgiebig genug erprobten Medikamente entstehen. Warum gebieten Sie, als Verantwortliche, für diese Missstände in unserem Gesundheitssystem all dem nicht endlich Einhalt?

Ich habe seit sechs Jahren alles darüber dokumentiert, wie mit meiner alten Mutter in Pflegeheimen und Krankenhäusern verfahren wurde. Ich bin immer noch entsetzt und gehe mit dem Pflegepersonal, das sich dagegen auflehnt, weil es so nicht menschenwürdig arbeiten kann, unbedingt einig.

Nicht nur den Patienten, Pflegebedürftigen, sondern auch dem Pflegepersonal und ebenso uns Pflegenden Angehörigen gebührt Respekt, den ich in dieser Gesellschaft, die auf Gewinnmaximierung aus ist, so sehr vermisse. Menschenwürdige Pflege geht uns alle an! Und dazu gehört auch ein besserer Personalschlüssel!

Euthanasie hatten wir in diesem Land schon einmal! Das sollte doch hellhörig machen und endlich handeln lassen.

Menschenwürde ist ein Grundrecht und wird in dieser Gesellschaft täglich neu mit Füßen getreten. Wie können Sie dabei immer wieder Wahlversprechungen machen, die Sie nicht einhalten?

Schauen Sie doch einfach mal genauer hin und lesen Sie unsere seit Jahren von Tausenden von Betroffenen unterzeichneten Petitionen, damit Sie endlich erkennen, was an der Peripherie krankt und schaffen unbedingt schnelle Abhilfe! Sonst tragen wir unser Gesundheitssystem zu Grabe.

Ich halte nichts von den jahrelangen Versprechungen, die positive Veränderungen zum Inhalt hatten, dann aber nie in die Tat umgesetzt wurden. Selbst beim Pflegebegriff ist man sich nach so vielen Jahren immer noch nicht einig. Das macht Sie unglaubwürdig.

Ich könnte in Ihrer Position, in der Sie die Macht haben, all das abzuändern und es doch nicht tun, angesichts der herrschenden maroden Zustände im Gesundheitssystem nicht mehr ruhig schlafen. Bedient wird nur die gigantische Pharma-Industrie, die nicht unbedingt immer zur Volksgesundheit beiträgt.

Es reicht eben nicht aus, an das Ehrenamt zu appellieren. Gute Pflege ist Vertrauenssache und braucht mehr gutes examiniertes Personal und keine Chemische Gewalt am Menschen als Kompensator für diese Misere, wie sie sich derzeit in Deutschland in unserem Gesundheitssystem stellt.

In der Hoffnung, dass Sie diesen Brief lesen und ihn, sowie die vielen anderen Petitionen auch, endlich ernst nehmen, verinnerlichen und kraft Ihres Amtes schnellstmöglich für Verbesserungen eintreten,

verbleibe ich als pflegende Angehörige,
und Mitglied der Pflege Aktivisten
mit freundlichen Grüßen

Marion Reinartz
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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WernerSchell
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Der gekaufte Patient? - Wie Pharmakonzerne Verbände benutzen

Beitrag von WernerSchell » 10.05.2016, 06:44

Am 09.05.2016 bei Facebook gepostet:
"Der gekaufte Patient? - Wie Pharmakonzerne Verbände benutzen." - Die Story im Ersten am 09.05.2016, 22:45 Uhr (Wh. am 12.05.2016): > viewtopic.php?f=7&t=21625
Dazu passend die bereits erwähnten Ermittlungen wg. Betrugs mit sog. „Luftrezepten“: > viewtopic.php?f=2&t=21624
Anhand dieser aktuellen Berichte wird verdeutlicht, wie notwendig es war, am 27.04.2016 beim Neusser Pflegetreff über die Arzneimittelversorgung zu sprechen: > http://www.wernerschell.de/aktuelles.php
Wir bleiben dran!
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WernerSchell
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Mindestlohn, Mindestpersonalbesetzung ...

Beitrag von WernerSchell » 23.10.2016, 06:24

Am 22.10.2016 bei Facebook gepostet:
Mindestlohn, Mindestpersonalbesetzung …. klingt in manchen Ohren gut, lenkt aber von den wirklichen Erfordernissen im Pflegesystem ab. Pflegekräfte müssen entsprechend ihrer Fachlichkeit angemessen bezahlt werden. Die Stellenbesetzung muss den konkreten Anforderungen in der Krankenhaus- und Heimversorgung gerecht werden, so dass, wie z.B. nach § 11 SGB XI gefordert, nach pflegewissenschaftlichen Standards gepflegt werden kann…. Pflegekräfte wollen die Patienten und pflegebedürftigen Menschen bestmöglich versorgen - und dabei sind "Mindesterwägungen" weniger hilfreich.
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